Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 46r–47v (Ausf.).

Haben ihnen am 25. April die Namen der Kolloquenten, der Präsidenten und der Auditoren mitgeteilt. Nun wollen eurer W. wir daruff (dieweyl unß abermals zufellige bottschaften zugestanden) nit verhalten, daß ermelte personen den 27. Aprilis erstmals zusamenkhomen (dan es den tag, wie wir eurer W. geschrieben) wider uffgeschoben und verhindert worden, und wie wir auß H. Jacobo Sturmen und Martino Bucero, auch im rhat der aynungsverwandten stende vernommen, so sint solche personen gleych erstlich bey den ayden und phlichten, damit ayn yeder auß inen seyner oberkayt verwandt, erinnert worden, daßjhenig, so do gehandelt und geredt wurde, in gehaym zu halten. Aber wiewol sie sich dargegen vernemen lassen, daß sie, sollichs zu bewilligen, von iren herrn und obern kaynen bevelch hetten etc., so haben doch die herrn praesidenten weythers angehalten und gepetten, solchen handel biß zu der zeyt der relation in gehaym, allerlay unrath, so daraus erfolgen moecht, zu verkhommen, zu halten. Derhalben dan H. Jacob Sturm und Bucerus (bey welchen wir mit etlicher anderer stett gesandten zu tisch geen und gemayn burß halten) gantz still seyn und sich solcher teglichen handlungen nichts vernemen lassen, on zweyfel, damit ungelimpf oder verwiß irenthalben zu verhutten.

Aber, gunstig herren, deß wissen wir uns dannocht zu getroesten, dieweyl durch die protestirende stende unsers thayls theologis et collocutoribus uffgelegt und bevelch beschehen, in nichts, es sey dan der gottlichen schrieft gemeß und daß sie mit guthem, christlichem gewissen zulassen moegen, zu bewilligen, und sie, die theologi, aber bißher den protestirenden stenden nichts, daß inen beschwerlichs begegnet, angezaygt, sonder teglichs vor und nach mittag in der disputation und examination der streytigen artickel furtfaren etc., daß wol [zu] vermuthen, daß inen bisher vom gegenthayl nichts sonder beschwerlichs begegnet sey etc.

Man sagt unter unß, der aynungsverwandten stende gesandten, in gemayner sage, sie die examinat[oren] sollen sich deß artickels justificationis und der andern in der augspurgischen confession nachfolgenden artickel, soviel die justification belangt, verglichen haben. Wir kunden aber eurer fursichtigen W. dießmals nichts gewiß darvon schreiben, dan wir fragen die personen, so darbey seyn, auch nicht gern, dieweyl[wir] vernummen, daß inen bevelch geschehen, solche handlung ain zeytlang in gehaym zu halten1. Wir aber wie andere gesandte und stende mussen der zeyt erwarten, waß wir erfaren, sol alsdan eurer W. auch nit verhalten pleyben. Doch ist zu sorgen, deß teuffels samen darzwischen khommen moeg, da[mit] eß nit guth werde. Darumb wirdt herin daß allergewissest seyn, daß wir und unsere stende bey der warhayt unerschrocken verharren und uns darvon den teufel oder seyne glider, mit waß listigkayt sie eß ye furnemen wolten, nit lassen abfuren, sonder ehe als rechte, fraydige christen gewilt seyen, darbey zu leyden und zu sterben etc. So wirt on zweyfel der, deß sach es ist, wol so starck seyn, unß zu schutzen, dan der teufel oder seyne glider iren willen an unß nit volpringen moegen. Und ist derhalben uffs hoechst von[noten], daß wir Gott teglichs vleyssig pitten, auch in der kirchen bey der predig mit ernst pitten lassen, daß er seyne selbst[sache] furen und richten wollt, damit sie zu seynem lob und besserung der christenhayt dienen moege. Amen.

Ferners, gunstigen herren, wie wir itzt im werck gewest, eurer fursichtigen W. zu schreyben, ist uns eurer W. schrieft sampt beigelegten copien etlicher privilegien und kayserlichen bevelch zukhomen, daruff aber kurtze der zeyt halben und, dieweyl der pringer dieß briefs hinwegeylet, wir eure W. dießmals nit beantworten moegen. Wir wollen aber die schreyben ersehen, auch nachdenckens haben, und, soviel wir da[rin] thun moegen, an unserm vleyß nichts erwinden lassen.

Soviel den zoll zu Delckenhaym und den genommen weyn belangt, ist uns noch vom landtgraven khayn antwort gefallen, wiewol wir oftmals derhalben bey dem kantzler ansuchen gethan, und pringt gleychwol verhinderung, wie sich der cantzler selbst entschuldigt, daß er, der cantzler, bey dem gesprech auch aygner person seyn muß. Doch hat er zugesagt, die sach der antwort halben zu furdern, der seyn wir gewertig etc. [...]. Datum Regenspurg, den 4. Maij anno 1541.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Kölner Gesandten in Regensburg an Bgm. und Rat von Köln, [Regensburg], 1541 Mai 5, Köln HASt, Köln und das Reich 81, fol. 11r–12v (Ausf.): [...]. Es ist ferners hie kein handlung dan dieselbige, so zu der religionsachen verordent seint, die wir euer Gn. vurhin haben angezeit [sic!], sein in stetigem zusamenkomen alle tag, und man sagt, es solt etwas guts erschiessen, aber es ist under inen verbotten, das nyemandts darvon sagen moeß, wes under inen gehandelt, sobalt aber etwas lautbar wirt, willen wir das euer Gn. zuschreiben. Wir haben auch biß uff data von euer Gn. kein schreiben entpfangen. Sovern euer Gn. uns weithers etwas befellen wolten, willen wir desselben gewertig sein. [...]. Geschriben am vunften tag des monatz May anno 41.