Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XI. Band. Der Reichstag zu Regensburg 1541 bearbeitet von Albrecht P. Luttenberger, für den Druck vorbereitet von Christiane Neerfeld
Augsburg StadtA, Lit. 1541, unfol. (Ausf.); DV v. a. Hd.: Bgm. Röchlingers b[rief], anno 41, den 25. Julio enpfangen.
Druck: Roth, Zur Geschichte, T. VI (ARG 4), Nr. 131 , S. 294–296.
Was bisher gehandlet, haben ir durch das schreyben an euch herrn, die gehaimen rath, nacheinander vernomen. Gestern habend alle reychsstend, außgenomen der stett bottschaften, die röm. ksl. Mt. gebetten [Nr. 233], die irrung mit Gellern guetlich vergleichen zu lassen, wa nit, die sachen rechtlich durch die lehensleuth und richter gestatten zu erkennen und, dieweil die zway furstenthumb Gilch und Clef nit strittig, das ir Mt. solche zway furstenthum dem Hg. von Gilch gnedigclich zu lehen leihen wolle, uf das ir Mt. geantwurt, der Hg. von Gilch hab sich wider Gott und recht und ir Mt. zu schmach und verklainerung in das land Gellern eingetrungen, noch dannocht hab ir Mt. alle guetliche weg versucht, sich mit im zu vergleichen, aber er sich zu kainer billichait naigen wöllen, darumb ir Mt. uff dißmal ferrer guetliche handlung nit gestatten künden. Fur das ander, so nemm ir Mt. wunder, das die stend ain sollich begeren thuen, sy haben sich doch zu erinnern, was sy ir Mt. verpflicht und er das haupt des hl. röm. reichs sey. So haben sy vernomen sein, ir Mt., gerechtigkait ab dem druk, so ir Mt. den stenden ubergeben, darumb ir Mt. die lehensrichter nit könde zulassen, es were dann sach, das er, der Hg. von Gilch, der possession des land Gellerns abstuende. Das aber ir Mt. ime, dem Hg. von Gilch, sollte die furstenthumb Gilch und Clef zum lehen leihen, da hetten sich die chur- und fursten und die stend wol zu erinnern, das iren kainer das thun wurde, angesechen, das er, der Hg. von Gilch, ir Mt. das landt Gellern wider alle recht abgetrungen hette und also ir Mt. zu schmach und höchster verklainerung ungehorsam erschine. Und thet dannocht ir Mt. befrembden, das die reichsstend bisher so wenig die sachen der strittigen religion, was den friden und das gleich recht betreff, beratschlagt hetten, auch ir Mt. sy, die stend, umb der strittigen session willen nie in ainem ainhelligem reichsrath vermöcht hette, das sy, die reichsstend, uff dißmal und in diser sach ainhelligclich beratschlaget und verglichen hetten. Darmit aber noch sein angeborne miltigkait gespirt wurde, so möcht ir Mt. leyden, das er, der Hg. von Gilch, der possession des lands Geldern abstuende. Und sofer er alsdann vermainte, dartzu gerechtigkait zu haben, möcht ir Mt. alßdann die lehensrichter, darin zu erkennen, wol leyden, auch, was also erkennt, dem zu geleben, urbüttig. Ir Mt. ist gantz ernstlich gegen den stenden gewesen.
Auf dato hat des Kg. von Franckreichs pottschaft audientz vor ksl. Mt. und allen stenden des reichs gehapt wider den Hg. von Sophoy, antzaigend die ursachen und gerechtigkaiten, so der Kg. von Franckreych vermaint zu haben, dardurch er ein tail deß lands Sophoya hat eingenomen, alles lateinisch furpracht, schmechlich und hitzigclich. Ich gedacht an den wolf, der das schaf bezige, im das wasser betruebt zu haben.
Der hauptman Schertlin ist anheint herkomen. Haben euere Ft. antzaigung, wie die sachen gestalt. Der knecht hat in aber nit angetroffen. Yetzo handlet man umb die besoldung des obergosten, auch der kriegsräth und, das die hülf in eitel gelt gewendt wurd, auch den abschid zu geben, welcher dahin gestellt, das alle sachen uffgeschoben werden uff ein concilium, nationalversamlung oder reichstag.
Ich acht, die ksl. Mt. werd uff nechsten Afftermontag [= Dienstag] hie verrucken. Uff sollichs gedencken wir, der herr burgermaister Hoser und ich, uns auch zu erheben und Dr. Heelen hie zu lassen, also das wir verhoffen, uff Donrstag den nechsten anhaim zu sein. Es möcht villeicht die röm. kgl. Mt. ein tag oder zwen, des ich doch nit gewißlich waiß, lenger hie beleyben. Vor Ofen steet es nit wol, bedörfen wol hilf, besorg, werd langsam gnug geschechen.
Ich verhoff zu Gott, mir sollen mögen bey dem hailigen evangelio pleyben und dannacht auch ain gnedigisten kayser haben. So ich das erlangt, hab ich mich versechen, euere Ft. und die andern herrn wurden mir haben den wein geschenckt. Also hör ich, das zu Augspurg reden umbgangen, das mich der unverstandt erbarmet und die frechhait und böse praticken zu besorgen send, kain guts end nemmen werde. Der H. Dr. Claudi Peutinger ist etwas schwach, hoff aber, soll sich zu pesserung schicken. [...]. Datum Regenspurg, den 22. tag Julij anno 1541.