Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 67r–70v (Ausf.).

Bezugnahme auf ihr Schreiben vom 4. Mai [Nr. 615] und ihre Ankündigung, über die Angelegenheit des Sandhofes nachdenken zu wollen. Ihre bisherigen Bemühungen bei Obernburger wegen des Sandhofes 1.

Soviel aber, gunstige herren, die examination der streitigen artickel religionis belangt, haben eurer W. wir jungst geschrieben, weß uns der justification halben angelangt etc. Nun haben gleychwol wir hiezwischen neben andern protestirenden stenden guthen bericht entphangen, wie es damit ain gestalt hab. Und ist dieselbig vergleychung, in ayn schrift verfast, unß furgelesen worden, doch hat man khaynem standt oder gesandten darvon abschrieft wollen zukhommen lassen, damit eß desto gehaymer pleyb. Dieweyl aber nach aller artickel vergleychung der ksl. Mt. und allen stenden deß reychs darvon relation beschehen und bey denselbigen der beschluß steen sol und diese handlung der sechs theologen und examinanten an ire selbst unverbuntlich und unvergrifflich ist, so haben wir, damit unß khayn unrath darauß erfolge, auß vermelten und andern ursachen, so sich nit bey ydem botten schreiben lassen, etwaß scheue und bedenckens, diese vergleychung der justification eurer W. nach der leng zu erzelen etc.

Doch damit eure fursichtige W., welche eß dan neben andern stenden mit belangt, dieser hohen, wichtigen sachen bey der zeyt und vor der kunftigen relation auch wissens haben und unß ire maynung mit rhat derselben praedicanten desto statlicher beantworten moegten, weß wir uns halten, wo solcher sachen halben ferners zu gemaynem beschlus gehandelt werden solt etc., so haben wir unß mit hochstem vleyß umbgethan und copiam articulorum iustificationis und, weß darin (doch alles, wie obstet, unverbuntlich) verglichen, in gehaym und aus guthem vertrauen bekhommen, so doch in gemayn den protestirenden stenden derhalben noch nit abschrieften mitgethaylt sint worden, welche wir eurer fursichtigen W. hiemit als ain gantz gehayme und vertraute schrieft auß hertzlicher wolmaynung uberschicken, mit dinstlicher, vleyssiger pitt, eure W. wollen solche schrieft iren praedicanten furderlich furhalten, ire gegrundte, schrieftliche antwort daruff von inen begeren, dieselbig unß zum furderlichsten uberschicken und diese sachen verschaffen, daß sie bey gemaynem rhat und den praedicanten also verschwigen und in gehaym pleyben, damit unß alhie gegen gemaynen stenden der protestation, auch zuforderst bey der ksl. Mt. (dieweyl dieselbig, solche sachen biß zu gepurlicher zeyt in gehaym zu halten, bevolhen) khayn unrath und geferlichkayt erfolge, wie sonder zweyfel eure W. daß fur sich selbst zu verschaffen genaygt und bedacht werden seyn. Eure fursichtige W. als die verstendigen konnen wol erachten, wie wirs gemaynen etc.

Ferners und neben dem wollen eurer fursichtigen W. wir auch nit verhalten, daß nachfolgents die verordnete examinanten den artickel, so in der augspurgischen confession der justification nachfolgt, nemlich de ecclesia, uffgeschoben haben, biß sie sich anderer artickel vergleychen, alsdan von dem auch zu reden. Und haben nachfolgents vor die handt genummen den zehenden artickel unserer confession, nemlich de coena domini. In dem hat der frumm man, der romisch legatus, des bapsts botschaft, viel unruhe gemacht, dan wie unser artickel simpliciter stet, wie in der confession zu sehen, hat gemelte botschaft deß bapsts den dreyen papistischen examinanten (so stets zu im, dem legaten, geen und allezeyt mit desselben rhat handlen[)] bey die wort ‚Quod corpus et sanguis Christi vere adsint etc.‘ gesatzt, diese nachfolgende wort ‚transsubstantiatis pane et vino‘. Diese wort haben ursach gegeben eyner grossen disputation, also und dergestalt, daß der Granvella, kayserlicher president, beneben und mit den dreyen papistischen collocutorn haben wollen, bey den artickel des hayligen nachtmals nachfolgende maynung als fur artickel deß glaubens auch zu setzen, nemlich die transsubstantiation, die reposition, die circumgestation und dan die adoration. Daß ist, daß sie wollen, wan und sobalt die ostia consecrirt sey, des do alsbalt in der ostien nit mer sey oder pleyb brott, sonder allayn die gestalt deß brots etc. Item, daß man daß sacrament sol und moeg hinschliessen, behalten in aynem sacramentheuslin oder sonst, ampeln darfur hencken oder kirtzen darfur brennen, umbtragen mit der procession, wie noch in die corporis Christi bey den papisten der geprauch ist, dergleychen auch anbetten etc. Aber unsere drey theologi haben sich derhalben nichts begeben wollen, sonder haben solchs an alle protestirende stende und derselben theologen, soviel der bey handen, gelangen lassen.

Und sint gestern Sontags zu morgen alle praedicanten fur die protestirende fursten und stende und derselben botschaften erfordert und eyns yeden maynung in sonderhayt, doch in beyseyn der andern, derhalben gehoert worden. Die haben aintregtiglichen mit anzaygung vieler schrieften, grundt und ursachen dohin geschlossen, daß solche vom gegenthayl begerte artickel khaynswegs zuzulassen oder zu bewilligen seyen etc., dieweyl dardurch wider die insatzung Jhesu Christi und wider den geprauch deß sacraments gehandelt und ain abgotterey uffgericht wurde etc. Eß ist auch daruff nach mittag, als ayns yeden gesandten maynung derhalben gehoert worden, etlichen aus den theologen bevolhen worden, ain antwort deßhalben in schrieften zu verfassen und die, wan sie durch die stende und gesandten, der protestation verwandt, besichtiget, den hern presidenten und den andern dreyen zu ubergeben etc. Wiewoel wir nun bericht, daß sich der H. Granuella und die drey papistischen vernemen lassen, wo wir unsers thayls solch begerte artickel nit bewilligen, daß das gesprech und alle handlung, derhalben furgenummen, ain ende werden haben etc., so haben die unsern sich derhalben doch nichtsdestomehr begeben wollen, und mussen erwarten, waß daruff erfolgen will, wiewoel meniglich rechts, christlichs verstandts doch anfenglich hat dencken moegen, daß wir alhie zu Regenspurg Christum und Belial, das ist Gott und den teuffel miteinander nit werden vergleichen etc.

Solchs haben eurer Ft. wir, damit sie auch wissens haben moegen, waß bisher in religionsachen alhie gehandelt, unangezaygt nit lassen wollen, die werdens biß zu seyner zeyt in gehaym wol wissen zu behalten, damit und, dieweyl wir noch nit wissen moegen, wo die sachen hinaus wollen, uns alhie khain nachthayl oder verwiß daraus enstee, dann euerer W. fur unsere person zu dienen, sein wir willig und berayt. Datum Regenspurg Montags nach Jubilate, den 9. tag des monats Maij anno 1541.

[Beilage:] Liste in Regensburg anwesender Theologen.

Theologi und praedicanten der chur- und fursten, auch anderer stende, der aynung und protestation verwandt, so itzt uff gegenwertigem reychstag alhie versamlet seyn.

Von wegen deß Kf. zu Sachsen: Dominus Philippus Melanchthon, Dr. Caspar Creutzinger; von wegen deß Lgf. zu Hessen: Ioannes Pistorius Nydanus, Dr. N. Draco2, N. Corvinus3, Dionisius Melander; von wegen Hg. Heinrichs zu Sachsen: Ioannes Cellarius und noch ain praedicant mit ime4, des namen wir itzt nit wissen; von wegen des Hg. zu Wirtenberg: Dr. Balthasar von Tubingen5, N. Schneppius6; von wegen Mgf. Jeorgen und Mgf. Albrechts zu Brandenburg synt zwen praedicanten alhie7, der namen wir nit wissen; von wegen der stat Straspurg: Martin Bucerus et Ioannes Calvinus; Augspurg: N. Musculus8; Nurmberg: Mag. Vitus9; Ulm: N. Frechtus10; Schwebisch Hal: Joannes Brentius; Bremen: ain praedicant11, des namen wir nit wissen.

Anmerkungen

1
 Vgl. Bgm. und Rat zu Frankfurt an Johann von Glauburg und Dr. Hieronymus zum Lamb, 1541 April 26, Frankfurt ISG, RTA 46, fol. 38r–39r (Reinkonz.): Wir haben in unser schreiberei drei copeien und in unserm gewelb derselben copeien rechter versigelter originalia zway, nemlich an uns und den teutschen maister der zeit lautend, funden, auß welchen zu vernemen, das vor diser zeit zwischen unsern verfarn und den teutschen herrn ains furgenomen paus halben, ain sandthof, gleichergestalt wie jetzo auch irrungen und mogen villeicht die alten graben sydher also ligen pliben und nit von anfang alltzeit ain hof gewest sein. Dieselben copein und auch der privilegien abschriften, das kain neuer burglicher pau in ainem benanten bezirk umb unser stat furgenomen oder geduldt werden soll, haben wir euch darumb wöllen zuschicken, ob der teutschmaister, wie zu vermuten, itzund uf dem reichstag an dem keiserlichen hof und bei den stenden des reichs dem orden und also dem teutschn hauß zu vorthail understeen wolt, des ordens berumbten alten privilegien pesserung oder neuer privilegia zu erlangen (des ir euch bei ksl. Mt. secretari, dem Obernburger, oder sonst, ob ir mogt, in gehaim sollet erfragen und acht nemen), das ir alßdann die ksl. Mt. und stend des reichs daruß berichten und furkomen moget, damit uns zu nachteil nichts erlangt werde. Wurde uns dan villeicht fur gut ansehen, bei itziger ksl. Mt. umb gleiche mandat und gepottsbrief, wie unser vorfordern von weilent Ks. Fridrichen hochloblicher gedechtnuß erlangt haben, anzuhalten, oder die berurten und andere unsere privilegien (als wir furhaben) ercleren und pessern zu lassen, so hett man die narrata der supplicationen auß solchn abschriften dest statlicher zu grunden und ze stellen. Desgleichen habt ir daraus denen, die mit euch des handels halben zu reden komen mochten, dest paß mit antwurt zu begegnen. Als diese schrift begriffen gewesen, ist uns euer schreiben des datum den 14. Aprilis nechstverschienen zuekommen, darauß wir verstanden, wie [sich?] die sachn des reichstags anlassen und was sich sonst daneben zugetragen. Und wollen den von Wetzflar inhalt euers begerns thun schreiben, auch, was uns von in des gewalts und anders halben zuekombt, euch zum furderlichsten zuschicken. Wir habn euch auch der von Mastricht und der Vrentzen handel bei Jacobn Metzler, unserm botten, zugeschickt, der nunmehr, als wir uns versehen, bei euch ankomen, mit dem habt ir uns weiter wissen zu lassen, wes sych [der?] zeit zugetragen und ir des doppeln [monats?], auch zolls halben zu Delcknheim ausgricht habt. [...]. Datum, 26. Aprilis anno 41.
2
 Johannes Drach.
3
 Antonius Corvinus.
4
 Christian Pistorius.
5
 Balthasar Käuffelin.
6
 Erhard Schnepf.
7
 Johann Rurer und Simon Schneeweiß.
8
 Wolfgang Musculus.
9
 Veit Dietrich.
10
 Martin Frecht.
11
 Johannes Timann.