Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
Nr. 651 Weisung der Stadt Nordhausen an Hermann Pfeiffer (Kanoniker zu Nordhausen)
Übersenden ihm den beiliegenden Zettel des Mühlhäuser Magistrats1, den sie mit Hinblick auf die bewußte Angelegenheit2 für nützlich erachten.3 Sie wissen, daß er alles in seiner Kraft Stehende tun wird, um die Sache zu einem guten Ende zu bringen. Dennoch soll er den Inhalt dieses Schriftstücks mitbedenken und es so einrichten, daß die Städte einvernehmlich mit dem Kg. ihrer Beschwerde enthoben werden. Bitten ihn, über seine Reise nach Konstanz und über seinen Aufenthalt dort zu berichten und außerdem mitzuteilen, ob ihre Freunde4 noch zu ihnen stehen oder nicht. Er soll es in ihrer Angelegenheit nicht am gewohnten Fleiß fehlen lassen.
Nordhausen, 17. Mai 1507 (secunda post exaudi).
Nordhausen, StdA, R, Da 5, fol. 93 (Konz.).
Nr. 652 Bericht Hermann Pfeiffers an den Rat der Stadt Nordhausen
[1.] Ankunft Kf. Friedrichs von Sachsen in Konstanz, Vorbereitung der Seelenmesse für Kg. Philipp von Kastilien, Verhandlungen wegen der Verpfändung Goslars, Mühlhausens und Nordhausens an Kursachsen; [2.] Verhandlungen des RT: Erstellung eines Reichsanschlags zur Romzughilfe, [3.] Vorschlag der Reichsstände zur Finanzierung des Reichskammergerichts; [4.] Seelenmesse für Kg. Philipp von Kastilien am 16. Juni; [5.] Verhandlungen Kg. Maximilians mit den Eidgenossen; [6.] Aufenthaltskosten Pfeiffers, Unklarheit über die Dauer des RT.
Konstanz, 18. Juni 1507 (fritags nach Viti).
Nordhausen, StdA, R, Da 5, fol. 108–108’, 109–109’ (eh. Or. m. S.).
[1.] /108/ Meyn willig dienst zuvoran, ersamen, wiesen, gunstigen Hh. Auf euer schriben1, das myr der bot von Goslar auf suntag nach Bonifacii [6.6.] zu Coßnitz behendiget, tun ich uch wissen, das ich uch am nehsten allenthalb, wo ich es hir funden, zu erkennen gegeben, und habe auch darumb den boten wan hute dato bie myr behalten, bie ym, was wieter notturftig, zu schriben. Aber diewiele Hg. Frederich, Kf., auf sunabint vor Viti [12.6.] geyn Coßnitz und alleyne mit Gf. Philips von Solms, pfleger zu Coborg, Dr. Monhofer2 und Fredrich Döhnen3 als siener ftl. Gn. reten, mit den ich auch alle bekant, komen, und umb bestellung willen Kg. Philips begengnus nichts gehandelt und nach anher nichts vorgenohmen, habe ich auch nicht wieter tun konnen dem lesten abscheide nach, von dem Serentiner entpfangen, dan das ich den Bf. von Gorg [Matthäus Lang], den [Gf. Eitelfriedrich] von Zorn, Serentiner, Georgen Goltagker und meister Sixt [Ölhafen] angesucht. Denn sünst keyne rete mehir hir sint, die zum Rothenman ader Salzpurg gewest weren4, die myr alle gute vertrostüng gegeben. Und alsovil ich hir vermerke nach gestalten und begeben hendeln, auch von gelerten und vorstendigen, den ich euer sachen vorgetragen, setze ich es in keynen zwivel, ir werdit bie euern friheyten und dem Reich wol bliben, darzu ich auch, sovil myr mogelich, flies anwenden will. Dan myn gn. H., Hg. Jorge von Sachsen, und der marschalg5, die myr allenthalb forderlich, bie den sachen auch nicht slafen.
[2.] Die versampnung haben itzunder, domit die ksl. crone bie dützscher nacion bliben mocht, eynen anslag auf XVI-tusent man zu rosse und fuesse anzulegen vorgenohmen.6 Was uch aber darzu geboren ader ab kgl. Mt. dorane gesettiget, kan ich uch nicht schriben.
[3.] Derglich ist vorgenohmen, domit fride, recht und das chamergericht wesentlich gehalten werden, so die brüche aus den fiscalischen hendeln, die nicht kgl. Mt., sündern zu unterhaltung des gerichts dynen, und derglich die felle der canzly, den solt als cammerrichter, besitzern, secretarien und pedellen /108’/ zu vertragen, nicht gnugsam, solt im Reiche eyn cleyner anslag auf IIII- ader V-tusent gemacht werde zu hulf des soldes. Wes aber darinne wirt beslossen, sol uch nicht verhalten bliben. Derglich in den und andern euern sachen das beste glich mynen eigen sachen zu tun, findet yr mich willig. [Datum, Unterzeichnung].
[4.] /109/ [PS] Auf mitwochen nach Viti [16.6.], als kgl. Mt. in dem tumstift zu Coßnitz alle altaria mit swarzem tuche verhengen, derglich die tafeln und bilde auf den altarn mit swarzem tüche ubirzeyhen und darauf wisse cruze von syden stigke und nehen und darbie die wopen des Kg. von Castilien anhefte lasen; auch im stift und chore mit swarzen tuchern umhengen und auf ader ubir die bäre eyn haus machen, darauf ubir funfhündert halbpfundige lichte, derglich in der kerchen und chore ubir funfhundert lichte und auf yderm altar zwey lichte verschafft; darzu hündert und zwolf personen in swarz lange rogke und swarze cappen uber das hoübt gezogen, eynem yedern eyne lange kerzen, so die Ff. gebrauchen, in die hand und ye zwene vor eynem altar, und die andern, war bie fünfzigen, umb die bare vorordent; auch mitten in der kerchen verblankt7, und auf eyner sieten kgl. Mt. mit Kff. und wertlichen Ff. und yr botschaft, auf ander siet bebstlicher legat [Costantino Arianiti], Bff. und yr botschaft mitten Kgin., frauen und jungfrauen stende und sitze gemacht und alle licht angebrant. Ist zuerst die Kgin., die der Ebf. zu Magdeborg und Hg. Jorge zu Sachsen geleytet, mit virzig frauen und jungfrauen, alle gesloigert8, mit langen harrasmentel9, vurgegangen, der nehst kgl. Mt. mit allen Kff. und Ff. in aynem swarzen langen rogk, eyn swarz parret auf sienem houbt gehabt, das ferre in die au[g]en gezogen, darauf eynen flemischen swarzen hüt gehabt. /109’/ Die erste messe requiem hod der Bf. von Coßnitz gesungen, dorunder zwyens10 geopfert. Darnach, als solch ampt volnbracht, Dr.[Konrad von] Bondorf, barfussernorden, eynen sermon getan. Dornach eyne messe „Salve sancta parens“ mit allem jubil, orgeln, sengern, zinken, trometen etc. gehalten. Ist yeder in sien geworsam gangen. Aus gloublicher bericht sint drittehalbtüsent elle swarz tüch zu dem begengnüs vortan.
[5.] Kgl. Mt. had sich auch mit den Eydgnossen vertragen, ym zu hulf, die cronen zu erlangen, auf siener kgl. Mt. und des Reichs kost VI-tusent man zu schigken [Nr. 246], dargegen ynen alle yr friheit, herkomen und gewonheit bestetiget, des hof- und camergerichts befriet, mit meher clausulen11. Solchs die versampnung nicht zufreden ist aus vil ursachen, die sie kgl. Mt. vorhalten werden. Was aber daraus guts ader arges werden will, ist myr verborgen.
[6.] Die Kosten für den Aufenthalt des Boten aus Goslar bestreitet er selbst. Er wird diesen Posten in seine Abrechnung für die drei Städte aufnehmen. Wann der Tag zu einem Ende kommt, weiß niemand. Aber ich meyne, die turde12 werde endschaft machen.
Nr. 653 Bericht Hermann Pfeiffers an den Rat der Stadt Nordhausen
[1.] Entwurf des Ausschusses für den Reichsanschlag zur Romzughilfe, Bedeutung des Anschlags für den Streit über die Verpfändung Goslars, Mühlhausens und Nordhausens an Kursachsen, Bitten von Reichsständen um Ringerung ihres Anschlags, Empfehlung Pfeiffers zur Leistung der Romzughilfe, voraussichtliches Ende des RT; [2.] Verpfändung der drei Städte an Kursachsen.
Konstanz, 26. Juni 1507 (sunnabends nach Johannis baptiste).
Nordhausen, StdA, R, Da 5, fol. 110–111’ (eh. Or.).
[1.] /110/ Meyn willig dienst zuvoran, ersamen, wiesen, gunstigen Hh. So und nachdem von etlichen, so die versampnung darzu verordent, eyn anslag zu dem romzug gemacht und aus vil ursachen, dorumb der nicht ins gemeyne an der summa, auch wihe yeder angeslagen were, zu eruffende nicht gut bedunkt, dann alleyne, das man eynem yeden in mynes gnst. H. von Menz canzly sien anzal erauffen solt und vorzeichnet geben. Den ich also von euer stete wegen entpfangen und befunden, das yr, die stedt Northusen und Molhusen eyn yeder auf XXVIII zu fueß und vier zu ros und die von Goslar XLV zu fuess und VII zu roeß, sechs monat zu dynen, angelagen.1 Mich des nicht wenig beswert, aber dennest nicht alleyne bie myr, sundern auch bie andern verstendigen und sunderlich bie er Heinrich von Slugenitz2 im rate erfunden: Zuerst, diewiele es wol darauf stehen, das solcher romzug dergestalt und so ylende nicht bescheen; zum andern, diewiele yr als stete des Reichs zu solchem taige erfordert, in rat mitgangen und als frie- und Reich- stete dießmals von mynem gnst. H., Hg. Frederich [von Sachsen], der in allem bie- und obirgewest, unangefochten angeslagen, dardorch swigende kgl. Mt. und auch sien ftl. Gn. von solchen ausgegangen mandaten3 gewichen und abegetreten weren; zum dritten, das er euer sachen halben die forder besweren und derhalb kgl. Mt. dorch euer abgonner wieter bewegen mocht, in ungnaden anzusehen; zum virden, das wol vorsehelich, das nymant hirine abgelosen werde, so werde doch auch nicht anderst dan unwille und ungnade gemacht; zum funften, /110’/ wo die andern euer sachen zu gutem ende, als ich mich verhoffe, komen werden und ye solcher romzug und anslag sien ende ergrifen werde, were dennest mit hülf mynes gn. H., Hg. Jorgen [von Sachsen], des er sich den drien steten zu ehren und gute erboten, bie kgl. Mt. mit schriften ader auch itzunder eher sienem abscheide mündlich zu vorfugen, den anslag zu messigen etc. Habe ich [= Pfeiffer] keyne beswerunge in sunderheyt vorgegeben. Die aber solchs getan und yr beswerung in schriften, als vil von Ff., prelaten und Gff., auch steten bescheen, ingelegt, had man sie lasen entwichen, aber yr schrift und beswerung nicht angesehen noch erlesen, sündern insgemeyne antwurt gegeben, das sie das anligend und notturft kgl. Mt. und deutzscher nacion wissen zu betrachten, und ob ymand obir sien vermogen etwas tün, soll hirnach unvorgessen nicht bliben; kgl. Mt. werde auch solchs in gnaden erkennen. Solch antwurt hette ich auch erlanget, und mocht darzu dorch euer abgunner gegen kgl. Mt. zu ungnaden bewegt worden sien. Wuste auch wol wege, das solich euer aufgelegte beswerde und auch euer underlang4 unglich anlegen an kgl. Mt. fuglich bracht werde. Besorge aber, so sien Mt. solchs messigen und solch messigung an gelt anslagen und ym zu geben fordern wolt, mocht ich nicht wol weigern. Wo dann der zog nicht sienen vortgang haben werde, als ich meyne, nicht dergestalt gescheen werde, weret yr euers gelts quid, dorft das auch nicht wider fordern. Aber diewiele kgl. Mt. alleyne zum romezug und nicht lenger dann den sechs monat der anslag zugesaget, yr auch hir /111/ dieser landart eynen zu roß den monat umb X fl. und eynen zu fues den monat umb IV fl. bestellen mogt, das uch IXCXII fl., derglich dem rate zu Molhusen, abir dem rate zu Goslar XVC fl. will laüfen, wo dan ye der zug sienen vortgang ergrifen, stehet nach wol zu euer kore5, gelt ader lute zu schigken, auch euer bieswerde darbie anzuzeigen. Wo yr abir eyn bessers bie uch besynnen und myr schriben werdet, wil ich gern darbie das beste tun.6 Versohe mich auch, wohe das cammergericht, fride und recht aufgericht, derglich wan, auf welche strasse, mit was ordenung, geschutze und haubtlute der zug zu Rome bescheen, gemacht und beslossen werdet, das alles bynnen XIIII tagen wol bescheen mocht, werdit dieser reichstag sien ende haben.
[2.] Aber und diewiele nach anher mit Hg. Frederich siner schult halben nichts gehandelt, habe ich auch müssen stille stehen. Versehen mich abir, es sol zu güte laufen. Dan ich mus der zyet erwarten und gemach in den sachen tün. Ydoch habe ich auf wege getracht, das ich mich genzlich vorsehe, mit mynem gnst. H., Hg. Frederich, Kf. etc., selbst zu reden, euer der stete anligen, notturft und beswerde in gemeyne zu erkenne zu geben, auch was wieter nach gestalten und begeben hendeln und reden gut und füglich sien will, zum besten sienen ftl. Gn. vorzutragen mich der meynung, wie yr an sien ftl. Gn. geschreben7, zu bruchen. Habe auch sovil erlernet, das sien ftl. Gn. darvon am meisten ungnade gehabt, das yr allenthalb so mirglich euer stete mit wachen, torhuten und anderst bestalt, /111’/ glichsam sien ftl. Gn. uch zu gewaltigen understehen solt, das doch siener ftl. Gn. herz, gemute ader meynung nicht gewest, noch uch von euerm alt herkomen, friheyt und gebrauch zu dringen. Solchs alles, wo ich mit sienen ftl. Gn. zu reden komen, werde uch gnugsam vorantwurten, entschuldigen und, will der almechtig Got gnade vorligen, darzu eynen gn. H. erlangen will. Habe auch dieß brife den andern mynen hern, den steten, nicht konnen schriben, wert yr ynen wol zu erkenne geben. [Schlußfloskel, Datum, Unterzeichnung].8