Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Bevorstehende Suspension der im Erfurter Streitfall ergangenen ksl. Mandate auf Betreiben der Reichsstände.

[Trier, ca. 11. Mai 1512]1

Weimar, HStA, EGA, Reg. G Nr. 208, fol. 254, Orig. Pap. m. S.

Hat das kürzlich ergangene Schreiben des Kf. (wohl Nr. 1079) erhalten. Verkund darauf euer ftl. Gn. underteniglich, das der EB von Meinz hart angelangt hat von wegen der von Erfurt, damit all ausgegangen mandata [Nr. 172, 174] und der abschid zu Augsperg [Nr. 158] und ander abschid abgetan ader fur nicht erkant würden. Aber ksl. Mt. hat in solchem gar nichts handlen wollen. Also hat derselb EB am letsten sovil angezaigt, wie an im und den von Erfurt an volziehung des abschids zu Augsperg und den ausgegan[g]en mandata nie kain mangel gewesen, sonder er und sy daruber in vil weg merglich beschedigt und beschwert worden seien, und darauf ir ksl. Mt. umb recht angerufen und gepeten. Hat sein Mt. die sachen fur gemain stend des Reichs gelegt, dy seiner Mt. geraten haben, dieweil sein Gn. umb recht anruf, so soll ir ksl. Mt. billich darin handeln und doch zum minsten sehen und erclerung tun, wer den abschid zu Augsperg und die ausgegan[g]en mandata gehalten ader an wem der mangel sey, und darnach furter in die sachen nach pillichait sehen. Nu ist nit minder, mein H. von Menz hat anzaigt, wie in anlang, doch hat er des nit grüntlich wissen, das die acht wider die von Erfurt ausgegangen sey, und hett gern, das man all mandata, auch den abschid und all brif ab[getan] und, was der darüber ausgegan[g]en weren, aufgehebt hette. Aber sein Mt. hat das in kaynen weg wellen tun, doch am letzten auf des Reichs stende rat verwilligt, furbeschaid und erclerung zu tun, wer die ausgegangen abschid und mandata gehalten hab ader nit, und das darnoch weiter beschehe, was pillichen sey. Und in solchem mochten villeicht all ausgegan[g]en brief bis nach erclerung derselben sachen suspendiert, aber nit aufgehept werden. Und glaub mir euer ftl. Gn., das sich ksl. Mt. gnediglich und wol darin gehalten hat, aber sein Mt. hat auch nit konden vorsein. Dieweil gemain stende des Reichs seyner Mt. geraten haben, so hat ir Mt. den furbeschaid muessen tun, wie euer Gn. in kurzen vernemen wirdet.

Anmerkungen

1
 Das undatierte und nicht unterzeichnete Schreiben dürfte nicht lange vor der Suspension der ksl. Mandate zum Erfurter Streitfall vom 12. Mai (Nr. 1089) entstanden sein. Als Verfasser kommt in erster Linie der bewährte Kontaktmann Kf. Friedrichs am ksl. Hof, Johann Renner, eventuell auch Georg Kirchmüller in Frage.