Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Kriegsbedingter Aufschub des geplanten Schiedstages in der Erfurter Streitsache; Gebot an die sächsischen Hgg. zum Stillstand gegen EB Albrecht von Mainz und die Stadt Erfurt; [2.] Grund für das Nichtzustandekommen des geplanten Schiedstages im Konflikt Kf. Friedrichs mit Landgf.in Anna d. J. von Hessen und deren Räten um die Wiedereinsetzung der alten hessischen Regenten; Benennung eines Ersatztermins hierfür; Gebot an die Landgf.in und ihre Räte zur Wiedereinsetzung der früheren Regenten in ihren Besitz; Aufforderung an die Hgg. von Sachsen zum Stillstand in dieser Angelegenheit; [3.] Weisung für Sixt Ölhafen.

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 34 (alt 28) Jan. 1516 Mappe 2, fol. 146a–147b, Konz.

/146a/ Instruction, was [folgt eine frei gelassene Zeile, wohl zum Einfügen der Gesandtennamen1] mit Hg. Fridrich von Sachsen handeln sollen

[1.] Anfenglich etc., und demnach erzelen, als sein lieb etc.a

Ferrer so haben wir furgenommen, in den irrungen und spennen, so sich zwischen unserm lb. neven und Kf., dem EB [Albrecht] zu Menz und Maidenburg etc., Bm. und rat der stat Erfurt und seiner lieb, auch den andern Ff. von Sachsen, auch den ausgedreten burgern aus Erfurt halten, zu handeln und deshalben tag angesetzt [Schreiben liegt nicht vor]. Darauf sein lieb und die andern Ff. von Sachsen durch ir rete gehorsam erschinen, des wir gn. gefallen tragen. bDieweil aber der gemelt unser neve von Menz, solhen tag seiner obligenden hendel halb abzuschreiben, begert hat und wir auch, wo schon solher tag nit abgeschriben were,–b aus merklichen treffenlichen ursachen und sunderlichen der kriegleuf halben, damit wir beladen sein, und das wir uns yetz zu den Aidgnossen nehern und fuegen muessen2, dieser zeit daryn nichts handln mugen,/146b/ haben wir solhen tag aufgeschoben, wie er dann aus unsern briefen [liegen nicht vor], die im unser rete damit uberantwurten sollen, vernemen werde. Und darauf an sein lieb begeren, das sein lieb des kain beswerung tragen wolle, dann wir das in kainem verzug und allein den sachen zu gut, damit wir dest statlicher handln mugen, getan haben, und das sein lieb, desgleichen die andern Ff. von Sachsen und ausgedreten burger gegen den gemelten von Menz, den von Erfurt und den iren genzlichen stillsteen und ausserhalb rechtens mit der tat oder in unguetem nichts handln oder furnemen, solhs auch den iren oder sonst niemanden anderm zu tun gestatten c, in massen wir solhs dem gemelten unserm neven von Menz und den von Erfurt gleicherweise zu tun bevolhen haben–c.

[2.] Und als sein lieb uns durch den [Hans] von Berlebs die beswerung, so er gegen unsern lb. muemen und F.in, der Land /147a/gf.in [Anna d. J.] zu Hessen, und irn zugeordenten reten tregt, furbringen und begeren hat lassen, die alten regenten widerumb einzusetzen, wie dann sein lieb des alles gut wissen tregt, sollen ime unser rete zu erkennen geben, das uns nit zweifelt, sein lieb trage gut wissen des jungsten abschid, so wir allen tailen am nechsten hie gegeben haben, das wir unser treffenlich rete gen Gelnhausen verordnen und ferrer handln lassen wollen.3 Weren wir wol genaigt gewesen, unser rete auf solchen abschid zu schicken, aber dieweil sich die zukunft der Kgg. [Wladislaw] zu Hungern [und] Behaim und [Sigismund von] Polen also eylends zutrug4, haben wir derselben unser rete solhes obligens halben nit empern oder die schicken mugen.

dUnd damit aber sein lieb nit gedenk, das solchs geferlichen beschehe, so haben wir ainen andern tag, nemlich mitwoch nach letare [5.3.16], furgenomen und angesetzt allen parteyn5, zu erscheinen und alsdann der pillichait nach, was sich gepurt, zu handln ynhalt unser brief [Nr.538], so ime unser rete uberantwurten und begern sollen,–d das sein lieb solches verzugs kain beswerung trag, dann es nit geferlich oder zu verzug und allein den sachen zu gut beschehe.

Und haben darauf den edln unser und des Reichs lb. getreuen Gf. Bernharten von Eberstain zu der gemelten Landgf.in und irn zugeordenten reten /147b/ verordent [vgl. Nr.539], mit beger, die alten regenten und ander in ir hab und gueter widerumb einzusetzen, doch mit der sicherhait und caucion, das sy ainer lantschaft zu Hessen in beywesen zweyer unser rete e, auch etlichen verordenten von den Kff. und Ff. von Saxen als tutorn und curatorn–e aufrichtig, redlich raitung tun und wes sy schuldig werden zu bezalen, was aber strittig erfunden, das wir in demselben erleutrung und erkentnus zu tun haben, und sein der zuversicht, die gemelt Landgf.in werd sich hieryn gehorsamlich halten. Und sey darauf unser meinung, das er und die andern Ff. von Sachsen, alt hofmaister [Ludwig von Boyneburg] und regenten von Hessen gegen der Landgf.in und den iren mit der tat ausserhalb rechtens und in unguetem nichts handlen oder furnemen, sunder genzlichen stillsteen und unser handlung erwarten.

[3.] fUnd du, Sixt Olhaven,[sollst] darnach widerumb gen Nur[n]berg ziehen und uns, ob die Kff. kumen wollen oder nit, bey disem unserm reiten poten berichten. Datum Augspurg am 19. tag Januari Ao. XVI.–f, g

Anmerkungen

1
 Einer von ihnen dürfte, wie der Schlussabsatz nahelegt, der ksl. Sekretär Sixt Ölhafen gewesen sein.
a
 Am Rand daneben von einer zweiten Hand und durchgestrichen: Der hat sich nie erpoten zu kommen, darumb dasselb herauszulassen; darunter: Und das er nit ausbleib, sonder auf den reichstag komm, dan im die statt Augspurg wol gelegen sey, und daz er wol komenlich [= bequem] darauf kommen möge, das auch ksl. Mt. in sonderhait disen reichstag von seinen wegen und seiner gelegenhait auch her angesetzt haben, damit er persondlichen darauf erschein.
b
–b Am Rand von der zweiten Hand korrigiert aus: Und haben aber.
2
 Zu den Vorbereitungen des Ks. für den Feldzug nach Mailand vgl. Nr.551, Anm. 1.
c
–c Am Rand von der zweiten Hand hinzugefügt.
3
 Im Mai 1515 fanden am ksl. Hof in Augsburg Verhandlungen über den hessischen Vormundschaftsstreit statt. Am 24. Mai gab der Ks. bekannt, dass die Entscheidung darüber auf den 10. Juli in Gelnhausen vertagt werde, wo nochmals ein gütlicher Ausgleich versucht werden solle. Vgl. Scheepers, Regentin, S. 198–202.
4
 Am 17. Juli zog der Ks. gemeinsam mit den beiden Jagiellonenkönigen in Wien ein, sieben Tage später erfolgte die Bekanntmachung des Vertrags zur habsburgisch-jagiellonischen Doppelheirat. Vgl. Metzig, Kommunikation, S. 306–309.
d
–d Am Rand von der zweiten Hand korrigiert aus: Und sollen unser rete darauf an sein lieb begern.
5
 Es muss offen bleiben, ob dieser Schiedstag im Rahmen des geplanten Augsburger Reichstags oder an einem anderen Ort hätte stattfinden sollen.
e
–e Am Rand von der zweiten Hand hinzugefügt.
f
–f Am Rand von der zweiten Hand hinzugefügt.
g
 Folgt gestrichen: Darnach sollen unser rete seiner lieb anzaigen die merglichen kriegsleuf und beschwerung, so uns in Italien obligen und mit was schweren costen und darlegen wir Bressa erret und entschut und wieviel kriegsfolk wir zu Bern [= Verona], Bressa und andern enden halten muessen. Darumb wir dann an gelt merglichen entploest und geursacht sein, allenthalben gelt aufzupringen. Und daruf aus dem gn. und fruntlichem willen und vertrauen, so wir zu seiner lieb fur ander tragen, begern, das uns sein lieb zu solher notdurft 6000 fl. rh. ytzo gegen unser obligation leihen und antwurten. So wollen wir sein lieb derselben auf dem obbestimpten reichstag genzlich vergnugen und zufridenstellen und das uns sein lieb das nit abschlahen oder verzeihen, in massen wir uns des und anders zu ime fur andern versehen und verlassen. Und was inen begegent, das sollen sy uns eylends berichten.