Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Beschwerde Augsburgs gegen das Vorgehen des Fiskals in Sachen Unterhalt für das Reichskammergericht; [2.] Diskussion darüber mit dem Reichskammerrichter; [3.] Empfehlungen für das weitere Vorgehen.

Worms, 23. Februar 1510

Augsburg, StadtA, Literalien 1510, o. Fol., Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Lb. Hh., auf des ksl. fiscals [Dr. Christoph Müller] ferer handlung, durch anregung des ksl. camergerichts camerrichter und beysitzer wider euer weisheit des anschlags halber, euer weisheit zu underhaltung gemelts camergerichts auferlegt, und kurzvergangner tag zu zweien malen beschechen,1 hab ich in namen euer weisheit in craft des entpfangen gwalts und bevelchs, auch dabey des hochwirdigsten F., meins gnst. H. von Menz, verschlossen schrift, deshalber an camerrichter und beysitzern (wie euer weisheit laut der vor zugesanten copei wissen) ausgangen [liegt nicht vor], gerichtlich angezeigt und des Reichs verwilligung, zu Costenz2 und auch am jüngstn hie zu Wurms3 geschechen und in gemelts meins gnst. H. zu Menz schreiben gemeldet, wider solich des fiscals beger furgewendt. Darauf mich in namen euer weisheit den abzug der 90 fl. an den 1000 fl., durch euer weisheit dem Reich auf gehaltem reichstag zu Augspurg vormalen dargelichen, und also damit des anschlags bezalung zu tun, angepoten und gebeten, uber solichs dem fiscal weiter deshalber nichts zu bevelchen, auch ime seiner handlung wider euer weisheit nit zu gestatten.

[2.] Auf solichs ist mir vergangner tag nit vor gericht noch offenlich, sunder im rat durch mein gn. H. Gf. Adolfen von Nassau, camerrichter, in beywesen der beysitzer die meynung gesagt worden, dasyen, so hie zu Wurms auf dem reichstag fur euer weisheit beschlossen solt sein (wie mein gnst. H. zu Menz anzaigte), were on beysein und verwilligung seiner Gn. und anderer als ksl. Mt. ret beschechen. Deshalber solichs unfurtreglich, auch darumb seiner Gn. beger, euer weisheit zu schreyben, den anschlag on abzug zu bezalen, dann wa das nit geschech, so miest man dem fiscal seiner handlung gestatten. Darzu ich antwurt, was des Reichs versamlung hie deshalber beschlossen und mein gnst. H. von Menz anzeigt het, solichs wurde unpillich in einen zweifel, als ob es unfurtreglich solt sein, gestelt, auch dasselb, als sich wol zu vermuten were, durch ksl. Mt. nit geweigert. Darumb so solt das pillich betracht, auch also euer weisheit des geschechen anzugs erlassen werden. Dann ye wissenlich und offenbar were, das euer weisheit die 1000 fl. dargelichen und noch dagegen nichts entpfangen hetten, auch also von dem und anderm laut des Reichs zulassung pillich bezalt wurden. Wa aber ye wider euer weisheit des anschlags halber gehandelt werden wolt, so miest ich euer weisheit solichs verkünden und euer weisheit deshalber bei der reichsversamlung ferer handlung ton lassen, mit mer dergleichen meynung, unnot, alles zu melden.

[3.] Auf das ist die sach ferer zu bedacht genomen und mir in geheym zu versten geben worden, als ob camerrichter und beysitzer irer potschaft, die sy ietzt auf dem reichstag gen Augspurg, nemlicher Dr. Reyschacher, verordent hetten [Nr. 305], deshalber auch bevelch tun würden, das bey der reichsversamlung anzubringen und zu erlangen, damit euer weisheit die 90 fl. ietzt und hinfur bezalen solten. In dem so wollen euer weisheit bey der reychsversamlung vleyssig aufmerken haben und dabey handlen lassen, damit es bey vorigem des Reichs hieigem beschechen verwilligen belieb. Sunst so werden euer weisheit von solicher handlung am camergericht mit lieb nimer entlediget und dobey sorg tragen miessen, dieweil das gelt dem gericht zugehort, das euer weisheit etwan mit urteyl, solich gelt zu bezalen, getrungen werden mochten. Das alles wollen euer weisheit guter meinung von mir versten, dann euer weisheit getreu und geflissen dienst zu beweysen bin ich allzeit sunderlich willig. Datum Wurms sampstag nach suntag invocavit Ao. etc. decimo.

Anmerkungen

1
 Augsburg hatte dem Augsburger Reichstag 1500 1000 fl. geliehen und dafür die Zusage erhalten, daß dieser Betrag schrittweise vom Beitrag der Rst. zum Unterhalt des Reichskammergerichts abgezogen werde. Das Geld wurde allerdings nicht an das Reichskammergericht weitergeleitet, so daß die Rst. mit ihrer Unterhaltsverpflichtung gegenüber dem Gericht in Rückstand geriet und dafür vom Fiskal belangt wurde. Vgl. Rautenberg, Fiskal, S. 187f.
2
 Gemeint ist der Reichstag 1507. Vgl. Heil, Reichstagsakten 10, Nr. 510, Anm. 1.
3
 Gemeint ist der Reichstag 1509. Vgl. Heil, Reichstagsakten 10, Nr. 510 mit Anm. 2.