Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Seine Ankunft in Zell am Harmersbach; [2.] Bemühungen um ein Gespräch mit dem Ks. über den Erfurter Streitfall; [3.] Erhöhte Sterblichkeit in Straßburg, Bestrebungen zur Durchführung des Reichstags in Augsburg; [4.] Tod Simons von Hungersbach, hohe Sterblichkeit in den ksl. Landen; [5.] Ladung Gf. Edzards von Emden auf den Reichstag, sein vermutliches Fernbleiben.
Tautenburg, 21. Oktober 1510 (mondag der alftausent junkfrauen tag)
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 128-131, Orig. Pap. m. S.
[1.] Kam am 13. Oktober (vergangnen sonntag) nach Zell (am Harmersbach), wohin Zyprian von Serntein vom Ks. vorausgeschickt worden war. Der ksl. Kanzler traf jedoch erst am 15. Oktober (dinstag St. Gallenabend) ein, da sich seine Abreise aus Konstanz verzögert hatte.
[2.] (Berichtet ausführlich über seine fortgesetzten, aber letztlich vergeblichen Versuche am ksl. Hof, mit Ks. Maximilian über den Erfurter Streitfall zu sprechen.)
[3.] Zettel: Gnst. H., auf heut, dinstag vor Galli [15.10.10], ist ksl. Mt. botschaft komen, das meins gn. H. Mgf. Cristofen von Badua [= Baden] etc. son, Mgf. Karl, tumher zu Straspurg seliger gedechtnus, in vergangner wochen daselbs verstorben sey, und es sey umb Straspurg, auch in Straspurg sterbens halben an dem gebrechen nicht klain, wiewol man das noch in ganzer gehaim entheldet. Darumb versich ich mich, ksl. Mt. werd den nechstkomenden reichstag noch geen Augspurg legen, dann der canzler [Zyprian von Serntein] saget mir, das H. Pauls [von Liechtenstein] ganz entlich darauf beru, das ksl. Mt. in kainen weg den angesetzten reichstag in ander weg verwenden. So sey auch canzler und das regiment zu Innsprugg und ander ksl. ret des irer Mt. zu raten und zum besten nit anderst bedacht, dann das der nechstkomend reichstag zu Augspurg werden sollen. [...] Auf den tag, so Mgf. Ernsten von Badua meins gn. H. Mgf. Friderichen von Brandenburg tochter [Mgf.in Elisabeth] haimgefuert ist und die hochzeit angefangen,1 ist obbemelter Mgf. Carl, tumbher zu Straspurg, gestorben.
[4.] Gnst. H., es ist auch H. Symon von Hungerspach zu Gorz yetz bey funf wochen an der plag, da es dann an den orten fast angehaben hat, gestorben, dem man an dem ksl. hof nach seinem tod auch nichts guts nachredet. Got genad der seel. Es sterbt, als man teglich sagt, fast allenthalben yetzt hinder Bozen, so weit ksl. Mt. land und flecken raichen, auch sonst an den orten in welschen landen, und wirt disen winter, so ich hor, nichts mer darin ausgericht, dann allain, das Bern [= Verona] wolbesetzt und umher bestelt werden.
[5.] [...] Gnst. H., auf ansuchen und bet meins gn. H., Hg. Jorgen [von Sachsen] etc., hat ksl. Mt. den Gf. von Oberemden aus Friesland, auf nechstkomenden reichstag perschondlichen mit ernst zu komen, erfordert. Aber sovil ich deshalben erfarn hab, versich ich mich, das der Gf. in keinen weg perschondlich komen, dann er furcht die vinanz und brattica, so mein gn. H., Hg. Jorg, wider in an ksl. hof, auch sonst machen mochte. Darumb vermaint er, als ich aus seinen schriften vernomen, er well nicht leichtlichen aus der possession komen.