Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Enttäuschung über die geringe Zahl von Teilnehmern an der Versammlung, große Bedeutung der auf dem Straßburger Reichstag anstehenden Themen für die Bundesstädte, Anberaumung einer neuen Zusammenkunft, Hoffen auf rege Beteiligung.

Ulm, 6. November 1510

Augsburg, StA, Rst. Nördlingen, MüB 914, Prod. 6, Kop.

Regest: Klüpfel, Urkunden, S. 42 (unzureichend und mit falschem Datum 6. Dezember 1510).

Abschid der stett des bundes versamlungtags, so auf mittwochen nach allerhailigentag Ao. etc. decimo [6.11.10] gen Ulm furgenomen worden ist.

Nachdem auf disem versamlungtag der stett des bunds, so mein H. houptman [Dr. Matthäus Neithart] des reichstags halben, den die röm. ksl. Mt. auf Katherine [25.11.10] gen Straßburg furgenomen und, als yetz verlaut wirt, gen Costenz auf liechtmeß [2.2.11] verrückt und erstreckt,1 ausgeschriben hat, nicht mer dann 9 stett durch ir botschaften, als namlich Augspurg, Nürmberg, Ulm, Esslingen, Memingen, Bibrach, Ravenspurg, Dinkelspuhel und Giengen, das nit der drit tail der stett ist, erschinen und die andern all ausbeliben sind und doch wenig stett in irem schreiben ir rat und gutbedunken angezaigt, sonder sich allain irs ausbleybens entschuldigt haben, [haben] die erschinen botschaften ab solichem ausbleyben der stett merklich beswerd und sorgfaltigkait empfangen und ermessen, das solhs gemainen stetten des bunds nit allain zu schimpf und nachtail, sonder zu ganzem schaden und verderben komen und wachsen mug, in ansehung, das auf dem berurten reichstag bei anderm zwo sachen zu handeln vor augen seyen, namlich zum ersten mit dem krieg, wider die Schweizer furzunemen, und zum andern der 50 000 man halben, im Reich zu halten, darumb die röm. ksl. Mt. auf dem jungsten reichstag zu Augspurg anbringen getan. Deshalben die versamlung des Reichs ain nachgedenken bis zu dem obbemelten nechstkomenden reichstag genomen hat. In solichen baiden sachen und yeder in sonder gemainen stetten des bunds vil mer und grossers gelegen, dann in langer zeit und weyl auf ainichem reichstag nie gewest ist. Demnach und damit in solichen sachen gemainer stett halben dest stattlicher gehandelt werden mug, haben die erschinen botschaften in diser clainen anzal dismals nichtzit handeln noch die sachen auf sich laden wollen, sonder darumb ainen andern versamlungtag der stett des bunds furgenomen, namlich auf montag nach Lucie schierist [16.12.10] zu nacht wider hie zu Ulm zu sein, und daruf zum hochsten und ernstlichisten angesehen und beschlossen, das ain yede stat die merklich beswerlichait und nachtail, so vor andern stenden des Reichs gemainen stetten des bunds darus entsteen mug, weyßlich und beratenlich erwegen und ermessen und sich daran kain costen oder ichts anders hierin irren noch verhindern lassen, sonder ir erber ratsbotschaft, ir maynung wolunterrichtet, zu solichem tag gewißlich und unausbleyblich schicken soll, damit alsdann berurter sach halben geratschlagt und gehandelt werden mug, wie sich der stet halben zum besten gepürn wird.

Anmerkungen

1
 Hier liegt ein Irrtum vor, denn der geplante Reichstag wurde vom Ks. nicht nach Konstanz, sondern nach Freiburg i. Br. verlegt. Vgl. Nr. 745 [2.].