Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Entschuldigung der mgfl.-ansbachischen Gesandten Wolfgang von Bibra und Karl von Heßberg für das Ausbleiben Mgf. Kasimirs; [2.] Sorge vor einer Parteinahme der Reichsstände für EB Albrecht von Mainz und die Wetterauer Gff. (im Weinzollstreit); [3.] Drängen EB Albrechts von Mainz auf eine öffentliche Anhörung; ihr Verlangen nach einem von den Räten Mgf. Kasimirs von Ansbach-Kulmbach geleiteten Schiedsverfahren; dessen zeitliche Verschiebung und Verlegung an einen anderen Ort; [4.] Beharren auf ihrer Position.

Marburg, StA, Bestand 2 Nr. 122, o. Fol., Konz.

[1.] Durchleuchtige, hochgeborne F.in und frau, gn. frau und gute freunde, als wir herkomen sein, ahaben wir uns den marggravischen reten, der alleine zwen, nemlich der comtur von Virnsperg, H. Wolfgang von Bibra, und Carl von Hesperk, ansagen lassen. Di uns ein credenz ubergeben und Mgf. Casimirn [von Ansbach-Kulmbach] ausbleiben entschuldigt und dabey angezeigt haben, das der Mgf. etlich mehr rete het verordent, di aber schwacheit halben irs leibs nit haben erscheinen mogen.

[2.] Und nachvolgend–a haben wir erfaren, das unser H. [EB Albrecht] von Menz und di Gff. [in der Wetterau], so in grosser anzal mit vil leuten hie sein, alle und yde Kff., Ff. und stende des Reichs und botschaften, so itzo hie sein, bei inen zu sten und ine behulfen und beraten zu sein, gebeten, inen auch dieselben vast alle, usgeschaiden Mgf. Joachims [von Brandenburg] Dr. [Wolfgang Kettwig], zugesagt haben.2 Darine wir dan beschwerung getragen, das unser gn. H. [Landgf. Philipp von Hessen] dermassen mit leuten uberfaren sol werden, sonderlich, dieweil es in einer menzischen stat3 ist, das auch unsers gn. H. sachen und grund dermassen ausserhalb rechtens allein vor den marggravischen reten in einer solichen geringen anzal ausgelassen solt werden, sonderlich, diweil zu besorgen ist, das durch di underhendler dismals kein vertrag funden moge werden.

[3.] Und derhalben heut morgen in rat funden, zu den marggravischen reten zu schigken und an den mit fugen // zu erlernen, ob sie di verhor und handlung offentlich haben oder in sonderheit ein partei umb di ander in der andern abwesen horen wolten. Also haben sie inen und andern gefallen lassen, das best und schiglichst zu sein, das ein partei umb die ander gehört würde, doch dasselb zu den parteien zu stellen und sich erpoten, solichs also bei Meinz zu handeln. Und sein widerkomen und haben gesagt, das Meinz di verhor offenlich vor meniglich haben wolt und das mitnichte underlassen wolt. Daruf wir inen angezeigt, das vast alle stend des Reichs wider uns sten wurden und ander beschwerung betracht und solichs abgeschlagen, mit dem erpieten, das wir Mgf. Casimirn zu ehren und gefallen hie seien und zu gutlicher, unverbuntlicher verhör vertagt und willig, inen von seiner ftl. Gn. wegen gutlicher handlung zu gestatten und unsers gn. H. gerechtigkeit mit besten fugen darzutun. Also ein yder partei in sonderheit, wie sich dan in gutlichen hendeln gezimbt, // gehort werden mocht. Das alsdann dy rete diesen tag erstrecken und den an ein ander gelegen malstat verrucken. Daselbs wurden euer ftl. Gn. freuntschaft und wir erscheinen und unsers gn. H. sach dermaßen offentlich an tag tun, das meniglich vermerken müsst, das unser gn. H. in seinen jungen jaren wider billicheit beschwert worden ist und noch wirdet. Mochten auch laiden, das itzo den stenden des Reichs hie solicher tag verkündigt wurde, ob imand dabeisein und solich sach mit horen wolt, damit nymands gedenken mocht, das wir dieser sach offentlich in verhor zu komen ainiche scheu hetten. Aber dieser zeit und stat wolt sich solichs nit fügen.

[4.] Also haben sie solichs Meinz und den Gff. furgehalten und gesagt, das Meinz und die Gff. befremden tragen, als ob wir der sach scheuen haben solten, doch wolten sie den beistand von des Reichs stenden von ine treten lassen, also das er bei keinem teil stund und doch bei der sach were und di offentlich anhoren. Das haben wir eben fur dasselb angeseen und auch abgeschlagen und uns erpoten, das [wir] von Mgf. // Casimirn zu horen hie sein zu gutlicher, unverbundener handlung. Wolle man di furnemen und einen teil umb den andern horen, seyen wir des willig, wo nit, wolten wir di sach euer ftl. Gn. vurderlich anzeigen. Wes uns dan von euch zu antwort kombt, uns darnach halten, und dabei ufs hochst entschuldigt, das wir, solichs handels offentlich zu verhoren, kain scheu trugen.

Anmerkungen

1
 Die Datierung ergibt sich aus Nr.969.
a
–a Am Rand hinzugefügt.
2
 Es geht hierbei um die Schiedsverhandlungen zum Konflikt der rheinischen Kff. und der Gff. in der Wetterau mit Landgf.in Anna d. J. von Hessen wegen des Güldenweinzolls. Vgl. Abschnitt VIII.4.3.
3
 Gemeint ist Mainz selbst, der Schauplatz der Schiedsverhandlungen.