Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Seine Diskussion mit dem ksl. Kommissar Leonhard Rauber über die Frankfurter Geldhilfe; [2.] Spekulation über den erfolgten Stillstand mit Franz von Sickingen; [3.] Bevorstehende Abreise Kf. Ludwigs von der Pfalz und Bf. Georgs von Speyer; mutmaßliches Ende des Reichstags; [4.] Übersendung eines Entwurfs der Reichsstände zur Wahrung von Friede und Recht im Reich sowie ihres Vermittlungsangebots im Konflikt mit Hg. Ulrich von Württemberg an den Ks.

Frankfurt a. M., IfStG, RTA Bd. 32, fol. 146, Orig. Pap. m. S.

Teildruck: Janssen, Frankfurts Reichscorrespondenz, Nr. 1179, S. 950f.

[1.] /146a/ Gruß. Ich hab uf negstvergangen sampstag [15.8.17] zu morgen uf meynung und moß, wie mir von euwer weysheyt zugeschrieben ist [Schreiben liegt nicht vor], mit H. Leonharten [Rauber] etc., ksl. Mt. obersten hofmarschalk, geredt, nemlich, daß ich seiner Gn. werbung, uf ksl. Mt. verlesene credenz an mich beschehen [vgl. Nr.707], mein Hh., wie ich sein Gn. zu tun versprochen, schrieftlich zugeschieckt hab. Die mir gestern, frytags [14.8.17], zu abent ungeverlich diß berichts wider mit antwurt begegnet sein, daß sie anfenglich uf Gregorii [12.3.17] ire anzal folks laud des colnische anschlags zu roß und fuß angenomen, die ein monat behalten und volgents uf Viti [15.6.17] die wider angenomen und ksl. Mt. hofmeyster [Wilhelm von Rappoltstein], als sein Mt. zu Francfort gewest, angezeygt haben und doruf von obgemelten hofmeyster, daß sie in obgemelter rustung bis uf weydern bescheyd verharten, geheyschen worden. Das sie also getan und noch teglichs bescheyds erwarten. Sollten nun sie uber solchs, vor ire anzal gelt zu geben, angehalten werden, wurden sie, mein Hh., doppel[t], als sein Gn. zu ermessen het, beschwert. Bet derhalben sein Gn. undertenigs flyß, mein Hh. der beschwerung, wie billich, dismals zu ubersehen etc. Uf solchs hat mir sein Gn. geantwurt: „Lb. frunt, wes ist ksl. Mt. damit beholfen, daß ksl. Mt. euwer geschonet und doheymblyben hat lassen?“ Daruf ich seiner Gn. geantwurt: „Wiewol das volk doheymblieben, ist doch des rats solt und kost daruf gangen.“ Und wiewol ich solchs uf vielerley rede zu meher mal repetirt, kunt und wolt er es nit verstand, dan, soviel ich mirk, was wider sie ist, lassen sie sich nicht beriechten, wo aber gelt zu gewinnen, sein sie scharfer vernunft und suchen genauer dan salzwasser1. Summa, sein lester abschied was der, daß onangesehen dieser verantwurtung /146b/ er von ksl. Mt. befelch het, das gelte vor solche anzal zu enphahen oder aber das volk zu erfordern. Bin ich, solchs an mein Hh. langen zu lassen, abgeschieden. Wes euwer weysheyt daruf gut dunkt, mag euwer weysheyt ferner bedenken, ob besser sey, solchs gar abzuschlagen, dwyl euwer weysheyt gerust gewest und auch noch nichts statlichs gehandelt ist, oder ob euwer weysheyt noch anzal die tausent fl., der ich noch nicht gegen seiner Gn. bedacht hab, abziehen wol, oder ob ymant, der sich der vinanzen verstehet, von wegen euwer weysheyt mit dem hofmarschalk uf ain zimlichs gedingen mocht. Man sagt mir, mein H. [Bf. Georg] von Speyer hab es geben und ander Ff. und prelaten meher.

[2.] Man sagt sunst itz gemeynlich hie, es sey mit Francisco [von Sickingen] ein anstand gemacht. Ich hab in sunst nit noch horen ausrufen.

[3.] Mein gnst. H. Pfalzgf. [Ludwig] mit dem Bf. zu Speyer werden morgen [17.8.17], als man sagen will, auch hinweg, also daß, ausgenomen mein H. [EB Albrecht] von Meinz, von Hh. niemant hie meher ist. Gedenk, der dag sey bald geleyst. Wes aber gehandelt und zu ende bracht, kann ich euwer weysheyt, weys Got, nicht zuschreyben.

[4.] Zwo schrieft sein sunst an ksl. Mt. von stenden ausgangen. Wo ksl. Mt. dieselbig, als billich und wol were, verwilligen wurd, hofft ich, all ding sollten noch gut werden, wo das nit, so helf uns Got. In einer schrieft [Nr.765/II] werden etwaviel mengel und geprech friden und rechtens ksl. Mt. angezeygt, bietten die stende, sein Mt. wol den Kff., Ff. und anderen stenden irer Mt. rete zuorden, denselbigen geprechen rat zu suchen. Die ander schrieft [Nr.836] begert an ksl. Mt., den Ff. und andern stenden in der wirtenbergsen sachen gutlicher handelung zu gestatten. Welche schrieft ich euwer weysheyt hiemit schick, mit B gezeychnet, derglychen die iustification [Nr.829] des Ks. wider [Hg. Ulrich]Wirtenbergers ausschryben, mit A. Die schrieft und epistel, fried und rechtens halb geschehen, hab ich noch nit, aber schick hiemit den boschen [= Entwurf], daraus sie gemacht, mit C verzeychnet [Nr.765/I], ob yemant dieselbig zu lesen gelust. Datum sontags nach Unser Lb. Frauen wurzwy Ao. etc. 1517.

Anmerkungen

1
 Wohl ein Sprichwort. Mit „Salzwasser“ könnte „Säure“ gemeint sein.