Reichstagsakten Mittlere Reihe. Reichstagsakten unter Maximilian I. Band 12. Die Reichstage zu Worms 1513 und Mainz 1517 bearbeitet von Reinhard Seyboth

[1.] Abreise der Vertreter des hessischen Regiments; negative Auswirkungen auf die Schiedsverhandlungen im hessischen Streitfall; [2.] Erneute Klagen Landgf.in Annas d. Ä. von Hessen; [3.] Bitte um Stellungnahme des Ks.

Wien, HHStA, RK, Maximiliana 28 (alt 22) Jan.-Feb. 1513, fol. 157–158, Orig. Pap. m. S.

[1.] /157a/ Allergnst. Ks., wir verkünden eur ksl. Mt. undertäniglich und beswärlich, daz sich die verordenten des regiments von Hessen, so bishere in der hessischen irrung hie gehandelt, gestern [22.2.13] morgens erhebt haben und hie weg anhaim gezogen sein on unser wissen und willen, dann daz sy uns ain schreiben [liegt nicht vor] hinder in gelassen, daz mir,[Wilhelm von] Rappoltstain, nach irm abschid durch ainen knecht – nit waiß ich, wer der ist – ungevärlich in der kirchen hinder der meß geantwort worden. Darin sy uns solhen irn abschid mit erzelung etlicher vermainten ursachen angezaigt haben. Des wir eur Mt. hiemit ain copei zuesenden. Solh ir wegziehen bedenken wir nit allain der hessischen irrung zu verhinderung und anhang, sunder auch zuvor eur Mt. und uns an eur Mt. statt verachtlich und schimpflich. Dann eur Mt. hat nu vor langer zeit durch unser schreiben und darzu ietzo jüngst bey dem probst von Wetzflar [Johann von Dalheim] underricht emphangen, was gestalt, sopald wir, Hg. Ludwig [von Bayern], Rappoltstain und Gabriel Vogt, herkumen sein, in der hessischen sach durch uns mit vil vleiss und mue gehandelt ist und so weyt, daz wir furter nit gemugt und eur Mt. umb derselben gemuet und entschaid vil mal geschriben. Und haben nemblich bey derselben handlung den gesandten von regenten /157b/in eur Mt. namen ernstlich furgesagt und aufgelegt, kainswegs von hynn zu verrücken, bis uns eur Mt. beschaid käme und darauf zu end der sachen gehandelt werden möcht, doch mit dem furhalten, daz sy gestalt der handlung und ir notturften in Hessen schreiben und darauf widerumb furderlich beschaid erlangen möchten. Haben auch sonderlich Jörgen von Hotzfelden [= Hatzfeld], der desselben mals begeret, persondlich umb beschaid in Hessen zu ziehen, solh sein furnemen verpoten und abgestellt. Darauf sy nu bishere hie verharrt, deshalben wir irs abschids nit gesorgt. Das habn wir eur ksl. Mt. nit verhalten wellen. Und wär dannocht unser undertänig guetbedünken, daz eur Mt. den regenten dermassen zuegeschriben, daraus sy verstuenden, das eur Mt. solhs irs haimlichen abschids nit gefallen hetn und das der eur Mt., auch uns zu schimpf und verachtung raichet sambt der verhinderung und verzug, so in der hessischen irrung auf eur Mt. spruch zu Collen1 durch sy daraus geursacht wirdet.

[2.] Alspald nu unser gn. H. und frau Landgf. Wilhalm und sein gemahel [Landgf.in Anna d. Ä.] von Hessen solhen der regenten abschid vernomen, haben sy von stund an die irn zu uns geschickt, uns solhen abschid entdeckt,/158a/sich des mit schrecken beswärt und darbei ir groß, erparmlich mangl und geprechen, wie vor oft, nit allain der haubtsach, sunder auch irer leibsnarung halben geklagt und uns darbey ain schrift [liegt nicht vor] überantwort und gepeten, eur ksl. Mt. der regenten abschid zu erkennen zu geben, und daneben solich ir schrift an eur Mt. gelangen zu lassen. Das tuen wir hiemit undertänigist.

[3.] Wir haben wol gesorgt, eur Mt. verzug uns zu lang mit eur Mt. beschaid auf unser handlung und underricht, so wir nu wol vor fünf wochen eur Mt. getan und nye kain puestaben von eur Mt. darauf emphangen, bis eur Mt. den probst von Wetzflar gefordert haben. Wie nu der spruch von Collen volzogen oder weiter in den sachen gehandelt werden oder wie sich die armen Landgf. und Landgf.in erhalten sollen und mugen, wissen wir fürwar nit zu bedenken, warten aber darauf eur Mt. gn. maynung, fursehung und beschaids. Geben zu Wormbs am 23. tag Februarii Ao. etc. im 13. jar.

Anmerkungen

1
 Siehe Nr.137, Anm. 1.