Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

Frage einer Initiative beim Ks. oder auf dem Wormser Reichstag wegen des Räuberunwesens.

Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratschlagbücher, Nr. 1, fol. 1–1’ (Kop., actum am gayln montag, der hl. vaßnacht abend).

Die 2 brebst [Dr. Erasmus Topler1und Dr. Anton Kreß2], Dr. Peter [Topler], [Dr. Johannes] Protzer3, herr A[nton] Tetzel, [Kaspar] Nutzel und [Hieronymus] Haller haben geraten und angezaigt, das sy haben vil beswerden bedacht, wo man mit hilf der stett bey ksl. Mt. handeln sollt, und nemlich, wo man die ksl. Mt. sollt anlangen umb hilf, so behelt solchs ksl. Mt. by sich nit allain, sonder wurd das auch an die fursten gelangen lassen oder die sachen schieben uf die stend deß Reichs. Das sey onzweifenlich. Dieselben wurden alsdann anzaigen den vertrag, so sy vor zu Bamberg beschlossen haben4, oder von andern wegen reden. Das alles ainem rate kainswegs zu erleiden steet, der ursachen halben, das die fursten im nymmer nachgeben, in ire halßgricht zu greifen. Nun kan ain rate, wie ytzo gemelt, wo solchs nit zugelassen, kainen andern wege annemen. Item die kaiserlich Mt. wurde, als sich zu vermuten, nit lang an dem ort bleiben und die sachen seiner Mt. raten oder stenden deß Reichs committirn, die sachen zu bedenken, oder etlich hauptleut setzen, als marggraf Cazimier [von Brandenburg-Ansbach] und andere fursten, wie vor auch auf der pan gewest, die blackerey außzureuten und andere ordnung furzunemen, dieselben zu furkomen. Das sey ains rats gift. Dann man darinnen ainem rate kain sonders machen oder ire freyhaiten sondern oder außnemen werd. So sey auch nit wol moglich, das ain rate weiters, grossers oder bessers, dan sy vor haben aund der landfrid zugibt–a, erlangen werden. Sollte dann ain rate neben den stetten arbaiten, so mochten sie villeicht ursach geben, ire vor habende freyhaiten zu verletzen oder die zweifelig ze machen. Und sey in summa diser sachen halb zu yedem mal zwei beswerden im tun zu bewegen, do im lassen sich nit aine ereugen mag. Aber wo der brobst [Erasmus Topler] allain in abwesen menglichs bey ksl. Mt. etwas weiters in schein ainer declaracion erlangen möchte, nit abzuschlagen sein. Deßgleichen, wo sich solchs in andern sachen antwurts- und underrichtungsweise zu Worms fuglich begeben, das der blackerey halb in gemain anregung beschehe mit anzaigung der merklichen beswerden, darauß ervolgend.5

Anmerkungen

1
 Am 12.12.1508 hatte der Nürnberger Magistrat gegenüber Topler (Propst von St. Sebald), der sich zu dieser Zeit als Gesandter am ksl. Hof aufhielt, die Wichtigkeit dieser Materie für Nürnberg wie auch für andere Reichsstände betont und angekündigt, das zu verrerem nachgedenken stellen und keinen vleiß unterlassen, zu kunftigem Reichs tag oder anderen zeiten, wie es gelegenhait derselben sachen wil erleiden, mit frucht darin zu handeln(Kop., eritag nach concepcionis Marie; StA Nürnberg, Rst. Nürnberg, Briefbücher des Inneren Rates, Nr. 63, fol. 6–7, hier 7).
2
 Kreß war Propst von St. Lorenz (Merzbacher, Kreß, S. 124–128).
3
 Auflösung der vollständigen Namen Toplers und Protzers aufgrund des Verzeichnisses der Nürnberger Ratskonsulenten bei Ellinger, Juristen, S. 55f.
4
 Gemeint ist die dreijährige Einung vom 9.9.1507 (Heil, RTA-MR IX/2, Nr. 963, S. 1358f.).
a
–a und ... zugibt] Einfügung am Rand.
5
 Auf einem beiliegenden Zettel ist der Beschluss des Nürnberger Rates vom 23.2. (sexta post Petri ad kathedram)vermerkt, dass C. Nutzel by den pundischen, auch Jorg Holzschucher auf dem reichstag der blackerei halb kain anregen oder beger bey keiserlicher Mt. oder den stenden deß Reichs tun sollen.