Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

Innsbruck, 3. März 1510 (sontag oculi in der vasten)

Wien, HHStA, AUR 1510 III 3, Kop.

Druck: Schöpflin, Alsatia diplomatica, Nr. 1442.

Ks. Maximilian ernennt Wilhelm von Rappoltstein bis auf Widerruf zum obersten Hauptmann und Landvogt seiner Vorderen Lande Elsaß, Sundgau und Breisgau, der vier Waldstädte am Oberrhein, im Schwarzwald und was dazugehört einschließlich der Stadt Villingen.1Dieser soll sich mit 25 gut gerüsteten Pferden beständig in Ensisheim aufhalten, die genannten Lande treu verwalten und gegen Übergriffe schützen sowie alle landesfürstlichen Hoheitsrechte wahren. Wenn er Hilfe benötigt, soll er sich an das Innsbrucker Regiment wenden. Die Amtleute hat er bei der Einhebung der Einkünfte zu unterstützen. Geistliche und weltliche Lehen darf er nur mit ksl. Zustimmung vergeben. Auf mündliche oder schriftliche Aufforderung muß er die Landvogtei und die Hauptmannschaft mit ihren Zugehörungen widerspruchslos wieder herausgeben. Für Sold, Zehrung, Botenlohn und Lieferung bekommt er 1600 rh. fl. sowie einige zusätzliche, im einzelnen genannte Einkünfte, die schon seine Amtsvorgänger erhalten haben. Nimmt er außerhalb seines Amtsbereichs an Versammlungen oder an einem Heerzug teil, erhält er Futter und Kost wie andere ksl. Räte. Mögliche Schäden bei kriegerischen Auseinandersetzungen werden ihm und seinen Dienern erstattet. Eventuelle Eroberungen kann er nach ksl. Gutdünken behalten. Für die pünktliche Auszahlung der genannten 1600 rh. fl. ist die Tiroler Kammer in Innsbruck zuständig.2

Anmerkungen

1
 Bereits am 28. Januar 1510 hatte der Ks. in Innsbruck eine Ordnung für das Regiment zu Ensisheim erlassen, darin Wilhelm von Rappoltstein zum Statthalter sowie Hans Ymbert von Gilgenberg, Ludwig von Masmünster, Martin Stör, Hartung von Andlau und Rudolf von Blumeneck zu Räten ernannt und ihre Aufgaben umrissen. Druck: Stolz, Beschreibung, S. 187f. Vgl. dazu Speck, Regierung, S. 57f.; Ders., Landstände, S. 145; Rieber, Dr. Schad, S. 123; Hollegger, Zentralverwaltung, S. 105.
2
 Am 10. Mai 1510 ernannte Ks. Maximilian in Augsburg Dr. Johann Schad in Anerkennung seiner Fähigkeiten und seiner bisherigen treuen Dienste zum Kanzler des Regiments zu Ensisheim. Er wurde beauftragt, die Regimentskanzlei zu leiten und alle ihm durch den obersten Hauptmann und Landvogt im Elsaß (Wilhelm von Rappoltstein) sowie die übrigen Regimentsräte übertragenen Aufträge auszuführen. Dafür erhielt er einen Jahressold von 700 rh. fl. Druck: Stolz, Beschreibung, S. 189. Vgl. Speck, Regierung, S. 58, 64; Rieber, Dr. Schad, S. 123f.