Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Er ist am Vortag [28.3.] in Konstanz angekommen. In Anbetracht der Mitteilung Gf. [Eitelfriedrichs von] Zollern, daß noch nicht verhandelt werde, hat er sich nicht beeilt. Sowie Friedrich Schenk [von Limpurg] und er eingetroffen waren, wurden sie für heute zur bfl. Pfalz in den Rat beschieden. Dort traten im Namen des Kg. dessen Räte Gf. Ulrich von Montfort, Christoph Schenk von Limpurg und der Hofmeister Niklas von Firmian auf und teilten den Versammelten – für Kurmainz: Dr. Küchenmeister; für Kurtrier der Offizial zu Koblenz1; für [Kur-]Sachsen: Eukarius von Rosenau; für Bamberg: Friedrich Schenk [von Limpurg]; für Würzburg: er selbst; für Mgf. Friedrich von Brandenburg: der Abt von Auhausen [Georg Truchseß von Wetzhausen] und der mgfl. Kanzler [Theobald von Heimkofen, genannt] Rennwarth, der sich jedoch jetzt in Einsiedeln aufhält; für Württemberg: [Georg] Vergenhans (Propst von Göppingen) – folgendes mit: Der Kg. habe ihnen, seinen Vertretern, einen an die Versammlung gerichteten Kredenzbrief und eine Instruktion [Nr. 117] für einen Vortrag an sie zugeschickt. Er danke für ihr Erscheinen als Vertreter ihrer Herren und fordere sie auf, nicht mehr abzureisen, sondern in Konstanz zu bleiben. Der Kg. erwarte, daß in Kürze ihre Herren und andere Kff., Ff. und Stände des Reiches persönlich einträfen. Auch sei er entschlossen, selbst so rasch wie möglich anzureisen. Bis dahin sei aus der Instruktion zu ersehen, was zu tun sei. Die Gesandten, die Befehl hätten, in Erfahrung zu bringen, wann der RT eröffnet und der Kg. kommen werde, sollten an ihre Herren schreiben und sie ermahnen, sich durch nichts von der Reise zum RT abhalten zu lassen und auch nicht auf andere Stände zu warten.

[2.] Sie antworteten nach einer kurzen Unterredung, daß sie von ihren Herrschaften nach Konstanz abgefertigt worden seien, um dem Kg. Gehorsam zu erzeigen. Sie wollten also dem kgl. Wunsch willfahren und entsprechend nach Hause schreiben. Also sind wir desmals als des ersten zusamenkomens eines Reichs tags voneinander geschiden. 

[3.] Dr. Eitelwolf vom Stein ist als Vertreter Kurbrandenburgs hier, hält sich aber derzeit auch in Einsiedeln auf. Die röm. Kgin. befindet sich in Konstanz, und sonst nyemands frembds. Angeblich wird die Kgin. nach Ostern wieder abreisen. Es heißt, daß der Kg. danach kommen werde.

[4.] Er geht nicht davon aus, daß ihm, dem Bf., seit seiner Abreise ein Schreiben mit der Aufforderung zugegangen sei, persönlich zum RT zu kommen, es sei denn Wilhelm von Bibra hätte inzwischen ein solches überbracht. Er ist der Meinung, dieser von den kgl. Räten vorgetragene Wunsch entspreche dem üblichen Verfahren und habe nichts weiter zu bedeuten. Ein Fernbleiben des Bf. wäre sicherlich zu rechtfertigen. Sobald er dazu weiteres erfährt, wird er dies mitteilen.

Konstanz, 29. März 1507 (montag nach dem hl. palmtag).

Würzburg, StA, WRTA 4, fol. 30–31’ (Or., Verm.: In seiner Gn. hand.).

Anmerkungen

1
 = Dr. Johann Gutmann (Kerber, Herrschaftsmittelpunkte, S. 384 (Nr. 39); Michel, Geschichte, S. 62).