Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Reichstag zu Regensburg 1556/57 bearbeitet von Josef Leeb

Klärung des weiteren Verhandlungsverfahrens: Einrichtung des Religionsausschusses. Parallelberatungen in den Kurien. Täglich alternierende Verhandlungen im Ausschuss und in den Kurien. Ankunft und Empfang des Kgs. in Regensburg.

/350/ (Vormittaga ) Kurfürstenrat. Nochmals Klarstellung des weiteren Verhandlungsgangs gemäß Beschluss vom 5. 12.: Einberufung des Religionsausschusses; Parallelberatung anderer Themen; vorrangige Vorlage der Livlandfrage.

Mainz und Pfalz unterrichten FR und SR von dieser Planung.

Kurfürstenrat. /350 f./ 1. Umfrage. Beschluss: Möglichst bald Einberufung des Religionsausschusses. Täglich alternierende Beratung im Ausschuss und in den Kurien, /351/ donec die practica ein anderst gebe.

/351 f./ 2. Umfrage. Beschluss: Einberufung des Ausschusses übermorgen. Vorlage der Livlandproblematik im KR noch an diesem Nachmittag.

/352/ Kurfürstenrat und Fürstenrat. KR referiert den Beschluss: Einberufung des Religionsausschusses ubermorgen, dingstags, den 8. Decembrisb , 1, [...] und dan, das in andern neben articuln der kgl. proposition mit fürzuschreiten, doch alternatis vicibus, hoc est, das eines tags im ausschuß in puncto religionis und des andern tags in ordinari rethen in andern sachen der kgl. proposition furgangen werde, und solchs zu anfang, biß die practica villeucht geben wurde, anderer gestalt zuprocedieren.

FR schließt sich KR an.

Reichsrat. Bekanntgabe des Beschlusses an SR c.

/353/ (Nachmittag). Die für den Nachmittag geplanten Beratungen fallen aus, da Hg. Albrecht von Bayern die Reichsstände vom Reichserbmarschall zum Empfang Kg. Ferdinands einberufen lässt, dessen Ankunft für 4 Uhr nachmittags angekündigt wird.

Mit Hg. Albrecht reiten dem Kg. entgegen2 : Die Verordneten der Kff., der Ebf. von Salzburg, die Bff. von Augsburg und Regensburg sowie Hg. Erich von Braunschweig und Mgf. Philibert von Baden persönlich; die Gesandten der übrigen Reichsstände3.

Beim Einzug des Kgs. sind die kursächsischen Gesandten vor allem gesindt angeritten; wie man sagt, der prauch sein sol, das Sachssen als ertzmarschalck das einreiten füre. Daruf das bayerisch, saltzburgisch, cardinälisch4 und anderer fursten gesindt, auch die gesandten, und darnach die weltliche fursten, namblichen Baden, Branschweig [!], Bayern und ertzhertzoch Carl von Ostereich, kgl. Mt. sone; /354/ uff die Pfaltz und Brandenburg beisamen; des Reichs marschalck mit dem schwerdt allein und Trier allein, darnach kgl. Mt. allein, und uff die Meintz und Coln beisamen, alle kfl. rethe5; darnach die gaistliche fursten und andere kgl. Mt. prelaten und hoffrethe. Haben ire Mt. biß in dero herberg6 belaitet.

Anmerkungen

a
 Vormittag] Kursachsen (fol. 178) differenzierter: 8 Uhr.
b
 dingstags, den 8. Decembris] Kurpfalz (fol. 355’) abweichend und korrekt: konfftigs mitwochs.
1
 ‚Übermorgen‘ entspricht Mittwoch, 9. 12. Vgl. Anm. b sowie Österreich B, fol. 477’: mittich, den 9. Decembris.
c
  SR] Kursachsen (fol. 180) zusätzlich: SR schließt sich an.
2
 Noch vor den nachfolgend aufgelisteten Ff. empfingen zunächst die kgl. Kommissare Wilhelm Truchsess von Waldburg und Zasius sowie für die niederösterreichischen Gesandten Erasmus von Windischgrätz den Kg., indem sie ihm noch verrer entgegen geritten unnd ierer Mt. im veldt erwart; denen ier Mt. die handt gepotten, gleiches falß ertzhertzog Carolus (Protokoll der niederösterreichischen Gesandten: SBB PK Berlin, Ms. germ. quart. 1196, hier fol. 78’).
3
 Vgl. auch den Bericht des Mecklenburger Deputierten Drachstedt an Hg. Johann Albrecht vom 23. 12. 1556: Ankunft Kg. Ferdinands und Ehg. Karls am 7. 12. um 4 Uhr nachmittags mit ca. 500–600 Pferden. Empfang durch die Reichsstände, geführt von Hg. Albrecht von Bayern, mit nicht mehr als 500 Pferden. Insgesamt waren am Einzug mehr als 1000 Pferde beteiligt (LHA Schwerin, RTA I SchwR 50 Fasz. 3, fol. 66–73’, hier 69. Or.). Dagegen ist der Kg. gemäß Bericht des Straßburger Syndikus Hermann an Meister und Rat vom 11. 12. 1556 mit 200 [!] Pferden /97/ unnd mit sollichen solemniteten und zierlicheiten, wie sich das einem röm. konig gebürt, eingeritten, dergleichen hievor nit vil von ime gesehen worden (AVCU Strasbourg, AA 622, fol. 97–99’, hier 97. Or.). Vgl. auch den späteren Bericht des Straßburger Gesandten L. Gremp an den Rat der 13 vom 20. 1. 1557 zu einem Bankett des Kgs. am 19. 1. für die am RT anwesenden Ff. und Gff.: /41/ Es hatt auch ir Mt. ein solich stattlich hoffgesind bey /41’/ ir, das dergleichen weder bey irer Mt. noch auch der ksl. Mt. nie bald gesehen worden sein soll (ebd., AA 620, fol. 41–41’. Or.; präs. 31. 1.).
4
 = Bf. von Augsburg.
5
 Gemeint: Die genannten Kff. waren nicht persönlich anwesend, sondern wurden von ihren Räten vertreten.
6
 = das Predigerkloster (Dominikanerkloster) mit umliegenden Häusern.