Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Durch Krankheit verhinderte Vermittlung Gf. Eitelfriedrichs von Zollern im Erfurter Streitfall; [2.] Geplante Behandlung dieses Konflikts auf dem Augsburger Reichstag, dringendes Ersuchen um persönliche Teilnahme, Beeinträchtigung der ksl. Belange bei Fernbleiben des EB von Mainz und der Hgg. von Sachsen.
Linz, 26. Dezember 1511
Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 65, fol. 1-2, Orig. Pap. m. S. ( p.r.p.s.; a.m.d.i.p.; Gegenzeichnung: Renner).
[1.] Hochgeborner, lb. oheim, Kf., rat und stathalter, wir haben dein schreiben, uns mit aigner hand getan [liegt nicht vor], und daneben die antwurt, so dein lieb unsern reten, die wir bey dir gehabt, gegeben hat, auch Gf. Hoyers von Mansfeld und Johannsen Renners werbung, von deinen wegen an uns beschehn, vernomen und darinnen verstanden die ursachen und entschuldigung, warumb dein lieb auf unsern ausgeschribn reichstag gen Augspurg persondlich nit komen moge, und sonderlich der von Erfurt beswerung halb, so sy dir, deinem brueder [Hg. Johann] und euern landen und leuten zufuegen, mit beger, nochmals dareinzusehen, damit die von Erfurt unsern ausgegangn mandaten [Nr. 172, 174] und dem abschid zu Augspurg [Nr. 158] nachkomen oder, wo sy das nit teten, in die acht denunciert würden laut des abschids, so wir vormals deinen reten gegeben. Darauf verkünden wir deiner lieb, das wir zu mermalen und ytzt kürzlich von Insprugg aus unserm hofmaister, Gf. Eytlfridrichen von Zollern, ernstlich geschriben und bevolhen, sich mitsambt Dr. Johannsen Schade nachend bey Erfurt an ain gelegen platz zu fuegen und laut unsers bevelhs zu handlen, damit die obgemelt sachen ausgericht und volzogen würden. Das er erstlich und längst ainmal abgeslagen und sich darnach zu zwaymaln erpoten hat, das er demselben unserm bevelh gehorsamlich nachkomen wolle. Aber ytzt hat uns der gemelt von Zollern geschriben, wie er in merglich krankhait gefallen und ime deshalben unmoglichen sey, dismals zu verreyten und solhen bevelh zu volenden.
[2.] Und dieweil wir nu ermessen, das der reichstag etwas nachend ist und, wo wir ander comissarien zu volziehung derselben sachen verordnen, das unser neve, der EB von Menz, sein entschuldigung nemen und auf solichen reichstag nit komen, dardurch der nit sein fürgang haben, sonder genzlichn verhindert würde, und aber uns und dem hl. Reiche an demselben reichstag merglichs und vil gelegen ist, begern wir an dein lieb mit besonderm vleiss und ernst, du wellest ansehen und betrachten unser und des Reichs obligende not und deshalben bey uns auf dem obgemelten reichstag persondlich erscheinen und nit aussenbeleiben, auch dich daran nichts iren lassen und dabey uns zu gefallen bewilligen, das wir die sachen mit Erfurt auf den gemelten reichstag ervordern. Damit wirdet der von Menz bewegt, auch daselbs zu erscheinen. So wellen wir alsdann soliche sachen vor allen hendln furnemen und dermassen dareinsehen, damit die laut des abschids, deinen reten gegeben, on ainichen lengern verzug und furderlicher und tapferlicher, dann durch comissarien beschehen mochte, ausgericht und volzogen werden. Wir wellen dir auch bey guter zeit verkonden, auf welhen tag wir ungeverlich gen Augspurg komen, damit du alsdan auch daselbs erscheinest, dann wir etlich tag noch in disen unsern erblichen landen zu schaffen haben von ainer hilf wegen, die wir verhoffen, von inen wider unser veind in kurzem zu erlangen, und wolten nit, wo wir persondlich gen Augspurg nit kemen, das du dahin ziehen oder vergebens dasein solltest. Und das du solich unser begern ye nit abslahest, sonder dich darin gutwillig beweisest, als wir ain besonder vertrauen zu dir haben. Dann dein lieb selbst ermessen kan, wo du und der von Menz auf den reichstag nit komen solten, das dardurch derselb reichstag und alle unser obligende hendl zurückgestellt würden, des du ungezweifelt zu verhueten genaigt bist. Daran erzaigt uns dein lieb sonder wolgefallen, gnediglich und fruntlich gegen derselben zu erkennen. Und begern deshalben deiner antwurt, uns die fürderlich bey disem unserm poten wissen zu lassen, damit wir uns darnach haben zu richten. Geben zu Lynz am 26. tag Decembris Ao. etc. im 12., unsers reichs im 26. jaren.