Deutsche Reichstagsakten, Reichsversammlungen 1556 – 1662 Der Kurfürstentag zu Regensburg 1575 bearbeitet von Christiane Neerfeld

Keine Sitzung des KR. Vormittag: Audienz der weltlichen Kff. und Pfgf. Ludwigs beim Ks., um diesen über die Meinungsverschiedenheiten im KR zu informieren und um die Bestätigung der Declaratio Ferdinandea zu bitten. Nachmittag: Audienz der geistlichen Kff. beim Ks.

/161/ [Vormittaga]bSeindt die beide weltliche churfursten Sachssen und Brandenburgk und daneben pfalzgraff Ludewig etc. zu der ksl.Mt. gezogen und haben irer Mt. den eingefallenen stritt berichtet und gesucht, dz es bei der declaration möchte bleiben etc.–b,1

[Nachmittag: Audienz der geistlichen Kff. (ohne den Kf. von Trier) beim Ks.]c

Anmerkungen

a
 Vormittag] Kursachsen (fol. 40) differenzierter: um 8 Uhr morgens.
b
 Seindt ... etc.] Kurpfalz (fol. 44–45) differenzierter: /44/ Demnach die 3 geistlichen Kff. deß fürgefallenen strits halben uber der declaration deß religion friedens ksl.Mt. nicht mit referiren wollen, alß haben sich mitwochs, den 19. Octobris, vormittags H. Ludwig Pfgf. stadhalter in Bayrn ahn stadt Kf. Pfaltz unnd dan beyde Kff. zu Saxen und Brandenburg zu der ksl.Mt. verfügt, deroselben nicht allein diesen vorgefallenen stritt, sonder auch was Pfaltz der freystellung halben fürzupringen vor rhatsam unnd gut angesehenn, zusampt wz der ritterschaft uffm Eyßfeldt unnd im stifft Fulda, auch andern augspurgischer confession verwanten betrangnus halben klaglich vorkommen nach der leng und mit notwendiger außführung erzelt unnd /44'/ begert, dz ihre Mt. bey den geistlichen Kff. die versehung thun wolte, damit zuforderst die unversehrte declaration deß religion friedens in ihrem esse unnd wesen ohn disputirt verpliebe, derselben ihres inhalts gelebt, auch die religion sonsten frey gelaßen unnd derentwegen niemand betrangt würde. Dan und da dieses nicht erfolgen solt, würde ihre Mt. kein ungenedigs mißfallen tragen, da gleich ohn ferner procediren die weltlichen Kff. unnd dero abgeordneten sich wiederum zu hauß begeben. Daruff ihre Mt. geantwort, dz sie dieß ungern vernehmen und wehren sie in diesen sachen gleich alß ein mediator, so solche ding zwischen geistlichen unnd weltlichen ständen in aequilibrio halten müsten. Eß theten auch ihre Mt. zugleich der allenthalben inreißenden secten etwaß meldung, welch[es] deroselben doch im glimpflichsten abgelegt und beantwort worden. /45/ Entlich sindt Pfaltz stadhalter, auch bey[de] Kff. zu Saxen unnd Brandenburg von ihrer Mt. abgeschieden unnd haben die vertrostung von deroselben empfangen, dz ihre Mt. mit den geistlichen Kff. hiervon reden wolten. Vgl. hierzu die nahezu identischen Formulierungen im Schreiben Pfgf. Ludwigs an seinen Vater Kf. Friedrich III. von der Pfalz (Regensburg, 22.10.1575): HStA München, K. blau 100/1, fol. 143–146. Or. mit innenliegendem PS; präs. 25.10., 5 Uhr abends. Teildruck: Kluckhohn, Briefe II, Nr. 848 S. 893–896, hier 894 f.
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Der Inhalt dieser Unterredung ist referiert in Nr. 31fol. 8–9', im Schreiben Trons an Mocenigo (Wien, 9.12.1575: Turba, Depeschen I/3, Nr. 215 S. 572–579, hier 575 f.) sowie bei Lehmann, De pace II, Nr. 16 S. 281–283, und bei Häberlin, Reichs-Geschichte IX, 366–368. – Vgl. dazu ein Audienzgesuch der weltlichen Kff. und des Pfgf. (HStA Dresden, Geheimer Rat, Loc. 10671/4, unfol.Konz.Hd.Kf. August): Aller genedychster keyser und her, wyr, dye weltlichen churfursten, haben unns he[u]tt dysen morgen mytt unsern myttbrudern, den geystlichen churfursten, der capitulation eyns tzukunftigen successors halben unterredett und berattschlagett. Ob nun woll unter uns in der haupttsach wenick streytt, so ist doch in eyner sachen, daran uns, den weltlichen churfursten, hoch und fyl gelegen, etwas eyn mysvorstant vorgefallen. Bytten derhalben, e.ksl.Mt. woll uns gen[e]dygst berychtten lassen, wan und tzu wellicher tzeytt e.ksl.Mt. gelegen, uns persthonlich tzuhoren etc. Da die weltlichen Kff. laut des Kurbrandenburger Berichts über die mündlichen Verhandlungen außerhalb des KR den Ks. zweimal um eine Audienz baten (vgl. Nr. 31, fol. 8), kann dieses Gesuch vom 15.10. (das von Moritz, Wahl, 158, Anm. 2, erschlossene Datum) oder vom 18.10.1575 stammen.
c
 Ks.] Ergänzt aus Kursachsen (fol. 40') und Kurpfalz (fol. 45). Zusätzlich in Kurpfalz (fol. 45): Was sie aber mit denselben dieses vorgefallenen strits wegen tractirt, ist Kf. Pfaltz stadhaltern unnd abgeordenten ohneroffnet plieben.Zur ergebnislosen Audienz der geistlichen Kff. beim Ks. vgl. die auf kurpfälzischer Überlieferung basierenden Nachrichten bei Lehmann, De pace II, Nr. 16 S. 283, und Häberlin, Reichs-Geschichte IX, 368 (nach Lehmann). Laut des Kurbrandenburger Berichts über die Verhandlungen des Ks. mit der protestantischen Seite waren bei dieser Audienz nur Kurmainz und Kurköln zugegen, die ohne vorherige Beratung mit Kurtrier zu keiner Stellungnahme bereit gewesen seien; vgl. Nr. 31, fol. 10.