Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe. Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., XIV. Band. Der Reichstag zu Nürnberg 1543 bearbeitet von Silvia Schweinzer-Burian, mit Vorarbeiten von Friedrich Edelmayer

A München HStA, Staatsverwaltung 3593, fol. 143r (Druck).

B Amberg StA, Reichssachen 99 (stark beschädigter Druck mit Siegel).

C Nürnberg Nationalmuseum, Archiv Mandat Nr. 245 (Druck).

Wir Ferdinand von Gots gnaden [...] embieten allen und jeden unsern und des Hl. Reichs churfürsten, fürsten, geystlichen und weltlichen [...], und sonst allen andern unsern und des Reichs underthanen und getreuen, in was wirden, stand oder wesen die seyen, den dieser unser kgl. brieff oder glaubwirdige abschrift davon zu sehen, zu lesen oder zu hörn fürkommet, verkündt oder gezeygt wirdet, unser lieb, gnad und alles guts [...].

Wiewol wir von dem jüngst gehalten speirischen reychstag [1542] aus mit rath und bewilligung der röm. ksl. Mt., unsers lieben bruders und herrn verordenten commissarien, auch Kff., Ff. und stenden des Hl. Röm. Reichs ernstliche mandata und gebotsbrieff [RTA JR Bd. XII, Nr. 60] allenthalben in das Hl. Röm. Reich außgen, verkünden und offenlich anschlagen lassen, das sich niemandts, was hohen oder nidern stands oder wesens der seye, bey schweren straffen und peenen wider obbemelten unsern lieben bruder und herrn, die ksl. Mt., uns noch unser land und leut oder auch andere unsere und des Reichs mitglider in kains frembden potentaten oder anderer herren dienst begeben, denselben nit zuziehen noch sich darzu bestellen, aufwiglen oder gebrauchen lassen oder keynswegs gestatten, sonder dasselb mit allem ernst abstellen und die verbrecher unnachleßlich straffen sollen, wie denn solchs alles dieselben unsere mandata mit merer außfürung klerlicher mit sich bringen.

Wir uns auch volgends auf dem nechst allhie gehalten reichstag [Nürnberg 1542] abermalen mit obgemelten ksl. commissarien, auch den kfl. räthen, fürsten und stenden und der abwesenden botschaften und sy sich hinwider mit uns verglichen, das die ksl. Mt., wir, auch ain yeder churfürst, fürst und stand zu handhabung und volziehung obbestimbter unsrer mandaten und der reichsabschide gegen den ungehorsamen und verbrechern mit der gesatzten ernstlichen straff, als nemlich mit nachschickung irer weib und kinder, auch mit confiscierung und einziehung irer güter und, wo sy betretten werden, gegen iren personen mit fencklicher annemung und straff an leib und leben unverzogenlich volfarn sollen und wöllen. Wo auch ainiche obrigkeyt darinn seumig, verhinderlich oder ungehorsam sein würde, das dieselbig damit alsbald in der ksl. Mt. und des Hl. Reichs acht gefallen sein und gegen inen zu erklerung solcher peen durch den ksl. fiscal an dem ksl. camergericht unverzogenlich procedirt und verfarn werden solle1, so werden wir doch uber solchs alles glaubwirdig bericht, wie auch solchs offenbar am tag ist, das solches gemachten reichsabschiden, auch unsern darüber außgangen mandaten gar nit gelebt noch gehorsamet und ungeachtet derselben die knecht aus dem Reich teutscher nation von viln orten und in grosser anzal nit alleyn in frembder potentaten dienst, sonder wider ir ksl. Mt. selbs gezogen sein und gedient haben, und das gegen denselben verbrechern durch die obrigkeyten an mer enden mit der gesetzten straff nit volfarn wirdet.

Das wir anstatt und in namen obgemelter ksl. Mt., auch für uns selbs, dergleichen gemeyne reichsstend gegen den ungehorsamen nit unbillich groß mißfallen und beschwerung tragen, angesehen das aus solcher offenbaren und frefflichen ungehorsame der röm. ksl. Mt., uns, gemeynen reichsstenden und gantzer christenheyt nit alleyn von wegen gemeyner christenheyt erbfeinds, des Türckens, das dem umb sovil weniger statlicher widerstand beschehen, unwiderbringlichs verderben erfolgen mag, besonder auch das dieselb ungehorsame sonst im Hl. Reiche zu allerley beschwerlichen und hochnachteyligen weitleuffigkeyt, unrath und empörung ursach gibt, wie dann dasselb im werck augenscheinlich gespürt und befunden wirdet. Derhalben uns im namen der ksl. Mt., auch für uns selbs keynswegs gemeynt noch leidlich sein will, solche offenbare und frevenliche ungehorsame fürterhin zuzesehen oder zu gestatten, sonder das gegen den verbrechern und derselben obrigkeyten, so solcher ungehorsame wissenlich zusehen, mit ernstlicher und unnachleßlicher straff obbemelten reichsabschiden und außgangen mandaten gemäß verfarn werde.

Und wöllen demnach das obbestimt zu Speyr außgegangen mandat alles seines inhalts widerumb verneuert und euern Ll., Andachten und euch allen und eynem yeden besonder, was wirden, stands oder wesens ain yeder ist, anstat und in namen hochgedachter ksl. Mt. und für uns selbs von röm. ksl. und kgl. macht bey vermeidung der straffen und peenen, in dem obbestimbten speyrischen mandat, dergleichen dem nechst allhieigen reichsabschid begriffen, ernstlich mandiert und gebotten haben, das sich euer kainer, was stands der sey, fürter wider die ksl. Mt., uns, unser land und leut, auch andere unsere und des Reichs mitglider in ainiches frembden potentaten oder anderer herrn dienst begeben, bestellen, aufwiglen oder gebrauchen lasse noch selbs yemandts darzu bewege oder aufwigle. Das auch alle und yede hohe und nidere obrigkaiten und sonderlich die, durch dero obrigkaiten und gebiet die aufwigleten knecht den pass oder durchzug nemen möchten, mit allem ernst darob und daran sein, auch derhalb je gute achtung und kundschaft haben und bestellen, das den knechten der pass und durchzug allenthalb abgestrickt und nit gestattet, auch gegen den verbrechern nach inhalt und außweisung obberürts speyrischen mandats und des jungst allhie gemachten reichsabschids mit unnachleßlicher straff verfarn, und daß gegen den obrigkaiten, so zu abstellung solcher frevenlichen ungehorsame und mit straff derselben seumig oder nachlessig sein wurden, nach vermög obberürts jungsten allhieigen reichsabschids gleicherweiß auf die peen der acht gestracks procedirt und hiruff niemants verschont werde. Das wolten wir euern Ll., Andachten und euch allen und eynem yeden besonder, sich darnach haben und wissen zu richten, nit verhalten. Und beschicht an dem allem ksl. Mt. und unser ernstlicher willen und meynung.

Anmerkungen

1
Siehe die entsprechenden Passagen im Nürnberger RAb 1542 in: RTA JR Bd. XIII, Nr. 198, §§ 31-33, S, 894f.