Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Marburg, 29. April 1512 (dornstag nach dem sontag misericordia domini)
Dresden, HStA, GR, Loc. 8676/6, fol. 115a-116a, Kop.
Zum langfristigen Schaden Landgf. Philipps von Hessen widerfahren dem hessischen Regiment derzeit verschiedene Unannehmlichkeiten, gegen die es ohne Wissen der sächsischen Hgg. als Erbvormünder nichts unternehmen will. Hat erfahren, daß der EB von Mainz, der Kf. von der Pfalz, die Wetterauer Gff. Eberhard von Königstein, Philipp von Solms, kursächsischer Pfleger zu Coburg, Bernhard von Solms, Johann von Isenburg, Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken und Johann von Nassau-Beilstein sowie andere Adelige, dy auch alle unsern gnst. H. von Trier, Kf., vermocht, durch ihre Gesandten versucht haben, den Ks. dazu zu bringen, das sein Mt. der gegeben declaracion des guldenweinzols, die durch sie ausbracht [Nr.259], volziehens und handhabens tun lassen wulle. Als sie aber verstanden, das ksl. Mt. ihres willens nicht gefolgt, haben sie sich lassen vernemen, das sie dieselb declaracion selbst beschirmen und handhaben wollen. Darüber hinaus ist Gf. Eberhard von Königstein jetzt mit Unterstützung der anderen Gff. anläßlich der Frankfurter Fastenmesse mit 386 Berittenen, Schlangen und Hakenbüchsen auf die Landstraßen Landgf. Philipps gezogen, wo ihm (dem Gf.) kein Geleitrecht zusteht, alles in der Absicht, das oberzelt furnemen zu sterken und sich also zu unserm gn. H. mit glait und den guldenzoll ablenen zu helfen zu dringen. Dagegen will das Regiment Widerstand leisten, allerdings nicht ohne Wissen und Befehl der Hgg. von Sachsen. Bittet deshalb um ein Treffen mit diesen persönlich oder mit deren Räten, um zu besprechen, wie es sich verhalten soll.