Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

A  Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, Ostpreuß. Fol. 8, pag. 161–164 (Kop.); ÜS pag. 161: An H. Granuella, den 3. Aprilis, mutatis mutandis an Johan Obernburgernn 1541; AV pag. 164: Princeps audivit legere,[praesentibus] hofmeister, burgraff, cantzler und Erharden Heckelman.

B  Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 775), unfol. (Kop., lat. Fassung).

Es ist bei uns unser hoffdiener Hadriann von Resennbergk diser tage ankhomen und euerer L. halben hoe, freuntliche erpittung neben vormeldung derselben unbekhannten, doch wolmeinenden dinst, zudem allerlei bericht, wes bei röm. ksl. Mt., unserm allergenedigsten hern, euere L. umb unser sachen willen fur muhe, arbeit und vleis vorgewant, auch letzlichen von hochgedachter ksl. Mt. ein frei, cristlich, vhelich, ungeverlich gleidt, mit derselben eigenen handt undertzeichendt1, erlangeth, einpracht etc. Wiewol uns nhun euere L. von personen unbekannth und wir derselben zu solcher freuntlicher ertzeigung kein ursach gegeben, so sagen wir dannocht euch solchs ires beweisten freuntlichen willens halben hoen dank. Wo wir auch euerer L. hinwiderumb zu angenemem gefallen wilfarung thun mögen, soll uns euere L. furwar zu allem zimlichen noch unserm vormogen unvordrossen und wolthettig befinden, und ist nit ohne, uns were negst gotlicher genaden uff erden nichts liebers, weder das wir in röm. ksl. und kgl. Mt. gnad, gunst und holdt khomen, sein und pleiben mochten. Haben auch umb erlangung willen derselben allerlei zimliche wege vorsucht und uns aller underthanigkeit und dinstlicher ertzeigung gegen iren Mtt., sovern es wider unsere ehre, furstlichen glimpf und pflicht nicht where, erpotten.

Domit aber euere L. gruntliche wissenschaft erlangen mogen, aus was bedenklichen ursachen und auf was mas die abfertigung berurts unsers dieners Hadrians hergeflossen, hat es dise gestaldt: Wir haben ihnen vorrukter zeit von hinnen ins Niderlanndt mit brieffen geschikt. Do er wider an uns khomen, hadt er von dem edlen, achtparen und hochgelerten, unserm besondern, lieben H. Matiam Helden, röm. ksl. Mt. vicecantzlern und oratorn etc., werbung einpracht, doch one credentz, dordurch, wir ihme, Heldenn, widerumb (wie sich dann euere L. hirin ligend zu ersehen) zu schreiben und an ihnen zu erkundigen, ob solche werbung unsers dieners aus seinem bevelch bescheen, bewogen worden und hetten uns vorsehen, er solt seinem aufferlegten bevelch, nemlich den briff an sein gepurendt ort zu pringen als ein briffpoth und nicht ein werber, nochgangen sein und denselben nicht uberschritten haben. Nun befinden wir aber aus seiner, unsers dieners, eingeprachter werbungk, das er sich itzundt bei euerer L. und andere uber unsern bevelch vorfugt und des understhanden, auch also weit mit seiner handlung, des ihme doch von uns nicht aufferlegt, gegangen ist, aus welchem euere L. und menniglich (nachdem er von uns kein credetiff gehapt) leichtlich zu schliessen, wie weit ihme glauben zu geben gewest sei ader nicht, auch noch.

Und ob wir schon gegen hochgemelter röm. ksl. Mt. des underthanigen, dinstlichen gemuts (wie oben berurt) sein, wir auch, auf solch ir kayserlich, genedig, cristlich geleit zu erwerbung derselben genad in allem gern gehorsam zu leisten, begirig, haben doch euere L. als der hochweise und vorstendige furst leichtlich zu ermessen, das uns der belehnung und gethanen pflicht noch, ohne kgl. Mt. zu Polann, unsers genedigen hern und freuntlichen, lieben ohmens, vorbewust ader bewilligung zu schmellerung und vorkurtzungk seiner kgl. Mt. ius, recht, gerechtigkeit und eigenthum gegen disen landen Preussenn in einige underhandlunge eintzulossen, nicht gepuren wil, auch uns euere L. selbst ader niemands unsers ermessens solchs rathen werden, vilweniger sein wir, dasselb anderer gestaldt dann wie oben bemeldt fur uns zu thun, gesindt, zuvoraus, dieweil hochgenante kgl. Mt. zu Polenn des handels notturft noch durch derselben gesanten bei röm. ksl. und kgl. Mt., auch allen churfursten und stenden des hl. röm. reichs ir eigen recht und gerechtigkeith (als es dan auch ist) von wegen der lande Preussen vortretten, auch der belehnung halben vorhandlen lest, domit wir aus der acht gewirckt werden mochten, wie dann ungetzweiffeldt euere L. aus der werbung genugsam vornemen werden. Wes nun also kgl. Mt. zu Polenn etc. mit röm. ksl. und kgl. Mt. ir selbst und uns zum besten vorhandeldt, beschlossen und eingelossen, do wir als der furst, welcher ohne rum röm. ksl. und kgl. Mt. jhe und alwegen gern gedieneth und noch, in allem cristlichem und zimlichen, erheblichen und moglichen helfen zu rathen und zu dienen gewogen.

Seintemal uns aber aus angetzogenen ursachen, selbst zu comparieren ader die unsern zu solcher gutlicher underhandlung abtzufertigen, nicht getzimen ader gepuren wil und wir uns gleichwol zu euerer L. dem freuntlichen erpitten und geneigtem willen nach aller wolmeinender, wilferiger beweisung versehen, so piten wir gantz freuntlichen, euere L. wollen fur das erste bei hoch und vilbestimpter röm. ksl. Mt., das wir uff derselben genedige vorgleittung nicht personnlich erscheinen ader die unsern abfertigen, also vil vorhandeln, das es uns zu keinen ungenaden ader anderm gereiche, sunder obertzelten hoen, notwendigen bedenken und ehaften, die wir in anmerkung unserer ehre, eides- und lehenspflicht nicht umbgeen khonnen, zugemessen werden, volgendts neben vorhandlungen kgl. Mt. zu Polenn etc. gesanten als der freundt unser bests wissen, rathen und die sachen dahin helfen vorfurdern und richten, domit zwischen röm. ksl. Mt. und kgl., auch pollisher Mt. die wege und mas getroffen, dordurch derselben hoen lieb, ansehen und freuntschaft, domit sie einander vorwandt, gemeret, gemeiner frid und einigkeit gestiftet, doraus dem grausamen veint der cristenheit umbso vil dest statlicher abgebrochen und widerstandt gethann, auch widerumb in ksl. und kgl. Mt. gnat und gunst gesetzt werden mochten. Wes alsdann wir mit vorbewust kgl. Mt. zu Pollenn, unsers genedigen lehnhern, in allem zimlichen, thulichen, erheblichen und, das allen iren Mtt. zu gefallen sein mochte, thun khonnen, wollen wir uns in dem nichteminder wie unser vorfaren des loblichen churfurstlichen haus Brandennburgk gutwillig finden lossen und solchs umb euere L. mit dankparkeit und guttat freuntlich vordienen.

Nachdem2 uns auch euere L. durch unsern diener Hadrian umb ein hirschgewei anlangen haben lossen, als seint wir, derselben in einem vil mherem freuntlichen zue wilfaren und euerer L. mit dem ersten dasselb zutzufertigen, geneigt, allein euere L. wollen uns vormelden, an welchen ort und wehme dasselbe zutzuschiken.

Hirneben geben wir euerer L. freuntlicher meinung zu erkhennen, das uns von wegen derselben berurter unser diener Adrian, doch ane credentz angezeigt, das wir solthen wissen, man wurde mit kgl. Wd. zu Dennemarkenn etc., unserm freuntlichen, lieben hern, ohmen und schwagern, gesanten eigentlich keine handlung vornhemen, es wer dann, das wir eigener personn khemen. Dieweil aber nhun euere L. aus oben angetzogenen, unvorbeigehenlichen [sic!] ehaften unser gelegenheit vornomen und dannocht an diser vorrichtung der gemeinen cristenheit nicht wenig gelegen, so gereicht an euere L. unser freuntlich pith, dieselben wollen unsernthalben die sachen nit in vortzogerung gedeihen lossen, sunder dem gemeinen lieben, heilsamen frieden zum besten also vil dorinnen helfen furdern, rathen und thatten, auf das mit röm. ksl. Mt. sampt allen solcher sachen vorwanthen berurte kgl. Wd. zue Dennemarkenn gentzlichen vortragen und zwischen irer Mt. und Wd. freuntschaft gepflantzt und erweittert werden mocht, doraus und, wann allenthalben frid und einigkeit gestift, unsers einfaltigen bedenkens noch benenter ksl. Mt. und dem gantzen röm. reich, auch gemeiner cristenheit zu statlicher abbrechung der gewalt der Turkenn nicht geringer trost, hulf, beistandt und vorteils zu wasser und landt zu erhoffen und zu gewarten, wie dann euere L. als der tief sehende furst gemeiner wolfart zum besten dem wol weiters nachdenken werden3. So seint wir, es umb euere L. freuntlich zu vordinen, geneigt. Thun himit euere L. dem almechtigen, vor aller gefar sehelen und leibs zu behuten und in langwiriger gesuntheit genediglich zu fristen, freuntlich bevelen. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Vgl. das Geleit Karls V. für Hg. Albrecht von Preußen und sein Gefolge bzw. seine Gesandten zum Reichstag in Regensburg, Regensburg, 1541 März 4, Wien HHStA, Staatenabt. Brandenburgica 1b, fol. 162r–163v (Konz.): Auf Ansuchen einiger Fürsten und anderer Personen zugunsten des in die Reichsacht erklärten Mgf. Albrecht von Brandenburg hat er um des Friedens willen und im Interesse betroffener Parteien eingewilligt, dass der Markgraf auf diesem Reichstag zu gütlicher Unterhandlung erscheint oder seine Gesandten schickt. Sichert Mgf. Albrecht und seinem Gefolge bzw. seinen Gesandten das freie, sichere Geleit des Reiches zu. Geben in unser und des reichs stat Regenspurg am vierten tag des monats Marcii anno etc. im 41. Fol. 162r Titulatur: Mgf. Albrecht von Brandenburg, etwan hochmeister in Preussen. Vgl. dazu Kg. Sigismund I. von Polen an [Stanislaus Maciejowski], o. Datum, Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 774), unfol. (dt. Übersetzung, Kop.): Wir wollen dir nit pergen, das dem durchleuchtigen fursten etc., Hg. in Preussen, unserm freundtlichen, lieben oehmen, an [= ohne] sein beghern von ksl. Mt. ein glaith gegeben, das er moecht ghen Regenspurgk aufn reichstag kommen, derhalben, so es dir wurde furgeworfen werden, warumb er uff solch gegeben glaydt nicht erscheint, so soltu antworten, das diß gleith nurt zu eyner soenlichen [= versöhnlichen] handlung gegeben ist, welche so sye entstunde, daß nicht darpey stehe, das er gleichwol sicher widerumb anheim ziehen mag, derhalben ihm ein ander gleydt insgemeyn lautende vonnotten sey, in welchem nichts eyntzlich ausgedruckt sey, von weß wegen oder wasser ursach halben es gegeben ist oder, so es namhaftig ausgedruckt ist, zu eyner soenlichen handlung, das er versehen werde mit eym fridtlichen widerzugk, so gleich diese handlung nit eynen glucklichen ausgangk erlangte. Aber von diesen wirt er, der durchlauchtige furst, dem wir macht haben geben, (so er wol) auf den reichstag zu ziehen, mher oder weitlauftiger schreyben. Unß aber gefelt diese form deß gleits nicht.
2
 Zum Folgenden vgl. die Vorbemerkung pag. 163: Dieses nochvolgends ist in des Oberburgers briff nit gesetzt, sunder allein bei dem bschlus gepliben. Der voraufgehende Text war ursprünglich auch konzipiert als Instruktion für eine entsprechende, mutatis mutandis wörtlich übereinstimmende, mündliche Werbung Christophs von Kreytzen bei Granvelle bzw. Obernburger, vgl. das Reinkonzept dieses Instruktionsentwurfes Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, HBA H (Kasten 774), unfol. Die Instruktion wurde offenbar erst in Regensburg umgearbeitet. Vgl. dazu Christoph von Kreytzen an Hg. Albrecht von Preußen, Regensburg, 1541 April 30/Mai 1 [Nr. 310].
3
 Vgl. auch Hg. Albrecht von Preußen an Stefan Hopfensteiner, Königsberg, 1541 April 7, Berlin GStAPK, XX. HA, StA Königsberg, Ostpreuß. Fol. 8, pag. 165–168 (Kop.): Sein Diensterbieten gegenüber seinem Gesandten Georg Hack jüngst in den Niederlanden. Bitte, in solcher Dienstbereitschaft zu verharren. Nachrichten von neuerlichen Spannungen zwischen Frankreich und dem Kaiser, zwischen England und dem Hg. von Jülich wegen der Behandlung der englischen Kgn.. Wünscht nichts sehnlicher, als dass der Kaiser mit allen hohen Häuptern in friedlichen Beziehungen stehe. Wohl der Christenheit etc. Will gern dazu beitragen. Hat aber keine genauen Nachrichten über die Dinge. Bittet um schriftliche Informationen. Soll auch auf dem jetzigen Reichstag das Wohl und den Frieden der Christenheit fördern, Kgn. Maria und sonst allen anderen seinen guten Willen etc. mitteilen und sich im Konflikt zwischen Dänemark und Pfgf. Friedrich für den Frieden einsetzen. Datum Konigsperg ut supra.