Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth
[1.] Forderung des Ks. nach einer vertraglichen Vereinbarung der Ff. und der Ritterschaft in Franken zum Schutz vor gewalttätigen Übergriffen; [2.] Übergabe der neuen Reichsordnung an die Ritterschaft, Ersuchen um deren Einhaltung; [3.] Dank der Ritter an den Ks. für dessen maßvolle Reaktion auf die Gewalttat im Geleit des Bf. von Bamberg; [4.] Ihr Wunsch nach einem funktionierenden Gerichtswesen; [5.] Exemplarische Schilderung verschiedener Übergriffe Nürnbergs gegen fränkische Adelige; [6.] Ermordung des Hans von Egloffstein; [7.] Attacke gegen Eustachius von Liechtenstein; [8.] Angriff gegen Fritz von Lidwach; [9.] Der Überfall Götz von Berlichingens auf Nürnberger Kaufleute als Folge vorausgegangener Gewaltakte; [10.] Bitte um Prüfung der Hintergründe der Übergriffe auf Sixt von Seckendorff und Fritz von Lidwach; [11.] Folterung Jörg von Wichsensteins; [12.] Frage der Legitimität bzw. Schuldhaftigkeit der beiderseits begangenen Handlungen; [13.] Bedarfsweise Darlegung weiterer Klagen des Adels gegen fränkische Stände; [14.] Bitte um Nachsicht des Ks. gegenüber dem Adel bei entsprechenden Konflikten; [15.] Ersuchen um Verzicht des Ks. auf den Gemeinen Pfennig angesichts hoher finanzieller Belastungen der Adeligen; [16.] Durch die ksl. Räte bekundete Bereitschaft des Ks. zur Wahrung von Recht und Frieden in Franken; [17.] Nicht vorliegende Anweisungen für die ksl. Räte in Sachen Nürnberg; [18.] Strikte Zurückweisung der ritterschaftlichen Argumente gegen den Gemeinen Pfennig; [19.] Wunsch der Ritterschaft nach Beratung konkreter Maßnahmen zur Schaffung von Recht und Frieden in Franken; [20.] Bitte um Übermittlung ihrer Beschwerden gegen den Gemeinen Pfennig an den Ks., Bereitschaft zu einer Antwort auf dem nächsten Reichstag.1
Schweinfurt, 12.-16. November 1512
Würzburg, StA, Standbücher 948, pag. 387-406, Kop.
[1.] Uf freytag nach St. Mertinstag Ao. etc. duodecimo [12.11.12] sind ksl. Mt. rete zu Sweinfurt uf dem ratehaus erschinen, nemlichen Gf. Wolf von Ottingen etc., H. Ernst von Weldau, ritter, und Wilhelm von Reichenbach, lerer der recht, und von ksl. Mt. wegen gemeiner ritterschaft des lands zu Franken, sovil der itzt zu Sweinfurt versamelt gewest, erzelt und furbracht, wie durch Kff., Ff. und andere stend des hl. Reichs ksl. Mt. manigfeltiglich angelangt, wie durch grosse, merkliche untate, auch heymlichen fahens, mortbrennens, raubens, blackerey und ander unerber handlung im land zu Franken bisher solche grobe ubung gewest und noch, das es ksl. Mt. nit mere zu erleyden, auch seiner ksl. Mt. nit lenger gebürn wollt, zuzusehen, dann sein ksl. Mt. auch des wissen entpfangen, das solchs mangem frumen biderman vom adel ganz widerwertig, getreulich leyd und nit liep were. Und wiewol, dasselbig zu furkomen, auch auf bevelhe seiner ksl. Mt. manigfeltige tagsatzung und handlung furgenomen, aber bishere verblieben, aus was ursach oder verhinderungen, haben ir Mt. nit wissen, darauf ksl. Mt. ernstlich begern, das sich die drei frenkischen Ff. nochmals mit gemeiner ritterschaft vereynigen und vertragen, das solchs abgestelt und yglicher weste, wie er bey dem andern sesse, und solcher vertrage, ehe man hie von disem tag abschid, aufgericht würde.
[2.] Zu dem andern, domit hinfür frid, recht und gerechtigkeyt im hl. Reich dester statlicher unterhalten werde und auch das hl. röm. Reich wider in wesen und stand bracht werden mochte, wie es vor alter gewest und von unsern voreltern swerlich erlangt were, sey von ksl. Mt., auch des hl. Reichs Kff., Ff. und andern stenden, die zu unterhalten, ein ordnung und maß begriffen [Nr. 1011]. Wo die ritterschaft des begerten, solt ine der ein abschrift uberantwort werden. Und wann aber dieselbige ordenung durch Kf., Ff. und alle stend des hl. Reichs aus merklicher anligender und uf negstgehaltem reichstag angezeygter notturft solch ordenung bewilligt und angenomen hetten, wolten sich ir Mt. gnediglich versehen, das der, als vil sie die ritterschaft berurt, auch gehorsamlich gelebt würde.
[3.] Darauf die ritterschaft bedacht genomen, die angezeygt ordenung besichtiget und montags darnach [15.11.12] antwort geben etc.: Wolgeborner, gestrenger, hochgelerter, gn., günstige, lb. Hh. und freunde, des allerdurchleuchtigisten, großmechtigsten F. und H., H. Maximilian, röm. Ks. etc., unsers allergnst. H., gesandte botschaft, euer Gn. und gunst, furhalten, gemeiner ritterschaft von wegen röm. ksl. Mt., unsers allergnst. H., gescheen, haben gemeyne ritterschaft als die gehorsamen röm. ksl. Mt. in aller untertenigkeyt gehort und vernomen. Und anfenklich, als ksl. Mt., unser allergnst. H., gemeiner ritterschaft ir Mt. gnade und alles gut sagen haben lassen, solcher gn. zuentbietung sein gemeine ritterschaft der röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., mit dem allerhochsten vleys in aller untertenigkeyt danken[d].
Und als weyter angeregt wiert, wie an röm. ksl. Mt., unsern allergnst. H., statlich habe gelanget, das mancherley mißhandlung mit raube und ander tetlichen, bosen sachen und sonderlich vergangner zeyt in unsers gn. H. von Bambergs gleyt durch die vom adel im land zu Franken gescheen, dodurch etlich aus andern anstossenden landen geursacht werden, sich auch solcher bosen handlungen zu gebrauchen und anzunemen. Derhalben röm. ksl. Mt. wol verursacht were, wie dann ir ksl. Mt. wol gebüret als röm. Ks., mit ernstlicher straf dogegen furzunemen. Aber aus ksl. miltigkeyt und sondern gnaden, domit ir Mt. gemeiner ritterschaft geneygt, habe ir ksl. Mt. solchs gnediglich unterlassen. Solcher ir ksl. Mt. gn. handlung sein gemeine ritterschaft abermals röm. ksl. Mt., unserm allergnst. H., in aller untertenigkeyt zum hochsten dankpar, mit irer erbietung, dasselbig umb ir ksl. Mt. in aller untertenigkeyt williglich zu verdienen.
[4.] Das aber röm. ksl. Mt., unser allergnst. H., diser handlung gründlich bericht werde, so sollen ir ksl. Mt. in rechter warheyt gleuben, das gemeine ritterschaft im land zu Franken zu allen eren und guter handlung geneygt sind und allwegen gewesen, und was auch zu abwendung boser handlung furgenomen werde, sind sie urbutig, neben iren gn. Hh., den Ff., nach allem irem vermogen leibs und guts zu tun. Und ist kein zweyfel, ob etliche in geringer zale vom adel in ganzem land zu Franken weren, die bose handlung triben, als kein land uf erdrich ist, man findet boß und gut leut dorinnen, findet man ob tausent oder mer frumer vom adel im land, den alle mißhandlung ein getreulich, herzlich leyd ist. Und was sie auch dowider konten oder mochten handeln helfen, daran würden sie on allen zweyfel leyb und gut nit sparn oder tauren lassen. Das sie aber von der ritterschaft dieselbige strafen und solchs verkomen mochten, das stet in irem vermogen nit, dann sie haben uber sie ganz kein zwang, auch nit land und leut. Aber solchs gebürt on mittel iren gn. Hh., den Ff., die land und leut haben und schuldig sind, alle untate zu strafen, land und leut zu befriden.a Zu solchem die vom adel ine zu aller erberkeyt treulich zu helfen und raten willig und urbutig sind. Nachdem aber kein guter fride on gleichmessig, schleunig, austreglich recht sein und besteen mag, daran dann der adel im land zu Franken etliche zeyt lang merklichen mangel und gebrechen gehabt haben und noch und darinnen unfriden, unschicklicheyt, ye zu zeyten bose ubergreyfung nit wol zu verkomen, so ist ein grosse, merkliche notturft, das also einsehen gehabt werde, domit der hoe und nider, geystlich und weltlich, arm und reich in disem land solch schleynig, gleichmessig und austreglich recht haben und bekomen moge, wie man dann des von allen teylen von der ritterschaft im land zu Franken, das gleich und billich ist, vereynen und vertragen mogen.b Des die ritterschaft lang zeyt hochlich begert und nochmals darzu getreulich helfen und raten und darumb uf das untertenigist gebeten haben wollen.
[5.] Dobey geben die ritterschaft den ksl. reten unterteniglich und notturftiger clagweys zu erkennen etliche beswerliche und bose, erbermliche hendel, so durch die Nurmbergischen etliche mal sind geübt worden, das dann on allen zweyfel zu gar vil gegentate und handelungen ursach gibt. Welcher missetat die ritterschaft, doch ausserhalb derjenen, so nachgemeltermassen verurfedt sind, aus grosser notturft und keiner andern gstalt, jemand domit zu schmehen, davon sie offentlich bezeugen, ksl. Mt. reten etlich nach der kurz anzeygen wollen:
[6.] Nemlich so haben die nürmbergischen knecht unlangs vor dem reichstag zu Costenz uf einen des adels zu Franken, Hansen von Egloffstein, der in ungute nichts mit ine zu tun gehabt und als ein arm, unbesorgt, edel mensch mit seiner ehelichen hausfrauen zu seinem sitz Henffelt hat geen wollen, uberritten und uber gütlichen beschiede, auch das sie ine wol erkennet, nach seinem leib und leben getrachtet. Der ine, als er solch böß furnemen vermerkt, uf ein moß entwichen. Dogegen die nurmbergischen reuter zu fussen abgefallen, zu ime gelaufen und also in gegen seiner hausfrauen so ganz fursetzlich, unschuldiglich, unbesorgt, cleglich und jemerlich ermordet, das es billich alle fromme menschen erbarmet.2
[7.] Nachvolgend und auch kurzlich vor gemeltem reichstag zu Costenz haben die nurmbergischen knecht einen frenkischen edelmann, Eustachius von Lichtenstein, etwo H. Ewalts von Lichtensteins, ritters, sone, der mit den Nurmbergischen in ungut auch nichts zu tun gehabt, als derselbig vom Lichtenstein auf dem holz als ein weydman on harnisch gewest, uberritten und uber guten bescheyde und das sie ine wol erkannt, hart verwundt und doneben einen seiner knecht, Jorgen von Geyslingen genannt, der an einem zaun gestanden, fursetzlich, cleglich und jemerlich ermordt. Haben den gedachten verwunden edelman mit ine gein Wendelstein gefürt. Von dannen haben dieselbige nurmbergische knecht gein Nurmberg geschickt, zu erkunden, wie sie es mit solchem gefangen halten solten, und in antwort empfangen, das ein rate nichts mit ime zu tun wisse, mit dem bevelhe, ine uf ein alte urfed ledig zu geben. Welche vorgemelte missetate bede durch etliche des adels uf gemeltem reichstag zu Costenz vor ksl. Mt. hofreten und stenden des Reichs hochlich geclagt und durch die Nurmbergischen nit verneynt werden mogen, aber kein gebürliche straf daraus gefolgt.3 Aus ytzgemelter missetat und mort, an genants vom Lichtensteins knecht begangen, durch desselbigen von Geysling bruder, Hans von Geysling genant, und etliche des adels, die ime des verholfen, vehd und mancherley tat gevolgt haben, der allein die Nurmbergischen mit angezeygten furgesatztem mort rechte anfengliche ursacher sind, wie ein yglicher unparteylicher wol ermessen mag.
[8.] Aber etliche zeyt nach vorgemeltem reichstage zu Costenz hat ein frommer, unverleymter edelman, Fritz von Lidbach, von dem ksl. landgericht des burggraftumbs zu Nürmberg, darzu und darvon ein yeder sonderlich gleyt hat, anheym reyten wollen. Und als der nit weyt von seinem sitz, Tettelsau genant, komen ist, sind etliche gereysige, verkapt und verstelt, ime entgegengezogen und als einen unschuldigen, unbesorgten, fromen edelman gefenklich angenomen, weckgefürt, gebleut, getoret, hertiglich eingelegt und also nit vil weniger dann ein jar in heymlicher, harter gefenknus uf ein leygen [= liegen] in gefenknus enthalten. Und ganz zuletzt hat sich ein nürmbergischer knecht, Kalbersberger genant, der des davor bey seinen pflichten geleuget, als ein heubtsacher angemast und genanten von Lidbach umb 800 fl. geschatzt. Und wiewol domals betriglicher, gedichter weyse sich Kalbersberger gestelt hat, als solt er nit mehr bey den von Nurmberg sein, so ist doch solcher Kalbersberger nach einnemung gemelter schatzung alsbalden wider offentlich zu Nurmberg gewest und ist noch uf disen heutigen tag bey den von Nurmberg.
[9.] Nu hat Gotz von Berlichingen sich vorgemelter zweyer missetate, gein Geyslingen und Lidbach antreffend, als einem, der solch gross ubel erbarmbt, angenomen [vgl. Nr. 1013], und solcher seiner vorderung halben der hochwirdig F., unser gn. H. von Wurzburg etc., uf beder teyl bewilligung gütlich tag gesetzt, den die von Nürmberg, unzweyvenlich aus scheue ires unfugs, abgeschriben. Darauf Gotz von Berlichingen die von Nurmberg bevehd und beschediget, darunter auch die nürmbergischen kaufleut am jüngsten zwuschen Neuses und Vorcheym durch Gotzen von Berlichingen und seine helfer, wie jüngst durch die ksl. rete beschwerlich angezogen, gefangen und beschedigt worden sein, und was also domit geubt, durch die von Nürmberg endlich verursacht worden ist.
[10.] Zu dem allem und neher dann in einem jar ist abermals ein frenkischer frumer, unverleumter vom adel, Sixt von Seckendorff, in nürmbergischen gleyt geritten. Und alsbalden der aus solchem gleyt kaum einen armbrustschuess komen, haben sich ir acht verkapt und vermumt funden, die ine angenomen, gefangen, geblendt, getoret, weckgefüret, eingelegt, das sein genomen und umb 800 fl. geschatzt und in seinem auslassen verpflicht, nichts zu sagen, wes er solcher seiner gefenknus halben gemerkt, gehoret oder gesehen hat, auch wem oder wohin er solchs sein schatzung antworten muß. Das er als ein frumer des adels uf das allerstrenklichst gehalten hat. Aber aus merklichen anzeygungen und erfarungen ist ein gemeins gerucht im land zu Franken, das solche missetat die Nurmbergischen geübt und in iren flecken und gefenknusen enthalten. Ob aber die von Nurmberg nit gesteen wolten, das solche bede missetate, an den Lidbachern und Seckendorffer begangen, durch ir verwandte geschehen sein und sich derhalben nit verwürkt haben solten, so bit die ritterschaft unterteniglich, das die ksl. rete sovil verfugen wollen, das bede vorgemelte des adels durch ein rate zu Nürmberg und alle diejenen, die inen verwandt synd, aller pflicht, gemelter gefenknus halben getan, genzlich ledig gezelt werden, domit sie derhalben die warheyt sagen dorfen, und das darzu ein yeder Nürmbergischer, der deshalben der ksl. Mt. als verdechtlich angezeygt würd, uf seinen geschwornen eyd die warheyt sage, wes ime gemelter missetat halben wissent sey. So wurd on zweyfel daraus kundig und offenbar, das gemelte missetat durch die Nurmbergischen, als vor stet, geubt worden sein.
[11.] Und in kurzvergangen tagen haben die von Nürmberg ein frommen, unverleumten edelmann, Jorg von Wichsenstein genant, on allen redlichen verdacht und ursach gefangen gein Nürmberg gefürt und ime aufgelegt, als solt derselbige bey vorgemelter tate, zwischen Neuses und Vorcheym an den nurmbergischen kaufleuten in bambergischen gleyt geubt, gewest sein. Und uber das, [daß] genanter von Wichsenstein sein unschuld angezeygt und sonderlich gemelt hat, das er allererst von Bamberg reyt, doselbst sein unschuld und wo er solcher zeyt gewest, man gar leichtlich und balde hete erfarn mogen, so haben sie doch denselbigen von Wichsenstein aus sonderm neyd, den sie gegen dem adel gebrauchen, mit unmenschlicher marter angriffen und ine dermassen gemartert, das er des sein leben lang nit uberwinden mag und ime sein seyten ufgerissen ist, und zuletzt als einen unschuldigen gekruppelt und verderbt verurfehdt und dohin genotigt, das er sich in iren dinst hat verpflichten müssen. Und die von Nürmberg dorfen im uf disen tag deshalben keynerley verschuldung uflegen. Wie cleglich und erbermlich solche mißhandlung ist, wissen die ksl. rete wol zu bedenken.
[12.] Ob nu gegen solchen beschwerlichen taten durch etliche derselben freunde nochmals tetlich gehandelt würde, warumb solt gemeynem adel zu Franken, die nit schuld daran hetten, deshalben unfuge oder unlobe aufgelegt werden? Wolten nu die von Nürmberg gemelte missetat gar oder zum teyl darauf verantworten, als solten sie durch dergleichen bos hendel darzu verursacht sein, wie dann ye zu zeyten der meynung geredt worden und an gemeine ritterschaft gelanget ist, darzu würd die antwort, das solch vermeint entschuldigung bey nyemands verstendigs und unparteyisch stat haben mag. Wann ob etliche des adels im land zu Franken, als vorsteht, wern, von den bos hendel geubt, das doch vil andern frommen des adels herzlich leyd und sich schemen, den zulegung zu tun, so mag doch den vorgenanten, an den also von den Nürmbergischen mißhandelt, deshalben nit allein kein solche missetate, sonder, das noch mehr ist, derhalben keynerley redlichs verdachts aufgelegt werden, und mogen on zweyfel die von Nürmberg selbst nit anders sagen. Darumb haben die Nurmbergischen kein entschuldigung, ob von etlichen an den iren mißhandelt were, das sie oder die iren darumb dergleichen gegen andern unschuldigen des adels mißhandeln solten, sonderlich, nachdem die ritterschaft einander dermassen nit verwant sein, das aus eynicher billigkeyt in solchen fellen einer des andern schuld tragen solle oder mage. Was aber von den Nurmbergischen vorgemeltermassen aus und ein ir stat, schloss und flecken von iren verwanten mißhandelt worden ist, des sie auch nach erfarung laut des landfriden und reichsordenung nit gestraft, des sein sie alle schuldig und der straf des landfriden verwirklicht, wie dan die ksl. rete als die hochverstendigen genuglich zu ermessen wissen.4
[13.] Es haben auch die des adels zum teyl noch gar vil mehr und mancherley gebrechen gegen hohen und nidern stenden des gezirks im land zu Franken, die sie diser zeyt im allerbesten anzuzeygen vermeiden. Wue es aber ferner die notturft erfordern würde, wissen sie die statlich und grundlich anzuzeygen.
[14.] Durch vorgemelte geschicht, auch, das darzu der Ff. und stet knecht durch das land hin und wider reyten, werden vil bos hendel und raub verursacht und geubt, die den merern teyl des adels mit allen treuen leyd sein. Und ist darauf der ritterschaft untertenig bit, das die ksl. rete bey ksl. Mt. zum besten berichten, auch mit vleys furdern wollen, domit ksl. Mt. die ritterschaft des lands zu Franken in solchen und dergleichen hochbeschwerlichen hendeln gnediglichen bedenken wolle. Das erbeut sich gemeine ritterschaft in aller gehorsam, unterteniglich umb ksl. Mt., auch umb die ksl. rete williglich und freuntlich zu verdienen.
[15.] Aber antreffend die gemein auflage [= Gemeiner Pfennig], wie uf negstem reichstag furgenomen ist, bit die ritterschaft die ksl. rete von derselbigen Mt. wegen mit aller untertenigkeyt, deshalben ire beschwerde und grosse notturft, sovil sie solche auflag betrifft, gnediglich zu vernemen und zum fordersten zu bedenken, wie gemeine ritterschaft zu Franken röm. Kss. und Kgg. und dem hl. Reich oft und vil uber ir vermogen bey und neben den Ff. gedient haben und dergleich kunftiglich zu tun mit aller untertenigkeyt gehorsam, urbutig und willig sein.c Und so also der adel bey und neben den Ff., Kss. und Kgg. dem hl. Reich zu gut ziehen, als dann vilfeltig zu schulden kompt, was sie dann solche rustung und zubuß, ob sie deshalben ye zu zeyten futter und cost von den Ff. haben, gestet,d das wirdet manicher mit grossem unrat und darlegen gewar, als man solchs an ab- oder zunemen des gemeinen adels narung wol spirhet. So muß auch der adel iren Ff. in ir, derselbigen Ff., selbst sachen, den sie verwandt sind, mit merklichem darlegen dienen, und sol der adel bey irer narung und rustigung bleyben, so müssen sie der iren zins und gult gebrauchen.e Solten nu des adels untertan daruber ksl. Mt. und dem Reich gemelte auflag auch geben, so hat der adel sunst arme guter und unvermogenlich leut, die solch bederley ausgabe nit vermochten, müsten darob verderben und dem adel ire guter wüst ligen lassen. So dann der adel von iren untertanen hilf mangelten, so wurden sie verderben und konten weder ksl. Mt. oder iren Ff. muglich gedienen. So ist auch der adel zu Franken mit den iren solche auflag bis auf disen tag frey gewest und vertrost sich der adel bey ytzo ksl. Mt. nit weniger, sonder noch mer gnaden dann bey andern Kss. und Kgg.
Dem allen nach ist der ritterschaft untertenige, demütige bit, das ksl. Mt. sie und die iren gemelter auflage gnediglichen und wie ir eltern bleyben laß wollen. Des erbieten sich die von der ritterschaft umb ksl. Mt. als iren allergnst. H. untertenigs, gehorsams vleys williglich zu verdienen.
[16.] Als aber solche antwort ksl. Mt. geschickten reten verlesen worden ist, haben sie bedacht genomen und darauf ungeverlich die meynung furbringen lassen: Sie wern von ksl. Mt. wegen in irer werbung bey gemeiner loblichen ritterschaft gehort in zweyen artikeln:
Uf den ersten artikel hetten sie ir antwort verstanden und gern gehort, das gemeine ritterschaft zu dermassen loblichem anstat ksl. Mt. irem furhalten neygung trügen, wolten auch in dem solch ir erber wolmeynung und erboten guten willen ksl. Mt. furtragen, unzweyfenlich, ksl. Mt. darinnen sonder wolgefallen empfahen, als sie auch bevelhe hetten, neben angezeygten Ff. und geschickten botschaften darinnen moglichen vleys anzukeren. Und ob ichts verhinderlichs darinnen zufiel, würden on zweyfel ksl. Mt. mit den gnaden dareinsehen und handeln, domit durch gute ordenung recht und friden im land zu Franken aufgericht und gehandhabt würd.
[17.] Was sie dann daneben der von Nurmberg und Schenk Gotfrids halben furbracht, darinnen hetten sie kein bevelhe, unzweyvenlich, würd derhalben ichts an ksl. Mt. gelangen und sich im grund die handlung also erfinden, ksl. Mt. wurd billigkeyt darinnen verschaffen.
[18.] Aber der gemeinen auflag halben hetten sich gemeine ritterschaft in viererley wege beschwert: Erstlich, das sie neben iren Hh., den Ff., dem hl. Reich oftmals gedient, von den nit mer dann futter und male gehabt und ine uf ir rüstigung und zubuß merklich und groß gangen were, und wo sie weyter beswerd werden solten, were in irem vermogen nit etc. Darzu sagten sie, das solche beschwerung andere von der ritterschaft irer Hh. und Ff. halben, das sie ine dermassen in des hl. Reichs sachen gedint, auch furbracht, aber dannoch in ansehung angezeygter merklicher notturft des hl. Reichs, sich solcher ordenung gemeß zu halten, begeben hetten.
Zum andern, das die vom adel iren Ff. in iren selbst sachen auch dienen müsten an besoldung mit merklichem darlegen etc., dise beschwerung were im ganzen Reich, das ein yeder vom adel seinem F. dienet in iren sachen.f Und das kont auch kein besondere beschwerung angezeygt werden, so es ein gemeiner gebrauch wer und darumb des hl. Reichs anligend nit verhindert werden solt, so die stend des hl. Reichs dasselbig notturftig erkannt, zugelassen und bewilligt hetten.
Zum dritten, das des adels untertan arme guter hetten, und wo sie mit angezeygter auflag solten beswert werden, ir güter in verwüstung und sie ine verderben komen wurden etc., kont meniglich ermessen, das durch die gescheen uflag, die nit groß und aus merklichem anligen des hl. Reichs durch alle stend zugelassen und verwilligt, die beswernus nit erwachsen mocht, so auch dieselbige auflage nit in ksl. Mt. nutz, sonder zu erhaltung des hl. Reichs und gemeiner ritterschaft selbst besoldung solt gebraucht werden.
Zum virden, als gemelt ist, das gemeine ritterschaft bishere mit den iren bey allen Kss. und Kgg. solcher uflag frey gewest, solt gemeine ritterschaft warlich gleuben, wo die groß notturft dem hl. röm. Reich dermassen nit oblege, das sein ksl. Mt. des vil lieber uberig gewest were, dann das hl. Reich domit zu belestigen. Aber sein ksl. Mt. hab solchs nit umbgeen mogen. Es sind auch wol etlich Ff. und ander steend des hl. Reichs dafür gefreyet, haben des brive und insigel gehabt, angezeygt. Dannoch haben sie sich aus angezeygter und furbrachter anligend des hl. Reichs unwidersetzlich dareinbegeben. Darumb so konten sie gemeiner ritterschaft gegeben antwort dermassen nit annemen oder ksl. Mt. furbringen, dann sie wern in der fursorg, wo sie solch antwort an ksl. Mt. gelangen liessen, das solchs gemeiner ritterschaft gegen ksl. Mt. und andern stenden des Reichs zu ungnaden komen mocht. Und demnach ir beger wie vor, sich einer andern und geschicktern antwort zu bedenken, domit durch gemeine ritterschaft der gemelten ordenung, durch alle stend des hl. Reichs bewilligt und angenomen, auch gelebt wurd, domit ksl. Mt. kein zuruttung darin geschee etc.
[19.] Darauf sich gemeine ritterschaft bedacht und in schriften antwort geben, wie hernachvolgt: Wolgeborner, gestrenger und hochgelerter, gn., günstige Hh., nachdem gemeine ritterschaft gestern [15.11.12] eurn Gn. und gunst als geschickten ksl. Mt. reten auf den ersten artikel, rauberey und ander untat im land zu Franken berürende, unter anderm antwort geben, das sie ksl. Mt., unserm allergnst. H., in aller gehorsam untertenigkeyt hoch dankbar sein, das ksl. Mt. gemeine ritterschaft so gnediglich bedacht, auch auf ir ksl. Mt. gnst. erbieten, darinnen auch zu erhaltung rechts und fridens im land zu Franken ordenung furzunemen, zu dem allem sind sie unverspart leibs und guts willig zu helfen. Domit nun solchs fruchtbarlich mocht gescheen, setzen sie zu eur Gn. und gunst von demselbigen itzt oder in zukünftigen zeyten, doch das deshalben itzt ein tag angesetzt werde, handlung furzunemen, auch mittel und wege furzuschlagen, wie dasselb pleyblich und nützlich gescheen und gehandhabt werden mocht.
[20.] Der gemeinen auflag halben haben sie auch gestern eur Gn. und gunst ir warhaftig und merklich beswerd angezeygt und hetten sich ganz versehen, eur Gn. und gunst als ksl. rete hetten sich solcher antwort dismals setigen lassen. Als[o] auch gegenwertige ritterschaft in aller untertenigkeyt nochmals bitten, solche merkliche und warhaftige beswerd ksl. Mt., unserm allergnst. H., mit dem hochsten vleys furzubrengen, in zuversicht, ksl. Mt., unser allergnst. H., werde in gn. betrachtunge bedenken, das gemeine ritterschaft und ir voreltern bey allen Kss. und Kgg. dises lasts uberig gewest, die auch zu erhaltung des hl. Reichs, so oft sich das begeben hat, solchs mit irem blutvergiessen hertiglich erworben und hinfur nit mynder in aller unterteniger gehorsam zu tun gewillet, ir ksl. Mt. domit gnediglich zu bewegen, sie ditzmals auch gnediglich dobey pleyben zu lassen, nachdem ir ksl. Mt. von dem teuren ftl. geblüt und stamen von Osterreich geborn, darzu gemeiner adel von alter here zuflucht vor allen andern Ff. gehabt und aldo gn. schutz und handhabung funden, als auch gemeine ritterschaft sich nit mynder gnaden zu ksl. Mt., unserm allergnst. H., vertrostet dann zu andern Kss. und Kgg. loblicher, milder gedechtnus. Woe aber solchs ye nit sein kont und doch aus kurz des ausschreybens [Nr. 1895] itzt alhie zu Sweinfurt der weniger und kaum der virteyl aus gemeiner ritterschaft entgegen, darumb ksl. Mt. rete aus hoher vernunft wol zu ermessen hand, das sie an den merern teyl weyter antwort nit geben konnen, so wollen sie sich uf das forderlichst zusamenbeschreyben und uf den negstbenanten reichstag ksl. Mt. untertenig antwort geben, in vertrauen, ksl. Mt. nit mißfellig und gemeiner ritterschaft unverweyslich sein werde.