Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld

Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Anno 41, den 11. Jullij aus Regenspurg enpfangen, den 13. dito verantwort.

Druck: Roth, Zur Geschichte, T. V (ARG 4), Nr. 113 , S. 273–274.

Wir bedancken uns der neuen zeyttungen der schreiben, so ir von Venedig hapt. Man hats vor etlichen tagen hie gleichergestalt gesagt, man acht aber, das der Turck ditz jars in eigner person nit kum. Mir ist laid, das eure Ft. etwas beschwernuß in augen hat. Hoff, sey umb eure Ft. besser worden. Ich bin furwar schwecher, als ir, meine herrn, mir glauben. Darum möcht ich leyden, das meine herrn mir nit zu vil ufflegten. Die sachen alle stend furnemlich uff 4 puncten, daran alle sachen am maisten ligen. Die erst ist die bewilligung der turckenhilf, wie eure fursichtige W. hiemit copia haben [Nr. 190]. Die wirt nit abgeschlagen werden. Wiewol es beschwerlich, so hat man dannocht kinden ermessen, das die nott gross und zu uffrichtung des fridens ein zeit ervordert. Beruhet also die sachen uff den 6 monaten, darinnen weg gesuchet, das mir [sic!] einen bestendigen friden erlangen möchten. Und wiewol mir besorgen, das nachmalen Hg. Hainrich von Braunschweig, auch das camergericht nit gar stillsteen werd, haben doch vast durchauß alle gesanten dise klain eylent hilf damit nit verziechen wöllen, das mir dann vast auf die einhelligkait auch nit abschlagen wöllen.

Zum andern wirt yetzo beratschlagt die maß des bestendigen fridens, wie wir den leiden und erlangen möchten. Fur das dritt, so wirt fur die hand genomen, zu beratschlagen alle beschwernuß des camergerichts, wie auch dasselb mecht reformiert werden, alles darumb, das man darinnen bedacht und verfasst sey nach notdurft. Und zum vierten haben wir auch das buch, dariber die disputation in religionsachen gehalten, nach lengs hören verlesen, in beysein aller predicanten von einem artickel uff den andern geredt, und stett yetzo die sach darauf, das man ein antwurt stell, der röm. ksl. Mt. zu geben, uff alle artickel, was wir auf ein jetlichen artickel fur beschwernuß haben, christlich lauter declariert und anzaigt wirdt, und, was der sexischen confession nit gemeß, mitnichten anzunemen.

Der ander thail hat ein scharpfe schrift wider das buch gestellt [Nr. 124]. Versich mich, ein copia davon zu erlangen. Schick ich eurer Ft. mit erstem zu. Wir seyen auch darinnen gestupfet. Unser widerthail ist etwas heftiger, seyther die röm. kgl. Mt. ankumen ist. Es sollen 24 suplication von münchen überantwurt sein, dartzu man ein usschuß gemacht hat von allen reichstenden, dieselbigen zu vernemen.

Wir wissen noch nit aigentlich, wer obergoster über die tirckenhilf verordnet wirt. Ist auch nit beschlossen, obs auch alles an gelt oder volck gelaistet wirdet. Was beschlossen, schreyb ich eurer Ft. hernach.

Allain bitt ich, eure Ft. wöllen mir lassen schreyben, dieweil die hauptsach alle in wenig tagen des merern thail verricht werden und villeicht in 10 tagen die röm. kgl. Mt. auch abreisen wirdt, und dann meiner herrn halben kain versaumnis darauf stuende, das uns geschriben wurde, anhaims zu ziehen, und darf niemandts verordnet werden, bis mir anhaim kumen, dieweil möcht auch Dr. Heel herkumen, dann ich kan bey der göttlichen warhait kaum uff den fuessen steen. Ich wollt geren eerlich und treulich meinen herrn dienen, das ich aber auch ein mitleyden spüren möcht. Man sagt, die ksl. Mt. werd auch noch in 3 wochen uffprechen, uff Innspruckh ziechen, aber vil achten nichts darvon. Bitt, wöllend dem H. Bgm. Seytzen mein willig dienst sagen. Darmit Gott dem herrn befolchen und, was euch lieb und dienst ist. Datum Regenspurg, den 9. Julij anno 1541.

[1. Zettel:] Gunstiger herr, als ich disen brief geschriben zu abent umb 6 urn, ist dem H. Bgm. Hoser und mir eurer Ft. schreiben zukumen. Ich bedanck mich gegen eure Ft. des gunstigen genaigten willens. Aber es soll uns beden wol ein warnung sein, das uns yetzo oftermal ein erberer rath schreibt, sollen gedult haben. Das beschwert uns und befinden bey einem ersamen rath wenig erkantnuß. Miessen sollichs Got befelchen1.

[2. Zettel:] Deß safranzolls halben hab ich angehalten beim H. Hannß Hoffman. Vertröst mich, die röm. kgl. Mt. werden darinnen handlen werden, das solliche neuerung abkume. Den schuldbrief kunden wir umb die 5.097 fl. hie nit erlangen. Aber der vicecantzler hat uns vertröst, uns sollichen brief, so die kgl. Mt. anhaim komen, zu erlangen. Ist der mangel, das kain chamerrath hie ist.

Anmerkungen

1
 Vgl. die Geheimen von Augsburg an Wolfgang Rehlinger und Simprecht Hoser in Regensburg, Augsburg, 1541 Juli 7, Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Reinkonz.): Ain ersamer rat, unser lieb herrn und freund, haben H. Dr. Heln muntlich anbringen eurs anhaimreittens halb uß angezaigten ursachen angehört und erkennen, was euch ungeferlich anligen mag. Wern auch wol genaigt gewest, vorlengs anhaims ins hauß, da man eur auch wol notdorftig, zu beruffen, aber di wichtikait der sachen hats ye bishere nit wol anders leiden wöllen. Ain erber rat ist doch gewißlich des fruntlichen und erkentlichen willens, wa sich die reichssachen zum fried und rue schicken, das ir abgefordert oder zum wenigsten ain umbwexlung beschehen solle. Synd demnach fruntlicher zuversicht, ir werden noch ain clains geduldt tragen und dem vatterland, uns allen und euch selbs hierin dienen. Das wurdt uns, ob Gott will, allen zu gutem kumen. [...]. Die reichssachen und turckenhilf belangend, hat es unsers verstands ain schwer ansehen, da die not der hilf so groß vor augen und doch der fried so hart und ubel von statt gat. Zweiffeln nit, di stend werens [sic!] wol bedencken. Was dann der mehrer tail der evangelischen hierin handlet, dem achten wir zu folgen sein. Gott schicks sunst zum besten. Datum Donerstag, 7. Julij 1541.