Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Wien HHStA, RK RTA 7, unfol. (Kop.); DV: Supplication des kayserlichen chammergerichts von wegen etlicher particularmengel. DV v. a. Hd.: Sol an gemeine stend gebracht werden. DV v. 3. Hd.: Des ausschus bedenken ist, das diese mengel an Kff., Ff. und stend zu bringen, wie die statlich und wole vom camergericht erwogen, beratschlagt und begert.
Euern kfl. und fstl. Gn., Gn. und G. zaig ich underthenigster, undertheniger, gehorsamer, dinstlicher und freuntlicher maynung an, das, wiewol chammerrichter und baisitzer des kayserlichn chamergrichts sich irer person halber des geordnethen und ufgerichten sindicats2 gar nichts beschweren und jedesmal wol leiden mögen, das es seinen furgang gewonnen hett, damit das gericht und gemelte chammerrichter und baysitzer nit dermassen, als solten sie ires thuns etwas abscheuhe und schreckens tragen, dasselbig offentlich zu verantworten, ausgeschryen wurden, dann sie umb als dasjhen, so von inen als richtern bisher aus iren schuldigen emptern gehandlet, erbare, guthe und gegrundte anzaig, rede und antwort zu thun wissen, so haben sie doch euern kfl. und fstl. Gn., Gn. und G. etliche desselbigen sindicats beschwerungen antzaigen wollen und nhemblich: Zum ersten ist es gantz beschwerlich, das der röm. ksl. Mt., unsers allergnedigsten hern, höchst und obrist gericht im reich, daran nit allain von ir ksl. Mt., sonder auch Kff., Ff. und stend des hl. reichs personen presentirt werden, die auch in irer ksl. Mt. namen, tittel und insigel ausgangen urthailn von andern disputirt, in zweyfel gezogen und darumb erst von neuem erkennt werden, unangesehen, das viler Kff., Ff. und stend obergericht, so auch in irer herschaften nhamen urthailen und erkennen und in appellationibus gefreyet seint, gar nit sindicirt werden, sonder bey demselbigen und sonst in dem reich das sindicirn ein unerhört ding gewesen und noch ist.
Zum andern, das die urthailn, so durch chammerrichter und beysitzer als ainem collegio et universitate iudicium ufs geringst vermög der ordnung durch acht, etwo zehen, zwölf und etwo einen gantzen rath, das ist 24, ausgesprochen, durch ein wennigere und so gar geringe zal der verordenten sindicatorn sollen widerumb disputirt, in zweyffel gezogen und von neuem darüber geurtheilt werden.
Zum dritten, wiewol chammerrichter und beysitzer nit zweyffeln, dann das die ksl. Mt. und gemaine stende des hl. reichs in ufrichtung des sindicats will und mainung gewesen, das die verordenten sindicatores nit weniger, sonder mehr dan die, so zu beysitzern des kayserlichen chammergrichts verordent, gelert, in gerichtlichen sachen geupt und erfahren sein sollen, so sein doch kundt und offenbar, das vil der stende und stette, die bisher zum sindicat verordent und kunftiglich dartzu ordnen sollen, mit dergleichen personen nit gefast, die sie zu solchem sindicat schicken möchten, und, obgleich die andern mit dergleichen räthen versehen, das sie doch dieselbigen zu dem sindicat nit schicken und mitlerzeit in iren aignen gescheften nit gerathen wolten oder villeicht sollich gelerte räthe sich zu solchem hessigem werck schwerlich verordnen lassen, wie dan in angestelten sindicaten zum thail erfahren, das leuthe zu solchem erpeten und verordnt worden seint, die die ksl. Mt., auch euer kfl. und fstl. Gn. und gemaine stende zuvor in geringern emptern lenger nit dulden oder leiden wollen.
Zum vierdten mag es sich wol zutragen, nachdem gemaintlich alle stende und glieder des reichs sachen und rechtfertigung am kayserlichen chamergricht gehapt und noch anhengig haben und teglich uberkommen mögen, darin sie etwo verlustig werden musten, das etwo diejhenigen, so zum sindicat geschickt, so zuvor iren herschaften in solchen sachen gerathen, gedint und sie des siegs vertröst haben möchten, wie das dies jars einer auch zum sindicat verordent und, chamerrichter und beysitzer zu sindicirn, erschinnen sey, der das vorig jar der statt Strasburg neben andern der protestirenden stenden gesanten in guther anzal in irer sindicatsachen wider das kayserliche gericht ein beystandt gethan und one zweiffel geraten hat.
Zum funften, so ist das dem gericht auch nicht die wennigst beschwerdt, das etliche bisher sindicat außschreiben und dem gericht indicirn und doch demselbigen nit nachkomen, sonder ersitzen lassen und dardurch das gericht, als ob sie inen unrecht gethan, diffamirt und ausgeschrien. Item, das im fall, do das gericht, unpillich zu sindicirn, furgenhommen und sein unschult sich befunden, den clagenden, so das sindicat angestellt, kain peen oder straff dargegen gesetzt oder geordnet ist.
Und zum letzsten, diweil man in teglicher erfharung hab, das etwo partheien in iren rechtfertigungen so hart ergrimmet, das sie auch uber vil wider sie erlangte urtheyl dannoch, gerechte sachen zu haben, vermaynen, also, wo in dem appellirn im rechten und ordnung wider sie kain maß gesetzt, das bey inhen desselben kain ufhören sein wurd, das sich auch also möcht zutragen, wo ainem jeden, das sindicat one gesetzte straff also furzunhemen, frey zugelassen sein sollt, das vil der verlustigen, die, ire widerthail zu verlassen, gedrungen wehren, sich an das gericht hencken und sindicirn, daraus dann vile der sindicat auch ervolgen wurde, das chamerrichter und beysitzer vil zeit darob zu errettung irer ehren verliren und also anderer partheyen sachen damit uffgezogen und versaumpt wurden.
Diweyl dann die obgemelten beschwerden zu der ksl. Mt. höchster jurisdiction und des chamergrichts reputation abbruch und verkleinerung, auch gruntlicher außleschung und unterdruckung desselbigen, wo in dem nit notturftige versehung bescheen sollt, raichen wurden, so ist an euer kfl., fstl. Gn., Gn. und G. anstat chamerrichters und beysitzer mein underthenigst, gehorsam, dinstlich und freuntlich bitt, sie geruchen, sofer angeregts sindicats halb abermals handlung furgenhomen wurde, solchs alles zu vorkhomen und das kayserliche gericht unbeschwert bey seiner reputation pleiben zu lassen, chammerrichter und beysitzer der administration der justicien geruglich auswarten zu lassen3.