Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Beratungen Kg. Maximilians mit seinen Räten über einen Krieg gegen Frankreich; [2.] vorgesehene Kontingente Kg. Maximilians, des Reiches, Burgunds, Spaniens, Englands, Navarras und italienischer Staaten. – [3.] Antwort der Deputierten: Verweisung an das Plenum; Beschlußfassung der Reichsstände.

Act. Konstanz, 22. Mai 1505.

Wien, HHStA, MEA RTA 3a, fol. 439–439’ (Kop., Überschr.: Furhalten von wegen kgl. Mt. gescheen, vertilgung des Kg. von Frankenrijch betreffend.) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 22’-23 (Kop.) = B.

[1.] /439/ aAo. etc. septimo uf den pfingsabend [22.5.] zu Costenz in des Reichs verordenten außschuß ist von röm. kgl. Mt. wegen furbracht, nachdem der Kg. von Frankenrych das Hl. Reich merglich beschedige und vercleyne und durch sein falsche tuck, listigkeyt und lugen alle seine nachpauern understee, under sich zu bringen und zu drucken und dadurch die monarchie der ganzen welt in sein hand zu bringen, so hab kgl. Mt. gedacht uf wege, wie derselb Kg. mocht gestraft, auch ganz nidergetruckt und außgetilgt werden, und mit inen, seinen reten, in disputacions oder arguments weise von einer meynung und anschlag geredt, dem außschuß furzuhalten und mit inen davon zu disputiren, den Reichs tag also damit anzufahen, wie hernach volgt.

[2.] bNemlich, so wolle röm. kgl. Mt. zu einem geweltigen herezug XIIM Sweizer versolden und tausent zu roß, item noch VIM zu fuß.

cItem so sollen die stende des Hl. Reichs halten zehentausent zu roß und zwenzigtausent zu fuß.

dItem die burgundischen lande funfzehentausent.

eItem die Kgg. von Hispanien und Castilien zwenzigtausent.

fItem der Kg. von Engelland funfzehentausent.

gItem der Kg. von Navara zehentausent.1

hItem welisch land auch zehentausenti.

jSummarum des volks zu roß und fuß ist hunderttausent und XIXtausent.

[3.] Daruf haben die von des Reichs verordenten ausschuß geantwort, diese sachen seyen swere, dapfer und groß und vil daran gelegen. Und moge also eylend von inen der notdurft nit bedacht werden, darumb die notdurft erfordere, solichs an die gemeynen stende gelangen zu lassen, mit irem semptlichen rate darin der notdurft betrachtung zu tun und antwort zu geben.2 

kUnd haben daruf solich furhalten an die ganzen versamlung gelangen lassen, daruf sich die versamlung einer gemeynen antwort [Nr. 158] entslossen hat, wie im dritten blat mit buchstaben verzeichet gefunden wurdet–j –k.

Anmerkungen

a
–a Ao. ... volgt] In B abweichend: Der röm. kgl. Mt., unsers allergnst. H., rete haben von inen selbs betracht auß disputacion, die röm. kgl. Mt. mit inen gehabt, wie der Kg. von Frankenrich zu strafen und in ewig zit vertilgt mocht werden, der in hundert jaren nit anders gesucht, dan all sin nachpurn zu vernichten und under sich zu pringen und die ganz monarchy der welt zu erobern mit falscheit, mit liegen, listen, triegen und aller untruw, die meniglich wissent ist, auch ir Mt. durch die antwort auf die instruction, die der falsch monch, des Kg. von Frankrich, gesandter mit ime gebracht hat [Nr. 154], vernemen werden [Nr. 166a].
b
–b Nemlich ... fuß] In B: Und rüet der beschluß solicher meynung auf dem, daz die röm. kgl. Mt. für sich selbst halten solt zwolftusent Schwyzer, tusent zu roß und sechßtusent fueßknecht; daz wurd in eyner summ machen nunzehentusent mann.
c
–c Item ... fuß] In B: Dagegen solt daz Hl. Röm. Rich zehentusent zu roß und zweinzigtusent zu fuß halten; daz auch in eyner summ machen wird, daz Röm. Rich betreffen, dryssigtusent mann.
d
–d Item ... funfzehentausent] In B: So weren die Burgondier auch an iren orten zu versuchen und zu vermogen, funfzehentusent man zu halten.
e
–e Item ... zwenzigtausent] In B: Deßglichen die von Hispany und auß dem Kgr. Castilia zweinzigtusent man.
f
–f Item ... funfzehentausent] In B: Und der Kg. von Engeland funfzehentusent man.
g
–g Item ... zehentausent] In B: So hat der Kg. von Nofara zehentusent mann zu halten zügesagt.
1
 Über direkte Verhandlungen mit Navarra liegen keine Unterlagen vor. Allerdings hatte Claude Bovard, Gesandter Kg. Maximilians nach Kastilien, am 12.1.1507 über eine Unterredung mit dem Kg. von Navarra auf seiner Rückreise berichtet. Demnach bekundete Kg. Johann seine besondere Verbundenheit mit dem verstorbenen Kg. Philipp von Kastilien. Bovard erwähnte in diesem Zusammenhang auch die Verfügbarkeit von 20 000 Kriegsknechten des Kg. von Navarra (frz. Or. Montigny; HHStA Wien, Belgien PA 1, Konv. 3, fol. 45–46’).
h
–h Item ... zehentausent] In B: Deßglichen haben auch welische land getan und zehentusent man zu halten zügesagt.
i
 zehentausent] In B danach: Daz volk solt Ytalien reformirn und alles mit Meyland sich adunirn der tutschen nation und die unglaubigen mit hilf der Hungern zurucktryben und die cristenhait zu erledigen. Daz haben sie irer kgl. Mt. disputacion wise wollen furhalten.
j
–j Summarum ... wurdet] Fehlt in B.
2
 Die Antwort verdeutlicht, daß es sich hier nicht nur um Deputierte zur Entgegennahme der kgl. Resolution handelte, sondern um den sog. Großen Ausschuß der Reichsstände. Vgl. Einleitung, S. 70.
k
–k Und ... wurdet] Ergänzung von anderer Hd.