Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Intensive Bemühungen des Nürnberger Rates um ein Ende der gewalttätigen Übergriffe seiner Widersacher; [2.] Ergebnisloses Hilfeersuchen an den Ks.; [3.] Kürzlich erfolgter Überfall auf einen Kaufmannszug; [4.] Entsendung einer Gesandtschaft zum Bf. von Bamberg und zum Ks., Rechtfertigung für nicht erfolgte Mitteilung der Gesandteninstruktion an die Genannten.

Nürnberg, 1. Juni 1512

Kop.: Nürnberg, StA, Rst. Nürnberg, Ratsbücher Nr. 10, fol. 13a-14a; Ebd., Amts- und Standbücher Nr. 147a, fol. 1b-2b (Überschrift: Was ain rate bey den genannten dises geubten glaitsbruchs halben hat reden und anzaigen lassen).

[1.] Item am pfintztag nach pfingsten [1.6.12] ist nach bevelh ains erbern rats voller rat gehalten und den genannten durch H. Antoni Tucher dise nachvolgend maynung angezaigt:

Ein erber rat hett sy guter maynung und aus nachvolgenden notdurftigen ursachen ervordern lassen: Sy hetten ein zeyt lang her vermerkt, wie geschwind und ungetreu sich die leuft nun etwolang hetten ereugt und das aim erbern rat gemainer stat Nürmberg und den iren von iren widerwertigen manigvaltige beschedigung und zwanksal in manicherlay weis und doch unverursacht, auch uber alles rechtlichs und gütlichs erpieten wer vervolgt. Das fürwar einen erbern rat merklich und hoch hett beherzigt. Sy hetten auch nach allen muglichen wegen und mitteln tag und nacht sonders vleiß gedacht, derselben weg auch in solher zeyt vil gewandert und furgenomen, der hoffnung, damit die sachen in leidlichere enderung und pesserung ze richten. Aber alles gedulttragen, erpieten, handeln und furnemen hett bisher ainen rat kains wegen wollen furtragen, sonder sich dieselben beschwerlichen sachen von tagen zu tagen ye mer und mer erweytert.

[2.] Nu hett ain rat mermalen bedacht, das sich in all weg wollt gepüren, solhe beschwerden röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., als dem obersten haupt teutscher nacion anzetragen, in hoffnung, bey seiner Mt. als dem herrn aller stend des Reichs zimlich milterung und hilf zu erlangen. Hetten auch solhs, als ir Mt. nächst hie gewest,1 an sy mit vleiß gelangen lassen. Aber ir Mt. gescheft und obligen wern dozumal so vil gewest, das ir ksl. Mt. in solher kurzen zeyt aim erbern rat mit endlicher antwurt oder ainicher austreglichen hilf nicht hett gehelfen mügen.

[3.] Mitler zeit und bey kurzen tagen hett sich gegen ains rats kaufleuten und burgern, als die von Leipzger markt geritten, ain unglücklicher, beschwerlicher zufal, wie sy wissen, begeben, der fürwar ainem erbern rat mit treuen laid und wider wer und nicht weniger zu herzen gieng, dann ob es die allervordersten und maisten von der erberkayt betreff, und sollten es darfür halten, wo ein erber rat dargegen fruchtparlich und austreglich handeln möcht, das sy daran alles das, so inen Got verlihen, setzen und leib und gut nicht sparen wollten.

[4.] Ein rat wer auch vor zeiten solher geschichten nicht ainen oder zwen tag, sonder ain lange zeit mit allem und höchstem vleiß ober den sachen gesessen, die aller ort bewegen und das bedacht, das solhe geschichten nicht allain ainen rat, sonder auch unsern gnst. H., den Bf. zu Bamberg, in des glayt solhs beschechen, auch zuvorderst röm. ksl. Mt., dweyl dise handlung auf des hl. Reichs strassen und seiner Mt. aigentumb, auch wider ir Mt. landfriden und ordnung gehandelt sey, betreff und berür. Darumb ein erber rat der sachen ze gut und aus angezaigten ursachen ir potschaft an bede heupter und Hftt. statlich hab verordent und denen sein ernstliche und statliche instruction [Nr. 1746] und bevelh mitgetailt. Die gleichwol ein erber rat möcht erleiden, das sy die sollten vernemen, wollt aber solhs diser zeyt zu vermeyden lengerung guter maynung anstellen und dohin setzen, das inen solhs mit der zeyt auch möcht eröffent werden. Und wiewol ein erber rat vil lieber ander weg wandern wollte, so wollten sich doch dieselben sachen noch der zeit anders nit handeln lassen, dann daz die zway vorgemelten haupter deß zuvor müssen bericht und bey inen ein statliche handlung getan werden, des man auch müsst erwarten.

Anmerkungen

1
  Ks. Maximilian hielt sich vom 3.-16. Februar 1512 in Nürnberg auf.