Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Nr. 1542 Supplikation der Speyerer Gesandten Dr. Jörg Schütz und Adam Berstein an Ks. Maximilian

Bitte um Aufrechterhaltung der Acht gegen die an der Fehde gegen Speyer beteiligten Mitglieder der Ganerbenschaft auf Schloß Drachenfels.

Köln, [26. August 1512]1

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 38a u. b, Konz. (Vermerk am Ende des Stücks: Syend durch mich, Dr. Jörgen Schutzen etc., in ksl. hofrat uberantwurt aus ksl. befelch auf dinstag morgens nach Augustini [31.8.12] zu Cöln Ao. etc. 12 von wegen ains ersamen rates der statt Speyr).

Allerdurchluchtigster, großmechtigster Ks., allergnst. H., euer ksl. Mt. hat vergangner zeit auf dem jungstgehalten reichstag zu Tryer in der unbillichen feyd [= Fehde], so Cunrat, H. zu Haydeck, ainem ersamen rat und gemain der statt Speyr zugeschriben,2 ain vertrag oder abschid schriftlich verfassen und jeder partey, demselbigen in sechs wochen zu leben, geben lassen [liegt nicht vor], der och von beyden partien also angenomen. Wiewol nun, allergnst. H., ain ersamer rat und gemain der statt Speyr, demselbigen abschyd, also fyl an inen ist, zu geleben, undertänigs fleys allzeit und noch willig gewesen, haben je doch die gemainer zu Drachenfels, die sich solicher feyd mit der tat anhengig gemacht und also in euer Mt. und des hl. Reichs acht und aberacht erkent, erklert und offentlich denuntiert seyend, bys auf dys zeit solichem abscheyd und vertrag nit gelept oder volg geton, euer Mt. zu ungehorsam, verachtung und gemainer statt Speyr zu verderplichem, grossem schaden und nachtayl. Nun langt ain erbern rat ganz globlich an, wie etlich der gemainer zu Drachenfels, als ob solich feydschaft laut euer ksl. Mt. abschaid genzlich vertragen, uber solich ausgangen acht absolution erlangt und die uberentzig [= übrigen] zu erlangung der absolution für sich och in emsiger übung stunden. So aber, allergnst. H., obangezaigter euer ksl. Mt. geschriftlicher abschyd clarlich in sich helt, das zuvor in allen und jeden puncten und artikel[n] demselbigen abschid gelept und volg geschehen soll und alsdann und nit eer Cunrat von Haydeck mit sein helfern und helfeshelfern sampt allen gemainern des schloß Drachenfels aus der acht getan und darvon absolviert werden sollen, so ist an euer ksl. Mt., unsern allergnst. H., dem och ain statt Speyr mit sonderm schutz und schirm als Ehg. zu Österich zugeton und verwant, der gesanten von wegen ains ersamen rats der statt Speyr [Dr. Jörg Schütz und Adam Berstein] ganz underdenig, demutig und geflissen bitt, euer Mt. geruche, ain erbern rat und gemain statt Speyr herin, damit sy bey frid und recht gehandhabt werden möge, gnädiglich nach aller notturft zu versehen und zu bedenken, deshalb och nun hinfur kainen mer aus obangezaigter feydschaft verwanten aus der acht zu lassen oder ledigen, es sey dann euer Mt. zuvor aigentlich durch ain rat der statt Speyr vergwisset, daß dem abschid in allen und jeden puncten volg geschehen sye. Ist ain ersamer rat solichs umb euer ksl. Mt., die Gott der almächtig in aller wolfart, glück und sighaftigem regiment allzeit gnädiglich wolle gefristen, in aller undertanikait und gehorsam mit darstreckung leibs und guts und sust gegen Gott den almechtigen urbutig und allzeit willig zu verdienen.3

Nr. 1543 Supplikation der Speyerer Gesandten Dr. Jörg Schütz und Adam Berstein an Zyprian von Serntein

Bitte um Übertragung der durch Gf. Emich von Leiningen-Dagsburg beanspruchten Besitzungen des Speyerer Spitals auf die Rst. Speyer

[Köln, 26. August 1512]1

Speyer, StadtA, 1 A 20/8, fol. 39a u. b, Konz. (Vermerk am Endes des Stückes: Dys obgestimpte supplication hab ich [Dr. Jörg Schütz] nachmals, als ich bey ksl. Mt. gewesen, auf seiner Mt. person selbs gestelt und darin geendert, was mich not hat beducht; ist doch die sobstanz oder wesenlichen stück belyben.).

Wolgeborner, gn. H., auf jüngst handlung zu Tryer durch Bm. Jacob Murern von Speir und dozumal mich [Dr. Jörg Schütz] vor eur Gn., des spitals hof, wald und andere gerechtikait, zu Ugelhaim [= Iggelheim], Buhel [= Böhl] und Hasslach [= Haßloch] gelegen, betreffe[nd], ain ainem und dem wolgebornen H. Gf. Emichen von Leyningen anders tayls, geben diser zeyt euer Gn. die gesanten von einem ersamen rat der statt Speyr [Dr. Jörg Schütz und Adam Berstein] zu underricht ires muntlichen furtrags undertänigerweys dys meynung zu versten:

Wiewol Gf. Emich von Leyningen in ansehung, daß solicher des spitals hof und wald in den obangezeigten flecken etwan oder fillicht noch in seiner oberkait und herlikait gelegen, ganz oder zum tayl sich etlicher zuspruch, forderung oder gerechtikait angemasset, als ob er alda ain fron, wagenfart und angemasset atzung haben solte, onangesehen, das im ain ersamer rat von wegen des spytals zu Speyr seiner vermainten zuspruch und gerechtikaiten nie gestendig och noch nit ist, deshalb solich sachen in rechtlich ubung vor ksl. camergericht noch onerortert hanget, und aber Gf. Emich sich, als ain ersamen rat anlangt, gegen ksl. Mt., unserm allergnst. H., also ubersehen, deshalb sein Mt., in zu strafen, sein Hft. fur sich selbs, och etlichen andern einzunemen, furgenomen, geschafft und bewilliget hat [vgl. Nr. 912, 915, 916]. Ist heruf an euer Gn. der gesanten ains ersamen rats der statt Speyr ganz demütig und sonder geflyssen bitt, euer Gn. wolle in ansehung, wie ain ersamer rat von wegen des spitals durch solich sein vermainte anforderung in grossen und merklichen kosten bys hieher unbillicherweyse gefürt, och in ansehung des unvermogen ainer statt Speyr, dorzu geleichait dys ieres myßfallens, darin sye durch das unbillich furnemen ierer ungehorsamen gemain, aines rats und der oberkait halb ganz onverschuldt, layder komen syend [vgl. Nr. 1762 [2.]], zudem sye unserm allergnst. H., dem röm. Ks., mit sonderm schutz und schirm verwant seyend, bey ksl. Mt., unserm allergnst. H., von wegen ains ersamen rats fleisiglich anhalten, bitten und begeren, damit dem rat von wegen des spytals solicher hof, wald und was dorzu und dorin gehort, onangesehen semlichs Gf. Emichs vermainte gerechtikait für sich, all sein erben, nachkomen, och für maniglichen ganz frey on all aufsatzung, beschwerung oder dienstbarkait, frones, atzung, wagenfart oder anderer ainicher beschwerd ganzlich zugestelt und bey ainer namhaftigen peen jetzund und nun furter in ewig zeit gelassen werde, dergestalt, ob gleichwol Gf. Emichen, sein erben oder nachkomen etwas gerechtikait von solichem hofes wegen je zugehörig gewesen oder noch, wie daß er solich sein gerechtkait aus seiner mißhandlung gegen ksl. Mt. gar und genzlich berobt sein und verwurkt haben soll. Ist ein ersamer rat solichs umb euer Gn. [...] allzeit willig und urbitig zu verdienen.

Anmerkungen

1
 In ihrem Bericht von diesem Tag (Nr. 1763 [4.]) erwähnen die Speyerer Gesandten die von ihnen verfaßte Supplikation.
2
 Zu der Ende Mai 1511 begonnenen Fehde Konrads von Heideck und der Ganerbenschaft auf dem Drachenfels gegen die Rst. Speyer (die sogen. Heidecksche Fehde) vgl. die knappen Angaben bei Deeg, Heideck, S. 46; Heuser, Drachenfels, S. 10.
3
 Bereits mit Schreiben aus Trier vom 11. Juni 1512 hatte ein ungenannter ksl. Rat (vermutlich Kanzler Zyprian von Serntein) Niklas Ziegler (am ksl. Hof in den Niederlanden) mitgeteilt, die (nicht namentlich genannten) Speyerer Gesandten seien heute bei ihm gewesen und hätten dargelegt, wie inen der abschid von ksl. Mt. gegeben, das sy hie bey irer Mt. oder in irem abwesen bey mir den vertrags- oder spruchbrief, zwischen inen und den ganerben zu Trachenfels gemacht, fynden, darzu beschaid und anzaigen haben, wo und an welchem end das gelt der schatzung widerumb erlegt und sy des bezalt werden sollen. Da er hierüber nicht informiert sei, auch keine Weisung des Ks. habe, habe er den Gesandten nicht antworten können, was diesen nicht gefallen habe. Sie hätten ihn deshalb gebeten, den Ks. an die Angelegenheit zu erinnern. Er ersuche daher Ziegler, beim Ks. anzufragen, welche Antwort den Vertretern Speyers gegeben werden solle. Ziegler möge die Sache dringlich machen, da die Gesandten hier warteten. Wien, HHStA, RK, Maximiliana 27 (alt 21a) 1512 Juni, fol. 27a, Konz.
1
 Daß diese Supplikation gleichzeitig mit derjenigen an den Ks. (Nr. 1542) entstand und an Zyprian von Serntein gerichtet war, geht hervor aus Nr. 1763 [4.].