Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Auftrag zur Einhebung der Kriegshilfe den Juden in den Erbländern und im Reich; [2.] Wohnorte der Juden mit jeweiligem Zahlungsbetrag; [3.] Wohnorte zahlungsunwilliger Juden, Erhebung eines bestimmten Steuerbetrags von jedem von ihnen; [4.] Auftrag an beide Kommissare zur Einhebung dieser Steuer, Benennung widersetzlicher Juden beim Fiskal; [5.] Ersuchen an die Kff. von Mainz und Köln sowie Mgf. Friedrich von Ansbach-Kulmbach, ihre Juden zur Zahlung des Anschlags zu veranlassen; [6.] Weiterbehandlung der erhobenen Gelder gemäß gesondertem ksl. Befehl; [7.] Ermittlung noch nicht erfaßter Juden; [8.] Erlangung obrigkeitlicher Bestätigungen über die Höhe der eingesammelten Beträge; [9.] Weisung zu fortlaufender Berichterstattung.

Augsburg, 20. Mai 1510

Druck: Harpprecht, Staatsarchiv, S. 255-259.

Kurzregest: Straus, Urkunden, Nr. 776.

Instruction uf unsern getreuen Michel Reuter, unsern waldvogt, und Hansen Rümelin, unsern diener, was sie samentlich oder ir einer von unsern wegen bey den juden, so in unsern erblichen und des Reichs Ftt., landen, steten und fleken gesessen sein, handlen und ausrichten sollen.

[1.] Am ersten: Als uns Kff., Ff. und stende des hl. Reichs auf diesen gegenwärtigen reichstag zu Augspurg, wider unser feinde, die Venediger, ein hilf zu geben und zu halten, bewilliget und zugesagt, deshalb gemeiner judischeit im Reich, auch unsern erblanden gebührt, in solchen auch billig mitleyden zu tragen und uns gleicher weise ein hilf zu tun, demnach haben wir als röm. Ks. und Ehg. zu Österreich auf die jüdischeit ein anschlag und hilf gelegt und fürgenommen, wie hernachfolgt. Dieselb hilf und anschlag sollen obgemelt unsere diener, so wir hiemit zu unsern commissarii dieser sachen verordnet haben, auf unser generalbrief [Nr. 684] von den juden in unserm namen und zu unsern handen einfordern und einbringen.

[2.] Und seind das die juden, nemlichen:

Die juden in unser landvogtey Enßheim sollen uns als Ehg. zu Österreich für ir hilfgelt geben 150 fl. rh.

Die juden in unser landvogtey Hagenau sollen uns als Ehg. zu Österreich für ir hilfgelt geben 200 fl. rh. 1

Die juden in unser stadt Villingen sollen uns als Ehg. geben 20 fl. rh.

Die juden allenthalben in unser Mgft. Burgau soln geben uns ut supra 50 fl. rh.

Die juden im Hegau sollen bezalen ut supra 20 fl. rh.

Die juden in unser und des Reichs stat Weerd [= Donauwörth] sollen uns als röm. Ks. geben 60 fl. rh.

Die juden in unser stat Schelklingen sollen uns als Ehg. geben 10 fl. rh.

Die juden in unser und des Reichs stat Regenspurg sollen uns als röm. Ks. geben 350 fl. rh. 2

Die juden in unser und des Reichs stat Schweinfurt sollen uns als röm. Ks. geben 50 fl. rh.

Die juden zu Mülhausen in Türingen sollen uns als röm. Ks. geben 90 fl. rh.

Die juden zu Schmalkalt sollen uns als röm. Ks. geben 14 fl. rh.

Die juden zu Furth sollen uns als röm. Ks. geben 10 fl. rh.

Die juden zu Remoldt [= wohl: Detmold] sollen uns als röm. Ks. geben 10 fl. rh.

Die juden in unser und des Reichs stat Fridburg sollen uns als röm. Ks. geben 40 fl. rh.

Die juden in unser und des Reichs stat Gelhausen sollen uns als röm. Ks. geben 263 fl. rh.

Die juden in unser und des Reichs stat Weissenburg am Norkau sollen uns als röm. Ks. geben 40 fl. rh.

Die juden in unser und des Reichs stat Rotenburg an der Tauber sollen uns als röm. Ks. geben 40 fl. rh.

Summa 1180 fl. rh.

Und ob die juden der obgemelten ende sich solcher hilf zu geben widern würden, des wir uns doch in kein weg zu inen versehen, sollen unser commissarii unsern gebotbrief, so wir an die oberkeit derselben ende, da die juden gesessen sein, gefertigt haben [vgl. Nr. 685], überantworten. Die werden die juden darzu halten, damit sy solch aufgelegt steuer antworten.

[3.] Ferrer und nachdem etwovil ungehorsamer juden in etlichen Ftt. und Rstt. sich bisher gesetzt und gewidert haben, uns kein hilf, anschlag noch steuer zu geben, mit vernembung, sy seyen darfür gefreyet, als nemblich die juden in dem erzbistumbe Menz, die juden in dem erzbistumb Collen, die juden zu Wormbs, die juden zu Frankfort, die juden in Gf. Reinharten von Hanau landen, die juden in Gf. Micheln von Wertheim gepieten, die juden in Hansen Speten von Braunau flecken, die juden in Gf. Eytel Friederichen von Zollern lande und gepieten, die juden in Mgf. Friderichen von Brandenburg Ftt., landen, steten und gepieten, die juden in der Gff. von Hennenberg landen und gepieten, die juden in dem land zu Franken, die juden in des maysters St. Johannsorden im Breysgau flecken und gepieten, demnach haben wir uns [wegen] ir ungehorsame, so sy uns darin erzaigen, [entschlossen,] auf ein jede manns- und frauenperson der jetztgemelten ende 2 fl. rh. zu steuer geschlagen, also daß uns ein jede manns- und frauenperson, so 13 jar und darüber ist, 2 fl. rh. geben und bezalen.

[4.] Darauf sollen sich unsere commissarii an die angezaigten ende fügen und auf unser generalmandat, so wir deshalben an die juden derselben ende ausgeen lassen haben [Nr. 684], solchen anschlag in unserm namen von inen ervordern und einpringen. Wo aber die juden über solch unser gebotbrief nicht geben und auch die, under den sy gesessen sein, waigern würden, sollen unser commissarii dieselben, so die juden also zu solcher ungehorsam mit benembung irer freyheit bewegen, dem ersamen unserm camerprocuratorfiscal und des Reichs lb. getreuen Cristoffen Mülhern, lerer der recht, anzaigen. Der hat befelch von uns, gegen denselben zu handeln, wie sich gepürt.

[5.] Aber gegen unsern lb. neven, Kff., oheimen und Ff., nemblich den von Menz, Collen und Mgf. Friderich von Brandenburg, sollen unser commissarii unser generalmandat, so wir an dye stende des Reychs ausgeen lassen haben, verhalten und inen nicht anzaigen, sonder ir lieb von unsern wegen ersuchen, daß sy uns zu gefallen solchen anschlag folgen lassen und die juden in iren landen, steten und gepieten darzu halten, damit sy uns denselben anschlag on weyter waygerung raichen und bezalen. Ob aber über semtliches ir lieb nit bewilligen wolten, so sollen uns unsere commissarii berichten, unsers ferrers beschaydes darauf zu erwarten.

[6.] Und so unser commissarii solch hilf zu unsern handen einbracht, sollen sy damit handlen inhalt unser sonder befelch, so sy deshalben von uns haben.

[7.] Dan so gelangt uns an, daß noch vil mer juden in dem Reych sitzen, so hierin nit angezaigt werden. Darauf sollen sich unser commissarii gar eygentlichen erkunden, was und wievil juden in einer jeden stat oder flecken gesessen sein und das pünctlichen aufschreyben, damit sy uns auch obgemelten anschlag raichen und geben.

[8.] Es sollen auch unser commissarii von einer jeden oberkeyt der ende und gegend, da die juden gesessen sein, recognition und certification nemen, mit anzaigen, daß sy von den juden daselbst so vil zu anschlag eingenommen haben.

[9.] In dem allem sollen sy gueten vleys haben und alles das handlen, so sy zu einbringung solcher hilf und anschlag guet ansihet und was inen hierin widerwertig begegnet, uns desselben fürderlichsten berichten. Daran tuen sy unser ernstliche maynung. Geben zu Augspurg, den 20. tag des monats May Ao. decimo, unserer reyche des röm. im 25. und des hungrischen im 21. jaren.

Anmerkungen

1
 Zur Zahlungsaufforderung an die Juden in den beiden Landvogteien vgl. Mentgen, Studien, S. 75.
2
 Randvermerk: Dieser anschlag ist Hansen Strattner einzunemen verordnet und darauf sonder brief [Nr. 685] gefertigt.
3
 Wohl fälschlich heißt es bei Harpprecht: XXVL fl. rh.