Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Die Landstände waren bereits am 2. Mai (suntag cantate) in Krems versammelt, mußten jedoch unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Schuld am verspäteten Eintreffen der kgl. Instruktion liegt jedoch nicht bei ihm selbst, sondern ist dem Boten anzulasten.

[2.] Äußere Feinde, Ungläubige und Christen, bedrohen das Land. Deshalb hat er auf den Landtagen zu Wien [im Januar 1507] und Klosterneuburg beantragt, von je 100 Pfd. Pfennigen Einkommen ein Pferd auszurüsten. Mängel beim Fußvolk beeinträchtigten allerdings den Erfolg im Ungarnkrieg. Zum einen wurde die dauerhafte Besetzung von Städten verhindert, zum anderen war die Einbringung von Brandschatzung zur Finanzierung des Krieges aus dem Feindesland mangelhaft. Überdies erhielt der Feind die Möglichkeit zu Gegenangriffen auf die Erblande. Der Landtag zu Krems verweigerte im Dezember 1506 die geforderte Hilfe von vier Fußknechten je 100 Pfd. Pfennigen und brachte statt dessen Beschwerden zum Gerichtswesen, wegen des Aufschlags zu Engelhartszell sowie über das Münz- und Lehnswesen vor. Rechtfertigt die kgl. Verschreibungen auf den Aufschlag und erklärt seine Münzreformen.

[3.] Er ist mit wichtigen Angelegenheiten befaßt, die das Reich, Italien, Burgund, Frankreich und Spanien betreffen und kann sich deshalb derzeit nicht den Beschwerden der Landstände widmen. Er hatte gehofft, in dieser Situation damit nicht behelligt zu werden, und bittet um eine Frist von einem Jahr. Nach dem Tod seines Sohnes Philipp erfordern seine Interessen wie die seiner Enkelkinder Vorkehrungen, um die Häuser Österreich und Burgund sowie das Kgr. Spanien vor ewigen, unwiderbringlichen schaden und vertilgung unsers stamens und namens zu bewahren. Er will Maßnahmen treffen, um die Erblande gegen einen feindlichen Angriff zu sichern, und beantragt deshalb, für die Dauer von einem oder zwei Monaten von je 100 Pfd. Pfennigen einen Reiter und vier Fußknechte auszurüsten. [Regelung von Einzelheiten, darunter der Verfahrensweise bei Angriffen aus Ungarn, der Türken, Venezianer oder Böhmen]. Er sagt zu, auf eigene Kosten ein gleichgroßes Kontingent auszurüsten und darüber hinaus 300 Fußknechte zu stellen. Ebenso wird er sich im Notfall darum bemühen, weitere 1000 Mann zu Roß und Fuß vom Reich und Oberösterreich1 zu bekommen. Er wird die gegenseitige Hilfe Oberösterreichs und Niederösterreichs regeln. Mgf. Kasimir von Brandenburg-Ansbach wurde zum obersten niederösterreichischen Feldhauptmann ernannt.2 

s.l., s.d., jedoch Konstanz, 6. Juni 1507.3 

Wien, ÖNB, Cod. 7552, fol. 48’-56’ (spätere Kop.).

Anmerkungen

1
 Laut Pritz (Geschichte II, S. 200) berief Kg. Maximilian von Konstanz aus ebenfalls am 6.6. einen oberösterreichen Landtag nach Linz ein, um dort die Bewilligung von einem Reiter und vier Fußsoldaten je 100 Pfd. Herrengülte zu beantragen. Ein Tiroler Landtag in Bozen hatte im Herbst 1506 bereits 50 000 fl. für den Romzug bewilligt (Huber, Geschichte III, S. 367; Jäger, Landstände, S. 441; Köfler, Land, S. 274). Ein Landtag zu Sterzing bewilligte im Januar 1507 für den Romzug eine zehnprozentige Gefällesteuer des Adels und der Prälaten sowie eine Herdstättenabgabe von 1 fl. in Städten und Gerichten (Ausschreiben Kg. Maximilians an Tiroler Stände und Amtleute, Kop. Innsbruck, sambstag vor judica [20.3.]1507; Weisung Kg. Maximilians an Paul von Liechtenstein u.a., Kop. Innsbruck, montag nach judica [22.3]1507; TLA Innsbruck, Ältere Kopialbücher, Bd. 28, fol. 41–41’; 43–43’. Jäger, Landstände, S. 441f.; Köfler, Land, S. 274f.). Die steirischen Landstände hatten laut Muchar (Geschichte VIII, S. 232) am 5.2.1507 eine Hilfe von 16 000 fl. genehmigt. Ein zum 9.5. nach St. Veit einberufener Kärntner Landtag löste sich nach dreitägigem vergeblichen Warten auf die Instruktion Kg. Maximilians für seine Vertreter wieder auf (Bartholomäus von Welsberg, Sigmund Spreng, Christoph von Aichelberg und Hans Mannsdorfer an Kg. Maximilian, Or. St. Veit, 12.5.1507; TLA Innsbruck, Maximiliana XIV (1507), fol. 43–43’).
2
 Die in Krems versammelten Landstände lehnten die Bewilligung einer Hilfe vor Erledigung ihrer Beschwerden ab und wiesen die Vorwürfe des Kg. hinsichtlich des Ungarnkrieges zurück (spätere Abschrift, eritag nach St. Ulrichs tag [6.7.]1507; ÖNB Wien, Cod. 7552, fol. 61’-63’).
3
 Entsprechend dem Datum des kgl. Kredenzbriefs für die kgl. Räte Christoph von Scherffenberg, Sebastian von Hohenfeld, Albrecht von Wolfstein und Dr. Wilhelm von Reichenbach als Gesandte zu den Landständen des Fm. Österreich unter der Enns (spätere Abschrift, imitierte Vermm. prps./cdrp. und Gegenz. Serntein; ÖNB Wien, Cod. 7552, fol. 48–48’).