Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Verfügung Papst Julius’ II. zur Aushändigung der Jubelablassgelder an die Fugger; [2.] Aufforderung an die Reichsversammlung zur Ausfertigung entsprechender Mandate an die Reichsstände.

Weimar, HStA, EGA, Reg. E, Nr. 56, fol. 90–92 (Kop. mit imit. Vermm. prps./amdip. und Gegenz. Serntein) = Textvorlage A. Würzburg, StA, WRTA 5, fol. 170–171 (wie A) = B. Frankfurt, ISG, RTA 24, fol. 130’–133’ (dem reichsstädtischen RT-Protokoll [Nr. 260] inserierte Kop.) = C. Bamberg, StA, Geheime Kanzlei, Nr. 6, fol. 161–162’ (wie A). Dresden, HStA, Geheimer Rat, Loc. 10180/23, fol. 50’–52 (wie A). Karlsruhe, GLA, Abt. 50, Nr. 7, unfol. (dem mgfl. badischen RT-Protokoll [Nr. 261] inserierte Kop.). Karlsruhe, GLA, Abt. 98 a, Nr. 930, unfol. (wie A). Lübeck, StdA, RTA, Vol. II, Fasz. 4, fol. 45–48 (wie C). Marburg, StA, Best. 2, Nr. 119, unfol. (wie A). Mühlhausen, StdA, 10 B 1–8, Nr. 1, fol. 330–332’ (wie C). München, HStA, KÄA 3136, fol. 419–420’ (wie A). München, HStA, K.blau 103/4b, fol. 40–41 (wie A). Nordhausen, StdA, R, Ac 1, fol. 48’–51 (wie C). Stuttgart, HStA, A 262, Bd. 4, fol. 90–87 (Abschrift von 1564, in falscher Reihenfolge abgelegt). Wien, HHStA, AUR [Est. Salzburg] 1509, fol. 19–20’ (wie A; Datumverm.: Actum eritags nach trinitatis [5.6.]). Wolfenbüttel, StA, 1 Alt 1 A Fb. 1 Nr. 2, fol. 26–27’ (wie C).

Kurzregest: Janssen, Reichscorrespondenz II, Nr. 965, S. 762.

[1.] /90/ aMaximilian, röm. Ks. etc.–a

Instruction, was unser getreuer, lieber Ernst von Welden, unser rat und pfleger zum Seyfritzperg, bey den erwirdigen, hochgebornen, wolgebornen, ersamen, edln, unsern lieben neven, oheim, andechtigen und des Reichs getreuen Kff., fursten und andern stenden des Heiligen Reichs, ytzo auf dem reichstag zu Wormbs versamelt, werben und handlen soll.

Anfenglich sol er inen unseren gnedigen willen, frundschaft, gnad und alles gut sagen.

Und daruf furbringen, wie unser heiliger vater babst uns geschriben und zu erkennen geben, das sein heiligkeit den Fugkern von Augspurg alle und igliche jubilgeld, sob des negst verschinen jubiljars durch weylent babst Alexander, seinen negsten vorfarn gegeben und gefallen ist und durch weylent Raymunden [Peraudi], cardinal Gurcensis, als darzu sonderlichn verordenten legaten allenthalben in teutzsche nacion und andern furstentumen und landen verkund, publicirt und verfolgt, gefallen und nit empfangen oder aufgehebt, sonder aus etlichen redlichen, gegrunten /90’/ ursachen mit ainer sonderlichn meynung, auch verpflichtung und obligacion von denen, so solch geld in irem gwalt und verwarung gehabt, sequestrirt und arrestirt werd, solch sequestrirt geld von allermeniglich, nymant ausgenommen, zu erfordern, einzunemen und aufzuheben, auch von dem empfangen zu quittirn und wider dy ungehorsamen und widerspenigen mit dem bann und andern penen und strafen zu procediren und zu handeln ernstlich bevolhen und comittirt. Wie auch sein heiligkait das vorberurt sequester durch di gedachten sein vorfarn und cardinal von Gurk oder sein heiligkait selbs furgenomen, auch dy ayd, verpflichtung, obligacion, beredung oder verschreibung, deshalbn bescheen, getan und gegeben, relaxirt, aufgehebt und abgetan und allen inhabern des vorbemelten sequestrirten und erlegten gelds, dasselb den gedachten Fugkern oder yren gwalt- oder bevelhhabern uf ir begern und ansuchn an allen verzug, eintrag oder widerred zu raichn, zu antwurten und volgen zu lassen bey vorgedachter pen des pans /91/ ernstlich geboten und alle ordenung, satzung, constitucion, brief, verschreibung oder anders, so vormals außgangen weren oder in einiche weg dawider sein geacht oder verstanden werden mocht, genzlichn derogirt und vernicht, wie dan seiner heiligkeit bullenc, den gedachten Fukern deshalben gegeben und uns furbracht, weyter inhelt.2 Und uns daruf zum hochsten ersucht und ermant, das wir den gedachten Fugkern unser ernstlich hilf und furdrung erzaigen wolten, domit sy das obberurt geltd an verzuk und seumbnus erfolgen und furter nach seiner heiligkait bevelh domit handeln mochten. Dem wir dan unsers vermogens volg zu tun begirig und willig, als uns auch nit zweivelt, sy fur sich selbs aus schuldiger gehorsam auch geneygt sein solten.

[2.] Demnach sey unser ernstlich und vleissig beger, das sy an alle stend des Reichs und sonderlich an dy ende und dyjenen, da gemelt jubilgelt noch ligt und nit aufgehebt sey, offen mandat- und gebotbrif bey ainer nemlichen pen /91’/ oder sonst in der besten form nach irem rat und gutbedunken außgen lassen und darin anzaign wolten, das sy den genanten Fugkern oder iren gewalt- oder bevelhabern auf ir begern und anlangen all jubilgelt, so bey inen, wie obstet, sequestrirt oder noch hinder inen erlege, gegen uberantwurtung der verpflicht und verschreibung, obligacion oder instrumenten, so sy dem gedachten cardinal von Gurk getan oder gegeben, die dan di gemelten Fugker bei iren handen hetten, und uf ir zimlich quittung an weytern verzug, einrede oder wegrung zu iren sichern handen und gwalt raichen, antwurten und verfolgen und sich daran [durch] dieselb obligacion, verpflichtung oder verschreiben inhalt obberurter bullen noch auch sonst ainich ander tractat, vereynigung, gescheft oder beredung, verschiner zeit durch des Heiligen Reichs rat und regiment zu Nuremberg oder sonst in ander weg deshalb gemacht, nit irren oder verhindern [lassen]. Und das sy solch mandat- und gebotbrif nach aller notturft /92/ verfertigen und dem gemelt von Welde oder, ob er derselben nit erwarten mocht, unsern reten doselbs zu Wormbs ubergeben lassen und sich darin der bebstlichen heiligkeit gehorsam und uns zu sonderm gfallen gutwillig und furderlich erzaigen, domit ir bebstlich heiligkeit di merklichen krig, emporung und last, domit ir heiligkeit, als sy wissen mochten, diser zeit beladen sey, dest statlicher und verfenglicher volbringen und daran nit verhindert werd. Das wolten wir seiner heiligkait von inen beruemen, auch fur uns selbs gnediglich erkennen, wie dann derselb von Welde solchs mit fuglicher, geschicktern reden wol weyter furzubringen wais. Daran geschiet unser ernstliche meynung. Geben in unser und des Reichs stat Kaufbaurn am neunzehenden tag des monats May anno Domini XVcnono, unser Reich, des Romischen im XXIIIIten jare.

Anmerkungen

1
 Der Vortrag an die Reichsstände geschah am Morgen des 4.6. [Nrr. 262, Pkt. 20; 284, Pkt. 1]. Der Datumvermerk auf dem Salzburger Exemplar [5.6.] ist entweder irrtümlich angegeben oder bezeichnet den Termin für die Abschrift der Instruktion durch die Reichsstände in der Mainzer Kanzlei.
a
–a Maximilian ... etc.] In B/C: Maximilian, e[rwählter] von Gottes gnaden romischer keyser.
b
 so] Korrektur gemäß B/C. In A irrtümlich: zu.
c
 bullen] Korrektur gemäß B/C. In A irrtümlich: volgent.
2
 Die päpstliche Bulle liegt nicht vor. Paul von Liechtenstein hatte dem Ks. allerdings mit Schreiben vom 2.5. deren Eintreffen in Augsburg gemeldet und seine Abreise dorthin angekündigt (eigh. Or. Innsbruck, Postverm.: Ad manus; TLA Innsbruck, Maximiliana I/44/6, fol. 14–14’. Jansen, Fugger, S. 209).
d
 gelt] Einfügung gemäß B/C. Fehlt irrtümlich in A.