Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 10. Der Reichstag zu Worms 1509 bearbeitet von Dietmar Heil

[1.] Verhandlungen auf dem Wormser Reichstag über die Unterstützung des Deutschen Ordens gegen Polen; [2.] Entschuldigung für die verzögerte Informierung der Regenten.

Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 30, pag. 65–72, hier 65–66 (Kop., freitag nach vincula Petri) = Textvorlage A. Berlin, GStA, Ordensfoliant Nr. 28, pag. 271–278, hier 271–273 (Kop., den Regenten nach dem mündlichen Vortrag vom 18.9. [dinstags nach exaltacionis sancte crucis] übergebenes Exemplar) = B.

[1.] Wie sie wissen, hat er persönlich am ksl. Reichstag zu Worms teilgenommen. Er hat den ksl. Kommissaren, Kff., Ff. und Ständen in Abwesenheit der städtischen Gesandten ausführlich seine Situation und die des Ordens dargelegt, ebenso der dort gesondert versammelten Ritterschaft. Er hat gebeten, sich seine Beschwerden zu Herzen zu nehmen, die Bedeutung des Ordens und Preußens für das Hl. Reich und die deutsche Ritterschaft zu bedenken und auch zu berücksichtigen, dass er sich im Interesse des Reiches mit dem Orden in diese gefährliche Situation eingelassen hat. Er hat um Rat gebeten, damit er und der Orden nicht in noch größere Schwierigkeiten geraten und die aktuelle Gefahr überstehen, und auch darum, dem Orden im Falle eines polnischen Angriffs beizustehen. Daraufhin erhielt er die in Abschrift beiliegende Antwort [Nr. 300]. Die versammelte Ritterschaft hat erklärt, dass sie den Vortrag dieser Beschwerden an Ks. und Reichsversammlung begrüßen, die zweifellos raten werden, das best vorzunemen. Falls der Orden von Polen angegriffen werde, wolten sie bei uns und unserm orden tun, wie von iren vorfarn gescheen, damit sie das hulfen erhalten, das von iren vorfarn, ynen allen zugut, gewonnen und erobert wer worden. Er hat sich bedankt und ist dann vom Reichstag abgereist.

[2.] Er konnte sie nicht früher informieren, zum einen, weil der von den Reichsständen damit betraute Ebf. von Mainz ihm erst vor kurzem die Schreiben an den Papst und an den Kg. von Ungarn zugeschickt hat.1Zum anderen hat der Kg. von Ungarn an seinen Bruder, Hg. Georg von Sachsen, geschrieben, dass der polnische Kg. ihm seiner Erwartung nach Vermittlungsverhandlungen gestatten werde; er werde deshalb bis zum 29. September (Michaelis)in Böhmen bleiben. So wartet er auf weitere Nachrichten, wird währenddessen aber auch nicht untätig bleiben. Sowie etwas geschieht, wird er sie umgehend durch einen Gesandten informieren. Wäre er nicht durch die geschilderten Umstände daran gehindert worden, hätte er schon früher jemanden zu ihnen geschickt. Immerhin konnte er den Ebf. von Riga [Jasper Linde] während seines Besuches damit beauftragen, den Ordensmeister in Livland [Wolter von Plettenberg] zu informieren. […].

Anmerkungen

1
 Bereits am 13.7. hatte sich der Hochmeister bei Ludwig von Seinsheim nach dem Verbleib der Dokumente erkundigt. Seinsheim hatte dem Ordenskanzler Dietrich von Werthern zugesagt, die Schriftstücke unverzüglich nach Erhalt aus der Mainzer Kanzlei an den Hochmeister weiterzuleiten (Kop., freitags sanct Margarethen tag; GStA Berlin, Ordensfoliant Nr. 26, fol. 196–197). Mit Schreiben vom 26.7. konnte HM Friedrich schließlich den Eingang der Briefe am 25.7. bestätigen und kündigte als Geschenk für den Mainzer Kanzler [Johann von Dalheim] einen Marderpelz an (Kop.; ebd., fol. 199).