Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 9. Der Reichstag zu Konstanz 1507 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Aufschrift mit kurzer Inhaltsangabe; [2.] Trauerfeierlichkeiten für Kg. Philipp von Kastilien am 15./16. Juni; [3.] Empfang Kf. Friedrichs von Sachsen in Konstanz am 12. Juni; [4.] Festveranstaltung am 30. Juni; [5.] Beratungen der Reichsstände am 1. Juli; Reichsbelehnungen für Ebf. Jakob von Mainz, Bf. Heinrich von Augsburg und Bf. Georg von Trient; [6.] Verzeichnis kgl. Kleinodien.

Druck (jeweils s.l., jedoch Nürnberg, Hieronymus Höltzel, 1507): Würzburg, UB, I.t. q. 406 angeb. 13, unfol. = Textvorlage A. Nürnberg, GNM, 8o Bg. 7500, unfol. = B. Wien, ÖNB, 308.755-B.Alt-Mag., unfol. (vom Besitzer nachträglich rubriziert durch Markierung sämtlicher Großbuchstaben abwechselnd in Rot und Blau; Leerzeilen mit gewellten, rot-blauen Zierlinien aufgefüllt) = C.1 

[1.] Hernach volgt, wie der Allerdurchleuchtigist, Großmechtigist Furst vnd herr, herr Maximilian, Roͤmischer Konig, zu allen zeytten merer des Reichs etc., vnnser allergnedigister herr, seiner konigklichen Maiestat Sone, weylandt Den durchleuchtigisten Fursten vnd herren, herren Philipsen, Konig zu Castilien, Leon vnd Granade, Ertzhertzogen zu Osterreich, Furst zu Arrogon vnd Cecilie etc., Hertzog zu Burgundi, zu Brabant, Steyr, Ker[n]ten, Crein, Lunnenburg [= Limburg]  Lutzelburg vnd zu Geldern, Graff zu Flandern etc., Auff dem Roͤmischen Konigklichen Reichs tag, zu Costentz gehalten, nach Cristenlicher ordnung loͤblich hat begen lassen.

Auch wie sein Roͤmische Konigkliche Maiestat dem durchleuchtigisten vnd hochgebornen Fursten vnd herren, herren Fridrichen, des heyligen Roͤmischen Reichs Ertzmarschalck vnd Churfurst, Hertzog zu Sachssen, Landtgraff in Doͤringen vnd Marggraf zu Meyssen, als er gen Costentz zu seiner konigklichen durchleuchtikeyt komen ist, Triumpff gehalten vnd Erlich empfangen hat.

[2.] Auff dinstag Sant Veits des heyligen Marterers tag [15.6.] Vnd nachfolgend mitwoch [16.6.] Anno Domini 1507 hat vnser allergnedigister herre, der Roͤmisch Konig, Jrer maiestat Son, Konig Philipsen von Castilien, seliger vnd loͤblicher gedechtnuͤß, Konigklich vnnd Erlich in beywesen der Churfuͤrsten, Fursten vnd stende des heyligen Reichs zu Costentz begengnuß halten lassen; vnd ist folgender ordnung ergangen:

Erstlich ist die Vigilig am Dinstag [15.6.] vmb drey hore nach mittem tag in dem prediger kloster gehalten worden vnd auff den morgen die Sele ambt jm Monster.

Vnd sind die gestuͤle, darinnen Roͤmische Konigklich Maiestat [und] des Reichs stende gestanden, vnd die altaria gericht gewest, wie hernach folgt:

Jm Prediger Closter, desgleichen im Monster sindt die gestuͤl mit schwartzem wuͤllentuͤech behanngen Vnd des konigs von Castilian waparej daran vnnd oben auff dem Chor worend kertzen gestackt gewest. Jm kloster zu der Vigilien ist es an sonder gepreng ergangen. Vnd nach der Vigilien haben konigklicher maiestat singer „Salue regina“ gesungen, darzu maister Paulus [Hofhaimer] das posetiff geschlagen. Vnd vnser allergnedigste fraw, die Roͤmisch konigin, ist mit jrem Konigklichen Frawen-Zymmer oben auff der porkyrchen [= Empore] gestanden, daz sie nit zu sehen gewest.

Aber von Roͤmischer konigklicher maiestat, den Churfursten, Fursten vnd stenden ist im standt dyse ordnung, wie verzeichent, gehalten worden: [Entsprechend Nr. 715, Pkt. 6. Zusätzlich werden hier der Bf. von Konstanz und der Landkomtur im Elsaß aufgeführt. Hingegen fehlen die Gesandten Jülichs und Burgunds, der Dompropst von Magdeburg, der Komtur zu Blumenthal sowie die Äbte von Salem, Bebenhausen und Weißenau.].

Jnmitten jm chor im Monster hat die Roͤmisch konigin ein sondern standt vnd ir konigklich frawenzymmer hynder ir gehabt, vnd Jrer maiestat sind vber seydt zu der lincken hant gestanden Bischoff von Wallaß, Aydgenoß, vnd Venediger botschafft [Vincenzo Querini].

Aber auff den morgen mitwoch [16.6.] ist die kyrchen im Muͤnster, do sandt Conradt leyt, jnmitten zwischen den pheylern byß zu vnd der kyrchen verschlagen vnd nit mer dann ein thor in chor gewest. Vnd sind konigklicher maiestat, der konigin, Churfursten, Fursten vnd stendt mit tuͤch verhangen, mit tuͤch, wappen, kertzen wie jm Closter vnd vor angezeigt ist, gericht gewest, deßgleichen die Altaria in der kyrchen durchauß mit schwartzem tuͤch, daran weyß crewtz vnd wapen gewest; vnd fur yetzlichem altar zwen in schwartzen trawerkleyden, mit langen kappen fur die angesicht gezogen, gestanden vnd yetzlicher ein wichssen stabkertzen brinendt, daran des konigs von Hyspanien wapen, byß zu end der ambt gehalten. Vnd jm Chor, darinnen die Thumherren pflegen zu steen, ist ein erlich parzeichen mit vier gebeln in form eins hawß auffgericht gewest, darob ir etlich vil in trawerkleyden mit kertzen gestanden. Es sind auch an demselben parzeichen XL wapen des konigs von Hyspanien, von konigreichen, hertzogthumen vnd Furstenthumen gewest, daran auch sere vil brinende kertzen gesteckt haben, der an demselben parzeichen vnd sonst in der kyrchen Eylffhundert gewest.

Dye Churfursten, Fursten vnd stendt haben sich auff mitwoch [16.6.] zu morgen vmb Sechs hoͤre bey Roͤmischer konigklicher Maiestat auff der Pfaltz versamelt.

Roͤmische konigkliche maiestat ist in eim schwartzen langen wuͤllenrock mit vil falten, ein schwartz panner auff dem haubt fur die augen gezogen vnnd ein grosse kappe auf der achssel ligen gehabt, Deßgleichen die Fursten den merernteyl vnnd sonderlich die gesipten auch gekleydt gewest.

Vnd do es Syben hore gewest, ist Roͤmische konigkliche maiestat sambt Chu[r]fursten, Fursten vnd stenden vber den platz, vnser etlich Fursten vor, etlich nach in das Monster gangen vnd sind nach ordnung, wie hieuor verzeichent, von des Reichs Erbmarschalck in die stendt geweyst worden. Vnd haben die Roͤmisch konigin mit jrem Frawenzymmer in der kyrchen funden, die von dem Ertzbischoff zu Magdeburgk vnd Hertzog Georgen von Sachssen als konigklicher maiestat gesipten frewnden darein geleytet.

Als nun ein yeder in seinen stand, wie sich geburt, geordent gewest, ist der Bischoff von Costentz vbertreten vnd ein Seleambt gesungen. Vnd sindt zu demselben Seleambt zwen opffergeng, Der Erst zum Jntroit[o], der Ander zum offertorio, wie hernach volgt, beschehen: Erstlich ist Roͤmische konigkliche maiestat vnd jrer maiestat zur rechten Der Bischoff von Mentz, zu der lincken Des babst potschafft [Costantino Arianiti] gangen. Vnd den haben gefolgt der Ertzbischoff zu Trier vnd hertzog Fridrich von Sachssen. Darnach sindt ye ein geystlicher vnd weltlicher furst, wie sy gegeneinander gestanden, gangen, außgeschlossen der Ertzbischof zu Magdeburg vnd hertzog Georg von Sachssen, die haben auff vnser allergnedigste fraw, die Roͤmisch konigin gewartet; vnd ist dz opffer auff vier Altaria beschehen. Darnach ist die Roͤmisch koͤnigin von dem Ertzbischoff von Magdeburgck vnnd Hertzog Georgen von Sachssen vorgeent des bischoffs von Wallas vnd der Venediger potschafft [Vincenzo Querini] zu dem Altar, darauff das singendt ambt gehalten, gefurt, Aldo sie Jr opffer gethan vnd von stundt wider in jren standt geleytet wardt; vnd sind Jrer maiestat etlich weytter zum opffer vnd nit das ganntz [Frauen]zymmer gefolget.

Vnd do dyses Ambt also volbracht was, stuͤndt ein parfuͤser muͤnich [Konrad von Bondorf] auff, der meynung, predig zu thun vnd von dem vnzeytigen todt dyses loͤblichen Konigs zu sagen, als er zum teyl thet; vnd ließ sich vnder andern hoͤren, das der kyrchen in zeyt, sie gestanden, nit groͤssern fal dann in absterben diß konigs beschehen were. Er wart aber abtriben kurtz halb der zeit vnd mocht sein Sermon nit volbringen.

Darnach ward ein schoͤn Ambt von vnnser lieben frawen gesungen, Das Roͤmischer konigklicher Maiestat Capellan, herr Eberhart Senfft, hyelt, darzu bosawnen, zincken geblasen vnd posetiff geschlagen. Vnd beschach zu demselben nur ein opffergang auff eim Altar in ordnung, wie vor beruͤert.

Nach beschluß desselben ambts sind Roͤmischer konigklicher maiestat, Churfursten vnd Fursten wider in das hawß, darauß sie vormals komen, gangen, vnd dye konigin ist auch in Jr gemach geleytet worden. Vnnd sindt auff geschefft Roͤmischer konigklicher maiestat auff den vnd etlich folgent tag vil reicher Almuͤsen in Cloͤstern vnd anndern armen geraicht vnd gegeben worden. Also hat sich das begengnuß zu dem malen geendet. Der ewig got woͤl der Selen genedig vnd Barmhertzig sein. Amen.

[3.] Als der durchleuchtigst, hochgeboren Furst vnd herre, herr Friderich, Hertzog zu Sachssen, des heyligen Roͤmischen Reichs Ertzmarschalck vnd Curfurst, Landtgraue in Doͤringen vnd Marggraue zu meyssen, Montags nach der allerheyligisten Driualtigkeyt tag [31.5.] Anno domini 1507 von Heltperg auß gen Costentz auff den angesetzten Reichs tag geraist vnd desselben wegs Freytags vor Viti [11.6.] gen Rauenspurg komen, hat sich sein Furstlich gnad des andern tags [12.6.] von dannen auß auff geschefft vnd begere Roͤmischer konigklicher maiestat in ein Schloß, darundter ein stetlein gelegen, Moͤrsperg genent, dem Bischoff von Costentz zustendig, thuͤn fuegen vnd des orts den Ertzbischoff von Magdeburg vnd Hertzog Georgen von Sachssen, die sein furstlichen gnaden von Costentz auß vber den Bodensee gein Moͤrsperg entgegengefaren, der maynung, seyn furstlich genad frewntlich anzunemen vnd zu enpfahen, als sye auch gethan, gefunden vnd antroffen. Vnuil zeit darnach ist des Hertzog von Wirtenberg sambt einem hertzog Heinrichs des eltern von Brawnschwig sone gein Moͤrsperg komen, doselbst gedachten hertzog Fridrichen von Sachssen auch auffs frewntlichist zu emphahen vnd seinen Furstlichen genaden zu sonderm gefallen sein Cantores ein Vesper vnd „Salue regina“ singen lassen. Pald darnach hat der Bischoff von Costentz auff dem genanten Schloß Moͤrsperg, welichs zirlich vnd wolgepawen, das abentmal beraiten lassen vnd aller fursten obgenent furstlich vnd wol gepflegen. Als man nun zu nacht geessen het, seyn die obgemelten Churfursten vnnd Fursten, dann das Stetlein recht am Sehe gelegen, zu schiff ganngen vnd eins wenigen abwegs zu einem Schloß, Meyna genant, daz auff einem werdt jm Sehe leydt, dem teutschen orden in Prewssen zustet, mit Puchssen vnd ander beraydtschafft woll erzewgt, gelendet. Vnd so Jr furstlich gnaden vil nahe an landt komen, ist Roͤmische konigkliche maiestat mit vil Fursten, Grauen, herren vnd seiner Maiestat hoffgesinde ettlich Armbrustschuͤß von dem Schloß hertzog Fridrichen herauß endtgegen in den Sehe, Vnd bald nach seiner Maiestat Hertzog Albrecht von Bayrn, geschifft vnd hat sein Furstlich genad vast begirlich vnd als einem loͤblichen Churfursten, des zukunfft sein Konigklich maiestat, wie augenscheinlich zu uermercken was, hoͤchlich erfrewdt, auffs allergnedigist angenomen, zu sich in jr maiestat schiff zu tretten erfordert, gene[di]ge vnd frewntliche vnderrede in ergetzung froͤlichs gemuͤts mit seinen furstlichen gnaden geubt vnd vnder sollichen reden vnd hanndlungen vil grosser Schlangen, Cartawnen vnd Stainpuͤchssen, die sein Maiestat vorhin in den werdt vnder das obberuͤrte Schloß geschafft vnd verordent, zu sonder Ereerbietung vber das Schif abschiessen, auch alle seiner maiestat Trumetter, Deßgleichen dye Wirttenbergischen in Jre Trumetten frewdbarlich stossen vnd einen rechten Konigklich Triumff anrichten vnd halten lassen, Auch sein Furstlich gnad mit den gnaden angenomen, das dergleichen keinem fursten in Teutschen Landen von seiner maiestat beschehen ist. Vnd in dysem frewdbarlichen thuͤn vnd wesen nach der Stat Cost[e]ntz sein weg gericht vnd fast spat zwischen acht vnd newn horen der stat thuͤn nahen, Doselbs abermals auß einem grossen Stainen hawß, am Sehe gelegen, darinnen vor XC Jaren das Concilium gehalten, unzelich groͤß Schiessen mit Hackenpuͤchssen gehoͤrt, Vnd am staden vil geystlicher Fursten vnd Bischoff, die alle Hertzog Fridrichen zu emphahen dahyn komen, sambt mercklicher versamblung des volcks gesehen. Mitlerzeit solchs schiessens, auch Trumetens, Trumenschlahens vnd prechtlichem wesens ist Roͤmische konigkliche maiestat mit hertzog Fridrich vnd andern an landt gefaren vnd hat die Fursten, so in der pfordten der Stat warten, hertzog Fridrichen zu empfahen, Darnach wider an ire herbergen ziehen lassen. Vnd nach derselben fursten abscheiden, damit konigkliche maiestat der kains vnderließ, das hertzog Fridrichen zu sonndern Eren reichen mocht, sein furstlich genad wider auff seiner Maiestat schiff vnd in ein garten der Prediger Munich, nit weydt vom Staden, do man angelendt, gefurt, do dann vnnser allergnedigste fraw, die Roͤmisch Konigin, in versamblung Jrs loͤblichen konigklichen frawenzimers gewest, hertzog Fridrichen genedigklich vnd frewntlich auch empfangen vnd angenomen vnd Jre Junckfrawen vnd hoffdiener seinen furstlichen genaden frewdbarer ergetzlichkeyt Ritterschafft gelauffen vnd annder zimliche vnd erliche froͤlichkeyt, auch Ritterliches vben vnd pflegen lassen. Als aber des zu zeyt nach lust genuͤg ergangen was vnd die tunckel der nacht den hymel thet bedecken, Vrlaubt vnnser gnedigiste fraw kunigin hertzog Fridrichen, vnd konigkliche maiestat gelaytet sein furstlich gnad byß an dye gartenthur vnd luͤth sein furstlich gnad, des volgendens Sontags [13.6.] zu mittag mit seiner konigklichen maiestat das mittagmal zu halten, des sich sein furstlich gnad Konigklicher maiestat zu gehorsam zu leben erbot vnnd damit sein abschyed name vnnd gieng wider zu schiff vnd fuere in vorige porte, do sein furstliche genad mit konigklicher maiestat vormals aufß land abgetreten ware. Vnd mit seinen furstlichen genaden Hertzog Georg von Sachssen, hertzog Friderich von Bayern Pfaltzgraue, Hertzog Albrecht von Meckelnburgk vnd hertzog Vlrich von Wirttenberg, Welche fursten sein furstliche gnad einen fast weytten weg zu fueß an sein herberg beleyten vnd nach gehaltner frewntlicher vnderrede eben weydt in die nacht von im frewntlichen abschied namen vnd nach iren herbergen wider giengen. Vnd ist also des einzog obgedachts hertzog Fridrichen von Sachssen, Churfursten, got lob mit frewden vnd allen Eren, wie obstet, geschehen, volend vnd ergangen.

[4.] Auff Mitwoch nach dem tag sanctorum Petri vnd Pauli apostolorum [30.6.] Anno 1507 Hat Roͤmische konigkliche maiestat, vnser allergnedigister herr, seiner maiestat, den Churfursten vnnd fursten, so zu Costentz auff dem Reichs tag versamelt, Nachdem sie teglich in embsiger vnd vleyssiger des heyligen Reichs handlung sind, zu einer sondern ergetzlichkeyt Jrer gemuͤt, Domit sie ob der menig der schweren vnd grossen sachen nit verdryeß empfahen, ein Pancket mit aller kos[t]perlichkeyt bestadt, darzu vil huͤbscher frawen vnd Junckfrawen des konigklichen frawenzymmers, ettlich Schweytzerin, burgerin auß der Stat Costentz vnd ander vom Land erfordert vnd erschinen sindt. Vnd ist dasselb Panncket auff einem lustigen gruͤnen platz, der bruͤchel genannt, darumb vil lustiger Pawmgarten vnd Sumerhewser gelegen, gehalten worden.

Erstlich hat Roͤmische konigkliche maiestat den hernach benanten Syben Curfursten vnd fursten, Nemlich dem Ertzbischoff zu Mentz, hertzog Fridrich zu Sachssen, Ertzbischoff zu magdeburg, Hertzog Georg von Sachssen, Bischoff von Bamberg, Bischoff von Wuͤrtzpurg vnd hertzog Vlrich von Wirtenberg, ettlich tag zuuor yedem ein zetel, doch alle eins lauts vberantwurtten lassen, darauff zwelff essen verzeichent gewest, mit bevelh, das yeder der benannten Curfursten vnnd fursten nach laut der verzaichnuß die essen vnd yedes auff zwai Sylber, Also das ein furst XXIIII essen auff sein tafel, die yeder furst besonnder hat beschlahen vnd zurichten lassen, bestellen solt, Das also zufordert Roͤmische[r] konigkliche[r] maiestat, den hubschen frawen vnd Junckfrawen zu Eren vnd gefallen furstlich vnd brechtig ist verordent worden.

Vnd sind vmb zwo hore nach mittemtag Roͤmische konigkliche maiestat mit den Curfursten, fursten vnd Stenden, auch die Roͤmisch konigin mit Jrem loͤblichen frawenzymmer in den allerhuͤbsten vnd wolgezirten vergulten wagen durch die Stat, aldo die gassen mit gruͤnen bawmen, graßstrewen vnd andern gezirden Erlich zugericht, auff den angezaigten lustigen platz, aldo auch vil hubscher gezelt aufgericht, gezogen.

Vnd ist erstlich von Roͤmischer konigklicher maiestat, Churfursten, fursten vnd andern bey XC Armbrust-Schutzen ein Ritterschuß in ein schilt, der in der mitte ein zweck2 gehabt, hundert schrit weydt vmb ein Gulden Stuck weyssen Atlaß, Das Roͤmische konigkliche maiestat auffgeworffen, beschehen. Vnd do die Schuß alle gethan, war der Schilt, die pfeyl noch darinne also steckend, fur konigklich maiestat vnd fursten getragen. Vnd Konigklich Maiestat pfeyl ist der negst vnd zu ruͦr3 am zweck gewest, vnd jr maiestat hat dz pest gethan vnd den Atlas gewonnen.

Darnach sindt zwen Renner, Graue Hanns von Hardeck vnd [Bernhard] Ritschaw, ist ein Crabat, auff einer pan, die auf demselben plan geschuͤt was, komen, darzu kunigklich maiestat, Curfursten vnd fursten, auch die Roͤmisch Konigin, von Hertzog Georgen von Sachssen darzu geleytet, nachgeendt des frawenzymmers vnd ander frawen vnd Junckfrawen, der ob zweyhundert gewest, die geladen waren, zu fueß gangen. Vnd do es die angezaigten Renner nach langem bereyten guͤt machen woͤlten, haben sie gefelt.

Mitlerzeyt, weyl ditz also ergangen, sind die tafeln der Churfursten vnd fursten, der ein yetzlicher die sein mit sonderm fleyß bestelt, gericht worden. Vnd hat ein yeder der Syben Churfursten vnd fursten sein XXIIII essen vnd daz trincken alles zu einem mal aufftragen lassen. Vnd do es nach allem lust gericht was, ist Roͤmische konigkliche maiestat, jrer maiestat gemahel am arm furendt, zu endt vmb die tafeln gangen vnd, wie die gericht gewest, gesehen vnd darnach mit der konigin allain Jns frawenzymmer gezogen vnd darinnen das nachtmal gehalten.

Darnach sindt die Churfursten vnd fursten mit den huͤbschen frawen vnd Junckfrawen zum panncket nydergesessen. Vnd die erst tafel hat der Bischoff von Mentz gericht, vnd hat der konigin hofmaysterin4 vnd ander Junckfrawen, auch Hertzog Albrecht von Bayrn vnnd Marggraue Joachims botschafft [Eitelwolf vom Stein] bey im gehabt. Die ander Hertzog Friderich zu Sachssen, vnd sein furstlich gnad hat vil huͤbscher frawen vnd Junckfrawen, auch hertzog Fridrich von Bayrn, Bischoff von Wurtzpurg vnd hertzog Vlrich von Wirtenberg bey jm gehabt. Dyse tafel was an beden seytten besatzt. Darnach des Ertzbischoffs von Magdeburgs tafel. Jst fast mit frawen vnd Junckfrawen besatzt gewest vnd der Bischoff ab- vnd zugangen. Aber hertzog Georg von Sachssen hat vil huͤbscher Junckfrawen an seiner tafel gehabt, deßgleichen der Bischoff von Bamberg, bey denen sie in mit der tafeln gesessen. Aber zu des Bischoffs von Wurtzpurg vnnd hertzogen von Wirttenbergs tafeln warn gest, als frawen vnnd Junckfrawen, geordent, auff die man nit sonnder acht het. Vnd do solich Pancketirn vnd froͤlichkeyt mit frewntlicher vnderredung bey nahenndt vier stunden gewert, Darzu auch konigklich maiestat vnd des hertzogen von Wirttenbergs bosawner geblasen, Darnach ist ein Tantz auff dem gruͤnen wasen5 vnd von etlichen, der in der zall bey Viertzigen, in Rot geklayt auff Turckisch, die von dem konigklichem hoffgesindt gewest, ein Mumeley mit guͤten spruͤngen gehalten. Es hat auch der Bischoff von Mentz den Ersten tantz gethan vnd nachfolgendt die anndern fursten. Man hat aber vor menig des volcks nit Tanntzen moͤgen. Vnnd do sich der tag verporg vnnd dye tunckel nahet, haben die Curfursten vnd Fursten in froͤlichkeyt mit frewntlichem erzaigen bey den huͤbschen frawen vnd Junckfrawen Jren abschied genomen vnd ein yeder in sein herberg gezogen, vnd hat dye froͤlichkeyt zu disem mal also auch Jren beschluß gehabt.

[5.] Auff donerstag darnach [1.7.] sind Churfursten vnd fursten vmb Syben hore zu morgen Jrer fleyssigen vnd emsigen anhaltung nach, domit sie nit vnnderlassen, deßgleichen nach Mittentag aber zu Rat gangen.

Do es aber vmb Vesperzeyt gewest, sind Roͤmische konigkliche maiestat, Curfursten, fursten vnd stendt, auch die Roͤmisch konigin mir Jrem konigklichen frawenzymmer abermals auf den platz des Bruͤels gezogen, do ein konigklicher Lehenstuͤl auffgericht vnd konigklich mit gulden Tuchern geschmuckt gewest; vnnd hat sein Konigklich Maiestat dem Ertzbischoff zu Mentz, Bischoff zu Augspurg vnd Bischoff zu Trient vndern wolcken, wie seiner maiestat als einem Roͤmischen konig gepurt, Lehen gethan. Die ebenanten fursten haben zu einem mal vmb die Lehen werben lassen. Sindt auch mit einem hauffen, dye zu empfahen, fur konigkliche maiestat komen. Jne haben vil fursten mit Jren rewtern gedient. Der platz ist groß, darumb der konigklich stuͤl Erlich vnd lustig berandt wart. Wiewol vil fursten, geistlich vnd weltlich, belehung gewest, So sindt doch jr keyner dann die zwen Curfursten, als Trier zu der rechten vnd Sachssen zu der lincken handt Roͤmischer konigklicher maiestat in iren Curfurstlichen klaydern vnd ambten vnd konigklicher maiestat in Jrer maiestat vnd kroͤnung, wie uormals gesehen, gesessen. Vnd in dem hawß, do sich Roͤmische Konigkliche maiestat an- vnd außgethan, hat Konigklich maiestat vil huͤbscher vnd tewrer Kleynat, die eins tayls hyeneben verzeichenndt, sehen lassen, dye darauff geschatzt, So man sye kauffen oder erzewgen solt, das man es nit wol mit etlich Hundert Tausent gulden außrichten mocht. Man sagt auch, das dieselben Klaynat in achtung der kostperlichkeyt nit solten zu bezalen sein. Dye oben anngezaigten Curfursten vnd fursten haben jre Lehen, wie gemeiner gebrauch ist, empfangen. Darnach hat konigkliche maiestat zwen walhen zu Ritter geschlagen6, vnd sindt konigklich maiestat, Churfursten vnd fuͤrsten wider in das Hawß, darinnen sie sich angethan, gangen, dabey es auff ditzmals auch belieben.

[6.] Vermerckt die kleynat, so gesehen vnd gestanden sind in dem gemach, do sich die konigklich maiestat angethan, do sie Lehen gelihen hat.

Jtem Erstlich ein Crewtz von dem Heyligen Crewtz, einer span lang mit Schmaragken [= Smaragden], Demuͤten [= Diamanten] vnd Rubin.

Jtem ein Crewtz mit tafeln, Demuͤten also praydt.

Jtem ein Crewtz mit eytel Jacincten [= Hyazinthen].

Jtem ein Crewtz mit eytel Rubin.

Jtem ein kostlich Crewtz mit Perlein, als groß dye haselnuß, vnd mit Rubin.

Jtem ein Crewtz mit noch grobern Perlein vnd Schm[a]racken.

Jtem mer ein Crewtz mit grossen Perlein vnd Palaß7.

Jtem Zwai Halspandt mit grossen edelngestain, Perlein, dz edelgestain von allerlai als groß als die grossen welschen nuß8.

Jtem vil klainer klainat, albeg ein Palast oder Schmaragk, aber Saffir, als groß als ein welsche nuß, vnd albeg grosse Perlein vnden daran gehangen.

Jtem zwai Crewtz von Saffir vnd mit grossen Perlein.

Jtem ein Karfunckel [= roter Edelstein], als groß als ein welsche nuß; den schatzt Konigklich maiestat vmb vil tausent gulden.

Jtem vil Perleiner leysten mit schonen, grossen Perlein.

Jtem ob hundert Edelstain, die allain yeglicher in gold gefast was, von allerlai stainen, Schmaracken, Rubin, Palast, Saffir vnd mancherlai stain, gemanigklich einer welschen nuß groß.

Item zwen gulden Sporen vnd gulden Stegrayff [= Steigbügel] mit kostlichen Edelngestain.

Jtem vil kostlicher Ring mit grossen, guͤtten Tuͤrckesen, hoch von farben.

Jtem die Cron- vnd Lehengewandt, Zepter vnd apffel.

Jtem noch ein Cron sunder Dyadem mit vil kostlichen Stainen vnd Perlein.

Jtem ein Crewtz mit eytel Dyemuͤten, spitzitz groß als die Pon.

Got sey lob.

Anmerkungen

1
 Das im VD 16 (W 2510) nachgewiesene Exemplar der BSB München (Sign.: 4 Opp. 11) ist nicht auffindbar.
2
 = Nagel, an dem das als Ziel dienende Blatt befestigt war, oder dieser war selbst der eigentliche Zielpunkt; auch allgemein: Ziel (Grimm, Deutsches Wörterbuch XVI, Sp. 956 (B); Götze, Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, S. 240).
3
 = Berührung (Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar, S. 181; Fischer, Schwäbisches Wörterbuch V, Sp. 491).
4
 = Paula von Firmian (Wiesflecker, Österreich, S. 276).
5
 = Wiese (Grimm, Deutsches Wörterbuch XIII, Sp. 2280f. (6a)).
6
 Vgl. Nr. 719 [Pkt. 16Dann sein ... geschlagen.].
7
 = Edelstein (Anderson/Goebel/Reichmann, Frühneuhochdeutsches Wörterbuch II, Sp. 1729, s.v. balas/palas).
8
 = Walnuß (Grimm, Deutsches Wörterbuch XIII, Sp. 1351(vv)).