Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Geplante Entsendung Ebf. Jakobs von Trier in die Niederlande; [2.] ungenügende Leistung der auf dem Konstanzer RT bewilligten Romzughilfe, erfolgreiche Verhandlungen Kg. Maximilians mit Papst Julius II. über eine Kaiserkrönung auf Reichsgebiet; [3.] Aufforderung an Ebf. Jakob zur Teilnahme an Beratungen mit dem Reichsstatthalter Kf. Friedrich von Sachsen in Nürnberg und zum Erscheinen im kgl. Hoflager.

s.l., s.d. jedoch wahrscheinlich zweite Dezemberhälfte 1507.

Innsbruck, TLA, Maximiliana I/44, Fasz. 1506–1508, fol. 18–19 (Konz.).

[1.] Er, der Kg., hat ihm jüngst schriftlich seinen Wunsch mitgeteilt, daß er sich ihrer in Konstanz getroffenen Vereinbarung gemäß in die Niederlande begeben2, doch zunächst zuhause auf die Abfertigung des kgl. Rates Sigmund Pflug warten solle, damit sie beide zugleich bei Hgin. Margarethe in Mecheln einträfen.3 Der Hauptgrund für seine Mission in den Niederlanden war ursprünglich, daß die Franzosen mit großer Heeresmacht in Brabant lagen und die Regierung und die Untertanen in Unruhe versetzten. Die Franzosen sind indessen nach beträchtlichen Verlusten wieder abgezogen, Hgin. Margarethe und das Regiment haben die Ordnung wiederhergestellt. Vor seiner, des Kg., Ankunft in den Niederlanden wird kein weiterer französischer Einfall erwartet.

[2.] Wie er weiß, hat er gemeinsam mit den Ständen auf dem Konstanzer RT beschlossen, den Romzug zur Erlangung der Kaiserkrone durchzuführen. Ihm ist auch bekannt, welche Hilfe die Stände dafür zusagten und daß diese zum 16. Oktober (St. Gallen tag) bereit hätte sein sollen. Dieweil sich aber solhs alles verzogen und ders[elben] hilf gar clain und nicht ansechlich ankomen ist und doch wir und die stend des Hl. Reichs bey andern frembden nacionen uber den treffenlichen besluss und abschid, der solhs zugs halben zu Costenz gemacht ist, nicht geschimpft ader veracht wurden, haben wir bey uns selbst bedacht, wie wir die ksl. cron, dieweil sich solh des Reich[s] hilf dermassen verzeucht, mit den minsten costen und doch ansechlich und eerlich erlangten und mit unsern gehaimen practiken und grossem vleis, so wir bey unserm hl. vater, dem babst, gehebt, sovil bey seiner Hlt. erlangt, das sich ir Hlt. verwilligt haben, uns die ksl.cron bey etlichen cardinelen, wie das vergangen zeiten röm. Kgg. auch beschehen ist, an die confinien /18’/ welscher oder, wo wir wellen und das begern, gar in deutsche lande unsers gefallens zu schicken. Das wir auch von seiner Hlt. angenomen und uns entlichen entslossen haben, mit dem volk, so vom Reich ankomen ist und noch komen sol, desgleichen mit unser selbst aigen macht von unsern erblanden, die dann nicht clain sein wirdet, uns von stund an zu erheben und gegen Trient und Ytalien zu rucken, als wir auch yetzo an dem zug sein, und unser volk daselbst zu versamlen und ye understeen, die Venediger fur unser partey zu gewynnen. Wiewol sy sich mit allem irm krigsfolk zu ross und fuess gen Rofreid und an andre ende gegen unser Gft. Tirol geleget, haben wir doch aina hoffnung, sy zu bewegen, und uns auch darneben understeen, unser parteyen in Ytalien und sonderlichen die, so yetzo bei IM knechten der unsern eingelassen und wir etlich pass in Ytalia eingenomen, zu behalten und darzue vleiss haben, ob wir dem Kg. von Frankrich, oder wo die Venediger nit neutral sein wolten, ein pueberey zu tun.

[3.] Und dieweil sich dann die handlungen, wie ob angezaigt ist, und sonderlichen der ksl. cron halben dermassen schicken, so erforder unser grosse notdurft, will dir auch als ainem Kf. geburen, dz du dismals personlichen bey uns seiest, dardurch wir auch geursacht werden, dich des zugs in die Niderland dismals zu erlassen. Befiehlt ihm deshalb, mit 50 Pferden unverzüglich aufzubrechen und sich zum 6. Januar (hl. dreier Kgg. tag) zum Reichsstatthalter Kf. Friedrich von Sachsen nach Nürnberg zu begeben, wo sich auch andere Ff. aufhalten werden, um dort gemäß einem weiteren beiliegenden kgl. Schreiben4 und aufgrund ergänzender Mitteilungen Kf. Friedrichs zu beraten. Nach Abschluß der Beratungen soll er sich mit seinen Truppen unverzüglich über Innsbruck nach Trient und weiter zu ihm, dem Kg., verfügen. Nach dem Empfang der Kaiserkrone will er unverzüglich gemeinsam mit ihm in die Niederlande aufbrechen5 und ihn gemäß ihrer in Konstanz getroffenen Vereinbarung in die Regierung der Niederlande einsetzen.

Anmerkungen

1
 Der Adressat wird nicht genannt, ist jedoch durch die Anrede (Erwirdiger, lb. neve, Kf. und rat) sowie durch den Inhalt des Schreibens eindeutig zu identifizieren.
2
 Vom 10.8. datiert eine Instruktion Kg. Maximilians für Ebf. Jakob, wonach dieser als Mitglied der niederländischen Statthalterregierung für ein Jahr der burgundischen Kanzlei vorstehen sollte (dt. Reinkonz./Or. Konstanz, Gegenz. G. Vogt; AD Lille, B 18827/24659, fol. 152–157; frz. Or. Konstanz, Gegenz. G. Vogt; ebd., 24661, fol. 159–160). Dr. Sigmund Pflug erhielt den Auftrag, die Instruktion Hgin. Margarethe und dem Geheimen Rat zu übergeben. Kg. Maximilian erklärte, er habe den Ebf. zum Mitglied der Statthalterregierung ernannt, da sich nach den Beschlüssen des Konstanzer RT zur Durchführung des Romzuges seine Reise in die Niederlande verzögern werde (frz. Or. Konstanz, 10.8.1507; AD Lille, B 18827/24660, fol. 158–158’). Ehgin. Margarethe bestätigte am 29.9. den Empfang der Instruktion, machte jedoch frühere Vereinbarungen mit ihrem Vater geltend und verwies auf laufende Verhandlungen durch einen Gesandten (lat. Konz. Antwerpen; AD Lille, B 18827/24754, fol. 254–254’). Aus dem obigen Schreiben geht hervor, daß die Umsetzung der Instruktion vom 10.8. tatsächlich unterblieb.
3
 Vgl. die Ankündigung Kg. Maximilians an seine Tochter Margarethe vom 18.8.1507 (Le Glay, Correspondance I, Nr. 3, hier S. 5f.).
a
 ain] Danach gestrichen: claine.
4
 Liegt nicht vor.
5
 Dies hatte Kg. Maximilian bereits in einem Schreiben an F. Rudolf von Anhalt aus Konstanz vom 13.8. angekündigt. Vgl. Duncker, Fürst, S. 9 Anm. 2.