Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 11. Die Reichstage zu Augsburg 1510 und Trier/Köln 1512 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Gründe für die verzögerte Ankunft des Ks. auf dem Reichstag; [2.] Aufforderung an Kf. Friedrich zur Teilnahme an den dortigen Verhandlungen; [3.] Neuigkeiten über die Lage auf dem oberital. Kriegsschauplatz; [4.] Tod Gf. Wolfgangs von Fürstenberg.

Innsbruck, 24. Januar 1510

Weimar, HStA, EGA, Reg. E Nr. 57, fol. 24, 26, Orig. Pap. m. S.

[1.] Gruß. Gnst. H., nachdem die ksl. Mt., mein allergnst. H., den reichstag auf den 13. tag ditz monet Januarii ausgeschriben [Nr. 61], so hat doch die ksl. Mt. denselben so eilends nit besuchen mugen, aus ursachen, daz ir Mt. mit den stenden der Gft. Tyrol umb weiter hilf gehandelt, die sich auch ainer merklichen, tapfern hilf verwilligt haben. Darzu so hat die ksl. Mt. ordnung muessen geben, wo das kriegsfolk zu Bern [= Verona] underhalten sollt werden, darzue auch, daz ir Mt. allenthalben die sloß, stett und päss vor einfall der veint versehen hat muessen. Deshalben sich irer Mt. zukunft auf gemelten reichstag etwas verzogen hat und ir Mt. erst bey kurzen tagen hieherkumen ist, der maynung, sich auf den reichstag gen Augspurg zu verfügen, wie dann ir ksl. Mt. eur ftl. Gn. hiemit deshalben schreibt [Nr. 80].

[2.] Es hat auch H. Eberhart Senft, ir ksl. Mt. hofcaplan, irer Mt. angezeigt, daz eur ftl. Gn. ksl. Mt. zu eren und wolgefallen, wo anderst ksl. Mt. persondlichen kume, auf solhen reichstag zu kumen willig sey. Dieweil nu aber kein zweifel ist, daz ksl. Mt., ob Got wil, in aigner person kumen wirdet, so wais sich eur ftl. Gn. ksl. Mt. zu gevallen daryn wol zu halten und nicht aussenbleiben, als sich die ksl. Mt. des ungezweifelt zu eur ftl. Gn. versicht.

[3.] Ich wollt eur ftl. Gn. gern vil neu zeitungen schreiben. So ist diser zeit nichts sonders vorhanden, wann der ksl. Mt., auch des Kg. von Frankreich kriegsfolk zu roß und fuess ungeverlichen bis in 13 000 stark zu Bern ligen und haben bisher ungewitters und der grossen kelten halben gegen den veinten, die dann auch in starker anzal zu roß und fuess auf drey und vier meil weegs in etlichen flecken von Bern ligen und sich etlicher massen vergraben haben, nichts fruchtbars furnemen mugen. Dieweil sich aber die wettertag widerumb zu gutem schicken, so wirdet das kriegsfolk verrer nicht feiern, sonder die veint teglichen suechen, als sy dann angefangen haben, aber doch noch nichts fruchtpars ausrichten mugen. Es rüst sich auch der Kg. von Frankreich treffenlich, desgleichen rüsten sich ksl. Mt. undertanen an allen grenizen und pässen gegen den veinden. So hat ir ksl. Mt. meinen gn. H. Hg. Erichen von Brunswig widerumb in Friaul abgefertigt, der dann daselbs obrister velthauptman sein soll. Mir zweifelt auch nit, eur ftl. Gn. wais, daz der Hg. von Ferrar den Venedigern ain grosse armada von schiffen abgewonnen hat.

[4.] Sonst wais ich eur ftl. Gn. diser zeit nichts neus zu schreiben, sonder ich bevilh mich eur ftl. Gn. als meinem gnst. H. Verkunt dabey eur ftl. Gn., daz Gf. Wolf von Fürstemberg aus disem zeit abgeschaiden ist. 1 Der almechtig Got welle seiner seel gn. und parmherzig sein. Datum Innsprugg am 24. tag Januarii Ao. etc. im 10.

Anmerkungen

1
 Er starb am 31. Dezember 1509.