Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Gespräche mit Zyprian von Serntein über den Verkauf Frieslands an den Ks. durch Hg. Georg; [2.] Zähe Verhandlungen mit Zyprian von Serntein über die Schulden des Ks. bei Hg. Georg; [3.] Vorschläge Pflugs für die Schuldentilgung; [4.] Bemühungen um die Vorladung Gf. Edzards von Emden; [5.] Verweigerte Zustimmung des Ks. zu einer Vermittlung der Reichsstände im Jülicher Erbstreit; [6.] Treffen in Xanten, Spekulationen über Belehnung des Hg. von Kleve mit den Jülicher Landen als Gegenleistung für eine Hilfe gegen Geldern; [7.] Skeptische Beurteilung der sächsischen Chancen auf Belehnung mit den Landen Hg. Wilhelms von Jülich-Berg, Rat zur Verständigung mit dem EB von Mainz im Erfurter Streitfall; [8.] Bitte um weitere Weisungen in dieser Angelegenheit.

[Köln], 29. Juli 1512

Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/2, fol. 102-103, Orig. Pap. m. S.

Kurzregest: Baks, Inventaris, Nr. 1074.

[1.] Gruß. Gn. H., ich versehe mich, der obermarschalk [Heinrich von Schleinitz] habe euer ftl. Gn. berichtung getan, was er mir zu Embs, an ksl. Mt. zu gelangen zu lasen, in befel gegeben, und das ich demselbten alzo nachgegangen und was mir uf dasselbt antragen von ksl. Mt. zu antwort gegeben ist. Alzo habe ich nicht unterlasen und waiter bei dem Sereteiner angeregt und sunderlich, das euer ftl. Gn. keinen gunst, Frisland zu verkoufen, geben wolt. Das euer ftl. Gn. fast swer vorfallen wurde, euer ftl. Gn. auch nicht treglich und dem rechten ganz entkegen und nicht gemes were, mit dem eurn vorbunden zu sein, noch eurm gefallen nicht anzuwerden ader zu gelosen. Des er mir zugefallen und sich erboten, derwegen weiter mit ksl. Mt. zu reden. Das alzo von im bescheen, und mir ksl. Mt. gemüt daruf waiter angezeigt und dergestalt, das sein Mt. euer ftl. Gn. schreiben wolt und an euer ftl. Gn. begerd, das ir seiner Mt. zu gefallen mit denselbten, Frislanden zu verkoufen, ein jar lang ruhe und anstand geben woltet. Mitler zeid wold sein Mt. seine rete zu euer Gn. reten mit gewalt, von dem kouf, Frisland berurende, an gelegne stelle zu handeln, schicken. Alzo hab ich dem Serenteiner zu vorstehen geben, das euer ftl. Gn. sulchs ane zusatz der zweyer artikel beswerlich sein wurde, nemlichen, so das jar verschine und kein kouf mit ksl. Mt. der Frisland halb beslossen, das alsdan euer ftl. Gn. nicht frey stehen solte, berurte land zu vorkoufen und gonst daruber von ksl. Mt. zu erlangen; dergleichen, so euer ftl. Gn. in der jarsfrist mit krieg anfechtung bekommen wurde, das euer ftl. Gn. von ksl. Mt. nicht vorlasen, sunder gehanthabt [werde]. So versehe ich mich, das die schrift mit denselbten zweien artikeln an euer ftl. Gn. ausgehen wirdet, darnach sich euer ftl. Gn. zu richten haben.

[2.] In sachen die schuld belangend had mir der Serenteiner angezeigt, das er befel habe, mit mir zu handeln, und mir alle tage bescheiden und keinen bestendigen handel bisher bei im bekommen mogen, und befinde, wu mocht ein vorzuglicher abslag gefunden werden, das derselbt vorgewend wurde, damit sie mein des fals ledig wurden. Ich wil aber keinen vleis sparen und ufs fleisigst sollicitirn und anhalten, damit ich euer ftl. Gn. halb einen endlichen beschid erlangen moge.

[3.] Und bin bedacht, das mir von wegen euer ftl. Gn. zwene wege der schuld halben anzunemen sein solten: zum ersten, das alle schuld, auserhalb die uf die cammer zu Ispruck vorschriben, mit den Vockern vorsichert würde, alle jar 50 000 fl. zu entrichten, bis die summa ganz entricht und bezalt weren; zum andern, so daz nicht gehen wolt, das alsdan die summen aller uf der cammer zu Ispruck 100 fl. uf 5 vorschriben und in eine summa und vorschreibung gefurt wurden. So aber euer ftl. Gn. ein ander weg gefallen, wollet mir denselbten zuschreiben. 1

[4.] Item wywol ich fleisig, den Gf. von Embden zu citirn lasen, gesollicitirt habe, so ist doch die citacio allererst uf den sontag nestvorschinen [25.7.12] ausgegangen, mit dem inhalt, uf den 14. tag nach uberantwortung des brifes alhir vor ksl. Mt. ader seiner Mt. abwesens vor seinen hofreten [zu erscheinen], und wil ferner vleisigen, das mitler zeid der spruch gefertiget, wy mir dan zugesagt, das der handel uf den 14. tag geendet und nicht vorzogen werde.

[5.] Item in der gellerschen sachen gebe ich euer ftl. Gn. zu vorstehen, das die stende bei ksl. Mt. auch gutlichen handel zwuschen seiner Mt. und dem Hg. von Gellern zu gedulden angesucht, es had aber sein Mt. abgeslagen. Darumb waiter erwegen, anregung zu tun, von unnoten.

[6.] Item in der gulichsen sachen haben wir bisher kein antwort erlangen mogen, und vorsehe mich genzlich, das euer ftl. Gn. vom Ks. betrogen und nichts erlangen werdet. Dan der Hg. von Clef had alle seine land, Clef und die Marg, darzu Gulich und Berge, kegen Santhe [= Xanten] uf heute, dornstag [29.7.12], betagt. Darzu ksl. Mt. vor sich und frau Margrete von wegen Hg. Karls und der Niderland habe ire treffliche rete geschickt. Davon nichts anders abzunemen, den das sein Mt. den Hg. von Clef in den gellrischen krieg furen und bewegen will und ihn mit euer ftl. Gn. und anderer Ff. von Sachsen gerechtikeid belonen will, die lehen berurter Ftt. tuen a und ungezweifelt darzu wider alle euer ftl. Gn. verbinden wirdet.

[7.] Dieweil wir sulchs seind in kund kommen, so haben wir euer ftl. Gn. befel und instructio nach [Nr. 1611 [4.]] die stende und ksl. Mt. rete vormocht, noch inhald derselbten instructio vorbitte zu tun. Es hat aber sein Mt. kein antwort daruf gegeben, sunder in bedenken genommen. Ich besorg, sein Mt. werden kein antwort geben bis noch endung des tages zu Santha; daraus er antwort nehmen wirdet. Euer aller ftl. Gn. [be]dorfen, in derselbten sachen ein gut ufsehen zu haben, dan ich besorge, durch hilfe ksl. Mt. der land halben nichts erlangen werdet. Darumb so sehen wir geschickte aller euer ftl. Gn., auch andere, die euer Gn. ere ader guts gonnen, vor schicklich an, das euer ftl. Gn. sich mit dem Bf. von Menz gutlich vortragen laset, der darzu hochlich genaigt. Und so er mit euer ftl. Gn. gericht, so kondt er zu einbrengung derselbten land euer ftl. Gn. erschislich sein.

[8.] Und wy es in der erfordischen sachen stehet, hab ich dem obermarschalk geschriben [Schreiben liegt nicht vor]. Und geben euer ftl. Gn. waiter zu verstehen, das wir in derselbten sachen nicht einen genaigten richter haben und doch noch bisher kein ortel wider uns erlangt und ufgehalten, in hoffnung, das euer ftl. Gn. uns uf neste unser schrift, in sampt getan [wohl Nr. 1618], antwort geben werden. Euer ftl. Gn. in aller undertenikeid vil zu dinen bin ich willig. Datum dornstags noch Jacobi Ao. etc. 12.

Anmerkungen

1
 Mit Schreiben aus Köln vom 23. September 1512 teilte Ks. Maximilian Hg. Georg von Sachsen mit, nachdem dieser ihn durch Cäsar Pflug darum ersucht habe, ihn hinsichtlich der Schulden, so du an uns vorderst, gnediglich zu vergnugen, wäre er dazu durchaus bereit. Derzeit habe er aber, wie Hg. Georg wisse, durch den gegenwärtigen Krieg (gegen Hg. Karl von Geldern) derart hohe Ausgaben, daß er dem Wunsch nicht entsprechen könne. Der Hg. möge sich deshalb bis zum nächsten Reichstag in Worms am 6. Januar 1513 (trium regum) gedulden. Er werde dort mit ihm, wenn er persönlich erscheine, die Angelegenheit besprechen, doch wellen wir aufs allerfurderlichst dir mit etlich tausent fl. verhelfen. Dresden, HStA, GR, Loc. 8183/2, fol. 87, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Serntein).
a
 Unsichere Lesung.