Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
Basel informierte Zürich mit Schreiben vom 26. März über den Eingang des als gravierend erachteten kgl. Ausschreibens und fragte an, ob dort ein entsprechendes Schriftstück eingegangen sei und man die Absicht habe, den anberaumten Tag zu beschicken.1 Vier Tage später unterrichteten Bürgermeister Offenburg und der Rat der Stadt Basel Hauptmann Hans Kilchmann, Leutnant Peter Strüblin und den Fähnrich Jakob Meyer, daß nach ihren Informationen – der röm. Kg. wurde als Quelle nicht benannt –der frz. Kg. die Absicht haben solle, die Kaiserkrone an sich zu bringen und deshalb gegen den Papst und das Hl. Röm. Reich vorgehen wolle. Außerdem hätten die eidgenössischen Söldner in ihrem Diensteid befehlswidrig lediglich die Eidgenossenschaft und Frankreich ausgenommen, nicht aber den Papst und das Reich. Die Stadt untersagte dem Basler Kontingent, sich an gegen den Papst und das Reich gerichteten Unternehmungen zur Usurpierung der Kaiserkrone zu beteiligen.2 Die Adressaten übersandten am 29. April einen Bericht über den Zug gegen Genua nach Basel und beteuerten, daß es keine Hinweise auf Absichten des frz. Kg. zu einem Zug gegen den Papst oder das Reich gebe.3
Bern reagierte sofort nach Eingang des kgl. Schreibens am 25. März, darin vermerken, zu was undank und mißvallen dieselb kgl. Mt. unsern und andrer unser Eidgnoschaft hinzug zu dem frankricheschen Kg. annimpt, also das uns wil bedenken, wo dem mit vernunft und wyßheit nit begegnet, das dahar gemeiner unser Eidgnoschaft merkliche unruw, irrung und widerwertigkeyt wird zustan. Das Berner Kontingent erhielt Befehl, nördlich des Po zu bleiben. Da die eidgenössischen Truppen, anders als von den Franzosen ursprünglich behauptet, nicht zum Schutz Kg. Ludwigs dienen, sondern für den geplanten Angriff auf Genua – dem Rich widerwertig – eingesetzt werden sollten, hielt Bern Beratungen mit den übrigen eidgenössischen Orten für erforderlich.4 Gleichzeitig informierte Bern Fribourg und Solothurn über den Befehl an seine Truppen5, ebenso Zürich und Luzern, die zugleich ersucht wurden, noch vor dem von Kg. Maximilian genannten Termin einen Tag einzuberufen, zu dem auch St. Gallen, Appenzell und andere zugewandte Orte geladen werden sollten, um über diese bedenkliche Entwicklung zu beraten.6 Mit Schreiben vom 26. März setzte Bern Fribourg und Solothurn über seinen Beschluß in Kenntnis, sich mit Schwyz und Unterwalden über die Heimberufung ihrer Kontingente zu verständigen, sofern diese noch nicht über die Alpen gezogen waren.7 Fähnrich [Peter] Achshalm wurde beauftragt, die Zielsetzung Berns, einen Krieg zu vermeiden, in Schwyz und Unterwalden zu vertreten und eine verbindliche Absprache über den Abzug ihrer Kontingente zu treffen.8 In einem – dem Gesandten mitgegebenen, dann jedoch nicht zugestellten – Mandat an das Berner Kontingent wurde der Befehl zur Rückkehr mit dem zögerlichen Zuzug aus Frankreich und der restlichen Schweiz sowie mit den Drohungen Kg. Maximilians begründet und noch einmal bekräftigt: Dann uns von wegen des Kg. von Frankenrych in sorg und beschwärd und zu eynem tödlichen krieg füren zu lassen, ist uns deheins wägs gemeint.9
Schaffhausen bat unter Hinweis auf die Bedeutung der Angelegenheit Zürich um seine Stellungnahme und insbesondere um Mitteilung, ob es an dem vom röm. Kg. ausgeschriebenen Tag teilnehmen werde.10
Solothurn befahl am 26. März seinem Altschultheiß Daniel Babenberg sowie Hauptmann, Leutnant11 und anderen Räten im Feld unter Verweis auf das kgl. Schreiben und die obige Mitteilung Berns und dann erneut am 21.4. unter Bezugnahme auf die Tagsatzungsabschiede von Luzern und Baden [Nrr. 50f.], nicht über den Po vorzurücken, und begründete dies mit der Sorge um die schweizerischen Knechte.12 In einem Schreiben an Bern vom 1. Mai zeigte sich der inzwischen über die Vorgänge in Italien informierte Solothurner Magistrat sehr erschrocken angesichts des weiteren Vorrückens gegen Genua und des bevorstehenden Angriffs auf die Stadt, was als Verstoß gegen die ergangenen Abschiede, die Zusage der französischen Gesandten und seinen ausdrückliche Befehl verstanden wurde. Solothurn erwartete sich von dem Unternehmen überdies keinen Gewinn. Bern wurde daran erinnert, daß zu Zeiten Kaspars vom Stein13 von 4000 Eidgenossen nicht einmal 1200 zurückgekehrt waren.14 Bern bekundete in seiner Antwort vom 3.5. sein Mißfallen am eigenmächtigen Vorgehen der eidgenössischen Söldner unter Mißachtung des Luzerner Abschieds, zumal auch andere Orte deren Teilnahme am Zug gegen Genua ablehnten, sah sich aber außerstande, zu konkreten Schritten zu raten.15
Abt Franz von St. Gallen übersandte durch Ulrich von Hohensax übermittelte Abschriften des kgl. Schreibens sowie des in das Reich ausgegangenen kgl. Mandats vom 20.3. [Nr. 16] an die Züricher Bürgermeister Matthias Wyss und Marx Röist und fragte an, ob Zürich am Tag zu Baden teilnehmen werde und was die Stadt weiter in dieser Sache beabsichtigte. Dann uns und unsern gotzhusluten, so da vorna am hatz ligen, merklich und gros daran gelegen sin wil und zu ganzer vorderbung, wo es zu ufrur und krieg komen sölt, raichen wurd.16 Zürich bestätigte am 5. April den Eingang von Schreiben Kg. Maximilians und informierte den Abt über den Wunsch etlicher Orte, sich vorab zu beraten, weshalb ein Tag nach Luzern anberaumt wurde. Für den anschließenden Tag in Baden rechnete Zürich mit zahlreichen Teilnehmern.17
Schwyz meldete am 23. April an Glarus, daß die Schweizer Kontingente inzwischen bis Serravalle (Serrümal) vorgerückt seien und der frz. Kg. bislang 400 Mann eingebüßt habe. Darumben uns not sin wil, die unsern ouch zu bedenken, dann uwer Ll. die untruwen land und allerley in der sach wol mag erkennen. Schwyz lud deshalb für den 26. April zu Beratungen in Zug ein.18