Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil
Verweist auf die Ladung zum Konstanzer RT [Nr. 5] und die darin dargelegten Gründe für die Einberufung des RT, insbesondere, daß ihm der Weg nach Rom zur Erlangung der Kaiserkrone versperrt ist. Zur weiteren Information für die bevorstehenden Beratungen mit den anderen Reichsständen will er ihm ein Gutachten kgl. Räte mitteilen, wie wir noch bey diser unser rustigung dieselb unser ksl. cron erlangen, auch unsern furgenomen zug wider die ungelaubigen mochten volbringen: Er könnte in den niederburgundischen Erblanden eine Flotte ausrüsten und mit seinen Truppen nach Granada segeln, das Kg. Karl von Kastilien, Ehg. von Österreich, gehört. Die dort liegenden Schiffe könnten binnen acht Tagen bereitgemacht werden und mit den kgl. Truppen Ostia erreichen, das zwei Meilen von Rom entfernt liegt. Man könnte auch die Schiffe aus Granada und weitere Seefahrzeuge, die er in Italien kaufen kann, innerhalb von sechs Tagen nach Nizza bringen, wo sich bereits eine beträchtliche Zahl von Schiffen befindet, und von dort aus in vier Tagen nach Rom übersetzen. Der Hafen Nizza ist von Hochburgund nicht mehr als vier Tagreisen entfernt. Dorthin kann er von Niederburgund, wohin er sich jetzt zur Herrschaftsübernahme begibt, genauer gesagt von Luxemburg aus, in drei Tagen ziehen. Auch von Konstanz aus dauert die Reise nach Hochburgund nicht länger als vier Tage. Von Burgund aus kann er nach Nizza weder durch das Territorium des frz. Kg. noch über die großen Wasserstraßen gelangen, sondern durch Savoyen, dessen Hg. sich gegenüber Kg. und Reich bislang gehorsam erzeigt, doch mussen wir etwas stark ziehen.1 Die Kgrr. Kastilien und Leon könnten ihn mit den Schiffen unterstützen, die der verstorbene Kg. Philipp ausgerüstet hat und für den Transport seiner Truppen nach Afrika (barbarya) bestimmt waren, nachdem der Ebf. von Toledo (Taelet) für diesen Zug beim Klerus über 100 000 fl. eingesammelt hatte.2 Diese Truppen könnten ihm auch bei seinem Romzug dienlich sein, um das Risiko einer französischen Gegenaktion auf See zu reduzieren. Die Kastilier werden gerne Rückendeckung geben, damit er ihnen seinerseits mit seinen Schiffen für den Zug nach Afrika (barbarya) zur Hilfe kommt, um so die Absicht seines Sohnes umzusetzen, dem er, wie er auf dem Kölner RT mitgeteilt hat, persönlich zuziehen wollte.3 Er wird deshalb seine sämtlichen Reitertruppen und einige tausend Fußknechte bis zum Ende des RT unter Waffen halten. Er hat auch Mgf. Kasimir von Brandenburg Truppen überlassen, damit wir zu Rom uber meer und uber land on baiden enden und strassen, zu wissen auf der Venediger meer und land, die uns ain klain volk durchziehen lassen wellen, auch durch Sophoy, do wir on allen pass das meer erlangen, kumen mugen. Und auf dem meer mugen wir allezeit unser verwarnus erlangen, nachdem dasselb hoch meer unfechig ist ainem yeden kriegsman mit ainer klainen macht, als meniglich wissen ist. Er teilt ihm dies mit, damit er über die Situation informiert ist, auch darüber umso besser mit anderen beraten oder seine Gesandten mit ausführlicher Instruktion und ausreichender Vollmacht abfertigen kann.4
Salzburg, 30. November 1506.
Wien, HHStA, Maximiliana 17, Konv. 2, fol. 17–17’ (Or., Vermm. prps./amdrp., Gegenz. Serntein, Adressat: Bf. Albrecht von Straßburg) = Textvorlage A. München, HStA, KÄA 3137, fol. 82–82’ (wie A, Adressat: Hg. Albrecht von Bayern) = B. Frankfurt, ISG, Kaiserschreiben 1373 (wie A, präs. 14.1.15075, Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt) = C. Berlin, GStA, I. HA, Repos. 10, Fasz. 2 M, fol. 1–1’ (wie A, Adressat: Kf. Joachim von Brandenburg). Hannover, HStA, Celle Br. 15, Nr. 46, unfol. (wie A, Adressat: Hg. Heinrich d. M. von Braunschweig-Lüneburg). Köln, HAStd, K+R 32/14, fol. 9–9’ (wie A, Adressat: Bürgermeister und Rat der Stadt Köln – Datumverm.: Veneris post Agnetis [22.1.1507]6).
Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 896, S. 697–699 (Adressat: Frankfurt).