Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Entsendung Jakob Hellers und Jakob Stralenbergs zum Reichstag, Auftrag zur Erlangung der Achtfreiheit zu Messezeiten, Mitnahme entsprechender Supplikationen und Privilegienabschriften; [2.] Mitnahme früherer Reichsanschläge; [3.] Abfassung von Supplikationen zur Erlangung einer Appellationsfreiheit; [4.] Orientierung an der Haltung anderer Städte zur ksl. Forderung nach 50 000 Mann; [5.] Mitnahme von Unterlagen zum Fall Kronberg, [6.] Bemühungen um ein Privileg zur Ausübung der Blutgerichtsbarkeit.

Frankfurt, 23. April 1512

Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1510-1512, fol. 161b-162a, Orig. Pap.

[1.] Feria sexta in die Georii Ao. etc. 1512: Als ksl. Mt. ein reichstag usgeschrieben geyn Trier hat, ist geratschlagt, das sich Jacob Heller und Jacob Strolnberg zurüsten sol, hinufzufaren und die freiheit der acht in der messen lut der angezeigten noteln zu fertigen und uszubrengen, doch zuvor mit den Ff. zu reden, wie inen selbst schaden darus ensteen moge.1 Dry supplicaciones an die gemeyn versamlung der messe acht halber zu begrifen. Item zwoe supplicaciones an ksl. Mt. [Nr. 1539, 1540] fertigen, auch gleublich abschriften, wie die messen gefreihet sein von röm. Kss. und Kgg., inen mitgeben.

[2.] Item die anslege uf den drien reichstegen zu Coln,2 zu Costenz3 und zu Augspurg [Nr. 123] auch geben.

[3.] Item mit der appellacion bys in 100 fl. oder 50 fl. lut der noteln usbrengen 3 supplicaciones begriffen lassen.4

[4.] Item der 50 000 man im Reiche sich wie andere stede halten, so uber inen in dem seß sein.

[5.] Item der alden geschicht fur Cronberg inen mitgeben und die stende erinnern, wes unrats einem rat darus ensteen mocht.

[6.] Auch were gut getan, ein privilegium zu erlangen, uber das blut in der ratstoben richten mogen, mit rat Dr. Adams [Schönwetter].5

Anmerkungen

1
 Bereits am 15. November 1510 (feria sexta post Martini) hatte der Frankfurter Rat beschlossen: Nachdem durch den camerrichter und bisitzer des camergerichts viel in die acht erclert werden und soliche echter unser messe suchen, darus ufrur und zerstorung unser messefreiheit erwachsen, ist geratschlagt, das der statschriber ein supplicacion an ksl. Mt. begriffen und solichs den verordenten ratsfrunden, die ksl. Mt. tag zu Straßburg besuchen werden, ksl. Mt. zu uberlieberen befelen, domit ufrur und unwille zukunftiger zeit verhute[t] werde, auch dargegen etwas erlangen. Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1510-1517, fol. 135a.
2
 Anschlag des Reichstags1505. Druck: Heil, Reichstagsakten 8, Nr. 363.
3
 Anschlag des Reichstags 1507. Druck: Heil, Reichstagsakten 9, Nr. 271.
4
 Am 3. März 1512 (feria quarta post dominicam invocavit) hatte der Frankfurter Rat beschlossen: Item Jacob Heller und Jacob Strolnberg sollen ksl. Mt. nachfaren und das privilegium der appellacion, wie die gelesen ist, usbrengen, dweil dan uf 100 fl. bestimpt, wo ksl. Mt. uf 100 fl. nit geben, uf 50 oder 60 fl. usbrengen. Frankfurt, IfStG, Ratschlagungsprotokoll 1510-1517, fol. 160a.
5
 Zu diesen Beschlüssen gehören inhaltlich die beiden folgenden undatierten, jedoch wohl um den 25. April 1512 verfaßten Notiz- bzw. Merkzettel des Frankfurter Rates: 1. Gedenkzetel uf den tag gen Trier. Item zwo abschriften der appellacionsachen, die uf 100 fl. in der supplicacion steht, wo das nit sin kon, ufs geringst uf 50 fl.; item darfur 100 fl. in die canzlei geben oder ziemlichs hinuber; item Villinger eyn vererung zu geben macht haben; item gemeyner canzly ein ß fl. schenken; item dri supplicacionen an die gemeyn versamelung der messe acht; item zwo supplicacionen an ksl. Mt. die messe acht; item zwo copien, wie man das erlangen sol. Item dasselb, wo das erlangt oder verwilligt wurde, umb [folgt eine freigelassene Lücke für den Betrag] fl. uszubringen oder hinder sich zu schriben; item eyn copy doneben, wes dem rat und gegen wem unrat begegent ist. Mag man mit den Ff. davon reden oder sunst nach gelegenheit. Item zuvor die Ff. und etlich stend, auch den steten solichs furhalten, wes iren Gn. an zollen, auch den iren mit der zyt daran gelegen sin wil und sie fruntlich zu bitten, darzu beraten und beholfen zu sin. Item erforschung haben nach eyner person am ksl. hof, mit der zu reden, dem rat furderlich zu sin. Werde der rat ime jars 20 bis in 30 fl., solang er im hof ist, geben. Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 30, fol. 6a u. b, Konz.; Ebd., Reichssachen II, Nr. 1969, o. Fol., Kop. – 2. Diß haben sie, die frund [Jakob Heller und Jakob Stralenberg], der acht halben: Item zwo abschrift Ks. Carles [IV.] und eyn glaublich transsumpt Karoli [IV.] und Wenzlai; item zwo abschrift Sigismundi; item glaublich abschrieft Friederici [III.]; item zwo abschrift Maximiliani und eyn glaublich transsumpt (in der Kopie: abschrieft); eyn brief, als der tag gein Trier ernent ist; item copy des sindicats dem zu Cobelenz furhalten, doch wider mitnemen; item des pferners [= Pfarrers] zwo supplication [Nr. 1340, die zweite liegt nicht vor]; item wie der rat angeslagen ist; item den von Lubeck bystant tun, ob sie des begerten (folgt gestrichen: Item eyn copy, darus underrichtung mag genomen werden, wem unrat begegent ist.); item wo einich stete die frunde umb beistant ansuchen, sollen sie nach gelegenheit der hendel zu tun macht haben. Frankfurt, IfStG, RTA Bd. 30, fol. 7a, Konz.; Ebd., Reichssachen II Nr. 1969, o. Fol., Kop.