Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
[1.] Ankunft Kf. Friedrichs von Sachsen in Konstanz, Vorbereitung der Seelenmesse für Kg. Philipp von Kastilien, Verhandlungen wegen der Verpfändung Goslars, Mühlhausens und Nordhausens an Kursachsen; [2.] Verhandlungen des RT: Erstellung eines Reichsanschlags zur Romzughilfe, [3.] Vorschlag der Reichsstände zur Finanzierung des Reichskammergerichts; [4.] Seelenmesse für Kg. Philipp von Kastilien am 16. Juni; [5.] Verhandlungen Kg. Maximilians mit den Eidgenossen; [6.] Aufenthaltskosten Pfeiffers, Unklarheit über die Dauer des RT.
Konstanz, 18. Juni 1507 (fritags nach Viti).
Nordhausen, StdA, R, Da 5, fol. 108–108’, 109–109’ (eh. Or. m. S.).
[1.] /108/ Meyn willig dienst zuvoran, ersamen, wiesen, gunstigen Hh. Auf euer schriben1, das myr der bot von Goslar auf suntag nach Bonifacii [6.6.] zu Coßnitz behendiget, tun ich uch wissen, das ich uch am nehsten allenthalb, wo ich es hir funden, zu erkennen gegeben, und habe auch darumb den boten wan hute dato bie myr behalten, bie ym, was wieter notturftig, zu schriben. Aber diewiele Hg. Frederich, Kf., auf sunabint vor Viti [12.6.] geyn Coßnitz und alleyne mit Gf. Philips von Solms, pfleger zu Coborg, Dr. Monhofer2 und Fredrich Döhnen3 als siener ftl. Gn. reten, mit den ich auch alle bekant, komen, und umb bestellung willen Kg. Philips begengnus nichts gehandelt und nach anher nichts vorgenohmen, habe ich auch nicht wieter tun konnen dem lesten abscheide nach, von dem Serentiner entpfangen, dan das ich den Bf. von Gorg [Matthäus Lang], den [Gf. Eitelfriedrich] von Zorn, Serentiner, Georgen Goltagker und meister Sixt [Ölhafen] angesucht. Denn sünst keyne rete mehir hir sint, die zum Rothenman ader Salzpurg gewest weren4, die myr alle gute vertrostüng gegeben. Und alsovil ich hir vermerke nach gestalten und begeben hendeln, auch von gelerten und vorstendigen, den ich euer sachen vorgetragen, setze ich es in keynen zwivel, ir werdit bie euern friheyten und dem Reich wol bliben, darzu ich auch, sovil myr mogelich, flies anwenden will. Dan myn gn. H., Hg. Jorge von Sachsen, und der marschalg5, die myr allenthalb forderlich, bie den sachen auch nicht slafen.
[2.] Die versampnung haben itzunder, domit die ksl. crone bie dützscher nacion bliben mocht, eynen anslag auf XVI-tusent man zu rosse und fuesse anzulegen vorgenohmen.6 Was uch aber darzu geboren ader ab kgl. Mt. dorane gesettiget, kan ich uch nicht schriben.
[3.] Derglich ist vorgenohmen, domit fride, recht und das chamergericht wesentlich gehalten werden, so die brüche aus den fiscalischen hendeln, die nicht kgl. Mt., sündern zu unterhaltung des gerichts dynen, und derglich die felle der canzly, den solt als cammerrichter, besitzern, secretarien und pedellen /108’/ zu vertragen, nicht gnugsam, solt im Reiche eyn cleyner anslag auf IIII- ader V-tusent gemacht werde zu hulf des soldes. Wes aber darinne wirt beslossen, sol uch nicht verhalten bliben. Derglich in den und andern euern sachen das beste glich mynen eigen sachen zu tun, findet yr mich willig. [Datum, Unterzeichnung].
[4.] /109/ [PS] Auf mitwochen nach Viti [16.6.], als kgl. Mt. in dem tumstift zu Coßnitz alle altaria mit swarzem tuche verhengen, derglich die tafeln und bilde auf den altarn mit swarzem tüche ubirzeyhen und darauf wisse cruze von syden stigke und nehen und darbie die wopen des Kg. von Castilien anhefte lasen; auch im stift und chore mit swarzen tuchern umhengen und auf ader ubir die bäre eyn haus machen, darauf ubir funfhündert halbpfundige lichte, derglich in der kerchen und chore ubir funfhundert lichte und auf yderm altar zwey lichte verschafft; darzu hündert und zwolf personen in swarz lange rogke und swarze cappen uber das hoübt gezogen, eynem yedern eyne lange kerzen, so die Ff. gebrauchen, in die hand und ye zwene vor eynem altar, und die andern, war bie fünfzigen, umb die bare vorordent; auch mitten in der kerchen verblankt7, und auf eyner sieten kgl. Mt. mit Kff. und wertlichen Ff. und yr botschaft, auf ander siet bebstlicher legat [Costantino Arianiti], Bff. und yr botschaft mitten Kgin., frauen und jungfrauen stende und sitze gemacht und alle licht angebrant. Ist zuerst die Kgin., die der Ebf. zu Magdeborg und Hg. Jorge zu Sachsen geleytet, mit virzig frauen und jungfrauen, alle gesloigert8, mit langen harrasmentel9, vurgegangen, der nehst kgl. Mt. mit allen Kff. und Ff. in aynem swarzen langen rogk, eyn swarz parret auf sienem houbt gehabt, das ferre in die au[g]en gezogen, darauf eynen flemischen swarzen hüt gehabt. /109’/ Die erste messe requiem hod der Bf. von Coßnitz gesungen, dorunder zwyens10 geopfert. Darnach, als solch ampt volnbracht, Dr.[Konrad von] Bondorf, barfussernorden, eynen sermon getan. Dornach eyne messe „Salve sancta parens“ mit allem jubil, orgeln, sengern, zinken, trometen etc. gehalten. Ist yeder in sien geworsam gangen. Aus gloublicher bericht sint drittehalbtüsent elle swarz tüch zu dem begengnüs vortan.
[5.] Kgl. Mt. had sich auch mit den Eydgnossen vertragen, ym zu hulf, die cronen zu erlangen, auf siener kgl. Mt. und des Reichs kost VI-tusent man zu schigken [Nr. 246], dargegen ynen alle yr friheit, herkomen und gewonheit bestetiget, des hof- und camergerichts befriet, mit meher clausulen11. Solchs die versampnung nicht zufreden ist aus vil ursachen, die sie kgl. Mt. vorhalten werden. Was aber daraus guts ader arges werden will, ist myr verborgen.
[6.] Die Kosten für den Aufenthalt des Boten aus Goslar bestreitet er selbst. Er wird diesen Posten in seine Abrechnung für die drei Städte aufnehmen. Wann der Tag zu einem Ende kommt, weiß niemand. Aber ich meyne, die turde12 werde endschaft machen.