Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Innsbruck, 12. November 1511

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 26 (alt 19b) 1511 Nov., fol. 61a-62b, Konz.

Ist, wie Bf. Georg sicher noch in Erinnerung ist, vor einiger Zeit durch den Papst und den Kg. vor Aragón aufgefordert worden, einem Frieden mit Venedig zuzustimmen. Hat daraufhin Bf. Matthias von Gurk zu Friedensverhandlungen zum Papst geschickt, doch hat sich der entsprechende Plan zerschlagen. Nunmehr hat der Kg. von Aragón erneut einen Gesandten mit dem beigefügten (nicht vorliegenden) Friedensentwurf zu ihm geschickt. Der uns dann darauf solhs frid halben sovil treflicher ursachen angezaigt, dardurch wir bewegt sein, wiewol nicht gern, in denselben frid zu verwilligen. Hat demzufolge Johann Colla mit Vollmacht nach Rom geschickt, um den Frieden endgültig zu schließen. Besagter Entwurf sieht vor, daz uns Bern [= Verona] und Vincenz mit irn zugehörungen on mittl beleiben, was aber sunst yede partey zu der zeit eröffnung des frids innhat, solhs, bis der ausspruch [= Schiedsspruch] durch den Babst und den Kg. von Aragon beschicht, inzubehalten. Allerdings sind die Venezianer derzeit im Begriff, ihre gesamten Truppen nach Friaul und Cadore, die er erst kürzlich erobert hat, zu verlegen, um beides zurückzugewinnen. Ist demzufolge entschlossen, selbst einen größeren Zug nach Friaul zu unternehmen, um nicht nur das, was er bereits innehat, zu bewahren, sondern auch anderes, das die Venezianer noch in ihrer Gewalt haben bzw. ihm erst kürzlich abgewonnen haben, zurückzuholen und bis zum Spruch des Papstes und des Kg. von Aragón zu behalten. Und zweifeln auch nicht, wo wir solhs erobern, uns werde der merer tail derselben flecken in solhem ausspruch zugetailt, dann wir wol sovil bei Bäbstlicher Hlkt. und dem Kg. von Aragoni zu handeln und zu practicirn wissen, das uns ain guter und nützlicher spruch für uns und unser lande und leut beschehen sulle. All dies soll Bf. Georg streng geheimhalten. Und wiewol uns in vorberurtem frid die stat Bern und Vincenz, wie oben begriffen ist, zusten und vervolgen sullen, so mugen wir doch den Venedigern irer pösen und listigen praktiken halben nicht genzlichen vertruwen. Ersucht daher Bf. Georg, Verona, an dem ihm bekanntlich viel liegt, gemeinsam mit dem frz. Kriegsvolk und den Bürgern der Stadt wohl zu versehen und gut zu bewahren.