Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Trier, 14. März 1512

Druck: Verbic, Deželnozborsk Spisi Kranjskih, Nr. 53 ( p.r.p.s.; c.d.i.p.; Gegenzeichnung: G. Vogt).

Sollen den Landständen mitteilen, er habe die in Beantwortung der Werbung der ksl. Räte auf dem Landtag in Graz (am 2. Februar 1512) gegebene (näher beschriebene) Hilfszusage der Landstände schriftlich zugesandt bekommen. Ist darüber grundsätzlich erfreut, allerdings auch befremdet über bestimmte Unklarheiten bei der Umsetzung der Bewilligung. Erwartet, daß diese ausgeräumt werden und die Landstände Gehorsam leisten.

Zerstreut die Bedenken der Landstände, Steiermark, Kärnten und Krain könnten in Sachen Hilfeleistung anders als die Lande unter und ob der Enns behandelt werden. Ist an sie nur deshalb zuerst herangetreten, weil sie der Sache am nächsten sitzen. Ist im Begriff, in den Landen ob und unter der Enns gleichfalls einen Landtag einzuberufen, damit man sich dort wegen der Hilfe mit Steiermark, Kärnten und Krain verständigt.

Die Venezianer haben dem Kg. von Frankreich Brescia und Bergamo abgenommen, doch mittlerweile konnte Brescia wieder zurückerobert, die dortige venezianische Partei vernichtet und ihr Oberst Andrea Gritti gefangengenommen werden.

Wie er selbst, so haben auch die Venezianer den in Rom durch den Papst und den Kg. von Aragón betriebenen Friedensverhandlungen zunächst zugestimmt, dann aber in ihrer üblichen Verschlagenheit den Abschluß des Friedens immer wieder hinausgezögert, offenkundig in der Erwartung, nach der Eroberung Brescias keinen Frieden mehr zu benötigen. Denn nachdem sie die Stadt eingenommen hatten, haben sie den Vertragsabschluß verweigert und zudem in Venedig schmähliche Triumphspiele gegen ihn (den Ks.) und den Kg. von Frankreich inszeniert, die jedoch Gott derart mißfallen haben, daß er die Venezianer mit dem Verlust Brescias bestraft hat. Damit ist nunmehr die Macht Venedigs fast vollständig gebrochen, und es ist zu hoffen, daß auch noch Friaul mit geringem Aufwand zurückgewonnen werden kann. Damit hätte er seine Lande erfolgreich gegen die Venezianer verteidigt und könnte sich anschließend gegen die Ungläubigen wenden.

Fordert deshalb die Landstände auf, sich mit allem, was für einen Feldzug erforderlich ist, zu rüsten und sich bereit zu halten, um auf sein Kommando gemeinsam mit den Kontingenten des Kg. von Frankreich, der Gft. Tirol, des Reiches und anderer Helfer loszumarschieren und einen entscheidenden Erfolg gegen den Feind zu erringen. Hat ihre Hilfeleistung bereits gegenüber etlichen Reichsständen rühmend in Aussicht gestellt. Sie wird auch vorbildhaft sein für die Unterstützung aus den Landen ob und unter der Enns. Ersucht um rasche Antwort, damit er sich bei seinen Planungen danach richten kann.