Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
Erfurt, 16. April 1512
Magdeburg/Wernigerode, LHA, A 37b I, I III 7a, fol. 113b-115a, Kop.
Vor kurzem trugen die ebfl. Räte Ulrich von Schechingen und Dr. Johann Engellender in Erfurt verschiedene ksl. Vermittlungsvorschläge vor, gegen deren Annahme die Stadt zunächst deutliche Bedenken hatte, die sie aber nach entsprechender Erläuterung durch die beiden Räte schließlich doch akzeptierte. Zu besagten Artikeln gehörte auch die Forderung des Ks., EB Uriel, Erfurt, die Ff. von Sachsen und die aus Erfurt entwichenen Bürger sollten baldmöglichst auf dem Reichstag erscheinen. Hierzu erklärten die ebfl. Räte, es sei zu vermuten, daß wegen wichtiger Reichsgeschäfte über die Erfurter Angelegenheiten auf dem Reichstag gar nicht verhandelt werde, sondern sie Kommissaren zur Behandlung in Erfurt übertragen würden. Da nun dem Vernehmen nach mit dem Beginn des Reichstags, der in Trier stattfindet, täglich zu rechnen ist, hält Erfurt es für notwendig, diesen zu beschicken. Etliche Viertel und Handwerke wollen allerdings keine Vollmacht erteilen, sondern in wichtigen Dingen auf Hintersichbringen verhandeln. Zudem ist angesichts neuerlicher Übergriffe und Gewaltakte gegen Erfurter Bürger auf dem Gebiet der Ff. von Sachsen zu befürchten, daß die Erfurter Gesandten nicht unversehrt zum Reichstag gelangen werden. Aufgrund dieser Bedenken und zur Ersparnis der hohen Kosten für eine Reichstagsdelegation bittet Erfurt EB Uriel, sich beim Ks. dafür einzusetzen, daß die Angelegenheit doch hier in Erfurt behandelt wird, zumal ohnehin die Einsetzung von Kommissaren geplant ist. Sollte eine Gesandtschaft unumgänglich sein, so möge der EB Erfurt dafür entschuldigen, daß es diese nicht früher geschickt hat, außerdem darum bitten, daß der Ks. die Ff. von Sachsen zur Erteilung sicheren Geleits für die Hin- und Rückreise der Gesandten auffordert. Es soll acht Tage vor deren Abreise vorliegen. Darüber hinaus möge EB Uriel den Erfurter Reichstagsgesandten jene seiner Räte beigeben, die schon auf früheren Tagungen dabei waren und über die städtischen Angelegenheiten detailliert Bescheid wissen.