Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Vormittag: Bereitschaft zur Aufnahme der Beratungen zur Hauptproposition. Nachmittag: Erneute Zusammenkunft auf dem Rathaus. Anschließend gemeinsamer Zug zum Ks. zur Bekanntgabe der Beratungsergebnisse.

/97'/ (Vormittag, zwischen 7 und 8 Uhr) Rathaus. Kff. von Köln, Mainz, Sachsen und Brandenburg sowie Pfgf. Ludwig persönlich mit Dienern und Räten; zu Beginn Trierer Dompropst anstelle des Kf. von Trier.

Haben anfengklich eine gute weile verzogen und einer mit dem andern vor sich gerehdet und auf den churfursten zu Trier gewartet. Wie es aber mit desselben ankunfft zu lange geweret und gleichwol seine rethe zur stet gewesen, haben sie sich darnach gesezt, erstlich pfalzgraff Ludewig, nechst deme zu der lincken handt der churfurst zu Meinz, und weil Trier in der person noch nicht kommen, hatt sich nechst Meinz der thumbprobst zu Trier, Johann von Schönenburgk, an seines hern des churfursten stet gesezt, nechst demselben der churfurst zu Cöln, darnach der churfurst zu Sachssen und dann lezlich der churfurst zu Brandemburgk.

/98/ 1. Umfrage. Mainzer Kanzler proponiert: Der churfurst zu Meinz stunde in keinem zweiffell, die andern churfursten sowol pfalzgraff Ludewig wusten sich zuerinnern, auß waß erheblichen ursachen die ksl.Mt. ine, den churfursten zu Meinz, alß des Heiligen Reichs erzcanzlern, hiebevorn gnedigst ersucht, vermuge der gulden bulla und alten churfurstlichen vereinigung einen churfursten tagk und collegialversamlung außzuschreiben1 etc., deme zu geburlicher und gehorsamer folge und erheischender notturfft nach sein kfl.Gn. den churfurstentagk an alle des Heiligen Reichs churfursten sowol auch an pfalzgraff Fridrichen Kf. außgeschrieben etc. und anfengklich den ort zu Franckfurt am Mayen und die zeit uf den 29. Julii bestimmet. Nachfolgents aber, von wegen eingefallener verhinderung und ursachen des sterbens halben zu Franckfurt am Meyen und sonsten, sonderlich aber der ksl.Mt. obligenden leibes schwacheit halben und derselben zu underthenigsten ehren und gefallen, solchen tagk von Franckfurt anhero gen Regenspurgk transferiret und uf den 26. Septembriß einzukommen, die churfursten sowol auch den pfalzgraffen churfursten erfordert2 etc. etc. /98'/ Weil denn darauf die churfursten gehorsamlich erschienen, Pfalz aber sich leibes ehaffte halben entschuldigt und seine gesantten zur stet etc., und sie gestern von wegen der ksl.Mt. des herzogen zu Beyern anbringen3, darnach auß dem ablesen und irer Mt. mundtlichen anzeige4 angehöret und vernommen, wz ire Mt. proponiret, angebracht und gesucht zu beratschlagen5 etc. etc., so wolten sein kfl.Gn. zu der andern churfursten und pfalzgraff Ludewigs gefallen gestellet haben, ob und was sie darauf beratschlagen, tractiren und handeln wollen, mit erbietung, was des Heyligen Reichs wolfart und bestes betreffe etc. etc., sich davon mit und neben inen zu bereden, zuberatschlagen und sich mit inen freundlich zuvorgleichen etc. etc.

/99/ Trier (Kanzler): Sein herr, der churfurst zu Trier, hette neben den andern Kff. und fursten gestern angehöret, was die ksl.Mt. proponiren lassen und schrifftlich unnd mundtlich gesucht etc., und erinnerte sich gar wol, warauf die proposition stunde, alß vornemblich von der succession des Reichs etc. Nu wuste er sich auch daneben wol zuerinnern, was die ksl.Mt. zuvor nicht allein schrifftlich, sondern auch durch derselben ansehenliche abgesantten6 an ihn gelanget und bei ime gesucht, welchs er achtet, dz es gleichsfalß bei den andern churfursten und sonderlich Pfalz auch geschehen etc. Er hette sich aber gleichwol anfengklich darauf cathagorice nicht erkleren wollen, sich aber sonsten alles underthenigsten guten willens erbotten und es sonsten mit seiner erklerung biß uf eine collegialversamlung der churfursten verschoben, alßdann des Heiligen Reichs wolfart und bestes in deme helffen zubedencken. /99'/ Weil denn nu diese kegenwerttige collegialversamlung angestellet, die churfursten und pfalzische gesantten zur stet, gestern die proposition angehöret und der ksl.Mt. die antwort darauf erfolget, dz man auf die proposition die notturfft wolte beratschlagen und bedencken7, so achtet er es dafur, dz deme erbieten folge zuthun und der ksl.Mt. underthenigst zugehorsamen. Stellets doch in der andern churfursten gefallen, wz sie in deme zuthun gemeinet; do er sonst ir gemute dahin vermerckt, wil er sich alßdann darauf und auf die geschehene proposition auch seines gemuts vernehmen zulassen und zuerzeigen wissen.

/100/ Köln (Kanzler): Er hette gleichsfalß vorstanden, was gestern die ksl.Mt. mundtlich und schrifftlich proponiret und anbracht. Wuste sich auch wol zu erinnern wie er zu diesem tage kommen und das der churfurst zu Meintz den tagka erstlich gen Franckfurt am Mayn, darnach aber hiehero bestimmet. Item das auch gleichergestalt nicht one, das er sich anfengklich kegen den keiserlichen gesantten auf derselben werbung mit einiger entlichen erklerung nicht einlassen wollen, sondern es auch biß zur collegialversamlung eingestellet etc. Ist nu erböttigk, wenn Trier sich erkleret, alßdann seines theilß auch auf die proposition zuantworten unnd sich zuerkleren etc. etc.

/100'/ Pfalz (Dr. Ehem): Er und seine zugeordenten hetten auch gehöret, was gestern von der ksl.Mt. proponiret und angezeigt etc., wusten auch welchergestalt diese zusammenkunfft angestellet etc. Sein her vater, pfalzgraff Friedrich churfurst etc., hette sich auch kegen den keiserlichen gesantten nichts anders erkleret, denn wenn die churfursten zusammen kemen, das er alßdann des Heiligen Reichs wolfart, notturfft und bestes wolte helffen bedencken und beratschlagen etc. Hette von demselben instruction unnd befehl etc.8, wenn und was im von den andern churfursten vorgenommen und berehdet wurde, das wolle er, habenden befehl nach, auch thun und sich alßdann erkleren etc. etc.

/101/ Sachsen (Berlepsch): Wuste sich gleichsfalß zuerinnern, was die ksl.Mt. etc. anfengklich durch schickung an in gelangt etc., desgleichen Meinz durch außschreiben etc., und das Meinz erstlich den tagk gen Franckfurt, darnach alhier gen Regenspurgk auß angezogenen ursachen angestellet etc. etc. Item hette gestern gehöret, was die ksl.Mt. mundtlich und schrifftlich proponiret etc. Hette es sonsten anfangs kegen den keiserlichen gesantten mit seiner erklerung auch biß uf der churfursten collegial versamlung verschoben etc. Soviel nu die heuptsache anlangte, wolte im nicht geburen, mit dem votiren den andern vorsitzenden chur- und fursten vorzugreiffen etc. Wenn dieselben zum heupthandel schreitten und sich erkleren, wil er sich darnach in seiner ordnung auch zuerzeigen und zuerkleren wissen.

/101'/ Brandenburg (Kanzler): Sein kfl.Gn. hetten auch gehöret, was gestern zu eingang biß uf ferrer beratschlagung were proponiret und furgelauffen, daneben was Meinz izo darauf proponiren lassen etc. Wusten sich gleichsfalß zuerinnern, wz die ksl.Mt. zuvor auch durch schrifft und schickungen bei ir gesucht, alß dz auß allerhandt wichtigen ursachen von der succession etc. etc. hochnötig zuberatschlagen were etc. etc.; daneben auch wz desfalß geordnet9 etc., alß do was vorfiele in solchen fellen, dz Heilige Reich belangende etc., das es uf eine collegialversamlung der churfursten solte hafften etc.; solchs den keiserlichen gesantten auch zur antwort geben und es biß hieher uf diese versamlung eingestellet etc. Weil es nu hirzu kommen und man sich gestern kegen der ksl.Mt. zur beratschlagung erbotten, so hielten ire kfl.Gn. dafur, dz sich geburen wolle, solchs ins werck zu sezen, mit erbietung, wenn die erklerung von den andern Kff. erfolget, alßdann an sich auch nichts mangeln zulassen etc.

/102/ 2. Umfrage. Mainzer Kanzler: Hette gehöret, was die churfursten und pfalzgraff Ludewig sich auf die proposition vernehmen lassen und dahin einhellig gestimmet, das darauf und davon zurehden, zutrattiren und zuratschlagen. Nu achtet er, das nötigk, die proposition in specie vor die handt zu nehmen und zuvolfuren etc.

Trier: Weil die andern einig und bedencken, das die proposition vor zunehmen und darauf und davon zurehden, zuratschlagen und zutractiren, so lest er sichs auch nachmaln gefallen. Und hette solche proposition bedacht und erwogen, befunde die vornemblich dahin gerichtet: 1. das die ksl.Mt. sich kegen den churfursten der wilferigkeit und gehorsamen erscheinens etc. gnedigst thetten bedancken etc., sonderlich auch dz irer Mt. halben (weil die izo ubel ferne reisen könnten) der tagk von Franckfurt anher gen Regenspurgk bestimet und die churfursten etwas weiter also nachgereyset etc. /102'/ 2. Item entschuldigung irer Mt. langsamen ankommens halben, auß verhinderung etlicher eingefallen ursachen und gescheffte etc. 3. Item dz ire Mt. ein besonder vertrawen zu den churfursten gesezt etc., das sie in dieser hochwichtigen sache, dz Heilige Reich belangende etc., an inen nichts wurden mangeln lassen. 4. Item anziehung irer Mt. grosse leibes ungelegenheit und schwacheit etc. und die besorgliche gefahr des Heiligen Reichs auf irer Mt. todefall, do nicht bei zeitten deme vorkommen etc. 5. Und dz derwegen uf mittel und wege und uf einen successorn des Reichs zugedencken, damit in zeiten kunfftigs unheil abgewendet etc. etc. Achtet, dz ire Mt. darauf höflich zubeantworten, alß das man irer Mt. zu allem underthenigsten gehorsam und alles, wz dem Heiligen Reich nuzlich und vortreglich etc., zubefordern willig und dz der geschehenen gnedigsten dancksagung, sonderlich auch wegen des weitern nachfolgens, nicht bedurfft etc. Item dz es der entschuldigung des langsamen ankommens auch nicht bedurfft, hielten ire Mt. wol entschuldigt etc. Item trugen mit irer ksl.Mt. dero leibes schwacheit halben ein underthenigsts mitleiden /103/ und wünschten, dz unser herr Gott ire Mt. stercken, dero bestendige leibes gesundtheit verleihen und sie lange fristen wolte. Item dz sie selbst und menniglich irer Mt. nicht anders nachrumen köntten, denn dz sie sich die zeit hero der keiserlichen regirung mit trewen und aller väterlichen sorgfeltigkeit und fleiß angenommen und angelegen sein lassen und dz Heilige Reich, churfursten, fursten und stende jeder zeit wolgemeinet und noch etc., derwegen man sich vielmehr deßen kegen irer ksl.Mt. zum underthenigsten thette bedancken, mit bitte etc., dasselbige hinfuro nicht weniger zu thun und sich dz Heilige Reich etc. etc. weiter zu gnaden und gnedigster administration befohlen sein zulassen, darzu denn unzweiflich unser herr Gott irer Mt. ferner gnade und hulff verleihen wurde etc., wie des die antwort weiter in bester form gethan werden köntte. Darnach, weil von irer Mt. vornemblich angezogen, warumb die höchste notturfft erfordert, diese beratschlagung anzustellen und davon zu rehden etc., so stunde in der churfursten bedencken und gefallen, /103'/ ob vor der beantwortung der ksl.Mt. uf die andern gemeinen punct etc. vom heupthandell der erwelung eines successorn etc., dz es dem Reich nötig, nuz und gut etc., zu rehden und zutractiren, oder ob die ksl.Mt. uf oberwente gemeine punct zuvor zubeantworten und man darnach erst vom heupthandel rehde und tractire etc. Seines erachtens bedenckt er, damit es nicht lange aufgezogen, dz die tractation vom heuptpunct erstlich vorgenommen werde, darnach weren ire ksl.Mt. uf eins und das ander zugleich zubeantworten, doch stellet ers in der andern bedencken; wohin die schliessen, wil er sich weiter auch vernehmen lassen etc.

Köln: Hatt die proposition auch erwogen, befindet vornemblich, dz die ksl.Mt. ire leibes ungelegenheit und unvormugenheit neben allerhandt besorglicher gefahr des Reichs etc. anziehen, mit begern, dz derwegen die churfursten uf wege und mittell, sonderlich uf ein gewisses kunfftigs heupt und successorn gedencken wolten etc. /104/ Nu achtet er, dz man unnötige verlengerung der sachen billich vermeidet und desto ehe zum heupthandel greiffe und davon rehde, darumb man zur stet sei etc., derwegen, wenn Trier sich desfalß cathegorice erkleren wirdt etc., so wil ers alßdan an ime auch nicht mangeln lassen etc. etc.

Pfalz (Dr. Ehem): Er hette gleichergestalt die proposition beratschlagt, befindet darinne die punct begriffen wie von Trier angezogen. Achtet dafur, dz man sich der gemeinen punct halben, welchergestalt die ksl.Mt. zu b[e]antwortten, leicht zuvorgleichen, wurde auch Meinz solchs am schicklichsten zuthun wissen, und dz am besten, dz man zur heuptsache schreite. Wenn solchs geschicht und davon gerehdet wirdt, ist er erböttigk, sich auch aller gebur zuerzeigen etc.

/104'/ Sachsen: Hatt auch die proposition beratschlagen und erwegen lassen, achtet, das die dancksagung und antwort auf die ubrigen punct zuthun. Stellet aber in bedencken, ob anfangs davon alleine oder aber alleine von der heuptsache zurehden sein solle. Helt sonst dafur, damit es nicht lange aufgezogen werde, das am besten, dz man von beiderseits puncten zugleich rehde und tractire etc., mit erbieten, wenn die andern des mit ime einig und die ordnung an ihn kömpt, alßdann dz seine auch zuthun und an im nichts erwinden zulassen.

Brandenburg: Befindet die proposition obangezogenes inhalts, achtet, dz auf den eingangk leicht köntte geantwortet werden, wie auch albereit zum theil gestern von Meintz geschehen; dz der ort transferiret, hette man irer Mt. darine underthenigst wilfaret etc.; dz sichs mit irer Mt. ankunfft verzogen, weren sie des bei inen wol entschuldigt und also fort etc. etc. /105/ Desgleichen achtet sein kfl.Gn., dz am besten, dz man zur beratschlagung der heuptsache thue, damit es soviel weniger vergeblich lange aufgezogen werde, wollen sich auch zu irer erklerung, wenn es an sie kömpt, erbotten haben etc.

3. Umfrage. Mainzer Kanzler proponiert: Was die churfursten und Pfalz sich vernehmen lassen, hette er angehöret, sonderlich dz die ksl.Mt. uf die propositiones zubeantworten, welchs denn, was die gemeinen punct anlangte, leicht zuthun wie breuchlich etc. Helt auch vors beste, dz vom heuptpunct tractiret werde etc. Weil sie nu desfalß einhelliger meynung etc., so stellet er zu irem gefallen, davon zurehden, ob der ksl.Mt. zeit dero leben und regirung ein administrator zuzuordnen etc. und ob der auch kunfftigk succediren solle etc. Vor sein person achtet er, dz es zuthun gut und hochnötig etc. etc.

/105'/ Trier: Vernimpt, dz die churfursten neben Pfalz in gemein dahin votiren, den heuptpunct vor die handt zunehmen und davon zurehden, ob ein successor zubenennen etc. und dann auch uf die andern punct zuantworten etc. Lest sich beide meynungen gefallen. Auf den ersten heuptpunct vornemblich achtet er, dz es gut, darauf zu gedencken, in zeitten und bei leben der ksl.Mt. einen successorn zuerwelen etc., denn wie er hinder sich gesehen, so befunde er, das es nicht allein der gulden bulla nicht zukegen noch ungemeß, b–sondern dergleichen zuvor auch geschehen–b . Item hette befunden, das, wie auch von der ksl.Mt. selbst angezogen, zu mehrmaln es gar sorglich und geferlich im und umb das Reich gestanden, do man den fall eines römischen keisers und königs erwartet und nicht zuvor bei desselben leben uf einen successorn und gewisses heupt getrachtet etc., derwegen vielweniger izo eines sol[c]hen falles zu erwartten, sondern viel mehr umb mehrer sicherheit willen /106/ und zuvorkommung kunfftiger gefahr und unheilß etc., einen gewissen successorn zubenennen und zuerwelen gut etc. So befunde und verstunde er auch die gulden bulle nicht dahin gerichtet, das die churfursten nicht solten vor dem fall eines römischen keischers [!] uf einen römischen könig und kunftigen successorn zugedencken etc. macht haben, mit anziehung etlicher exempell, wie auch von der ksl.Mt. angezogen etc., dz es zuvor geschehen und also zu vielmaln gebreuchlich gehalten worden10; und das es gut und dem Heiligen Reich nuz und vortreglich gewesen, wenn es geschehen, und hergegen sorglich und geferlich etc., do es verblieben und biß auf den fall gesparet etc. Nu hetten die ksl.Mt. auch ire leibes schwacheit und höchste ungelegenheit angezogen, wie auch ane das solchs vor augen zusehen und es allein bei dem allmechtigen /106'/ stehet, sonsten hette es wol das ansehen, das es mit irer Mt. wol die lenge nicht möchte tawren oder bestandt haben, darumb man denn auch vornemblich zu dieser collegial versamlung getrachtet etc. So bedenckt er auch des Heyligen Reichs gelegenheit, wie es darin und darumb geschaffen, sonderlich auch die gelegenheit Spanien und Franckreich, was ein gute zeit hero vor unruhe und empörungen darinnen gewesen und noch11, denen man auch nahe gesessen, dahero dz Reich wol nicht wenig gefar zubesorgen haben muß. Was auch der außlendischen potentaten practiken bißhero dem Reich guts geschaffet, dz were notorium etc. Und wurde auch von den außlendischen potentaten sonderlich dahin gesehen, wenn es im Heiligen Reich wol zustunde und dasselbe in aufnehmen keme, c–das sie darwidder auf allerlei mittel, wege und practiken gedechten, sich umbs Reich anzunehmen, /107/ unruhe und unfrieden darinne zuerwecken–c . Item weren auch wol leute bei den jenigen, denen man es wol nicht zutrawitte, die solchs bei iren hern zureitzen und zutreiben nicht feyerten etc. Do auch nachmaln wider das Reich also von außlendischen potentaten, Hispanien, Frankreich und dergleichen etc. sich wes thetlichs understanden werden solte, d–so were Trier des orts am negsten gesessen, wurde ihn die gefar am ersten treffen etc.–d  Deme allen nach achtet er, dz man izo wol mehr denn hiebevorn gewesen etc. ursachen habe, dawidder uf gute wege und mittel, sonderlich eines kunfftigen successorn halben, zutrachten. Wuste vor seine person auch sonst keine ursachen, warumb man izo in zeiten zur wal nicht wolle thun, e–sondern die erst biß ufn fall des keisers einstellen–e , derwegen rett er noch darzu, dz der ksl.Mt. bedencken in deme nicht auß den henden zulassen etc., mit erbieten an ime nichts mangeln zulassen etc.

/107'/ Köln: Weil man sich dahin vereinigt, vom heupthandel zu rehden, alß dz in ansehung der gelegenheiten und umbstende der ksl.Mt. einen administrator zuzuordnen, so irer Mt. auch nachfolgents succedire etc., wolte er wol nichts liebers, denn die umbstende und gelegenheiten von andern anzuhören alß selbst davon zusagen, sintemal ihn aber die ordnunge izo treffe, muste er seine meynung auch sagen etc. Hette demnach diesem werck auf die geschehene proposition auch mit höchstem fleiß nachgedacht, befindet dz es des Heiligen Reichs höchste notturfft erfordert, uf mittel und wege zugedencken etc., erinnert sich daneben, das deßen die ursachen nicht allein hiebevorn von den keiserlichen gesantten, sondern auch gestern von irer Mt. selbst und in der proposition genugsam angezeigt. Zudeme gebe die erfarung, die not und gelegenheit zuerkennen, dz es wol in acht zu haben, /108/ sonderlich wenn (da Gott lange vor sei) ire Mt. verfiele und bei derselben leben nicht uf ein gewisses heupt und successorn gedacht, das alßdann allerlei gefar etc. zu besorgen etc. Nu were gleichwol nicht one und den andern wol bewust, dz nicht allein die ksl.Mt. seidt der zeit sie zum römischen könig erwelet und hernacher in ire keiserliche regierung getretten12, sondern auch vor der zeit neben und mit irem geliebten herrn vatern hochmilder und christseliger gedencken sich des Heyligen Reichs wolfart mit angelegen sein lassen, die burden tragen helffen und, da sich auch die zeit hero viel unruhe im Reich zugetragen, dieselben in gute hingelegt, und also ruhe und frieden zuerhalten an irem vermugen und fleiß nichts erwinden lassen. Da denn wol zu achten, das ire Mt. durch dero offt gehabte väterliche sorgfeltigkeit, angewante muhe und fleiß /108'/ uber dero sonst zugestandene leibes blödigkeiten und schwacheiten sich also außgemattet und abgearbeitet, derwegen numehr irer Mt. ungelegenheit und unvormugenheit wol zu ermessen und zu bedencken, fur welche irer Mt. gnedigste und väterliche sorgefeltigkeit etc. irer Mt. viel mehr höchste dancksagung zuthun etc. Wenn nu in zeitten, und da es bei guter ruhe wol geschehen kann, darzu nicht gethan, dz werck fortgesezt und zur wal geschritten wurde, muste er nachmaln sagen, das allerlei gefar zuvormuten etc.; wie denn zuvor auch geschehen, mit anziehung vieler exempell was vor unruhe, unfrieden und empörungen sich nicht allein im Reich, sondern auch von außlendischen potentaten widder dasselbige begeben, wenn man den fall eines römischen keisers erwartet und darnach erst uf ein heupt dencken wollenf–Dagegen aber dz es alle wege wolgeraten, nutz und gut gewesen, wenn man bei leben ein keisers einen successorn erwelet etc.–f/109/ darumb und in erwegung deßen es gut und hochnötig, dz auch nu zu diesen zeitten nicht weniger dz Heilige Reich bei friede, ruhe und guter wolfart erhalten werde. g–Wenn man es auch dahin erweget, dz es dem Reich vortreglich etc., so wurde man diß werck der waal izo vor die handt zunehmen soviel weniger bedencken haben noch es hindann sezen–g . Derwegen zweiffelt er nicht, die andern werden gestalten sachen nach desfalß mit im einig sein und sichs mitgefallen lassen und davon rehden. Wenn solchs geschicht, wil er sich hirinnen weiter auch aller gebur zuvorhalten und zuerkleren wißen etc.

/109'/ Pfalz (Dr. Ehem): Pfalzgraf Ludewig und seine zugeordenten hetten gehöret, was von Trier und Cöln nach der lenge angezogen. Was die heuptsache anlangte, hette er sich in habender instruction13 ersehen; befindet, dz sein her vater, pfalzgraf Friedrich churfurst, dieses puncts halben gleicher meynung und einig sei und sich der vorigen exempell und wz guts erfolget erinnert etc. Wuste auch, dz hiebevor nicht ungebreuchlich gewesen, do ein keiser leibes ehaffte oder man sonsten erhebliche und genugsame ursachen gehabt, dz man uf zuordnung eines administratorn getrachtet; achtet ane not, solchs nach lenge alhie anzuziehen und zu widderholen. Helt derwegen dafur, h–dz seinem hern vater die zuordnung etc. nicht widderlich etc.–h , denn es gebe je izo der augenschein der ksl.Mt. höchste ungelegenheitt und leibes unvormugenheit, wie wol er nicht liebers wunschen wolte, denn dz ire Mt. nach wie vor weiter des Heiligen Reichs burde tragen und demselbigen ferner lange vor sein möchte. /110/ Sein herr vater, der churfurst, hette auch nicht weniger erwogen und bedacht die ursachen, wie von Trier und Cöln angezogen, i–auch die gefahr, so dz Reich sich des turcken und muscowiters14 halben zu besorgen, derwegen hoch von nöten, sich in zeiten in die sache zuschicken. Also erinnerte sich sein her vater auch, wz sein kfl.Gn. der außlendischen potentaten verbundtnus halben den keiserlichen gesantten uf dem tage zu Fulda15 zur antwort geben lassen–i . Ob auch wol sein her vater in bedencken gezogen, dz es ein prejuditial sein möchte, wenn man allewege bei leben eines keisers uf ein beyadministration oder succession gedechte etc., so hette er doch dagegen erwogen, dz es sonderlich izo die höchste notturfft erforderte und dz man uf eine solche succedirende person gedencke, die genugsam und dem Heiligen Reich vortreglich und wol anstehe etc. /110'/j–Bedencket auch daneben, dz sonderlich auch gut, uf mittel und wege zutrachten, wie man alle gefahr und unruhe des Heiligen Reichs auß dem wege seze, denn do man auch gleich izo uf einen successorn gedechte und man trachtete nicht uf mittell, wie dz Reich in gute ruhe, einigkeit und frieden gesezt, so wurde solche unruhe uf den successorn kommen; solchs wurde dem Reich wenig vortreglich sein etc., darumb eins bei dem andern wol zu bedencken etc.–j Zweiffelt derwegen nicht, die Kff. wurden sich diese sachen mit höchsten fleiß angelegen sein lassen. Wenn auch nu von den andern weiter davon gerehdet und geschlossen wirdt, wil er sich ferner aller gebur erzeigen unnd vernehmen lassen etc.

/111/ Sachsen16: Hette zuvor angezeigt, wz es auß dem meinzischen außschreiben sowol auß der gestrigen proposition vor ein gelegenheit hette, alß dz es vornemblich die succession des Heiligen Reichs betreffe, davon zu deliberiren und zuratschlagen und also von zuordnung eines römischen königs, so dem Heiligen Reich wol anstehen und nuzlich sein möge etc.; item dz die ksl.Mt. den churfursten die freye waal und andere gerechtigkeiten freistellen und inen darinne keine eingriffe thun wolten etc. Soviel nu die heuptsache anlangt, höret er gerne, dz die andern desfalß in iren votis einig etc., achtet derwegen unnötig, es weitleuffigk anzuziehen, sondern wil zur heuptsache schreitten. Helt dafur, dz die ksl.Mt. ungeferlich dergestalt zubeantworten sein solle, das die Kff. sich bedanckten, das ire Mt. seidt derselben königlichen waal etc. sich des Heiligen Reichs zu deßen wolfart und nutz mit gnedigster und väterlicher sorgfeltigkeit angenommen, /111'/ deßen auch ire Mt. von inen, den Kff., und allen stenden billich hochzurumen und sich desfalß underthenigst danckbar zuerzeigen und solchs umb ire Mt. etc. zuvordienen schuldigk erkennetten. Wunschten daneben, dz unser herr Gott ire Mt. mit gnaden weiter fristen, stercken und erhalten wolte, damit sie irer keiserlichen regirung weiter lange vorstehen möchten. Und ob wol nicht one und inen wol bewust, wie auch offentlich vor augen, in was beschwerlicher leibes schwacheit und unvormugenheit ire Mt. ein gute zeit hero gewesen und noch, so were man doch der ungezweifelten zuvorsicht und hoffnung, dz unser herr Gott ire Mt. inen und dem Heiligen Reich und allen stenden desselben zu trost etc. lange erhalten wurde. Demnach bete man auch underthenigstes fleisses, das sich ire Mt. des regiments und der keiserlichen regirung weiter nicht entschlagen noch eussern, sondern vollents, so lange es dem lieben Gott gefelligk, damit beladen sein und bleiben wolten etc. /112/ Was denn dz werck an im selbst betrifft, irer Mt. einen römischen könig zu adjungiren, höret er gerne, dz es vortreglich und gut sei. Erkleret sich sonst dahin, obwol etliche dahin sehen mochten, dz der gulden bulle zuwidder, bei leben irer Mt. einen römischen könig zuerwelen, so achtet er doch, dz ungeachtet, obs gleich der gulden bulle so außdrucklich nicht einverleibet, k–sdie churfursten ein solchs zuthun wol macht haben–k , weil es die unvormeidliche notturfft, kunfftigk unheil und gefahr des Reichs zuvorkommen erfordert, zu deme dz exempell vorhanden, dz es zuvor in gleichem fall mehr denn eins geschehen, wie des die ursachen, darumb es domaln erfolget etc., von Trier und Cöln genugsam angezogen. Izo hette man vornemblich desfalß darzu ursache genug, das der ksl.Mt. leibes schwacheit vor augen. Sonst helt ers auch dafur, das diß auch hiebevor ursache gegeben, bei leben eines keisers zur waal zutrachten, das man gesehen, was vor empörungen und unruhe sich zuvor jedesmal interregno vielfeltigk erhoben etc.; /112'/ item das viel practicken und dergleichen beschwerligkeitten widder das Reich vorgenommen etc. Do es nu zuvor in interregno (da doch domaln die leuffte nicht so geferlich gewesen alß izo und noch teglich geferlicher und beschwerlicher sich anliessen) umbs Reich so ubel zugestanden17, wieviel mehr wurde man sich deßen izo mußen zu besorgen haben, wenn man uf den fall der ksl.Mt. warten und alßdann erst zur waal schreitten wolte, derwegen es izo mehr not und gut denn zuvor, in zeitten uf mittel zugedencken etc. So were es auch an deme, dz von ir vielen grosse und viel unruhe offtmalß im Reich erweckt wurde, sonderlich mit bewerbungen und durchzugen etc.18, da man sich auch in viel wege ungehorsamlich verhielte, keiserliche mandata und geschlossene constitutiones, ordnung und abschiede nicht achtete noch denen gelebte. Solte man nu uf wege nicht gedencken, damit auch izo in zeitten denen ungelegenheitten vorkommen und den jenigen zu dergleichen fernerm vornehmen kunfftigk nicht raum und stat gegeben werde, /113/ so wurde unzweifflich die gefahr im Reich alßdann ungleich grösser und mehr sein, wenn man des fallß wölle erwarten und dz alßdann kein gewisses heupt vorhanden etc. Uber das wurde man sich auch nicht wenig, wenn alßdann kein heupt vorhanden, zu den außlendischen potentaten allerlei gefahr und unruhe mussen zuvormuten haben, und das lsie sich umb das Reich anzunehmen und allerlei dawidder practiciren, gefar und unruhe zuerwecken understehen und nicht feyrenn wurden–l . Hirumb achtet er auch vor hochnötigk, nutzlich und gut und dem Reich sonderlich vortreglich sein, das man uf einen römischen könig und kunfftigen succedirenden römischen keiser gedencke etc., denn dadurch wurde auch den außlendischen potentaten alle hoffnung genommen und alle unruhe und gefahr soviel mehr abgewendet werden. mDerhalben erkleret er sich, das er desfalß an seinem theile und soviel an ime nichts wil erwinden lassen, /113'/ denn weil auch die ksl.Mt. nicht allein hiebevorn durch dero gesantten, sondern auch selbst ire leibes unvormugenheit zuerkennen gegeben und angezogen und selbst uf solche mittell zutrachten gesucht etc., und es also auch mit irer Mt. besonderm vorwissen zugehet, so were darinne soviel weniger einig bedencken zumachen, sondern im nahmen Gottes zur waal zuschreitten, mit erbietung seines theilß etc. wie oben etc. etc.–m\

/114/ Brandenburg: Vermerckt auß den vorgehenden votis, dz die andern churfursten sich auf den heuptpunct erkleret, nemblich, ob zu raten, dz bei leben der ksl.Mt. ein römischer könig zuerwelen und dz der nach irer Mt. fall die keiserliche regirung auf sich zunehmen etc. Weil nu die ksl.Mt. zuvor allewege diese suchung gethan, und ire kfl.Gn. seidt der zeit, alß sie zu der hohen irer churfurstlichen wirde kommen19, dahin gesehen und getrachtet, alles dz jenige zuthun, zubedencken und zubefordern, das dem Heiligen Römischen Reich vortreglich, nuz und gut etc., so hetten sie auf izige proposition, auch den sachen, mit fleiß nachgedacht und sich der gelegenheiten in der gulden bulle, ordnungen und andern historien notwendig ersehen und erkundigt etc. Vermercktens auch wol an deme sein, dz allerhandt ursachen und bedencken im wege, warumb die waal bei der ksl.Mt. leben nicht zuthun; hetten auch wol gedacht, nweil es der gulden bulle etwas ungemeß und das man in deme auß derselben schritte, das es vielleicht den churfursten ubel gedeutet und von vielen nicht wol aufgenommern werden möchte etc.–n\ /114'/ Item das allerhandt unrichtigkeitten mochten vorfallen, do ein keiser und römischer könig zugleich regiren solten etc., und sonderlich bei der izigen ksl.Mt. etc., da sie vielleicht mit solcher und in iziger irer gelegenheit soviel mehr sich der regirung entschlagen und auf den römischen könig stellen, dadurch denn vielleicht dem Heiligen Reich allerlei ungelegenheit zustehen und zugezogen werden möchte, vornemblich auch auß deme, do etwa ein solcher römischer könig und kunfftiger keiser itzo erwelet werden solte, so der ksl.Mt. nicht annemblich etc., dahero soviel mehr allerlei uneinigkeit und zerruttung zubesorgen. Item sein kfl.Gn. hetten bedacht, das wol ein hohe königliche person izo hirzu zuerwelen, darauf wurde aber ein grosser underhalt gehen und darzu gehören mussen, dadurch denn soviel mehr burden und beschwerungen auf die underthanen dieselben zuertragen etc. kommen wurden. Item so köntte sich auch wol zutragen, das der römische könig sich etwa wurde mussen in kriegs leufften ge- /115/ brauchen lassen, darzu auch viel wurde mussen gehören, dadurch abermaln die burden und beschwerungen soviel mehr unnd grösser auf das Reich und desselben stende kommen wurden. Exempell, wie keiser Maximilianus primus anfangs oin krieg mit Franckreich Flandern halben geraten und in beschwer kommen–o,20, darumb sich das Reich annehmen und grosse muhe und unkosten ertragen mussen. Item so were demselben keiser auch selbst krieg zugestanden, da denn dz Reich sich nicht weniger zu desselben grossen ungelegenheit darumb auch mussen annehmen. pDiese und andere ursachen sein[e]r kfl.Gn. wol allerlei bedencken gemacht, das nicht sonderlich gut und zu raten, bei leben der ksl.Mt. zur wal zuschreitten–p

Hinwidderumb aber, und ungeachtet deßen, weren ir gleichwol auch diese bedencken eingefallen, das des Heiligen Reichs izige gelegenheit und hohe notturfft, und daneben der ksl.Mt. leibes schwacheit und unvormugenheit wol zuerwegen und in acht zu haben, darumb es gut etc., dz bei derselben leben zur wal geschritten etc. /115'/ Item sein kfl.Gn. hetten sich auch erinnert, das in gleichen fellen es zuvor gar gut und dem Reich vortreglich gewesen, denn dadurch soviel mehr gute ordnungen, frieden und ruhe im Reich erhaltenq. Da im kegenspiel das widdrige erfolget etc., mit anziehung etlicher exempell von andern königreichen und landenr und sonderlich Polen, do in zeitten auch zur wale nicht gedacht, das darnach allerlei gefar, unruhe und zwitracht erfolget etc., wie auch noch heutigs tages am königreich Polen zusehen21, was ire wal nach dem fall gefruchtet und was vor schimpf und spott derwegen inen zugestanden und noch etc. Darumb nach gelegenheit der sachen und wie es die exempell geben, so were es dem Reich am nuzlichsten und gut, bei der ksl.Mt. leben zur wal zutrachten etc., kunfftigs unheil, unruhe und practicken zuvorhuten etc., denn man wuste auch, was vor unruhe und gefahr sich anno 52 nach keiser Karlß kriege im Reich angefangen und zugetragen, /116/ das man auch vermeinet, es wurde alles uber einen hauffen gehen, wann nicht keiser Ferdinandus domaln were zum römischen könig erwelet gewesen, der sich denn des Reichs darumb mit höchsten fleiß angenommen und alles widder zu ruhe und frieden gebracht22. Item vornemblich were es auch sere gut gewesen, dz man Ferdinandum in zeiten erwelet, darumb das er nach keiser Carln balt in die keiserliche regirung getretten, da sonsten auch noch uber und ane das allerlei gefahr und unruhe hette einfallen mögen. Wie es denn mit der izigen ksl.Mt. vor und nach dem fall ires hern vaters keisers Ferdinandi, löblicher gedechtnus, eben die gelegenheit auch gehabt23sItem sein kfl.Gn. hetten auch bedacht, do izo in zeiten und bei guter ruhe zur waal nicht gethan wurde und man damit der ksl.Mt. fall etc. erst erwarten wolte–s , das alßdann wol die unruhe vorfallen und sich zutragen köntten [!], dadurch die churfursten und sonderlich die am Rein, denen alß den nechstgesessenen solche gefahr am /116'/ ersten mochte treffen etc., alßdann an der wal, wenn sie die gleich anstellen und thun wolten, verhindert werden möchten. tItem so muste man sich auch sonderlich der gefahr des turcken unnd muscowiters halben besorgen etc.–t Item man wuste, wie hiebevorn sich die außlendische potentaten umb das Reich angenommen und allerlei geferliche practicken dawidder erregt, dadurch einer vor dem andern vor gezogen worden und das Reich also an sich bringen wollen, und solchs köntte noch izo erfolgen, do man nicht in zeiten zur waal schritte, dadurch denn alle solche geferligkeiten unnd ungelegenheitten köntten abgewendet werden. Derhalben darauf zudencken und darzu zuthun, weil die churfursten izo in guter einigkeit bei einanderu und es der ksl.Mt. obligende leibes schwacheit und des Reichs hohe notturfft erfordert, das man die waal ins wercke seze, wie auch sein kfl.Gn. vor ire person allen umbstenden und gelegenheiten nach anders nicht denn dahin schliessen und befinden köntten, dz es dem Reich und sonsten hochnötig, nuz und gut etc. etc.v /117/ Demnach achtet sein kfl.Gn. auch es dafur, dz man die ksl.Mt. hinwidder beantworte, dz man nicht anders finden und schliessen köntte, denn dz es gut etc. zur waal eines römischen königs zuschreitten. wDenn obs wol an deme, das es die gulden bulle außdrucklich nicht vermöchte, so hielte man doch dafur, dz ungeachtet deßen izo so wol alß zuvor geschehen die churfursten wol macht hetten, bei irer Mt. leben die waal zuthun–w , denn auch keiser Carl der vierde, der doch die bulla gemachet, selbst bei seinem leben die dahin erkleret, da er seinen sohn Wenceslawum zum römischen könige gemacht24, dz es die gelegenheit haben möchte etc.x Item bei irer Mt., wie von Sachssen angedeutet, underthenigst zusuchen, do derselben gleich einer zugeordnet wurde, dz sie darumb die keiserliche regirung nicht wolten von sich legen, sondern ir nichts desto weniger nach wie zuvor des Heiligen Reichs sachen und burden angelegen sein lasseny, wie denn ire Mt. sich deßen auch insonderheit kegen seiner kfl.Gn. dahin erbotten und vernehmen lassen. /117'/ Item dz irer Mt. underthenigste dancksagung zuthun von wegen irer biß hero gethanen getrewen administration und verwaltung der keiserlichen regirung, mit erbitten etc. Item bitte, wie gemelt etc., die weiter zubehalten, welchs man irer Mt. weiter underthenigst nachrumen und es umb dieselbe verdienen wolte etc. etc. Wo dann nu, wie vermutlich, ire Mt. nachmaln auch uf irer proposition der waal halben beruhen, auch sich zu der fernern verwaltung der keiserlichen regirung erbieten wurde, so were es weiter wie oberwent kegen irer Mt. des heupts puncts der waal halben auch zugedencken und sich darzu zuerbieten etc. Item weil auch unzweiflich von oberwenten puncten des underhalts eines römischen königs und dann der kriegsfurung halben etc. wurde gerehdet werden und man ane dz eine sonderliche capittulation wurde aufrichten, so köntte dasselbige mit darinne versehen und verwahret werden. /118/ Desgleichen auch dz der römische könig der ksl.Mt. in der regirung kein eingriff thun solte etc., item keine unnötige kriege anzufangen, item sich in keine verbundtnußen, so dem Heiligen Reich nachteilig etc., einzulassen. Was nu die andern desfalß und sonsten weiter nötigk bedencken und wahin sie schliessen, sonderlich dz zur waal zuschreitten, des wollen sich sein kfl.Gn. mit inen freundlich und gerne vergleichen etc. etc. etc. Was Pfalzs anziehen anlanget, von wegen der außlendischen alß fanzösischen und nidderlendischen kriege und derselben bewerbungen in Deutzschlandt, da viel unruhe und tewrung im Reich mit derselben durchzugen erweckt etc., achten sein kfl.Gn. selbst auch, das es nötig, davon zurehden, wie solchs abzuwenden, stellen aber dasselbe dahin biß zu besserer gelegenheit; wollen sie sich desfalß alßdann mit den andern Kff. auch freundlich gern vergleichen etc. etc.

/118'/ Mainzer Kanzler: Er hette angehöret, wz die churfursten und pfalzgraff Ludewig auf den heupt punct sich in iren votis vernehmen lassen und gar gerne vernommen, dz sie einhelligk schlössen, dz der ksl.Mt. suchen und begern stat zugeben und zuloben etc. Und hatt auch vor sein person, wz die ksl.Mt. nicht allein schrifftlich und durch schickung, sondern auch personlich väterlich den churfursten angezeigt und zu gemute gefuret, erwogen und wuste sich auch zuerinnern, wie den andern Kff. mehrers theilß auch bewust, dz es hiebevorn in der churfursten beisein ferner dahin declariret worden, dz die churfursten allen römischen keisern dz beste rathen und ime mit hulffe beistehen solten. Item wenn es von nöten, einen römischen könig zuerwelen, dz Meinz macht haben solte, die churfursten gen Franckfurt am Meyen zuerfordern, wie denn auch zu diesem male geschehen werez, derwegen achtet er auch selbst dafur, do zuvor jemalß von nöten gewesen, einen römischen könig zuerwelen, so erfordere es vielmehr izo die höchste notturfft, /119/ denn es were gleichwol an deme, dz der ksl.Mt. leibes schwacheit und die geferligkeit kundtlich und vor augen. Item es wurde dem Reich grosse gefar zubesorgen sein mussen, do dasselbe vacirte etc.; item anziehung der umbligenden potentaten Franckreich und ander etc.aa unruhe und auch dahero besorgende gefahr etc.; item dz etliche, do dz Reich vacirte, nicht ruhen wurden, unruhe und beschwerungen dawidder zuerwecken etc. So bedenckt er auch, auß erinnerunng seines tragenden ampts, do die ksl.Mt. solte abgehen und man alßdann erst wolte zur waal schreitten und er die churfursten verschriebe, da denn einer oder der ander zukommen verhindert und aussenbliebe und die andern zur wal griffen und schlössen, das solchs alßdann auch nicht geringe uneinigkeit erregen wurde. Uber das, solte es zum interregno kommen, abso were die gefahr des Heiligen Reichs soviel mehr und grösser zubesorgen etc.–ab /119'/ Dem allen nach bedenckt er, dz, wie auch zum theil albereit angezogen, die ksl.Mt. zubeantworten were und, neben geburlicher dancksagung der bißhero gethanen verwaltung etc., zusuchen, weil man nicht zweiffelte, unser herr Gott wurde ire Mt. noch lange fristen etc., also das sie dem Heiligen Reich noch lenger wol vor sein köntten, dz es ire Mt. ferner unbeschweret thun und die verwaltung der keiserlichen regirung ane zuordnung eines römischen königs etc. nach wie zuvor gnedigst behalten und die je nicht abstellen wolten. Im fall aber ire Mt. je nachmaln vor nötig erachtetten und entlich darauf beruheten, das man uf den heuptpunct schliessen und zur erwelung eines römischen königs und kunfftigen successorn schreitten solte, so were mans im nahmen Gottes zuthun erböttigk, und hetten sie, die churfursten, sich desfalß einer meynung verglichen, die wolten sie irer Mt. eröfnen etc. /120/ Was von Pfaltz der französischen und nidderlendischen krige und erregten tewrungen im Reich halben zurehden angezogen, weil die andern von deme punct nicht votiret, diß auch ein sonderlichs were, so köntte Meinz auch noch zur zeit darzu nichts rehden, sondern stellets ein biß sie es nachmaln thun etc., doch in allewege dem heuptpunct unvorhinderlich etc. etc.

(Nachmittag, zwischen 3 und 4 Uhr) Rathaus. Kff. und Pfgf. Ludwig.acAn izbemelten 12. Octobris, nach mittage zwischen 3 und 4 uhr, seindt die funff churfursten neben pfalzgraff Ludewigen ufm rathause widder zusammen kommen–ac , alda etwa eine halben stunde beieinander verharret und darnach, kurz nach 3 uhrad, semptlich zu der ksl.Mt. gezogenae etc. etc. und derselben eröfnet, was sie der election halben miteinander geschlossen etc.af,25

Anmerkungen

1
Vgl. Einleitung, Kap. 2.1.
2
Zu den beiden Ausschreiben Kf. Daniels von Mainz vgl. Einleitung, Kap. 2.2.
3
Vgl. Kurbrandenburg, fol. 95 f. (Nr. 3).
4
Vgl.Kurbrandenburg, fol. 96 f. (Nr. 3).
5
Vgl. Nr. 1.
6
Zur Vorankündigung der ksl. Gesandtschaften im Schreiben Ks. Maximilians II. vom 8.10.1574 und zu den Wahlwerbungen der ksl. Gesandten Harrach, Hegenmüller, Rosenberg und Viehauser bei den Kff. im Winter 1574/75 vgl. Einleitung, Kap. 2.1.
7
Vgl. Kurbrandenburg, fol. 96 f. (Nr. 3).
a
 tagk] Danach in Klammern: Nota: alhie in deme ist der churfurst zu Trier personlich ankommen und sich an seinen ort, welchen der thumbprobst zu Trier wie obgemelt eingenommen gehabt, gesezt etc. etc.
8
Nr. 24.
9
Wohl Bezug auf Abschnitt [6] des Kurvereins vom 18.3.1558: Leeb, RTARV 1558/59, Nr. 47 S. 454–465, hier 460 f.
b–
 sondern ... geschehen] Kursachsen (fol. 7') differenzierter und zusätzlich: Und were der güldenen bull rechter verstand durch die nachfolgende exempel erklehrt worden. Was aber ferner hierwieder fürgewandt würde unnd wie daßelbige abzulegen, solches were aus den protocollen der nehisten zwo wahlhandlungen [= 1531 und 1562] zuersehen.
10
Vgl. Nr. 1 mit Anm. 9 und Anm. 12.
11
Von den Religionskriegen, die 1567/68 in den Niederlanden und in Frankreich begonnen hatten, war das Reich direkt betroffen, da die Kriegsparteien eine große Anzahl Söldner in deutschen Territorien rekrutierten. Aufmarsch und Rückzug der Truppen waren für die Wahrung von Frieden und Sicherheit im Reich eine schwere Belastung; zu den Wirkungen der spanischen und französischen Rüstungen im Reich vgl. Lanzinner, Friedenssicherung, 77–92. Zu den Klagen der Kff. über die Auswirkungen der Kriegsrüstungen und die bis dahin erfolglosen Gegenmaßnahnen vgl. auch die Beratungen am folgenden Tag inKurbrandenburg, fol. 123'–129 (Nr. 5) mit Anm. 6.
c–
 das ... zuerwecken] Kursachsen (fol. 8) differenzierter: würden auch auff des keysers todesfall bey ihnen nicht leute mangeln, die allerley practiken anstifften, damit der krieg von ihnen auf das Teutzschland gewendet würde.
d–
 so ... etc.] Kursachsen (fol. 8) differenzierter und zusätzlich: So möchten auch alßdann den rheinischen churfürsten leichtlich verhinderung in weg geworffen werden, daß ihre kfl.Gnn. den wahltag zu derselbigen zeit nicht besuchen köndten. Schleust derowegen, daß des Reichs notturfft sey, weil die churfürsten noch einig und beysammen seind, einen römischen könig zuerwehlen.
e–
 sondern ... einstellen] Kurpfalz (fol. 11) deutlicher: Daman dan konftig berhatschlagen solt in unruhe, wehr beßer besche [= geschehe] itz mit muß.
12
Vgl. Anm.9 bei Nr. 1.
f–
 wollen] Kursachsen (fol. 8') zusätzlich: So würde auch in wehrender wahl, wann das keyserthumb ledig, denen, so etwas wieder das Reich vorzunehmen hetten, ihr fürhaben inn das werck zurichten zeit und raum gegeben..  Dagegen ... etc.] Kurpfalz (fol. 12) abweichend: Wie man dan vor der zeit auch die ding bedacht und in vita gewehlt, sey deren keine außerhalben mit Ladißlao [= Wenzel, 1376 röm.Kg., 1400 abgesetzt] mißrhaten. Kursachsen (fol. 8' f.) differenzierter: Derowegen, und weil man itzo mit weniger fahr dann hernach zu der wahl schreiten köndte, so were diese gute gelegenheit nicht zuverseumen, sonderlich weil wißlich ist, daß nach auffrichtung der churfürsten ordenung, so ohngefehrlich umb das Jahr 1001 gemacht, nicht alleine vor der güldenen bull, als bey zeiten Heinrici des andern, Conradi II., Heinrici des III., Heinrici des IIII. und Friderici des ersten, sondern auch nach der güldenen bull, zur zeit Caroli IIII., Friderici III. und Caroli V., bey leben itztgenandter keyser, römische könige erwöhltet worden und solches alle mahl wohl gerathen und dem Reich nützlich gewesen ist.
g–
 Wenn ... sezen] Kursachsen (fol. 9) deutlicher: Wann dann die substantz der gülden bull dorauf stehet, domit das Reich bey friede und ruhe erhalten, unnd man will auf des keysers todesfall und die nachfolgende sorgliche weitleufftigkeit sehen, so erscheinet, daß es besser und rathsamer sey, itzo mit guter ruhe dann hernach mit unruhe zu der election zugreiffen.Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 12).
13
Nr. 24.
h–
 dz ... etc.]Kursachsen (fol. 9) abweichend: daß dem keyser einen coadjutorn zuzuordnen, der guldenen bull nicht zu wieder ist. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 12').
i–
 auch ... lassen] Kursachsen (fol. 9 f.) anders: So stünde es in Franckreich und den Niederlanden sehr sorglich, und were unverborgen, was sich mit dem moscowiter und türcken in newligkeit zugetragen, dorumb auch desto mehr dohin zutrachten, domit den frembden potentaten alle ursach und bequehmigkeit, etwas wieder das Reich fürzunehmen, abgeschnitten werde, wie dann dieselbigen wieder das Reich zu practiciren nicht feyren würden, inmaßen solches aus deme, was dem churfürsten pfaltzgraffen der frembden bündnüs halben durch die ksl.Mt. zu Fulda zu gemüth geführet worden, wohl abzunehmen. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 12').
14
Bezug auf die Bedrohung durch die Osmanen und auf die russischen Angriffe auf Livland; vgl. Einleitung, Kap. 1.1.
15
Wahrscheinlich Bezug auf die 1568 in Fulda diskutierte militärische Unterstützung Pfgf. Johann Casimirs für die Hugenotten. Die ksl. Kommissare betrachteten das Vorgehen der Pfälzer als Verstoß gegen die Reichsgesetze, konnten sich mit ihrer Auffassung jedoch nicht durchsetzen (Guba, Kurfürstentag; Lanzinner, Friedenssicherung, 93–101); vgl. auch Anm.6 bei Nr. 5.
j–
 Bedencket ... etc.] Kursachsen (fol. 9') deutlicher: Doneben aber hette auch s.kfl.Gn. erwogen, daß die churfürsten dohin bedacht sein solten, wie die unruhe bey den benachbarten potentaten in Franckreich und Niederland abzuschaffen, und daß domit nicht lange zuverziehen sey, sintemahl I. dem Reich doraus leichtlich große gefahr und nachtheil entstehen köndte und II. vielleicht der künfftige naue könig der autoritet und des ansehens wie die itzige ksl.Mt. bey den grossen potentaten nicht sein möchte.
16
Vgl. dazu das sinngemäß identische, wahrscheinlich nach Verlesung der Proposition am 11.10.1575 vorformulierte kursächsische Votum in HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10671/4, 7 unfol. Blätter, mit dem Vermerk am Ende: Mit diesem voto kan man sich richten auff das jenige, so Meintz morgen proponiren wirdt und wie fur hero die andern churfursten votiren [...].
k–s
 die ... haben] Kursachsen (fol. 10) deutlicher: so sey doch durch die vorgehende exempel unzweifelich und gnugsamb erklehrt, daß die wahl eines römischen königs bey leben des keysers den churfürsten nachgelassen und freystehe.
17
Gemeint ist wahrscheinlich das letzte Interregnum von 1519. Da es Ks. Maximilian I. zu seinen Lebzeiten nicht gelungen war, bei den Kff. die Wahl seines Enkels Karl sicherzustellen, war die Nachfolge im Reich mit seinem Tod am 12.1.1519 ungeklärt. Bei dem folgenden Wahl- und Sukzessionskampf setzte sich der habsburgische Kandidat und spanische Kg. Karl (V.) gegen seinen Rivalen, den französischen Kg. Franz I., durch und wurde am 28.6.1519 in Frankfurt zum Reichsoberhaupt gewählt (Kohler, Karl V., 33–37).
18
Gemeint sind die französischen und spanischen Kriegsrüstungen im Reich; vgl. oben Anm. 11.
l
 sie ... wurden] Kursachsen (fol. 10') deutlicher: die frembden potentaten, so albereit im harnisch seind, sich alsdann das Reich zu occupiren unterstehen würden.
m
 Derhalben ... etc.] Kursachsen (fol. 10') abweichend: Schleust derwegen, daß in alle wege ein römischer könig zuerwehlen sey, und solches umb so viel mehr und eher, I. dieweil die erfahrunge giebet, daß die itzige ksl.Mt. offtmals mit plötzlicher leibesschwachheit hinfellig, und II. was itzo mit guter ruhe geschehen kan, daß solches nach des keysers tod ganz beschwerlich zugehen und nicht so leicht und wol in das werck zu richten sein würde. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 14).
19
Johann Georg (1525–1598) war seit 1571 Kf. von Brandenburg (NDB , X, 474 f.).
n
 weil ... etc.] Kursachsen (fol. 11) deutlicher: dann I. in der gülden bull würd eine gewiße maß, wie es mit der election zuhalten, vorgestellt, welche allein uff des keysers todfall gerichtet ist, und wann do wieder gehandelt werden und solches übel gerathen solte, so hetten es die churfürsten bey den andern ständen des Reichs nicht wohl zuverantwortten.
o
 in ... kommen] Kursachsen (fol. 11') und Kurpfalz (fol. 15) differenzierter: zu Bruck in Flandern gefangen worden.
20
Maximilian I., seit 1486 röm.Kg., geriet während des Burgundischen Erfolgekriegs gegen Frankreich (1477–1493) in Brügge in Gefangenschaft (Februar bis Mai 1488). Sein Vater Ks. Friedrich III. musste mit einem Reichsheer anrücken, um ihn zu befreien (Holleger, Maximilian I., 54–57; Wolf, Doppelregierung, 201–232).
p
 Diese ... zuschreitten] Kursachsen (fol. 11') deutlicher: Und geben die historien, daß offtmals solche electiones wohlgemeint und doch hierauß viel unrichtigkeit entstanden weren, daß also der effect, so damit gesucht, nicht hette erfolgen wollen.
q
 erhalten] Kursachsen (fol. 11') zusätzlich: Deßgleichen bezeugen es die exempel anderer frembden wolbestalten königreiche, darinnen gemeiniglich noch bey leben der könige successorn erwehlet worden.
r
 landen] Kursachsen (fol. 11') nennt als Beispiele Böhmen und Dänemark.
21
Nach dem Tod des kinderlosen Kg. Sigismund II. August am 7.7.1572 hatte es in Polen-Litauen bereits zwei Interregna gegeben: Das erste endete am 11.5.1573 mit der Wahl Heinrichs von Valois, der jedoch bereits im Juni 1574 Polen verließ, um als Kg. Heinrich III. von Frankreich die Nachfolge seines verstorbenen Bruders Karl IX. anzutreten (Mieck, Heinrich III., 128–131). Da der polnische Thron mit der Absetzung Heinrichs erneut vakant war, sollte auf der Wahlversammlung in Warschau im November 1575 ein Nachfolger gewählt werden. Wie bereits 1572/73 bewarb sich mit Ehg. Ernst auch diesmal ein Habsburger um die polnische Königskrone. Zu den habsburgischen Kandidaturen und Interessen während des ersten und zweiten Interregnums in Polen-Litauen vgl. Bues, Kandidatur; Baczkowski, Adel; Augustynowicz, Kandidaten; Neri-Ultsch, Politik, 50–57 (mit Bezug auf die päpstliche Politik), sowie Nr. 47, Nr. 48 und Nr. 49; zu den Auswirkungen der beiden Interregna auf die Handlungsfähigkeit der polnischen Adelsgesellschaft vgl. Rhode, Königreich, 21–128.
22
1552 hatte sich die protestantische Fürstenopposition mit dem französischen Kg. Heinrich II. verbündet und einen erfolgreichen Feldzug gegen Ks. Karl V. geführt, der aus Innsbruck floh und damit seiner Gefangennahme nur knapp entging. Seinem Bruder Ferdinand I., seit 1531 röm.Kg., gelang es, einen Waffenstillstand sowie weitere Verhandlungen zu verabreden, die im August 1552 in den Friedensvertrag von Passau mündeten (Kohler, Ferdinand I., 225–237; Kohler, Karl V., 53; Sicken, Ferdinand I., 62–64; Rebitsch, Kaiser).
23
Vgl. Anm.9 bei Nr. 1.
s
 Item ... wolte] Kursachsen (fol. 12) abweichend: Und ob gleich dogegen gesagt werden wolte, weil die güldene bull und andere gute ordenungen im Reich verhanden, daß man sich derowegen auf des keysers todesfall der wahl halben keiner zwiespalt und uneinigkeit zubefahren, so ist doch hierbey zuerwegen.
t
 Item ... etc.] Kursachsen (fol. 12) abweichend: auch wohl sonsten durch Polen und den moscowiter leicht etwas erregt werden möchte. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 15').
u
 einander] Kursachsen (fol. 12) zusätzlich: und ungewiß ist, ob solches auch künfftig geschehen und die churfürsten wie itzo einig sein und zusammen kommen möchten, so ist diese gute gelegenheit nicht zuverseumen.
v
 etc.] Kurpfalz (fol. 16) zusätzlich: Hette derwegen mit sondern freuden vernommen, dz andere auch deß sins wehren, dardurch sie in ihrer meinung confirmirt.
w
 Denn ... zuthun] Kursachsen (fol. 12') abweichend: Sintemahl die güldene bull allezeit den verstandt gehabt, daß aus erheblichen ursachen auch bey leben des keysers ein könig erwehlet werden kan.
24
Wenzel, 1376 röm.Kg., 1378 Ks., 1400 abgesetzt (ADB , XLI, 726–732).
x
 etc.] Kursachsen (fol. 12') zusätzlich: Und wenn die churfürsten solches nunmehr allererst disputirlich machen wolten, so würden ire kfl.Gnn. dardurch ihre praeeminentz und herrligkeit der freyen wahl halben, deren ihre kfl.Gnn. doch in ruhigen wolhergebrachtem brauch und gewehren sein, selbst zweiffelhafftig und streitig machen.
y
 lassen] Kursachsen (fol. 13) zusätzlich: sonderlich weil solches in nähister wahl anno 62 auch also gehalten worden. Sinngemäß so auch in Kurpfalz (fol. 16').
z
 were] Kurpfalz (fol. 17) zusätzlich: item dz der ander fall der zuordnung nicht verpotten, bey vicinis gehalten, wie auch meher in Imperio geschehen. Kursachsen (fol. 14) deutlicher: Ob wol die güldene bull alleine von des keysers todesfall besaget und Meinzen eine gewiße zeit, die churfürsten zusammen zubeschreiben, vorstellet, so ist doch dadurch den churfürsten nicht benommen, so offt es die notturfft erfordert, der ksl.Mt. durch einhellige wahl einen adjunctum zuzuordnen.
aa
 etc.]Kursachsen (fol. 14) präzisiert Polen, Moskau, Frankreich und die Niederlande. Kurpfalz (fol. 17) nennt zusätzlich Spanien und die Türken.
ab
 so ... etc.] Kursachsen (fol. 14) detaillierter: unnd wann itziger zeit im Reich wegen des keysers abgangks unruhe erregt werden solte, were nichts gewißers, denn daß die außländische potentaten, so mit kriegsvolck albereit gefast seind, solcher guten gelegenheit zu ihrem vortheil und dem Reich zu nachtheil gebrauchen und sich also des Reichs anmaßen würden.
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 An ... kommen] Dazu ein Nachtrag in Kurpfalz (fol. 36): Mitwochs, den 12. Octobris ist die vierte umbfrag nicht geschehen, sonder haben sich die Kff. under einander und pfälzischer stadhalter mit inen verglichen, die ksl.Mt. nachmittags anzusprechen. Ist solches ohn offentliche unnd sonsten gewohnliche umbfrag beschehen. Daruff ihre Mt. umb audientz ersucht unnd vonn deroselben die stundt, nemblich 3 uhrn nachmittag, hierzu bestimpt worden.
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 uhr] Kursachsen (fol. 14') und Kurpfalz (Nachtrag fol. 36') zusätzlich: ohne Beisein kfl. oder ksl. Räte und Sekretäre.
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 gezogen] Kurpfalz (Nachtrag fol. 36) zusätzlich: die inen biß in dz dritt gemach herauß entgegen gangen unnd ihre kfl.Gnn. mit sich in dero Mt. conclave gefuhret, aber maln wie dieselbige uff dem rhathauß durch Saxen gelaidtett wordenn.
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 etc.] Kurpfalz (Nachtrag fol. 36' f.) zusätzlich zum Inhalt der Unterredung: Dz gesprech, so sie mit ihrer Mt. gehabt, soll, alß pfälzischer stadhalter berichtet, gewesen sein, dz der Kf. zu Meintz sich in namen aller Kff. gegen ihrer Mt. biß dahero in dero regirung unnd administration getragener sorgfeltigkeit halben bedanckt unnd ferner angezaigt, dz ihre kfl.Gnn. nicht underlaßen, dz jhenige, so ihre Mt. gestrichs tags so schriftlich so müntlich fürpringen laßen, in berhatschlagung zuzihen. Dabey sie dan befunden, dz ihre Mt. sich der administration noch lenger allein zuunderfangen zupitten sey, welches sie dan samentlich damit gepetten haben wolten. Im fall aber ihre Mt. jhe uff eines röm. konigs unnd konftigen successoris zuordnung verharren wolt, wehren ihre kfl.Gnn. hierüber ferners nachdenckens zu haben urbietig. Daruff ihre Mt. sich der freundtlichen zugemühtfuhrung ihrer obligen bedanckt unnd nachmaln die berhatschlagung von verordnung eines röm. konigs unnd künfftigen successoris zubefürderen begert, welches die Kff. ehist für zunemmen sich erpotten.
25
Zur Audienz der Kff. beim Ks. vgl. auch den Bericht Johann Dreylings an Ehg. Ferdinand II. (Regensburg, 13.10.1575): HHStA Wien, RK, RTA 52-1, fol. 490. Or.; präs. Innsbruck, 24.10.1575. In seinem Schreiben an den Dogen vom 25.10.1575 berichtete der venezianische Gesandte Vincenzo Tron, dass ihm der Ks. über diese Audienz folgendes erzählt habe (HHStA Wien, StAbt, Italienische Staaten, Venedig, Dispacci di Germania 5, pag. 150–156, hier 153 f. Kop.): la Maestà sua da sé mi diede conto di alcuni accidenti ch'erano successi nel convenir questi principi elettori per la elettione di re de' romani, et mi disse questo che, mostrando la Maestà sua d'attender a complimenti et visite et ad ogni altra cosa, ella haveva praticato con grandissima diligentia la conclusione di tanto negotio, nel quale non poteva dire di non haver havuto delle difficoltà assai, se ben havesse condotto ogni cosa assai presto a quel buon fine che desiderava. Qui mi raccontò che il secondo giorno dopo la proposta sua vennero all'improvviso questi signori elettori nella camera sua a ritrovarla et gli dissero che havevano consigliato sopra di quello che era piaciuto alla Maestà sua di proponerli, ma che, vedendo quanto degnamente rimaneva la protettione dell'Imperio nella persona sua, non havevano trovato modo di compiacerlo perchè, sebene per il passato era stata travagliata da certe indispositioni, al presente ritrovandosi in quel buon stato di sanità che la vedevano aiutata dal suo buon animo, non dubitavano ponto che con l'aiuto del Signor Dio ella non dovesse ancora conservarsi per molti anni. La Maestà sua, sentendosi colta all'improvviso, prese per espediente di replicarli il medesimo che li haveva detto innanzi per fondamento della proposta sua, dubitanto che non replicassero l'istesso che poco prima li havevano detto, si risolse di pregarli tutti insieme et ognuno di essi in particolare affettuosamente a dargli tanta satisfattione et così si partirono; che il giorno appresso la Maestà sua andò a visitatione di Sassonia il quale, venendogli incontro, se gli accostò all'orecchia et gli disse che tutti havevano terminato di compiacerla; il che le fu gratissima cosa.