Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Weimar HStA, EGA, Reg. H pag. 391 Nr. 148 Bd. 2, fol. 69r–71v (Ausf., teilw. chiffr. 1).

Druck: Mentz, Johann Friedrich, Bd. III, Aktenstücke Nr. 44 , S. 482–483.

Wir haben aus euer L. und euerm uberschickten und zum teil mit 〈zifer〉 geschribenem bericht vornommen, was 〈kgl. Wd.〉 zu 〈Frankreich〉 gesandter, der 〈Moreletus〉, euer L. und euch angetzaigt und euer L. und ir ime dorauf zu antwurt gegeben. Und haltens darfur, ime sey dismals gleich genug geantwurt worden. Dieweil wir aber doraus vorstehen, das ime von 〈kgl. Wd. 〉 beraitan widerschriften worden und ane zweivel 〈unser ohaim〉 und 〈schwager von Gulich und Gellern〉 die zeit noch in 〈Frankreich〉 wirdet antroffen sein, als die vorigen post hineinkommen, so vorwundert uns, das uns sein L. uf die antzaigungen, die wir seiner L. haben thun lassen, nichts widergeschriben noch dem 〈Moreleto〉 zugefertiget hat. Derhalben wollestu, cantzler, den 〈Moreletum〉 anreden, wo ime uff 〈kgl. Wd. 〉 post von gemeltem unserm 〈schwager〉 schriften wurden zubracht werden, die an uns hielten, das er dir dieselben wolte zustellen, domit sie uns ferner uf der post mochten zugefertigt werden2.

Wir konnen gedencken, der 〈von Sophy〉 [= Savoyen] dorumb wirdet uf dießen reichstagk mitgefurt sein worden, ab er wolh hievor in vilen jharen sich ans reich deutzscher nation nit gehalten, so wolte er nun wider gerne ain reichsstand werden, do er nichts oder wenig hat, uf das man ime wider 〈Frankreich〉 und die 〈aydgenosschaft〉 zu seinen landen solte vorhelfen. Wan dan wir, die 〈churfursten〉 und 〈fursten〉, auch 〈stende des reichs〉, so klug wheren, das wir uns das 〈haus〉 zu 〈Osterreich〉 in alle bade und spiel liessen furen, als in ain 〈beharliche hulfe〉, domit 〈kgl. Mt. Kg. Johansen erben〉 mochte vortreiben und darnach darbey wider den 〈Turken〉 geschutzt werden, und 〈belueden〉 uns der 〈maylendischen〉 und 〈sophoyschen sachen〉 wider 〈Frankreich〉 und die 〈aydgenosschaft〉 auch und, do wir wol abgehelliget wheren, das man uns darnach selbst und ainen nach dem andern auch 〈verschlunge〉, so hetten wir es nit ubel troffen. Dan wo 〈Trier〉 als ain 〈churfurstliches stift〉 mit der zeit auch hingetzogen wurde, wie 〈Utrich und Luttich〉 hingetzogen sein, so hette man ains 〈churfursten〉 weniger im 〈reich〉 und lege Ks. Otten des dritten ordenung, so konte darnach die 〈erbschaft〉 dester leichter angehen. Es where furwhar numer zeit, das wir und andere, die das vaterland und des reichs freyhaiten liben, uns wol zusamenhielten und vhester dan vorhin je, wie 〈kgl. Wd. zu Frankreich〉 auch wol bedenckt, und machten uns wider solche 〈ambicion bei auswertigen potentaten freundschaft〉, wie wir immer konten oder mochten, domit wir und sie dest bas bey 〈ehren〉, wirden, guetern und landen bleiben mochten. Dan es ist leichtlich zu achten, wan ime gleich ainer 〈hie〉, der 〈ander dort ain speklein ins maul〉 stossen lest und henget den 〈leuten immer nach〉 und hilfet sie 〈gewaltiger machen〉, so wirdets darnach dohin kommen, wan sie iren vorteil wol ersehen und erlangt haben, das sie ainem iden darnach an ehren, herlikeiten und landen bald viel 〈mher abziehen werden〉, dan 〈sie ime yemals gegeben〉. Es where zeit und hoch nott, das ain ider die augen ufthete. 〈Dem pfaffenvolk〉 ist wenig doran gelegen, dan die 〈stift〉 seint ire 〈habe〉 nit, aber uns weltlichen wil ufsehens vonnöten sein.

Das 〈kgl. Wd. zu Frankreich〉 durch den 〈Moreletum〉 hat begeren lassen, wo ain gemainer friede im reich ufgericht wurde, das 〈sein kgl. Wd. 〉 dorein auch getzogen mochte werden, konnen wir nit vorstehen, was sein 〈kgl. Wd. 〉 dorinnen fur bedencken haben magk, sie wolte sich dan 〈Mailands〉 vortziehen, domit sie allein 〈Sophoy ruig mochte〉 behalten. Aber in allewege sehen wir fur gutt an, das mit den 〈gulchischen reten〉 davon geredt wurde, wan man vom 〈friden〉 handeln wirdet, das sie dorauf drungen, domit ir herr dorinnen mitgetzogen und bedacht werde, dieweil 〈sein L. 〉 sich zu gleich und recht uf das reich thun erbieten. [...]. Datum Torgau, Sontags, den 26. Junij anno domini 1541.

Anmerkungen

1
 Die chiffrierten, interlinear v. a. Hd. dechiffrierten Stellen sind in spitze Klammern gesetzt.
2
 Vgl. Kf. Johann Friedrich von Sachsen an Franz Burchard, Torgau, 1541 Juni 26, Weimar HStA, EGA, Reg. E 141, fol. 179r–179v (Ausf.): Wir haben dein schreiben, so du jetzt nacheinander an uns gethan, empfangen und alles inhalts gelesen. Wollen dir darauf bey der negsten post weither antworth geben und bevelich thun und begern, du wollest bey dem Moreleto, auch dem von Flato mit vleis erforschung haben, ap von unserm ohemen und schwager von Gulich, auch von dem von der Plaunitz uff kgl. Wd. zu Franckreich post weithere schrieften, an uns haltende, einkomen weren. Und wo die einkomen weren ader wurden, so wollest yhe daran sein, damit uns dieselben ufs eylendts mugen zugeschickt werden. In deme thustu in sonderheit unsere gefellige meynung. Und wolten dir es nit pergen. Datum zu Torgau, Sontags nach Johannis Baptiste anno domini 1541.