Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 129r–133v (Ausf.); DV v. a. Hd. fol. 133v: [... ...?] uf des landgraffen schreiben der bundtnus mit Franckreich und der im konigreich verfolgten Christen. Item, des gulchischen potten abfertigung halben in dieser sachen ir bedenken, item, den zustand der handlung doselbst; DV v. 3. Hd. fol. 133v: Der rethe zur Naumburgk abermals bericht, wie die sachen stehen doselbst, 1541.

Als uns eur kfl. Gn. gnediglich geschrieben, auch zugeschickt haben, was unser gnediger herre, der Lgf. zu Hessen etc., auf ain schreiben, das von der Lochau aus an sein fstl. Gn. beschenn, zu antwurt gegeben, solchs haben wir undertheniglich vornommen. Nu ist es unsers erachtens warlich nach gelegenhait itziger leufte und aller sachen umbstende ain seltzame antwurt und lest sich schir dorfur ansehen, als hab er villeicht nicht allain aus klainmutickait, sondern mer aus rachgirickeit, ainen weg an die hand zu nemen, beschlossen, das er sich absondern und ime seins vormainens frieden machen will, solte es ime auch gleich an ehren und sehlen ferner nachtailig sein. Dann dise wort lassen sich vast rachgirig ansehen, als er schreibt, het man seiner peticion in bewuster sachen ain wenig statgegeben im ersten, so bedurft es seinethalben itzund geringer mühe etc., so ime doch durch den eissennachischen ratschlag nicht wenig trosts gemacht, wo er hette wollen gesettigt sein1. Es were seinen fstl. Gn. aine gute zwickmülh, das er von der vorstentnus und schickung in und mit Franckreich durch die seinen lies mitreden, aber, do eur kfl. Gn. und andere sich des lasts mit Franckreich allain beladen wurden, so solte dornach in seinem wolgefallen stehen, do ime seine anschleg an andern orten nicht gerieten, mit anzutretten oder nicht.

So wolt auch schwer sein, sich wider Hg. Hainrichen von Braunschwig der stat Braunschwig undt Goslar halben tapferer dann bishere einzulassen und die nurmbergisch bundtnus auf sich zu laden ane ferner ruckmachung zufurderst mit Franckreich. Wir hetten wol bedacht, das wir mit dem stathalter und Malsburg von berurtem ires hern schreiben reden und inen antzaigen wolten, wo das ires hern entlich gemut sein und ire bevelich der handlung halben alhir dohin entlich stehen solt, so konten wir nicht bedencken, was denen von Braunschwig und Goslar, auch andern fur trost und hulf von der aynung wegen möcht mitgetailt werden, so man die bequemickait, die itzt Franckreich halben vorhanden und zur andern zeit nicht wider zu erraichen, solt hindansetzen und gleichwoll sich der gantzn nurmbergischenn buntnus und furnemlich des kaisers und kunigs beladen mussen. Dann das eur kfl. Gn. die burde der aynung zugut vast allain auf sich nemen solt und auf die ungewishait, ob ir herr dornach mit anstehen wolt oder nicht, das wurde nicht klaine beschwerung haben, und hetten inen solchs dorumb wollen antzaigen, wo es die maynung hett, das sie sich von wegen ires hern dergestalt alhir solten des vorstands halben mit Franckreich lassen vornemen, auch entlich dorauf vorharren, das wir woll achten konten, das es vast ain vorgebliche bemuhung und aufhaltung sein wolt, so man itzt lange dovon reden und ratschlagen solt, wie den von Braunschwig, auch andern furderlich und statlich solt hulf zu thun, sondern es wolten die handlungen auf andere wege alhir zu richten sein bis zu endung des gesprechs zu Wormbs und reichstags zu Regensburg und [man] a vormercken wurde, wo dieselben handlungen hinaus wolten.

Wie aber die von Braunschwig und Goslar, auch andere solcher auftzuglichen antwurt, denen der krig fur den thoren stett, wurden zufrieden sein, konnt man woll achten, und wurden die und andere stende sagen, wie itzt alberait vormerckt worden, es kemen die stende diser aynung halben nur in weitter not und beschwerung, aber kain hulf nach trost were dorbei etc. So haben wir doch bedacht, solchs anstehen zu lassen, bis das heut im ausschus vormerckt werde, was die andern rethe und potschaften der von Braunschwig halben fur tröstliche oder untröstliche bevelich werden haben. Dann zu besorgen will sein, es werden sich die bevellich ains guten tails dohin zihen, das man der handlung itzt zu Wormbs und volgend zu Regensburg vollends soll abwarten. Das halten wir aber woll dorfur, das rethe und potschaften werden willigen, das denen von Braunschwig von der aynung wegen ain antzal pferde, wie negst hette beschenn sollen, underhalten werden. Aber die von Braunschwig werden doran nicht woll zufrieden sein. Den von Goslar aber wirdet wenig domit geholfen, zudeme das auch ire geschickten nach nicht ankomen sein. Wo sich nu die sachen im ausschus also zutragen und vormerckt wirdet werden und wir wurden bei den hessischen rethen befinden, das sie Frannckreich halben kainen andern bevellich hetten, dan wie ir herr eurn kfl. Gn. selbst geschrieben, so bedencken wir, das sie und wir alsdann aus den andern stenden ain personn oder funf in ainen engen ausschus zihen und thun inen bericht, was Franckreichs halben furstet und wie man des orts disser zeit ainen rucken machen möcht, inmassen dann ire [sic!] hern und obern neben dem ausschreiben dovon antzaig beschen were. Wo man nu vormerckte, das bei denen, do man sich am maisten hirin vorsehen möcht, kain naigung dorzu were, und die hessischen blieben auch auf irer maynung, so konnen wir woll achten, das bei den andern dornach vil weniger deshalben ichtes zu erhalten und möcht alsdann der artickel furnemlich alhir beratschlagt und an die handt genommen werden, welchergestalt der reichstag solt besucht und beschickt werden und ob, auch was an ksl. Mt. von gemainer stende wegen in irer Mt. heraufzihen solt zu gelangen, wie dann die hessische rete beraitan dorauf gangen sein, domit also diesem tage, sovil muglich, ain fugliche entschaft ane gentzliche zurtrennung der aynung muge gemacht werden.

Und bedechten derhalben, eur kfl. Gn. fertigten den julichschen boten ungeverlich mit solcher antwurt abe und schrieben dem hertzogen under anderm, das eur kfl. Gn. seiner fstl. Gn. boten so lang aufgehalten, solchs were aus deme beschenn, das eur kfl. Gn. sich vorsehen hetten, von iren reten, die sie zu der zusammenkunft gegen der Naumburg vorordent, furderlich bericht zu werden, was rete und potschaften der einungsvorwanten des vorstands halben mit Franckreich geschlossen. Nu hetten aber dieselben rethe eurn kfl. Gn. zu erkennen gegeben, das aus etzlichen furgefallenen ursachen rete und potschaften ungleich, auch vast langsam ankommen weren, das man mit dem anfang der handlung auf sie hette mussen vorzihen. Derhalben hetten eur kfl. Gn. seiner fstl. Gn. boten nicht lenger wollen aufhalten. Alsbald aber eur kfl. Gn. von iren reten wurden bericht werden, was zur Naumburg berurter aynung halben wurde bedacht und geschlossen werden, das wolten eur kfl. Gn. seinen fstl. Gn. alsdan unvorzuglich zu erkennen geben. Und ob derhalben von kgl. Wd. wegen bei seiner fstl. Gn. ferner anregung beschehe, beten eur kfl. Gn. freuntlich, sein fstl. Gn. wolten den vortzug zum besten, wie sein fstl. Gn. wol wurden zu thun wissen, entschuldigen mit der vortrostung, das sein fstl. Gn. sich furderlicher antwurt von eur kfl. Gn. vorsehe etc.

Genedigster herr, wir haben der schickung halben, in Franckreich furderlich zu tun, auch woll etwas bedencken, dieweil der kunig auf ain schickung, in Franckreich zu thun, dringt, ob gut sein wolt, domit zu eilen oder nicht. Dan eur kfl. Gn. haben aus Hansen von Doltzks uberschickten zeitung vornommen, das der kunig zum kaiser geschickt und inen hab umb audientz ainer tapfern, statlichen potschaft, die er zu ime zu schicken bedacht, ansuchen lassen, dorunter der Kard. Torschnen, der constabel, auch der itzige grameter sein solten. Nu sicht man, das bei den grossen hern kain treu nach glaub ist. Es solte, solche potschaft von disem tail furderlich in Franckreich zu thun, woll dorumb also heftig gesucht und, die schickung ins land zu Julich zu thun, abgeschlagen werden, das man den [sic!] kaiser dest mer trotzen wolt, dem konige Mailand seins gefallens abzutretten, und dem kaiser etwo durch den constabel antzaigen lassen, wo der kaiser nicht wolt, so hetten die lutterischen ire potschaft aldo, die suchten umb ain confederation an, das ain tail dem andern wider menniglich helfen solt. Mit denen wurd er solch buntnus schlissen mussen etc. Erlangt nu der kunig dorauf seinen willen, so wurde die schickung von diesem tail vergeblich und mit schimpf beschenn sein. Erlangt er aber seinen willen nicht, so möcht villeicht ain nutzliche confederation konnen erhalten werden. Wir zaigen aber solchs allain undertheniger maynunng dorumb an, das dannoch woll vorsichtig hirinnen zu handeln sein will. [...]. Datum Naumburg, Freitags nach Innocentium puerorum anno etc. 41.

[Zettel:] Genedigster herr, dieweil der ausschus heut furgenommen, so haben sich die hendel dorinnen vor mittag gotlob also geschickt, das dorinnen fur gut angesehen und bedacht, den von Braunschwig wider Hg. Hainrichs furnemen zu helfen und haben sich in sonderhait die hessischen rete auf die disputation, so sich fur diesem ausschus zugetragen, gantz woll lassen vornemen, hetten aus deme bedencken, so wir inen angezaigt, woll leiden mugen, der anrit were hievor furgengig gewest, und ist durch den ausschus bedacht worden, das gemelter stat gesanten nach der maltzeit solten auf das haus erfordert und von inen angehört werden, dieweil sie fur aine ursach angezaigt, das sie den anrit auch dorumb neben anderm bedencken, so inen von des landgraven wegen vormeldet, hetten wendig werden lassen, das sie gleichwoll allerlay fursorg gehapt, es möchte mit den 200 pferden nicht vil ausgericht werden, wie irer hern bedencken were, und sie mainten, das inen nach gelegenhait ain bequeme hulf solt zu thun sein, so wolt man sich alhir dovon underreden und sich weitter gegen inen vornemen lassen2.

So hat der goslarisch secretarius ain schrift in den ausschus gegeben, welche ungeverlich dohin gericht sein soll, das die armen leute bedacht sein, ain ausschreiben irer sachen halben wider den von Braunschwig zu thun und dasselbig ksl. Mt. und allen stenden zutzeshicken, und sollen dorinnen der einungsvor wanten rath wollen haben. Das haben eurn kfl. Gn. wir in underthenickait auch nicht wissen unangetzaigt zu lassen. Datum ut supra.

Anmerkungen

1
 Zur Konferenz in Eisenach über die Bigamie des Landgrafen im Juli 1540 vgl. Lenz, Briefwechsel, Bd. I, Beilage II, S. 339–344 und die einschlägigen Akten ebd. Beilage II, Nr. 22–29, S. 369–388.
a
 In der Vorlage wohl irrtümlich ausgelassen.
2
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an seine Gesandten auf dem schmalkaldischen Bundestag in Naumburg, Torgau, 1541 Januar 3, Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 335 Nr. 134 Bd. 3, fol. 141r–143v (Ausf.): Empfang ihres Schreibens vom 31. Dezember 1540 und des Entwurfs der Instruktion für Christoph von Taubenheim und Eberhard von der Thann zum Reichstag [Nr. 41]. Wird erst nach Sondierungen eines Furiers in Regensburg nach deren Ergebnis über die Abfertigung der Gesandten entscheiden. Hat gerne vernommen, dass der Stadt Braunschweig eine Hilfe von 300 Pferden und einem Fähnlein Knechte bewilligt wurde. Es wäre allerdings besser gewesen, damit bis zur Anhörung der Gesandten Goslars zu warten, damit die Stände zu beiden Hilfsgesuchen Stellung zu nehmen gehabt hätten, weil Goslar wegen der Acht der Hilfe besonders bedarf. Geht davon aus, dass die Stände aus den in seiner Instruktion genannten Gründen auch für Goslar Hilfe bewilligen werden. Sollen sich dafür einsetzen. Erwartet, dass die Stadt Braunschweig, wie dies bereits neulich vorgesehen war, auch die Hilfe der anderen einungsverwandten sächsischen Städte in Anspruch nimmt, damit gegen Hg. Heinrich erfolgreich vorgegangen werden kann. In Naumburg muss auch über die Dauer der Bundeshilfe, über die Modalität ihrer Finanzierung, ob aus dem hinterlegten Geld oder durch eine besondere Anlage, über die Person des Kommandeurs und seine Instruierung befunden werden. Modifikation der Instruktionen für die Truppenführer Wilhelm von Schachten und Nikolaus von Minckwitz. Sollen dafür sorgen, dass über alle diese Punkte, auch über den Zeitpunkt des Beginns der Hilfe in Naumburg beraten wird. Wenn für Goslar auch eine Hilfe beschlossen wird, wovon er ausgeht, müssen die genannten Punkte für diese auch geregelt werden. Und do also die beide stedte Braunschwigk und Goßlar mit hulf vorsehen, so will es alsdan unsers erachtens gegen Hg. Heinrichen uf ainem heuptkrige stehen, davon dan itzo auch wirdet mussen geredt werden, wiewol zu hoffen sein will, man soll dadurch dest ehr friden erlangen. Sollen über Verlauf und Ergebnis der Beratungen berichten. [...]. Datum Torgau, Montag nach Circumcisionis domini anno eiusdem 1541.