Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Druck: Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 11 , S. 116–117.

Auch, gnediger furst und her, hab ich gestern zwen brif, einen in namen E. f. g., den andern in namen h. Moritzen an keis. mt. entpfangen und dieselbigen heut dem hern Granvella, irer mt. further zu uberreichen, gelibbert und dabei des testaments halben angezeigt, was E. f. g. mir geschriben hat. Daruff hat sein herligkeit mir geanthwort, E. f. g. und h. Moritz sollen nicht sorgen, sonder h. Moritz solle deshalben sicher sein, das ane sein wissen nichts confirmirt werden solle; und glaub, es wird keinen zweivel haben.

Navia hat von Granvella befelh, di ratification bei dem konig zu erlangen. Sagt mir heut, der konig hab den vertrag vor vilen geschefften noch nicht gesehen; er wolle aber die sachen ausrichten. Dergleichen sagt auch Granvella, es werd keinen mangel haben.

Der andern artigkel halben, die commission, zeugen ad perpetuam rei memoriam zu verhoren, confirmation und andere dinge belangend, hab ich in ein verzeichnus bracht dem Navia zustellen lassen; der hat mir heut gesagt, er stehe in arbeit, dieselbigen sachen auch auszurichten.

In sonderheit hat E. f. g. mir einer dispensation halber geschrieben, derwegen ich durch Christof von Carlewitz erforschung thun lasse, ob und wie davon zu handeln sein wolle. Aber fur mich kann ich davon nichts bestendiges schreiben, dan ich noch nicht weis, wie es mit der religion faren wil. Dan gestern sein die theologen gehoret, di sein wild geweßen uber das puch: haben es beinahe alle verworfen: gar wenig, di etwas meßigs darzu geredt haben. Derwegen mich bedunkt von noten zu sein den handel anzusteen. Dan erstlich ist von noten zu wissen, was macht und gewalt der legat habe, darnach, wie weit seither [so] angenomen moge werden, auch was hofnung der legat, so er den gewalt nicht hett, darzu gebe, und dasselb alles mit verdeckten worten. Dan sovil ich verneme, so wirdet di dispensation alhie nicht mogen ausbracht werden, sondern muste gen Rom gelangen. Doch meine ich, ich werd’s in kurzen tagen erfaren2.

Ich bin disen morgen bei dem hern Granvella gewest und mit ime der eilend hilf halben widder den Thurken zu redden komen. Also meinet er, keis. mt. werd uns mitler zeit der hilf frid geben und gleichwol auf einen bestendigen frid und vergleichung der religion neben der beharlichen hilf ratschlagung handeln; dan [er] besorge sich, es moge in solicher eil zu grund und zum end nicht gehandelt werden. Das hab ich angefochten und gesagt, di stend konnen es nicht thun on bestendigen frid. Meint er, man forder gelt und nicht leut, also pleibe doch unser macht leut halben gantz etc. Sagte ich: ich wust es nicht.

Nachdem ich nun weis, das in dem fal nicht yderman fest steet, so ist unser notturft zu wissen, was endelich E. f. g. meinung in dem sei. Solten es ander nachgeben wollen, als marggraf Jorg, Nornberg, Beiern, Augspurgk und andre villeicht thun mochten, und wir es dan anfechten, als wir in befelh haben und bedacht sein, davon bitten wir E. f. g. resolution. Bisher sein wir nicht ein cleine ursach geweßen, das unser rat gesondert plieben ist und die andern stend uns nicht haben ubermeren mogen frids und rechts halben, darumb es dan unsern stenden zu thun ist. Darumb wolle E. f. g. sich gegen uns gnediglich vernemen lassen3.

Anmerkungen

1
 Das Aktenstück ist in der archivalischen Überlieferung stark verderbt und nicht rekonstruierbar. Deshalb wird der Text des Drucks unverändert übernommen. Gleiches gilt für die Fußnote.
2
 Die Idee, sich in Rom mit der Hilfe von Julius Pflug um den Dispens des Papstes für die Bigamie zu bemühen, um den Konsens des Kaisers leichter zu erlangen, wurde offenbar bereits im Sommer 1540 erwogen, vgl. das entsprechende Gutachten Lenz, Briefwechsel, Bd. I, Beilage II, Documente Nr. 21, S. 368–369.
3
 Vgl. Dr. Johann Feige an Lgf. Philipp von Hessen, [Regensburg, 1541 Juli 5], Lenz, Briefwechsel, Bd. III, Kap. I, G, Nr. 15, S. 119: Gnediger furst und her, von einer sach der dispensation hab ich Carlewitzen nach den facultatibus, wes macht der legatus, fragen lassen, und befinde, das er solich facultates nicht hat. Aber ich hab ine lassen zu dem legaten geen, mit ime zu essen, kuntschaft zu machen und verdeckt zu fragen, ab er nicht macht hett, in secundo gradu mixto [?] tertio zu dispensiren. Ist er zum legaten nicht komen, sondern zum auditore, das ist sein oberster director seiner geschefte. Den hat er umb dießen casum gefragt. Hat er, wie Carlewitz mich bericht, „ja“ gesagt, und es koste nicht vil, macht etwa x ducaten kosten oder minder ungeverlich. Hat er weiter einen casum gesetzt mit verdeckten worten. Sol er gesagt haben, der bapst pflege in solichen fellen kein offentlich dispensation oder tollerantz zu geben, aber er sehe wol durch di finger und laß es gescheen. Also hat er weiter nicht gefragt. Was nu E. f. g. dechten, das weiter zu thun sein solte, das stet bei E. f. g. So stet nach der handel in der religion alhie dermaßen, das noch nicht beschlossen ist auf das buch und ich nicht wissen kan, ab di andern alle in dem artigkel mit dem bapst in etwas nachgeben wollen. Meine darumb, das E. f. g. auf dasselb auch aufsehn haben müsse. Doch will ich dem handel auf bericht E. f. g. gern weiter nachdenken. Dan sol etwas gehandelt werden, das mus durch den cardinal gen Rom geschrieben werden. Solichs wolte E. f. g. ich undertheniger meinung nicht verhalten. Hette sich der artigkel mit ichte schigken wollen oder schigkte sich noch des bapsts halben, so wer weiter nachforschung zu halten. Itzt handelt man von solichem artigkeln, und lesset sich gleichwol nicht ubel an. Gott helf uns! Di papisten sein wild uber das buch, wollen es zum teil wedder sehn noch horen. [...].