Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Abwesenheit des Hans von Landau; Abreise Ks. Maximilians; Verhandlungen Gf. Adolfs von Nassau und Gesandter der Kff. und Ff. mutmaßlich in Streitsachen; in Worms anwesende Kff.; [2.] Unterredung der Frankfurter Gesandten mit Eitelwolf vom Stein; [3.] Verlegung des Reichskammergerichts nach Worms; Empfehlung der Gesandten wegen eines Zahlungsmandats des Reichsschatzmeisters Hans von Landau; [4.] Aufenthalt Ks. Maximilians in Speyer; Beratung Gf. Adolfs von Nassau mit Gesandten der Kff. und Ff.; Abreise der ausländischen Gesandtschaften; Mutmaßungen über das Ausbleiben weiterer städtischer Gesandtschaften.

Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 50–50’ (Or. Hd. Frosch).

Druck: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 956, S. 756f.

[1.] Fursichtigen, ersamen und wysen. E[uer] W[eisheit] syen unßer fruntlich, willig dinst allezyt zuvoran bereit. Gunstigen, leben Hh. und guten frunden, e. W. wissen, daß her Hanß von Landau nit hie, auch nit hie gwest ist. So haben wir so vil verstanden, daß er auch nit herkomen wirt. Dann die ksl. Mt. ist mit allem hofgsind hinweg uf Spier und in willen, den naesten der lantschaft Terol zu. Und ist in sunderheit nichtz ghandelt ader vorgnomen, dan graf Adolf von Nassau in abwesen markgraf Kasemero [von Brandenburg-Ansbach] uf donerstag vor dato [26.4.] deß morgenß zu 8 uwern von jedem kurfursten, auch fursten reten einen zu sinen Gn. erfordert, deßglichen noch mittag. Versteen wir, daß sich etliche irtum zwuschen den fursten halten, dieselbigen understanden hinzulegen. So versicht man sich, margraf Kasemer werde in 8 tagen wider hie sin. Ist zu dem hirzogen von Guelch gritten. Und ist nemant von fursten hie dan unser gnst. Hh. von Menz, Koln und Palz. Unßer gnst. H. von Treer ist mit ksl. Mt. gritten.

[2.] So ist H. Itel Wolf von Stein von wegen margraf Joachims noch hie. Sint by siner strenckeit gwest.1 Hat unß in der gheim bericht, daß die röm ksl. Mt., unser allergenedigister H., den gmeinen phennig gern hette.2 Ist aber doch nit gfurdert wurden. Her Itel Wolf heltz aber darvor, daß eß fast die meynung sy. Er gabe unß auch zu versteen, daß die babstliche hillickeit und die ksl. Mt. ein zug wider die Durken vornemen wulten. Wurt vor ein ursach vorgnomen, damit der gmein phennig dester baß von den standen bracht mocht etc. werden. Haben aber solichs von keynem dan von her Itel Wolfen gehort.

[3.] Deß kamergrichtz halber hat unß Ambrosius [Dietrich], protonotarius, bericht, daß eß inwendig drien wuchen herkomen wirt. Wullen unß aber derhalbe verner erfaren und uwer W. nit verhalten. Hat auch etlichen herbricht [= Herberge] verfangen. Wißen aber nit, ob inß gschee alßbald. Darumb mogen sich e. W. underreden der zitation halber, her Hansen von Landau bedreffen3, beruwen zu laßen, byß daß kammergricht herkeme ader nit. Geben wir e. W. zu ermeßen.

[4.] Auch, so wissent, daß die ksl. Mt. uf dato noch zu Spier ist. So hat myn gn. H. graf Adolf von Nassaue der kurfursten und fursten ret noch allen tag fore und noch mittag in rot erfardert, aber keyn fursten. Und sint des babst, deß konigz von Frankrichs, von Aragon botschaften alle hinweg. Und ist noch zur zijt niemant von steten mer kommen, dan die von Wetzfeler sint auf donerstag vor dato [26.4.] herkomen. So haben Nurnberg, Ulm und Augspurg herbrich verfangen laßen. Eß ist sich aber zu besorgen, wo sie innen werden, daß die röm. ksl. Mt. sich von Wormß erhebt hat, daß sie nit erschinen werden. So sint die von Straßburg auch nit hie. Ist sich zu vermuten, daß niemant mer herkom, eß worde dan nuwe mandata ußghie. Und waß unß ferner zu wissen wurt, wullen wir e. W. nit verhalten. Dan e. W. dinstlichen willen zu erzeigen sint wir gneigt. Geben zu Wormß uf fritag noch Jeorie zu fier uwern no[ch]mittag anno etc. im 9. jar. Johann Frosch, Gilbrecht von Hulzhußen, uf dem richstag zu Wurmß.

Anmerkungen

1
 Die Unterredung der Frankfurter Gesandten mit Stein kam nicht zufällig zustande. Der Bürgermeister Friedrich von Alzey und der Ratsherr Johann Frosch hatten im Februar mit ihm eine Vereinbarung über das vakante Frankfurter Schultheißenamt getroffen. Der Frankfurter Rat beschloss dazu am 22.2. (feria quinta post cinerum): Dem also nachkommen und in geheym halten (ISG Frankfurt, BMB 1508, fol. 105’). Die Vereinbarung bestand darin, Stein Bedenkzeit einzuräumen, die dann auf dessen Bitte vom 24.6. (sant Johanns tag)auf den 25.7. (Jacobi)verlängert wurde (act. feria tercia post pentecoste [29.5.]; ISG Frankfurt, BMB 1509, fol. 12’). Kurz vor dem Termin bat Stein um eine weitere Fristverlängerung von zwei Wochen, die Frankfurt ihm auch zugestand (act. feria tercia in vigilia sancti Jacobi [24.7.]; ebd., fol. 31’), ebenso durch Beschluss vom 30.8. (quinta post decollacionis Johannis) bis zum 29.9. (Michaelis) (ebd., fol. 43). Im Oktober erklärte er schließlich in einem Schreiben an Johann zum Jungen, daß ime daß schult[heißen]ampt dißmals anzunemen nit fuglich sin will. Der Frankfurter Rat trat daraufhin an Marquard von Hattstein heran (Beschluss vom 18.10. (feria quinta post Galli); ebd., fol. 62). Neuer Schultheiß wurde am 28.1.1510 allerdings Martin von Heusenstamm (Kriegk, Bürgerthum, S. 596 Anm. 514).
2
 Vgl. Nr. 267 [Pkt. 9f.].
3
 Der Frankfurter Rat hatte erstmals am 10.4. (tercia post festum pasce)über ein vom Reichsschatzmeister Hans von Landau zugesandtes ksl. Mandat zur Zahlung der Kölner Ungarnhilfe von 1505 beraten (ISG Frankfurt, BMB 1508, fol. 122). Am 23.4. (feria secunda in die Georii militis)wurde beschlossen: Item, als eyn ladung dem rat des hilfgelts halber zugeschickt, ist geratslagt, her Hansen von Landau schriben und eyn copy der quittanzien mitschicken. So er alßdann davon nit absteen wil, am camergericht erschynen, doch den frunden geyn Worms befelen, ob er do were, muntlich mit ime zu handeln. […]. Den frunden die abeschrift der quitunge, deß ungerischen anßlags zu Collen ufgericht, geben, die hern Hansen von Landauwe, ksl. Mt. schatzmeister, anzuzeigen, wo er zu Worms erschinen wurde (ISG Frankfurt, RSP 1a, fol. 122, 122’). Die erwähnte, nicht vorliegende Quittung hatte der Frankfurter Gesandte Johann von Lünen vom Konstanzer RT mitgebracht. Erst dort hatte sich die Stadt mit Kg. Maximilian einigen können, ihren Anteil von 3168 fl. (Heil, RTA-MR VIII/2, S. 1409f. Anm. 55. Vgl. Böhm, Reichsstadt, S. 268f., 271) an der Kölner Ungarnhilfe von 1505 durch Zahlung von 2000 fl. zu begleichen. Ende August 1507 gelangte eine erste Tranche von 700 fl. zur Auszahlung an Ebf. Jakob von Trier (Heil, RTA-MR IX/2, S. 893 Anm. 1).