Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Gefährdung der Sicherheit Speyers durch die weltliche Dienerschaft des Speyerer Klerus; [2.] Bitte an den Ks., die Unterstellung der Dienerschaft unter die weltliche Obrigkeit der Stadt zu verfügen; [3.] Ersuchen, die geistlichen Gerichtspersonen in Speyer zum Einsatz für die Bedürfnisse der Stadt zu verpflichten.

Speyer, StadtA, 1 A 337/10, fol. 14a–15a, Kop.

[1.] /14a/ Anrede. Eur ksl. Mt. haben on zwivel der aufrur, wie sich die nestverschienen summers und nahmals zu Spier begeben, zu gutem wissen. Darunder dan die pfaffhait daselbs, so sie der gemein unwillen gegen inen vermerkt, sich trowende vernemen lassen haben, so es zu slagen keme, sie, die pfaffhait, wolten alsbald die bürgerschaft, als die bürgerschaft sie, die pfaffhait, us der stat Spyer mochten slagen. Dwil nu nit allein waer, sonder auch ganz offentlich, das in der stat Spyer ein merglich meng und viel pfafhait, die auch menherhand viel gedungts leyengesinds haben, yderzeit, wen und wie die pfaffen wollen, zu urlauben und wandlen steen, das auch in alweg ganz leysch und am selben gesind gar nichts gaistlichs noch das gaistlicher oder der kirchen freyhait genoß, sunder nach vermoge gesetzter, geschriebener recht weltlicher oberkait aller ding underworfen ist, sych understen aber doch die pfaffhait zu Spyer nichtsdesterweniger, solich ir gedingt, ganz layisch gesinde weltlicher oberkait zu Spier gar zu entziehen und fryen. Das doch gen ain gesetzt, geschrieben recht, desgleichen die vermainten vertreg, dero sich die pfaffhait sonst gegen rat und gemeiner stat Spyer undernemen zu gebruchen, nit zugeben vermogen noch einhaben. Solichs und auch angesehen, das die leyf itzt zu zeiten vast [= sehr] selzam und sorglich sein, zudem, das sich dieser zeit auch merglich spen und widerwillen zwüschen der pfaffhait und gemainer stat Spyer halten, darzu auch andre mergliche ferlichait darunder zu besorgen seyn und bym selben auch zu betrachten, so ein stat Spyr von andren usserthalb derselben stat vehd und fyndschaft hett, desgleichen, so sich in der stat Spyr von feuer, auflauf oder in andre weg, wie sich die begeben mochten, unrat gescholl oder ander unschicklichait entstunden, wüste ein erbar rat und gemein /14b/ stat Spyer nit, wes sie sich zu semlichem pfefflichem layengesind zu versehen noch verdrosten hetten. Und so den dingen also zugesehen und gehellen werde, das semlich pfefflich layengesinds irs furnemens und gevallens frey sind und steen gelassen werden sollten, wer neben andren zusteenden beswärden und unrat zu besorgen, das sich dasselb gesind gegen gemainer bürgerschaft und stat Spier mancherhandweis entboren und in widerwertigkait üben. Aus dem allem nit allain gemainer stat Spier, sonder auch eur ksl. Mt. und dem hl. Reich nit gnugschetzig nachtail entsteen mochten.

[2.] Und ist in ansehen des alles dero von Spier ganz underdinstlich anrufen und bit, wie sie das ymer sollen an eur ksl. Mt., sye gerug, aus irer aigen bewegung, oberkait und volkomner macht ernstlich gescheft [= Weisung] und gebot ausgen [zu] lassen und darob zu sein, das nu und hinfuro alles pfeflich, weltlich obbemelt layengesinde einem rat als der oberkait daselbs mit gebürlichen huldung und pflichten zugetan werde und auch gewertig sey. Ob aber dasselb layengesinde und weliche aus inen sich des widersetzen und ungehorsam beweisen würde, das ein rat zu Spier ye zu zeiten den und dieselben des zu noten und anzuhalten hab.

[3.] Desgleichen, allergnst. Ks., wonend mit stetem, teglichem, hausgeblichem stadt und wesen in der stat Spier etwan fiel, die sich nenen und achten gaistlich gerichtspersonen, als advocaten, notarien, procuratores, bedellen und dergleichen, die doch all ganz weltlich seyn und der merertail weyb und kinde, darzu durch heurat und andre wege namhaftig, herbrachte steuerbar, dinstbar und von der bürgerschaft herrürende güter an sich bracht haben, vermainen aber doch, in der stat Spier /15a/ und derselben gemeinen nutz aller ding frey und mitnicht gewertig zu sein. Dwil nu solich furnemen derselben stat gemeinen nutz hoch ab[b]rüchlich und nit zu gedulden, zudem, das wissentlich und offenbar, wie dieselb stat Spier sonst, wie eur ksl. Mt. auch angezeigt und beweist, in hohe abnemen und unvermogen komen, ist Bm. und rats als der oberkait derselben stat Spier underdienstlich anrufen und pit an eur ksl. Mt., so best und so sie ymer tun sollen, sye gerug, ernstlich gescheft und gebot usgen [zu] lassen und [zu] verordnen, das gedacht gaistlicher gericht zugetan und doch weltlich person einem rat als der oberkait daselbs mit zimlichen, gebürlichen huldung und pflichten, darzu von iren guetern mit gewonlichen steur und ungelt gleich ander bürgerschaft on weigerung und einrede gewertig seyn. Ob aber sie und weliche aus inen sich dessen oder daran sperren, widersetzen oder in ungehorsam stellen wird, das ein rat den und dieselben mit der tat daran und darzu zu halten hab. Harin gerug sich eur ksl. Mt. dermassen gnediglichen zu beweisen, als des deren von Spier getrulich zuversicht. Stet inen irs vermogens zu allen schulden ganz willig, umb eur ksl. Mt., die der Almechtig ymer seliglich gefrist und bewar, underteniglich zu verdienen.