Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Wiesbaden HStA, Abt. 339 Nr. 762, fol. 78r–78v (Kop.).

Allergnedigster her! Wiewol vor vielen jarn und lang herbrachtem brauch die graven im reich von keysern und konigen zu yeden gemeinen reichstagen beschrieben und dan auß denselben graven zwo person, nemlich eine von oberlendischen und die ander von niderlendischen im reichsraith zugelassen, dero yeder im raith gefragt worden und sein stimm gegeben, darzu ir einer yedesmal in außschussen verordnet worden, etwan die beide, dan ir einer die reichsabschidt versiegelt haben, wie solchs zu beweissen und auß vielen gehalten reichshandlungen und derselben abscheidten offentlich und clerlich zu sehen und zu finden ist, so wirt doch solchem lang herbrachtem brauch zugegen uff dissem reichstag in der umbfrag derhalben neuerung furgenomen, das nit mer dan ein grave von aller graven wegen gefragt, dardurch dem gemeinen gravenstandt ein stimme entzogen und sie also an irer altern und irem wolherbrachten beseß und brauchs on ire verschuldung geringert und verhindert werden, welchs inen zu beschwerung und nachteil gelangt. Ruffen demnach euer ksl. Mt. als ire ordenliche oberckeit an, in allerhochster underthenigkeit bittende, euere Mt. wollen allergnedigst verschaffen und bevelhen, das die graven bey obgemeltem irem herkomen gelassen und dawider uff dissem, auch kunftigen reichstagen nicht beschwert oder durch solche neuerung von altem brauch gefurt, abgetrungen oder ußgeschlossen werden. Das begern sie umb euere ksl. Mt. als gehorsamen graven und diener in hochster underthenigkeyt zu verdienen1.

Anmerkungen

1
 Vgl. die in Butzbach vertretenen Wetterauer Grafen an Gf. Wilhelm von Nassau und Gf. Ludwig von Stolberg, Butzbach, 1541 Juli 6, Wiesbaden HStA, Abt. 339 Nr. 762, fol. 79r–80v (Kop.): Der vest Thoman von Kolmar hat uff heut dato von sein und Johann Knebels wegen unß bericht und angezeigt, wes neuerung sich uff dissem reichstag zugetragen zu verhinderung der zweien stimmen, so die graven im reichsraith bisanher gehapt.Haben daraufhin beschlossen, gegen solche Neuerung Einspruch zu erheben. Und solchs were unsers erachtens disser gestalt zu thun, das wir, die graven im reich, ksl. Mt. derhalben zum underthenigsten ansuchen thetten, unß bey altem unserm herbrachten geprauch pleiben zu lassen und berurt neuerung allergnedigst abzuschaffen. Haben daruff ein underthenigste supplication gestelt, die wir eueren L. hiebey zuschicken mit fruntlicher bitt, nachdem diß sachen den gemeinen gravenstandt im reich belangt, euere L. wollen andere graven, so itzt zu Regenspurg sein, bitten und vermugen, mit und neben eueren L. fur ksl. Mt. zu gehen, solch supplication mit underthenigkeit furzupringen und ksl. Mt. der [sic!] herkomens gruntlich und eigentlich zu berichten, daruff auch mit vleiß anzuhalten etc., das wir alle bey unsern zweien herbrachten stimmen im reich pleiben mogen. Was das kost oder gesteet, sein wir willig helfen zu verlegen, damit bey unß nit gespurt werdt, das wir unser altern und unser selbst herbracht recht nit wollen verseumen oder nachlassen wollten. Und wo euere L. aber fur furtreglicher ansehen, das diß sach besser bey gemeinen oder sondern stenden fur- und ußzubringen were, mochten euere L. dasselbig durch fugliche wege auch furnemen, also das wir doch endtlich bey unserm herkomen pleiben mochten. Hierin wissen euere L. sich inen selbst und unß allen zu gutem on zweiffel woil zu schicken, bey denen wir diß sachen zu gutem bedencken, verbesserung und gefallen wollen gestelt haben. Datum Butzbach uff Mitwochen, den sechsten tagk Julij anno etc. 41.  Das Schreiben basiert auf einem entsprechenden Beschluss des Butzbacher GT, vgl. den Abschied des Wetterauer GT, Butzbach, 1541 Juli 6, Wiesbaden HStA, Abt. 150 IVa Nr. 1687, unfol. (Kop.).