Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Sein und Dr. Dietrich von Wertherns Eintreffen in Brüssel; Warten auf den Ks.; [2.] Unklarheit über eine Unterredung hessischer Gesandter mit dem Ks.; [3.] Dessen erwartete Entscheidung in der Erfurter Streitsache; [4.] Mutmaßungen über Friedensverhandlungen zwischen dem Ks. und den Kgg. Karl von Spanien, Franz von Frankreich und Heinrich von England sowie über eine Heirat Kg. Karls mit der frz. Prinzessin Louise; [5.] Vorbereitungen für die Überfahrt Kg. Karls nach Spanien; [6.] Bevorstehende Ankunft Mgf. Kasimirs von Ansbach-Kulmbach; [7.] Waffenstillstand des Ks. und Kg. Ludwigs von Ungarn-Böhmen mit den Türken; Entsendung ksl. Vertreter nach Konstantinopel.

Weimar, HStA, EGA, Reg. C Nr. 491, fol. 58–60, Orig. Pap. m. S.

[1.] /58a/ Gruß. Gnst. H., was befelch Dr. [Dietrich von] Werter und myr von ksl. Mt. uf das antragen, so wyr an ir Mt. von euer kftl. Gn., auch derselben bruder [Hg. Johann] und vettern [Hgg. Georg und Heinrich] getan, geschen, hawen euer kftl. Gn. us unserm jungsten schreiben [liegt nicht vor] vernomen. Und syn wyr demselben nach mit dem [Fh. Gangolf d. J.] von Gerültseck [= Hohengeroldseck] und [Jakob] Fyllinger anher geritten, aber ksl. Mt. ist noch nycht komen. Man ist aber ir Mt. alle tag wartend.

[2.] Ich werd auch glueblich bericht, das uf dysem weg Filips Meisenbach und der hessche kanzler [Johann Feige] zu ksl. Mt. zu Thüren [= Düren] komen syn und syn von ir Mt. zurück wyeder abgefertiget. Was aber ir gescheft gewest, kann ich noch nycht wissen. Sobalt ichs erfarn mocht, will ichs euer kftl. Gn., wo ich nycht selbst zu euer kftl. Gn. kom, anzeigen.

[3.] Es syn auch dye menzischen ret zu ir Mt. uf dem weg komen. Dye hant ir [Mt.] anher bescheiden und versehen [uns], ir Mt. wüel noch in der sachen handlung vorwenden.1 Es syn aber Dr. Werter /58b/ und ich bedacht, uns vor der rechtlichen handlung, sovil müeglich, zu hüeten, wie euer kftl. [Gn.] auch us unserm schreiben zu vornemen hawen.

[4.] Nüe zitung weyß ich euer kftl. Gn. dyser zit nycht sunders anzuzeigen, dan ksl. Mt. und Kg. Karlen [von Spanien] hawen ir botschaft itzt in Frankreich. […] Es ist auch genzlich der abscheid und beredung, das ksl. Mt., Kg. Karlen, der Kg. [Franz] von Frankrich, auch der Kg. [Heinrich] von Englant in eygener person zusamenkomen sullen. Doselbst sol der fryeden entlich beschlossen werden. So ist der hyrat zwischen Kg. Karlen und der jungen Kg.in [Louise] von Frankrich auch beschlossen und hant Kg. Karlen denselben gereit geschlossen und sult dye zusamenkomung itzt lichtmes [2.2.17] geschen syn.2 So hayt ksl. Mt. X oder XII tag erstreckung gebeten. /59a/ Man sacht auch, das der friden myt den Venedyge auch sult beschlossen werden. […]

[5.] Man sagt auch noch, das der zoch [Kg. Karls] in Hispanyen uf dysen Myrzen geschen sult, und lygen hye, als ich bericht wird, by dry- oder vyertausent Spanyer, dye uf den zog warten. /59b/ […] Datum Bruesel am dynstag [nach] Paulus bekerung Ao. XVII.

[6.] /60a/ [Nachschrift:] Mgf. Casamirus sol auch hyeherkomen, ist genzlich die sag. […]

[7.] Ksl. Mt. und der Kg. [Ludwig] von Ungarn haben myt ieren erblanden eyn zit lang jar eynen anstand myt dem Dürken gemacht. […] Ksl. Mt. hat eyn botschaft zu Kunstantinopel gehabt. […]

Anmerkungen

1
 Gemeint ist die Erfurter Streitsache, in der Anfang Februar 1517 eine Anhörung der Konfliktparteien stattfand. Vgl. Nr.869.
2
 In dem am 13. August 1516 in Noyon geschlossenen Friedens- und Bündnisvertrag hatte Kg. Karl von Spanien Kg. Franz von Frankreich zugesagt, dessen Tochter Louise zu heiraten, sobald diese zwölf Jahre alt sei. Allerdings war Louise bei Vertragsabschluss erst ein Jahr alt, außerdem sollte Karl dem frz. Kg. bis zur Heirat jährlich 100000 Kronen zahlen. Der Ks. war mit der Vereinbarung in keiner Weise einverstanden, weil sie für Karl mit langjähriger Ehe- und Kinderlosigkeit verbunden gewesen wäre. Vgl. Wiesflecker, Kaiser Maximilian 4, S. 252, 377.